Produkttest: High-End-Prozessor AMD "Athlon 64 FX-57"

28.06.2005
Unsere Schwesterpublikation PC-WELT hat den neuen High-End-Prozessor "Athlon FX-57" von AMD getestet. Lesen Sie hier mehr über die momentan schnellste Desktop-CPU:

Unsere Schwesterpublikation PC-WELT hat den neuen High-End-Prozessor "Athlon FX-57" von AMD getestet. Lesen Sie hier mehr über die momentan schnellste Desktop-CPU:

Mehr als 1000 Euro verlangt AMD für den FX-57. Zu viel? Die PC-WELT-Testredaktion lässt die 2,8-GHz-CPU gegen die schnellsten Ein- und Zweikern-Variante von AMD und Intel antreten, die in der selben Preisklasse spielen.

Frischzellenkur

Runderneuert schickt AMD seine aktuell taktstärkste CPU Athlon 64 FX-57 ins Rennen:

Der 2,8-GHz-Prozessor basiert auf dem „San Diego“-CPU-Kern und beherrscht jetzt auch die von Intel lizenzierte SSE3-Befehlssatzerweiterung. AMD fertigt den FX-57 im 90-Nanometer-Verfahren in Dresden und kann so auf knapp 155 Quadratmillimetern 114 Millionen Schaltkreise unterbringen.

Erwähnenswert ist noch die bei der Fertigung genutzte Technik SOI (Silicon-on-Insulator): Mit Hilfe einer Oxid-Schicht bekommt jedes einzelne Bauelement eines Schaltkreises eine vollständige dielektrische Isolation verpasst. So reduziert SOI die gefürchteten Leckströme und sorgt für eine geringere Verlustleistung. Grau ist alle Theorie, denn trotz kleinerer Strukturen (90 statt 110 Nanometer) sowie SOI hat der FX-57 eine deutlich höhere maximale Verlustleistung als sein Vorgänger FX-55: sie steigt um fast 17 Prozent auf ungesunde 104 Watt. Allerdings verbraten alle anderen 1000-Euro-Prozessoren noch mehr Strom (siehe Tabelle)

Maximale Verlustleistung der 1000-Euro-Prozessoren

Prozessor

MTP/TDP 1)

Athlon 64 FX-57

104 Watt

Pentium 4 3,73 EE

115 Watt

Athlon 64 X2 4800+

110 Watt

Pentium EE 840

130 Watt


1) MTP: Maximal Thermal Power (AMD), TDP: Thermal Design Power (Intel)

Ansonsten bleibt technisch alles wie gehabt: Der Athlon 64 FX-57 greift auf 128 KB L1- sowie 1024 KB L2-Cache zurück. Der Sockel-939-Prozessor unterstützt dank des integrierten 128 bit breiten RAM-Controllers Arbeitsspeicher im Zweikanal-Modus. Die Hypertransport-Schnittstelle arbeitet mit 250 MHz. Da sie jedoch sowohl bei steigender als auch fallender Flanke eines Taktsignals jeweils zwei Datenpakete überträgt, und das zudem noch in beide Richtungen, beträgt der effektive „Front Side Bus“ theoretisch 2000 MHz. Ebenfalls serienmäßig ist die 32-/64-Bit-Unterstützung, der Energiesparmodus sowie der Schutz vor Buffer-Overflows – sofern das Betriebssystem mitspielt.

Verfügbarkeit und Preis

Laut AMD soll der Athlon 64 FX-57 sofort verfügbar sein - die PC-WELT-Testredaktion bezweifelt das:

Beim Mix Computerversand ist die 2,8-GHz-CPU zwar schon seit ein paar Tagen gelistet, allerdings frühestens ab Mitte Juli auch tatsächlich lieferbar. Mit einem Nettopreis von 1057,29 Euro stellt der Athlon 64 FX-57 gleich mal einen neuen Rekord bei Desktop-CPUs auf – selbst die teuersten Zweikern-CPUs von AMD und Intel sind billiger.

Prozessoren der 1000-Euro-Klasse

Prozessor

Preis (Euro)

Athlon 64 FX-57

1060

Pentium 4 3,73 EE

1000

Athlon 64 X2 4800+

980

Pentium EE 840

1000

Testfeld und Plattformen

1000-Euro-Prozessoren im Wettstreit: Zum Test trat der Athlon 64 FX-57 gegen Intels schnellste Einkern-Variante Pentium 4 3,73 GHz Extreme Edition an. Und wer so teuer ist, der muss sich auch dem Vergleich mit den Dualcore-Spitzenmodellen AMD Athlon 64 X2 4800+ sowie Intel Pentium Extreme Edition 840 stellen.

Der Athlon 64 FX-57 nahm in der bewährten AMD-Testplattform der PC-WELT-Testredaktion Platz, die auf der MSI-Platine K8N Diamond basiert, während sich der Pentium 4 3,73 GHz Extreme Edition in der D925XECV2-Hauptplatine zu Hause fühlen durfte. Die Zweikern-Varianten werkelten in der Asus A8N-SLI Deluxe (Athlon 64 X2 4800+) beziehungsweise Intel D955XBK (Pentium Extreme Edition 840).

Beide AMD-Testrechner bestückte die PC-WELT-Testredaktion mit 2 x 512 MB PC-400-DDR-SDRAM (CL2). Die Intel-Hauptplatinen griffen auf 2 x 512 MB DDR2-SDRAM des Typs PC533 (CL4) respektive PC667 (CL5) zurück. Ausser der Hauptplatine und dem Speicher verwendete die PC-WELT-Testredaktion die gleichen Komponenten, die beim PC-WELT-Prozessortest zum Einsatz kommen.

Testergebnisse: Sysmark 2004

Die PC-WELT-Testredaktion betrachtet zwei Teilbereiche des Benchmarks. Im Abschnitt „Office Productivity“ laufen klassische Büroanwendungen wie Word und Excel. Klar, dass Sie für diese Programme keinen 1000-Euro-Prozessor benötigen, die Geschwindigkeitsunterschiede sind also nur theoretischer Natur, erlauben aber Rückschlüsse auf die rohe Rechenleistung. Der Pentium 4 3,73 GHz Extreme Edition behauptet seine Spitzenposition im Testfeld. An zweiter Stelle, mit einem Abstand von etwa 11 Prozent, landen die beiden AMD-CPUs. Die rote Laterne geht an Intels Zweikern-Variante.

Im Teilbereiche ”Internet Content Creation” des Benchmarks Sysmark 2004 finden sich einige Programme, die mehrere Aufgaben parallel abarbeiten, etwa Adobe Photoshop, 3D Studio Max und der Windows Media Player. Deshalb hat der Athlon 64 FX-57 keine Chance gegen die Zweikern-CPU, die 20 (Athlon 64 X2 4800+) respektive 10 Prozent (Pentium EE 840) schneller sind. Auf Augenhöhe hingegen ist der FX-57 gegenüber seinem Einkern-Rivalen Pentium 4 3,73 GHz Extreme Edition.

Prozessor

Office Productivity (Punkte)

Internet Content Creation (Punkte)

Athlon 64 FX-57

172

248

Pentium 4 3,73 EE

194

250

Athlon 64 X2 4800+

173

313

Pentium EE 840

163

277

Testergebnisse: Cinebench 2003 Rendering

Wie schnell die CPU Lichtquellen und deren Schattenwurf berechnet, überprüft der Rendering-Test von Cinebench 2003 von Maxon. Hier ist besonders Fließkomma-Leistung gefragt. Insgesamt sind 35 Lichtquellen zu berechnen.

Im ersten Durchlauf darf der Benchmark nur einen Prozessorkern nutzen (Single-Threaded), im zweiten Durchlauf alle physikalischen und virtuellen Kerne (Multi-Threaded). Der Athlon 64 FX-57 dominiert im Single-Threaded-Modus das Testfeld, sobald allerdings die Zweikern-CPUs alle Rechenwerke nutzen dürfen, sieht er ziemlich alt aus: Der Athlon 64 X2 4800+ war 61 Prozent, und der Pentium EE 840 knapp 55 Prozent flotter. Dank Hyperthreading – ein physikalischer Kern teilt sich in zwei virtuelle Prozessorkerne auf – konnte nun auch der Pentium 4 3,73 GHz Extreme Edition zum Athlon 64 FX-57 aufschließen.

Prozessor

Rendering Single-Threaded (Punkte)

Rendering Multi-Threaded (Punkte)

Athlon 64 FX-57

397

397

Pentium 4 3,73 EE

326

393

Athlon 64 X2 4800+

341

641

Pentium EE 840

284

615

Testergebnisse: Cinebench 2003 Open GL HW

Im zweiten Cinebench-Test Open GL HW sind zwei Animationen zu berechnen, die aus 1046 Objekten mit 37.000 Polygonen beziehungsweise zwei Objekten mit insgesamt 70.000 Polygonen bestehen. Da der Prozessor hier nur die Geometrie und Position der Lichtquellen ermittelt und an die Grafikkarte weiterleitet, können die Zweikern-CPUs sich nicht in Szene setzen.

Dank seiner exzellenten Rechenleistung pro Megahertz setzte sich der Athlon 64 FX-57 an die Spitze, der Abstand zum Einkern-Rivalen betrug immerhin fast 12 Prozent.

Prozessor

Open GL HW (Punkte)

Athlon 64 FX-57

4331

Pentium 4 3,73 EE

3824

Athlon 64 X2 4800+

3976

Pentium EE 840

3459

Testergebnisse: Nero Recode 2

Wie schnell der Prozessor DVD-Filme eindampft, prüfen wir mit Nero Recode 2.2.6.9 von Ahead . Wir messen, wie lange die Recodierungs-Software benötigt, um den auf der Festplatte vorliegenden, 4 GB großen DVD-Film Nikita auf 3 GB einzudampfen.

Auch hier hängt der Athlon 64 FX-57 Intels Pentium 4 3,73 GHz Extreme Edition ab und benötigte knapp 7 Prozent weniger Zeit. Gegen die Zweikern-Prozessoren muss er sich allerdings wieder einmal geschlagen geben. Mit dem zweiten Rechenwerk erarbeitete sich der Athlon 64 X2 4800+ eine Zeitgutschrift von knapp 20 Prozent und der Pentium EE 840 gar von fast 37 Prozent.

Prozessor

Nero Recode 2 (Sekunden)

Athlon 64 FX-57

339

Pentium 4 3,73 EE

363

Athlon 64 X2 4800+

272

Pentium EE 840

215

Testergebnisse: Science Mark 2.0

Mit dem symmetrischen Kryptographie-Verfahren AES (Advanced Encryption Standard) des Benchmarks Science Mark 2.0 prüft die PC-WELT-Testredaktion, wie schnell der Prozessor Daten verschlüsselt. Bei dem AES-Test kommen variable Schlüssellängen zwischen 128 bis 256 Bit zum Einsatz. Der Benchmark ermittelt den durchschnittlichen Datendurchsatz in MB pro Sekunde.

Da es sich um einen einzigen Prozess handelt, der nicht in mehreren Unterprozessen parallel abgearbeitet werden kann, ergibt sich für die Zweikern-Prozessoren kein signifikanter Vorteil. Folgerichtig setzt sich der Athlon 64 FX-57 als effizienter Rechenkünstler gegen die Konkurrenz durch und enteilte dem Pentium 4 3,73 GHz Extreme Edition um 26, dem Athlon 64 X2 4800+ um 12 und dem Pentium EE 840 gar um fast 50 Prozent.

Prozessor

Science Mark 2.0, Verschlüsselung (MB/s)

Athlon 64 FX-57

159

Pentium 4 3,73 EE

126

Athlon 64 X2 4400+

142

Pentium EE 840

107

Testergebnisse: Doom 3

Wie dieser und die beiden folgenden Tests klar zeigen, ist der Athlon 64 FX-57 mit Abstand der schnellste Prozessor für 3D-Spiele. Auch die Zweikern-Prozessorgarde hat hier nichts zu vermelden - Spiele, die die Rechenarbeit des Prozessors in mehrere parallele Prozesse aufspalten, existieren noch nicht. Die Leistung des zusätzlichen Kerns verpufft hier also ungenutzt. Das gilt auch für den Ego-Shooter Doom 3, der stellvertretend für alle Spiele unter Open GL steht.

Bei einer Auflösung von 1024 x 768 Bildpunkten war der Athlon 64 FX-57 rund 21 Prozent flotter als Intels Pentium 4 3,73 GHz Extreme Edition. Im Vergleich zu den Zweikern-CPUs betrug der Abstand gut 10 (Athlon 64 X2 4800+) beziehungsweise satte 36 Prozent (Pentium Extreme Edition 840). Steigt die Auflösung auf 1280 x 1024 Bildpunkte, rückt das Testfeld näher zusammen. Verantwortlich dafür könnte die limitierend eingreifende Grafikkarte sein. Aus diesem Grund werden wir in Kürze unsere Testplattform aufrüsten, und die aktuellen Karten mit dem Nvidia-Chip Geforce 6800 GT durch Modelle mit dem Geforce 7800 GTX ersetzen.

Prozessor

1024 x 768 x 32 (Bilder/s)

1280 x 1024 x 32 (Bilder/s)

Athlon 64 FX-57

108

84

Pentium 4 3,73 EE

89

75

Athlon 64 X2 4800+

98

78

Pentium EE 840

79

70

Testergebnisse: Far Cry

Stellvertretend für moderne Direct-X-9-Spiele steht der Actionknaller Far Cry.

Der Athlon 64 FX-57 zieht bei einer Auflösung von 1024 x 768 Bildpunkten dem Testfeld davon. Er war ebenfalls rund 21 Prozent flotter als Intels Pentium 4 3,73 GHz Extreme Edition. Im Vergleich zu den Zweikern-CPUs betrug der Abstand knapp 10 (Athlon 64 X2 4800+) beziehungsweise fast 34 Prozent (Pentium Extreme Edition 840). Wie schon bei Doom 3 rückt das Testfeld zusammen, wenn die Auflösung auf 1280 x 1024 Bildpunkte steigt.

Prozessor

1024 x 768 x 32 (Bilder/s)

1280 x 1024 x 32 (Bilder/s)

Athlon 64 FX-57

146

105

Pentium 4 3,73 EE

120

98

Athlon 64 X2 4800+

133

99

Pentium EE 840

109

95

Testergebnisse: Unreal Tournament 2004

Das Spiel Unreal Tournament 2004 benötigt sehr viel Prozessorleistung, damit die virtuellen Gegner (Bots) auch clever agieren. Deshalb skalieren die Testergebnisse auch bei der höheren Auflösung sehr schön.

Die 3D-Krone schnappt sich auch hier der Athlon 64 FX-57. Er lag bei einer Auflösung von 1024 x 768 Bildpunkten demütigende 41 Prozent vor Intels Pentium 4 3,73 GHz Extreme Edition, den Pentium EE 840 deklassiert er gar mit mehr als 65 Prozent Vorsprung. Da fiel der Unterschied zum Athlon 64 X2 4800+ mit einem Tempoplus von rund 16 Prozent geradezu moderat aus. Kaum bessere Ergebnisse erzielten die unterlegenen Testprobanten, wenn die Auflösung auf 1280 x 1024 Bildpunkte steigt. Klarer Sieger: Athlon 64 FX-57.

Prozessor

1024 x 768 x 32 (Bilder/s)

1280 x 1024 x 32 (Bilder/s)

Athlon 64 FX-57

144

136

Pentium 4 3,73 EE

102

99

Athlon 64 X2 4800+

124

117

Pentium EE 840

87

84

Fazit

1060 Euro, also rund 2000 Mark. Das ist ein Haufen Geld für einen Prozessor. Zu viel für eine CPU, die noch nicht einmal zwei Kerne hat? In den meisten Fällen würde die PC-WELT Testredaktion die Frage mit ja beantworten. Genug Rechenleistung für alle gängigen Anwendungen bietet ja bereits die 200-Euro-Klasse. Wer allerdings 550 Euro für eine Karte mit Nvidias neuem Superchip Geforce 7800 GTX investiert, der möchte das Rendermonster auch gerne ausreizen. Und der einzig adequate Partner dafür ist derzeit der Athlon 64 FX-57. Wobei noch nicht abzuschätzen ist, ob selbst der FX-57 eine SLI-Konfiguration auf 7800-GTX-Basis womöglich ausbremst.

Und natürlich ist der Athlon 64 FX-57 auch interessant für Computernutzer, bei denen sich das letzte Quäntchen Mehrleistung positiv im Geldbeutel bemerkbar macht. Allerdings nur, wenn dabei Single-Threaded-Software eine zentrale Rolle spielt. Andernfalls sind die Zweikern-Angebote von AMD und Intel die bessere Wahl – sofern Sie einen der raren Dualcores ergattern können.

"AMD ist billiger als Intel" - ein Satz für die Mottenkiste. Schon seit längerem lässt sich AMD erstklassige Rechenleistung auch erstklassig bezahlen. Das gilt nicht nur für die Spitzenmodelle, auch der Einstieg in die Zweikern-Klasse ist im Vergleich zu Intel bei AMD mehr als doppelt so teuer. (bb)