Pinnacle PCTV 200e im Praxistest

24.06.2005
Das Überall-Fernsehen DVB-T hält in immer mehr Regionen Einzug. Ein externer DVB-T-Receiver für PC und Notebook kommt von Pinnacle und heißt PCTV 200e. Wir haben das schick designte Gerät unter die Lupe genommen und waren angenehm überrascht.

Nettes Design - aber stimmt auch die Technik?

"Aufklappen, Anstecken und los geht's" verspricht die Pinnacle-Werbung für den externen DVB-T-Receiver PCTV 200e, der pünktlich zum DVB-T-Start in Nürnberg, München und Oberbayern in die Läden gekommen ist. Wir haben getestet, ob's wirklich so einfach geht.

Die DVB-T-Karte Pinnacle PCTV 200e bietet neben digitalem terrestrischen Fernsehempfang auch die Möglichkeit, Sendungen aufzuzeichnen oder über eine Timeshift-Funktion zeitversetzt anzusehen. Dabei zeichnet der Rechner die aktuelle Sendung im Hintergrund auf und spielt Sie zeitversetzt ab. Sie können so Werbepausen überspringen oder nach einer Unterbrechung (etwa durch ein Telefonat) an der gleichen Stelle wieder ansetzen, auch wenn die Sendung noch nicht beendet ist. Außerdem lassen sich mit der beiliegenden Mediacenter-Software die auf dem Rechner gespeicherten Film-, Video- und Audiodateien abspielen.

Das externe Gerät überzeugt durch seine kompakte Bauform – Karte und Antenne lassen sich über ein Scharnier zusammenklappen – und durch gutes Design. Auch für den Einsatz unterwegs eignet sich der Receiver aufgrund seiner Empfangseigenschaften und seiner technischen Daten gut.

Stromversorgung über USB-Port

Beim Auspacken der Karte, die wir bereits auf der diesjährigen Cebit als Vorserienmodell in Aktion bewundern konnten, gibt's erst mal etwas Bastelarbeit. Zur Vermeidung von Interferenzen liegen zwei Ferrit-Clips bei, die jeweils um ein Ende des USB-Kabels gesteckt werden. So viel vorweg: Diese Clips brachten in unseren Tests keine nennenswerten Verbesserungen, können aber bei widrigen Empfangsbedingungen weiterhelfen.

Die TV-Karte wird über ein Steckscharnier mit der aktiven Antenne aus dem Hause Hirschmann verbunden. Von der Antenne waren wir recht angetan – sowohl an dieser Karte als auch an anderen Receivern. In beiden Fällen sicherte die Antenne einige Prozentpunkte mehr Empfang als andere Antennen, etwa die Technisat TT 1. Wer jedoch über eine Hausantenne verfügt, die er einsetzen will oder aufgrund der Empfangsbedingungen muss, findet im Lieferumfang auch einen passenden Adapter auf einen normalen Antennenanschluss. In einigen Gebieten, die vom Fernsehturm weit entfernt sind oder aus höhengeographischen Gründen ungünstig liegen, werden Sie ohnehin nicht ohne eine externe Dachantenne auskommen.

Einfach eingerichtet

Neben der TV-Karte und der Antenne findet sich eine Fernbedienung in der Schachtel. Die wirkt ziemlich groß und klobig, ist aber gerade aufgrund der großen Tasten mit wahrnehmbarem Druckpunkt gut zu bedienen. Ein Netzteil gibt's nicht – und das ist auch der eigentliche Vorteil der PCTV 200e. Receiver und Antenne beziehen ihren Strom über den USB-Port. Um das Gerät auch sinnvoll am Notebook betreiben zu können, liegt außerdem ein Kunststoff-Clip bei, der sich oben am TFT-Bildschirm befestigen lässt.

Auf den Betrieb am Notebook ausgerichtet ist leider auch das USB-Kabel. Für den Unterwegs-Einsatz mag ein 1-Meter-Kabel praktisch sein, für den Einsatz am Tower, der möglicherweise unter dem Tisch steht, ist es mindestens ärgerlich. Ein Verlängerungskabel oder gleich zwei passende Kabel in unterschiedlichen Längen wären schön gewesen.

Die Dokumentation ist eher knapp, aber ausreichend. Für's Zusammenbauen reicht ein mehrsprachiges Anleitungsposter, dessen deutsche Version gerade einmal eine DIN-A3-Seite groß ist. Mehr ist auch tatsächlich nicht nötig. Der externe Receiver und die Antenne - oder wahlweise der Antennenstecker für eine Hausantenne - werden miteinander verbunden, danach wird das Gerät an den USB-Anschluss des Rechners angeschlossen und fertig. Das Anschließen eines Stand-alone-DVB-T-Receivers ist auch nicht einfacher - im Gegenteil.

Ordentlicher Empfang

Die Installation der Software erfordert etwas mehr Zeit – und eine große Festplatte. Neben einer CD mit der abgespeckten Studio-9-Version Pinnacle Studio Quickstart gibt's eine CD mit Treibern und der Media-Center-Software 3.1. Die legen wir ins Laufwerk und werden erst einmal ausgebremst. Das XP-Servicepack 2 fehlt auf dem Rechner - und die Pinnacle-Software ist da unerbittlich.

Danach geht's zwar nicht schnell, aber immerhin zügig weiter. Die Media-Center-Software und diverse Utilities landen auf dem Rechner, insgesamt über 500 MB Daten. Das ist für eine TV-Anwendung schon viel – immerhin lässt sich über die benutzerdefinierte Installation einiges an Platz sparen. Beim ersten Start sucht sich die Karte alle verfügbaren DVB-T-Sender und checkt gleichzeitig zig Dutzend Webradio-Stationen auf ihre Funktion.

Der Empfang in unserem Bürogebäude war mit 24% Signalstärke eher mäßig, daher wurden auch nicht alle Kanäle auf Anhieb gefunden und es kam zu Aussetzern bei Bild und Ton. Beim zweiten Test in der heimischen Wohnung mit richtiger Himmelsrichtung trat dieses Problem nicht auf. Hier machte die Karte selbst am langsamen USB 1.1-Port eine gute Figur und kam auf gute Signalstärkewerte. Tipp: Wenn Sie nicht auf Anhieb sämtliche verfügbaren Sender empfangen können, sollten Sie einen ausführlichen Suchlauf ausführen. Wer noch mit USB 1.1 arbeitet, sollte über ein Upgrade auf USB 2.0 nachdenken. Passende Karten für den PCI-Slot gibt's bereits unter 10 Euro.

Guter Teletext und leicht bedienbarer EPG

Beim Start zeigt das Media-Center übrigens die Signalqualität und die Signalstärke. Unpraktisch dabei ist die niedrige Wiederholrate der Abfrage. So ist es – abgesehen von der schon beschriebenen Kabellängenproblematik – nur schwierig möglich, die Antenne optimal auszurichten.

Ein besonderes Lob verdienen die Videotext- beziehungsweise Teletext-Funktionen des Pinnacle-Receivers. Im Hintergrund werden die Seiten in den Speicher geladen und lassen sich über einfaches Anklicken direkt ansteuern. Die Darstellung erfolgt nicht wie bei anderen Karten im Standardbrowser, sondern in einem eigenen Viewer. Auch der Electronic Program Guide (EPG), über den beispielsweise auch die Programmierung der Aufnahmen vorgenommen wird, überzeugt durch seine einfache Handhabung.

Die Timeshift-Funktion belastet den Prozessor und die Grafikkarte übrigens nur geringfügig mehr als das reine Decodieren des TV-Signals. Dadurch eignet sich der PCTV 200e auch für schwächere Rechner oder wenn im Hintergrund eine andere Anwendung läuft. So lassen sich Filme nicht nur auf Festplatte aufnehmen, sondern auch über die "Direct-to-DVD"-Funktion gleich brennen - praktisch, wenn die Festplatte mal wieder voll ist.

DVB-T-Radio: Deutschland hat Pech gehabt

Stichwort Radio: Etwas irreführend ist der Hinweis "Empfangen Sie digitales Radio" auf der Packung – zumindest ohne den Zusatz, dass dies für Deutschland derzeit nicht möglich ist. Zwar unterstützt DVB-T theoretisch den Empfang von Radiokanälen über die Antenne, die deutschen Landesmedienanstalten haben sich aber darauf geeinigt, zum jetzigen Zeitpunkt keine Radiosender über DVB-T anzubieten und dafür weiter auf das kaum bekannte und wenig verbreitete Digital Audio Broadcasting (DAB) zu setzen.

Doch das Media-Center kann noch deutlich mehr. Beispielsweise lassen sich Filme, Fotos und Audio-Tracks, die auf dem Rechner abgelegt sind, abspielen. Diese müssen zunächst über den Media-Manager importiert und verknüpft werden. Hier lassen sich auch – insbesondere für Fotos und Musik interessant – Playlisten anlegen. Vorbildlich: Sowohl die Datenbank selbst als auch die Playlisten lassen sich über das „Werkzeuge“-Menü sichern und aus einem Backup wiederherstellen.

Fazit: Spitzengerät mit kleinen Schwächen

Der Pinnacle-DVB-T-Receiver hat uns überzeugt. Das Teil ist formschön, die Antenne ist gut auf den Receiver abgestimmt und der Empfang stimmt. Einige kleine Schwächen, etwa die langsame Signalstärke-Abfrage wird der Hersteller wohl im Laufe der Zeit korrigieren. Ein klares Plus ist die Software: So war Pinnacle schon früh mit der Entwicklung eines eigenen Media-Centers dabei und hat daher bereits heute ausgereifte Treiber und eine gut laufende Software. Mit 129 Euro zählt die Karte zwar nicht zu den billigsten, ist ihren Preis aber wert.

Die Pinnacle PCTV 200e befindet sich gerade in unserem Test-Center, wo noch die technischen Daten im Detail ermittelt werden. Sobald die Tests abgeschlossen sind, finden Sie auch hier einen Link dazu.