Produkttest: Plus-Notebook ein Schnäppchen?

23.03.2007 von Thomas Rau
Auf den ersten Blick ein Schnäppchen: In seinem Online-Shop bietet Plus ab dem 29. März ein Notebook mit Doppelkern-Prozessor und Windows Vista für 699 Euro an. Wir haben den günstigen Mobilrechner getestet.
Sehr günstiger Einstieg in die Doppelkern-Welt: Plus-Notebook Hyrican "NOT01003".

Auf den ersten Blick ein Schnäppchen: In seinem Online-Shop bietet Plus ab dem 29. März ein Notebook mit Doppelkern-Prozessor und Windows Vista für 699 Euro an. Wir haben den günstigen Mobilrechner getestet.

von Thomas Rau, PC-Welt

Testbericht

Das Plus-Notebook trägt die Produktbezeichnung Hyrican NOT01003. Der PC-Anbieter Hyrican liefert beispielsweise auch an Otto. Für das Plus-Notebook greift die Firma auf ein Gerät des taiwanischen Fertigers Clevo zurück: Bei dem haben sich zum Beispiel auch Nexoc und Cybersystem für ihre Spieler-Notebooks bedient.

Das Plus-Notebook macht zunächst einen sehr schicken Eindruck: Das flache, silberfarbene Gehäuse ist solide verarbeitet. Nur die Abdeckung der Displayscharniere wirkt wenig stabil, und im Bereich der Handballenauflage knarzte das Gehäuse. Elegant ist der riegellose Klappverschluss, der den Displaydeckel fest auf dem Gehäuse hält.

Beim Blick unter die Haube entdeckten wir aber Verarbeitungsmängel: Zum Beispiel war die Festplatte nicht über einen Rahmen mit dem Gehäuse verschraubt, sondern nur mit dem ATA-Stecker verbunden. Das erhöht die Gefahr, dass sich die Festplatte beim Transport des Notebooks vom Stecker löst – anschließend lässt sich Windows nicht mehr starten, da das Bios kein Boot-Laufwerk findet.

Apropos Start: Das Plus-Notebook verfügt über ein erweitertes Phoenix-Bios (Phoenix Trusted Core): Beim Booten öffnet sich nach Drücken der Eingabetaste ein Menü, durch das man direkt ins Bios-Setup gelangt, die Bootreihenfolge auswählen oder ein Bootpasswort setzen kann.

Während des Tests fiel uns außerdem auf, dass der DVD-Brenner mehrmals plötzlich aus dem Windows-Explorer verschwand: Erst ein Neustart brachte ihn zurück.

Rechenleistung

Auch beim Betriebssystem und beim Prozessor sollte man genau hinschauen: Zwar arbeitet auf dem Plus-Notebook Windows Vista. Aber es handelt sich nur um die Version Home Basic, der zum Beispiel die Aero-Oberfläche mit den transparenten Fenstern fehlt – also das Feature, das die meisten Anwender mit Vista verbinden.

Und der Prozessor ist eine Doppelkern-CPU aus der Core-Duo-Familie „Yonah“ von Intel: Allerdings arbeitet der T2050 nur mit einem Systemtakt (Front-Side-Bus, FSB) von 533 MHz, während die anderen Core-Duo-Prozessoren mit 667 MHz ans System angebunden sind. Daher ist der T2050 (1,6 GHz) nicht nur aufgrund der geringeren Taktrate langsamer als beispielsweise der Core Duo T2300 (1,66 GHz): Im CPU-Test des PC Mark 05 erzielte das Plus-Notebook 2286 Punkte, während ein Notebook mit T2300 auf 3859 Punkte kam.

Auch im Spiele-Test 3D Mark 06 überzeugt der T2050 nicht: Er erreichte im CPU-Test 610 Punkte – ein T2300 schafft etwa doppelt so viele Punkte. Der Vista-Leistungsindex verfährt dagegen weniger streng mit dem T2050: Er bekommt 4,5 Punkte, während ein T5500 4,7 Punkte einfährt.

In der Rechenleistung liegt das Plus-Notebook im Vergleich zu anderen Core-Duo-Notebooks also zurück: Das liegt auch an der Speicherausstattung. Zwar sind 1 GB DDR2-667 verbaut. Allerdings nimmt die im Chipsatz integrierte Grafiklogik davon 256 MB fest in Beschlag – fürs Arbeiten unter Vista bleiben also nur 768 MB RAM übrig. Das spiegelt sich auch im Vista-Leistungsindex wieder: Der Arbeitsspeicher bekommt nur 3,9 Punkte – anderen Notebooks mit 1 GB RAM gesteht Vista 4,5 Punkte zu.

Wenigstens findet sich im Plus-Notebook ein freier Speichersteckplatz, so dass Sie einen zusätzlichen Speicherriegel nachrüsten können. Um an den Steckplatz zu kommen, müssen Sie allerdings sieben Schrauben lösen – bei den meisten Notebooks genügen eine oder zwei.

Grafikleistung

Der große Schwachpunkt des Plus-Notebooks in punkto Geschwindigkeit ist der Grafikchip: Die 3D-Logik im Chipsatz VIA P4M900 unterstützt zwar Direct-X-9-Effekte und das Shader-Modell 2.0. Doch im 3D-Test bleibt er noch weit hinter den Resultaten des gemächlichen Intel GMA950 zurück, der mit vergleichbarer Technik aufwartet.

Im 3D Mark 06 erzielt das Plus-Notebook 119 Punkte. Die meisten Notebooks mit GMA950 kommen auf über 200 Punkte. Ein ähnliches Bild bot auch der weniger anspruchsvolle 3D Mark 03: Das Plus-Notebook lag mit 469 Punkten deutlich abgeschlagen hinter GMA-950-Notebooks, die über 1000 Punkte schaffen. Mehr noch als für Notebooks mit integrierten Grafikchips von Intel und ATI, deren Spieleleistung wir ausführlich getestet haben, gilt für das Plus-Notebook: Nicht spieletauglich.

Der schwache Grafikchip macht aber nicht nur das Spielen unmöglich, er erschwert auch den Videogenuss: Das Abspielen von DVDs ist zwar beim Plus-Notebook kein Problem. Hochauflösendes Material kann es aber nicht ruckelfrei weidergeben. Beim Abspielen eines HD-Videos (WMV9-HD) lag die Prozessorlast über 90 Prozent, da der Grafikchip offensichtlich die CPU bei dieser Aufgabe nicht entlasten kann.

Trotz der schwachen Grafikleistung und des gebremsten Doppelkern-Prozessors: Das Plus-Notebook ist für die meisten Anwendungen rechenstark genug – gerade wenn es nur für Textverarbeitung, Internet-Surfen oder DVD-Schauen zum Einsatz kommen soll. Allerdings sollte man unbedingt zusätzlichen Speicher einbauen, um auch in Zukunft mit Vista problemlos arbeiten zu können.

Ausstattung

Die Ausstattung des Plus-Notebooks geht angesichts des Preis in Ordnung: Die Festplatte von Western Digital fasst rund 115 GB und ist in zwei Partitionen aufgeteilt. Auf der zweiten liegt die Recovery-Partition, weshalb sie Hyrican aussagekräftig mit „!!!NICHT LOESCHEN!!!“ betitelt.

Der DVD-Brenner beschreibt alle gängigen Formate – auch DVD-RAM und Double-Layer-Medien. Auch das Schnittstellen-Angebot geht in Ordnung: Die drei USB-Buchsen (zwei rechts, eine hinten) lassen sich alle nutzen.

Außerdem gibt es drei analoge Audioanschlüsse und einen digitalen Audioausgang. Allerdings nimmt das Plus-Notebook nur Peripheriekarten im Expresscard-Format entgegen, ein PC-Card-Slot fehlt – ebenso wie eine Firewire-Buchse. Am Gehäuse sind zwar Aussparungen für Firewire, S-Video und seriellen Port vorhanden – aus Kostengründen sind sie aber nicht bestückt.

Die Kommunikationsausstattung erfüllt die Mindestanforderungen an ein aktuelles Notebook: Neben einem Modem besitzt das Plus-Notebook einen Fast-Ethernet-Anschluss und ein WLAN-Modul, das sich auf die Standards 11a, g, und b versteht.

Die Software-Beigaben fallen bei Plus etwas bescheidener aus, als man es beispielsweise von Aldi oder Lidl gewohnt ist: Doch Programme zum Brennen (Nero 7 Essentials), für Office (Microsoft Works 8.5), DVD-Abspielen (Cyberlink Power DVD 7, Zwei-Kanal-Version) und Sicherheit (Norton Internet Security 2007, 90-Tage-Version) sind vorhanden. Neben einer Treiber-CD für Vista legt Plus übrigens auch eine für XP in den Karton.

Display, Lautstärke, Mobilität

Das 15,4 Zoll große Display besitzt ein 16:10-Format und eine Auflösung von 1280 x 800 Bildpunkten. Wir maßen eine gute maximale Helligkeit von 174 cd/m2, die aber zu den unteren Rändern hin sichtbar abfiel. Kontrast und Farbwiedergabe gingen in Ordnung. Ebenso positiv: Das Notebook besitzt ein entspiegeltes Display, man kann damit also ohne störende Reflexionen arbeiten. Insgesamt eignet sich das Display gut für Text- und Tabellenarbeit und eingeschränkt auch zum Videoschauen.

Einen groben Minuspunkt fährt das Plus-Notebook aber beim Lautstärke-Test ein: Unter voller Last dröhnte der Lüfter mit 2,7 Sone – das liegt auf PC-Niveau. An konzentriertes Arbeiten ist bei dieser Lautstärke nicht mehr zu denken – wie bei vielen günstigen Notebooks findet sich auch beim Mobilrechner keine durchdachte Kühllösung.

Deutlich besser gefiel uns die Tastatur: Zwar federte sie etwas – vor allem auf der linken Seite. Sie war aber auch beim schnellen Tippen relativ leise, die Tasten besaßen einen guten Druckpunkt.

Mit 2,6 Kilogramm wiegt das Plus-Notebook verhältnismäßig wenig für ein Gerät mit 15,4-Zoll-Display: Trotzdem eignet es sich nicht wirklich für unterwegs. Der Akku ist recht klein (43 Wh) und deshalb hält es beim DVD-Schauen nur 1,5 Stunden durch. Im Office-Betrieb kommt es auf 2,5 Stunden – beides keine berauschenden Werte.

Fazit

Mit 699 Euro bietet das Plus-Notebook einen sehr günstigen Einstieg in die Doppelkern-Welt. In diesem Preisbereich tummeln sich sonst vor allem Celeron-M-Notebooks. Das Plus-Notebook ist deutlich rechenstärker als diese, aber liegt hinter Mobilrechnern mit einem „echten“ Core Duo.

Doch nicht nur der Prozessor ist abgespeckt, auch Vista arbeitet beim Plus-Notebook nur in der unansehnlichen Home-Basic-Variante. Für Spieler kann man das Gerät überhaupt nicht empfehlen.

Standard-Aufgaben wie Office, Internet-Surfen und DVD-Schauen erledigen Sie mit dem Plus-Notebook derzeit problemlos. Dazu ist es recht solide verarbeitet und wiegt nicht viel.

Doch wie die meisten Billig-Notebooks ist es nur bedingt zukunftstauglich – dafür sollte es zum Beispiel mehr Arbeitsspeicher besitzen. Auch einige Auffälligkeiten beim Test – etwa die nicht verschraubte Festplatte oder die zu hohe Lautstärke unter Last – erhöhen nicht das Vertrauen ins Plus-Notebook.

Auf der letzten Seite des Tests finden Sie übrigens eine Bildgalerie des Plus-Notebooks.

Testergebnisse und Technische Daten

Standard-Notebook

Hyrican NOT01003

Anbieter

Plus

Weblink

www.plus.de

Preis

rund 700 Euro

Hotline

01805/007930 (14 Cent pro Minute)

Garantie

24 Monate (12 Monate Vor-Ort, 12 Monate Bring-In)

PC-WELT-TESTERGEBNISSE

Benchmarks

PC Mark 05

1671 Punkte

3D Mark 03

17 Bilder/s

Akkulaufzeit

2:40 Stunden

Display

Max. Helligkeit

176 cd/m²

Min. Helligkeit

35,0 cd/m²

Helligkeitsverteilung

76,7%

Max. Kontrast

117:1

Betriebsgeräusch

Ruhe

23,0 dB(A)

Last

38,8 dB(A)

Gewicht

Notebook

2,600 kg

Netzteil

0,440 kg

DIE TECHNISCHE DATEN

Prozessor

Intel Core Duo T2050 (1,6 GHz)

Arbeitsspeicher

1024 MB, DDR2-667

Grafikchip

VIA Chrome 9 (256 MB vom Arbeitsspeicher)

Display

15,4 Zoll, 1280 x 800

Festplatte

Western Digital Scorpio; 114,5 GB

DVD-Brenner

TSST L632D: 8-/6-/8-/6-/8-/6-/5-/24-/24fach (DVD+R/+R DL/-R/-R DL(+RW/-RW/-RAM/CD-R/CD-RW):

Kommunikation

Modem, Ethernet 10/100, WLAN (802.11a/g)

Betriebssystem

Windows Vista Home Basic

Schnittstellen

1 Expresscard /54, 1 VGA, 3 USB 2.0, 1 Audioeingang, 1 Mikrofoneingang, 1 Audioausgang, 1 digitaler Audioausgang, 1 Modem, 1 Netzwerk, 1 Speicherkartenleser (SD, MS/Pro)

(pc-welt/bb)