Produkttest: Mini-PC mit GPS Asus R2H

02.01.2007 von Thomas Rau
Der ultra-mobile PC Asus R2H soll das perfekte mobile Arbeits- und Unterhaltungsgerät sein. Doch im Test bleibt von diesen Versprechungen wenig übrig.

Der ultra-mobile PC Asus R2H soll das perfekte mobile Arbeits- und Unterhaltungsgerät sein. Doch im Test bleibt von diesen Versprechungen wenig übrig.

von Thomas Rau, PC-Welt

Testbericht

Mit Asus wagt nun ein zweiter Hersteller einen Versuch mit dem Ultra-Mobile PC (UMPC). Samsung brachte im Frühjahr 2006 den ersten UMPC in Deutschland auf den Markt: Bereits auf der CeBIT hatten Microsoft und Intel für den neuen Formfaktor getrommelt, der unter dem Codenamen „Origami“ entwickelt wurde.

Beim Q1 hatten wir in unserem Test die geringe Rechenleistung und die spärliche Ausstattung bemängelt. Asus hat dem R2H mehr Funktionen spendiert, unter anderem soll er dank integrierter GPS-Antenne als Navigationssystem dienen. Ob der Asus R2H das Konzept UMPC entscheidend voranbringt, klärt unser ausführlicher Test.

Handhabung, Tempo, Mobilität

Handhabung: Der Asus R2H lässt sich sehr bequem mit zwei Maustasten auf der linken und dem Trackpoint auf der rechten Seite bedienen. Weitere Shortcut-Tasten, die zum Beispiel ein Menü zum Anpassen von Helligkeit, Lautstärke oder Auflösung öffnen, sind ebenfalls leicht zu erreichen. Auf diese Weise muss man zur Navigation nur selten Stift und Touchscreen bemühen.

Die Eingabe handschriftlicher Notizen funktioniert beim Asus R2H wie bei den meisten anderen Tablet-PCs gewohnt zuverlässig. Selbst wenn man beim Schreiben die Hand auf dem druckempfindlichen Display ablegt, bleibt die Erkennungsrate hoch. Der Samsung Q1 machte in diesem Fall größere Probleme.

Die Dial-Keys, eine in den unteren Display-Ecken eingeblendete On-Screen-Tastatur, sind dagegen deutlich weniger bequem zu bedienen. Sie muss man aber nur selten bemühen, zum Beispiel während einer Neu-Installation des Betriebssystems, da der Stift hier nicht funktioniert.

Tempo: Dass die Rechenleistung des mobilen Celeron-Prozessors nicht mehr zeitgemäß ist, bemerkt man bereits beim normalen Arbeiten mit Windows-Programmen. Auch die langsame Festplatte trägt dazu bei: Das Starten von Programmen dauert auf dem Asus R2H sehr lange, beim Booten vergehen über drei Minuten, bis der UMPC einsatzbereit ist – auch weil Asus viele Tools in den Autostart-Ordner packt. Daher versetzt man den R2H besser nur in den Standby-Modus oder in den Ruhezustand, wenn man nicht mit ihm arbeitet: Zum Aufwachen braucht er dann nicht länger als ein Standard-Notebook.

Asus baut übrigens schnellen DDR2-667-Speicher ein, obwohl der Chipsatz höchstens DDR2-400 unterstützt: Daher läuft das RAM auch nur mit 200 MHz. Trotz der spärlichen Rechenleistung ist aber das Abspielen von Musik- und Videodateien problemlos möglich.

Mobilität: Mit einem Gewicht von 900 Gramm ist der Asus R2H zwar sehr leicht. Aber wegen seines DINA5-Formats passt er nicht in die Jackentasche – zum Transport benötigt man also wie bei einem Notebook immer noch eine extra Tasche. Trotz der stromsparenden Komponenten verbrauchte der UMPC im Akkutest rund 12 Watt – das erreichen auch viele Sub-Notebooks. Allerdings lief der Asus R2H ohne Netzstrom nur 1:42 Stunden - für den mobilen Einsatz viel zu wenig.

Ausstattung, Navigationsfunktion, Ergonomie

Ausstattung: Über einen beigelegten Adapter lässt sich der UMPC an einen externen VGA-Monitor anschließen, einen TV-Ausgang bietet er ebenfalls. Von den drei USB-Buchsen ist eine als Mini-Buchse ausgelegt, an die beispielsweise die optional erhältliche Falt-Tastatur oder ein externes optisches Laufwerk passt.

Dank Fast Ethernet-Anschluss, Bluetooth 2.0+ EDR und 11g-WLAN, eignet sich der R2H als mobile oder stationäre Surfmaschine. Allerdings würde man sich noch ein integriertes UMTS/HSDPA-Modul zum Surfen per Mobilfunk wünschen: Mangels PC- oder Expresscard-Schnittstelle lässt sich nicht einmal ein externes UMTS/HSDPA-Modem nachrüsten.

Außerdem wartet der Asus R2H mit einer Web-Cam und einem Fingerprint-Scanner auf, der aber ungünstig oben links positioniert ist: Im Alltags-Betrieb berührt man ihn deswegen des Öfteren versehentlich.

Für den Schreibtisch-Betrieb legt Asus eine Aufstellhilfe aus Kunststoff bei – die wirkt aber billig und wenig stabil: Der ausklappbare Ständer des Samsung Q1 gefiel uns deutlich besser – ebenso übrigens wie das Gehäuse des Q1: Der R2H besitzt zwar ein solides Gehäuse aus gebürstetem Aluminium, sieht aber bei weitem nicht so schick und trendy wie Samsungs UMPC aus.

Als großes Highlight des R2H bewirbt Asus die Navigationsfunktion: Die ausklappbare GPS-Antenne befindet sich links oben am Gehäuse. Obwohl ein SirfStar-III-Chipsatz im R2H arbeitet, dauert es teilweise recht lange, bis er ein GPS-Signal empfing. Auch in Tunnels ging das Signal sehr schnell verloren. Im Praxistest kam es oft vor, dass GPS-Empfänger und Routing-Software ungenau zusammenarbeiteten: Das beigelegte Microsoft Autoroute 2006 – übrigens in einer englischsprachigen Version – gab dann eine Warnung aus, dass man sich nicht mehr auf der Route befinde, weil das Satellitensignal den Wagen einige Meter neben der Straße lokalisierte. Überdies war die Routing-Software furchtbar umständlich zu bedienen und unflexibel – zum Beispiel berechnet sie bei Fehlfahrten nicht automatisch eine neue Route, sondern meckert nur, dass man „Off Route“ sei. Wenn die Routenführung funktionierte, kamen die Fahranweisungen zwar rechtzeitig, sind aber sehr knapp gehalten und klingen zu leise und blechern.

Ergonomie: Das spiegelnde 7-Zoll-Display des R2H ist sehr ungleichmäßig ausgeleuchtet - die maximale Helligkeit, die er in der Displaymitte bietet, würde für bequemes Arbeiten unter freiem Himmel ausreichen. Zu den Rändern fällt die Helligkeit aber stark ab – so kann man draußen auf dem UMPC nur bei Bewölkung etwas erkennen. Insgesamt war die Displayqualität mittelmäßig, besonders Farben wirkten sehr dunkel und wenig differenziert.

Ein weiteres Handicap ist die ungewöhnliche Auflösung (800 x 480 Pixel) des R2H mit der Windows manchmal nicht zurechtkommt: Einige Menübuttons lassen sich deshalb zum Beispiel nicht erreichen. Der Lüfter läuft ständig, ist aber recht leise. Allerdings genügt er nicht aus, um die gesamte Abwärme rasch aus dem Gehäuse zu befördern, denn dieses wird im Betrieb schnell spürbar warm – unangenehm bei einem Gerät, das man im Betrieb ständig in der Hand hält.

Fazit

Auch der zweite UMPC-Versuch ist ein Fehlschlag - außer als sehr günstiger und leichter Tablet-PC. Immerhin geht der Asus R2H als handliche Surf-Station durch – hier gibt es aber deutlich günstigere Alternativen.

Aufgrund der geringen Rechenleistung kann er für die produktive Arbeit ein Sub-Notebook nicht ersetzen. Die Navigationsfunktion klingt zwar auf dem Papier interessant, in der Praxis erweist sie sich aber als unbrauchbar und kann einem Stand-Alone-Navi nicht das Wasser reichen.

Testergebnisse und Technische Daten

Sub-Notebook

Asus R2H

Preis-Leistungs-Note

3,1

Leistungsnote *)

3,4

Anbieter

Asus

Weblink

www.asus.de

Preis

rund 900 Euro

Hotline

02102/959910

Garantie

24 Monate

*) Leistungsnote: In diese Bewertung geht nur die reine Leistung eines Gerätes, nicht aber sein Preis ein. Die Leistungsnote setzt sich aus den Teilnoten Tempo (15%), Ausstattung (20%), Akkulaufzeit (20%), Handhabung (15%), Ergonomie (20%) und Service (10%) zusammen.

BEWERTUNG (Schulnoten 1-6)

Tempo (10%)

5,0

Ausstattung (12,5%)

3,2

Akkulaufzeit (17,5%)

5,0

Handhabung (17,5%)

2,8

Ergonomie (20%)

1,9

Service (10%)

3,1

Preis (12,5%)

1,0

Gesamtergebnis

3,1

PC-WELT-TESTERGEBNISSE

Wie wir testen

Benchmarks

Sysmark 2004

80 Punkte

(Best 204 Punkte)

3D Mark 03

20 Bilder/s

(Best 59 Bilder/s)

Akkulaufzeit

1:42 Stunden

(Best 8:48 Stunden)

Display

Max. Helligkeit

171 cd/m²

(Best 238 cd/m²)

Min. Helligkeit

5,0 cd/m²

(Best 1,0 cd/m²)

Helligkeitsverteilung

75,4%

(Best 88,9%)

#WERT!

Betriebsgeräusch

Ruhe

26,3 dB(A)

(Best 19,0 dB(A))

Last

27,0 dB(A)

(Best 21,5 dB(A))

Gewicht

Notebook

0,900 kg

(Best 0,900 kg)

Netzteil

0,360 kg

(Best 0,300 kg)

DIE TECHNISCHE DATEN

Prozessor

Intel Celeron M 353 (0,9 GHz)

Arbeitsspeicher

768 MB, DDR2-667

Grafikchip

Intel GMA 900 (64 MB vom Arbeitsspeicher)

Display

7 Zoll, 800 x 480

Festplatte

Hitachi Travelstar C4K60; 57,2 GB

Laufwerk

-

Kommunikation

Ethernet 10/100, WLAN (802.11g), Bluetooth

Betriebssystem

Windows XP Tablet PC Edition 2005

Schnittstellen

1 Mini-VGA, 1 TV-Out, 3 USB 2.0, 1 Mikrofon, 1 Kopfhörer, 1 Netzwerk, 1 Speicherkartenleser (SD), 1 Fingerprint-Scanner

(pc-welt/bb)