Produkttest: Sony Ericsson W880i

02.04.2007
Schlanke Handys haben einen ganz besonderen Vorteil gegenüber ihren Konkurrenten im konventionellen Gewand: sie verschwinden mühelos auch in Hemd-, Jacken- und Handtaschen. In diese von vielen Konkurrenten dominierte Bresche quetscht sich das W880i als erstes Ultraslim-Phone des schwedisch-japanischen Joint-Ventures mit knapp 9mm Gehäusetiefe und etwa 90 Gramm Gewicht. Die Maße gingen glücklicherweise nicht zu Lasten der technischen Ausstattung - ganz im Gegenteil: ein technisch ausgereifteres Handy dieser Größe ist derzeit nicht auf dem Markt erhältlich.

Schlanke Handys haben einen ganz besonderen Vorteil gegenüber ihren Konkurrenten im konventionellen Gewand: sie verschwinden mühelos auch in Hemd-, Jacken- und Handtaschen. In diese von vielen Konkurrenten dominierte Bresche quetscht sich das W880i als erstes Ultraslim-Phone des schwedisch-japanischen Joint-Ventures mit knapp 9mm Gehäusetiefe und etwa 90 Gramm Gewicht. Die Maße gingen glücklicherweise nicht zu Lasten der technischen Ausstattung - ganz im Gegenteil: ein technisch ausgereifteres Handy dieser Größe ist derzeit nicht auf dem Markt erhältlich.

Testbericht

Zunächst einmal eine Menge Zubehör: neben dem obligatorischen Netzteil steckt im schlichten silbergrauen Karton ein USB-Kabel, ein angenehm zu tragendes kabelbasiertes Stereo-Headset mit Gummi-Ohrsteckern in drei verschiedenen Größen und ein 3,5mm-Klinkenadapter, mit dem sich das W880i wie seine Walkman-Geschwister auch problemlos an die heimische Stereoanlage anschließen lässt. Die beiliegende Anleitung fasst sich dagegen kurz: auf etwa 50 locker bedruckten Seiten werden nur die wichtigsten Handy- und Komfort-Funktionen erläutert, den Rest lernt man "by doing" in der Praxis. Wichtigste Zugabe: ein 1GB großer Memory Stick "M2" Micro.

Beim W880i ist alles anders: das von K800i und W850i bekannte QVGA-Display mit 262.144 darstellbaren Farben schrumpft auf 1,8 Zoll Diagonale und die gewohnte einfache Plastikverschalung weicht einem Stahlmantel; die Rückseite ist mit samtweichem Softtouch-Material ausgeschlagen. Ein Materialmix aus glänzenden, gebürsteten und matten Metallvarianten verleiht der Front ihren unverwechselbaren Charakter. Vor allem die Tastatur mit ihren äußerst schmalen aber sauber erfühl- und unterscheidbaren Minitasten erweist sich dabei als echter Hingucker. Ebenso überzeugend wie das Design wirkt auch die Verarbeitung der musikalischen Schlankheitskönigin. Über Knarzer muss man sich genauso wenig Gedanken machen wie über Staub anziehende Spaltmaße. Zwar hat der ultradünne Akkudeckel minimales Spiel in vertikaler Richtung, trotzdem lässt er sich nur unter Zuhilfenahme spitzer Fingernägel aus seiner Fassung lösen.

Ausstattung

Beim Sony Ericsson-Handys stehen Kamerafunktionen eigentlich immer im Mittelpunkt. Doch die 2-Megapixeloptik des W880i leidet merklich unter der Schlankheit: starke Ausfransungen an Motivkanten, Pixelrauschen und unscharfe Details im Nahbereich machen deutlich, dass hier eine wesentlich einfachere Komponente als in allen Vorgängermodellen zum Einsatz kommt. Wer hier höhere Ansprüche stellt, sollte zur K-Serie des Herstellers greifen. Beim W880i steht dagegen der Sound im Vordergrund.

Der interne Speicher des Handys reicht kaum für die Unterbringung der eigenen Musiksammlung: etwas weniger als 20MB gesteht Sony Ericsson dem Flachmann zu. Gut, dass sich gigabyteweise RAM in Form von M2-Sticks nachstecken lässt und ein 1GB großes Exemplar im Lieferumfang steckt. Der Musikplayer zeichnet sich durch seine Flash-animierte Oberfläche (inklusive Cover-Arts) aus, die sich in ihrer Logik an Apples iPod-Menüführung anlehnt. Nutzt man ein einigermaßen populäres Programm zur Verwaltung seiner digitalen Musik auf dem PC, kann man fast sicher sein, dass das W880i die kodierten Soundfiles auch abspielen kann. Wir testeten mit WMA9, 10 und 11-Files, die ein Windows-Media-Player von CD gerippt hat, mit M4A- und eAAC+-Dateien, auf die sich gemeinhin iTunes am besten versteht, und natürlich mit MP3-Files, die das mitgelieferte Programm Disc2Phone produzierte. Zeit für stärkere Geschütze: neben den gängigen Formaten spielt das W880i auch WAV-Dateien bzw. PCM-RAW ab und kommt mit AMR-WB und NB-Files klar. Anders gesagt: abgesehen von Ogg.Vorbis wird alles wiedergegeben, was der Markt für digitale Musikformate hergibt. Einen ganz großen Haken gibt es dabei aber: mit digital geschützten Musikfiles, die man vorher in einem Online-Shop erworben hat, kann das W880i nicht umgehen. Als praktischer Zusatzdienst, der den Featureumfang des ausgereiften Musikplayers abrundet, erwies sich "TrackID", der in Verbindung mit der Musikdatenbank Gracenote diejenigen Musiktitel betiteln kann, die man dem W880i vorspielt.

Absolut erbärmlich klingt Musik, wenn man sie über den winzigen integrierten Lautsprecher des W880i wiedergibt - zum Beschallen der näheren Umgebung sollte man daher auf spezielles Zubehör zurückgreifen, das Sony Ericsson ebenfalls anbietet. Deutlich besser ist der Sound über die mitgelieferten Stereokopfhörer im schlichten Walkman-Style. Alternativ lassen sich auch A2DP-fähige Bluetooth-Headsets oder Adapter am W880i betreiben; in Verbindung mit Motorolas DJ-Headset S805 stießen wir zwar diesbezüglich auf keine nennenswerten Pairing-Probleme, aber auf eine im direkten Vergleich zum kabelgebundenen Headset merklich verminderte Soundqualität. Die integrierten Equalizer-, Stereo-Widening und Megabass-Effekte machen sich ebenfalls nur bemerkbar, wenn man den Sound über den Fastport an kabelgebundenes Zubehör durchschleift.

Neben der Musik kommen die Messaging-Funktionen nicht zu kurz. Wer gerne von unterwegs einen Blick in sein EMail-Postfach wirft, bekommt mit dem W880i einen zuverlässigen Begleiter, der die Einrichtung mehrerer POP3- und IMAP4-Postfächer ermöglicht. Vorausgesetzt, der Server unterstützt es, lässt sich über die im W880i integrierte IDLE-Funktion auch die SMS-ähnliche Echtzeit-Benachrichtigung nutzen. Bislang bieten aber nur die allerwenigsten freien EMail-Provider ihren Nutzern dieses Push-Verfahren kostenlos an. Gelegentliches Surfen im Internet ist mit dem UMTS-Handy ebenfalls kein Problem: der Browser kommt selbst mit großen (X)HTML-Websites zurecht und verfügt über Darstellungsoptionen, mit denen sich der Bildschirminhalt ins Querformat drehen oder die Inhalte breiter Webseiten untereinander anzeigen lassen. Eine ausgereifte Bookmark-Verwaltung, Sicherheitsfeatures, die integrierte mobile Google-Suchfunktion und vollständiger Support für Cookies und CSS runden das professionelle Surfen für unterwegs ab. Einziges Manko: auf dem flächig kleinen Display verliert man trotz SmartFit-Ansicht oft die Übersicht über die angezeigte Website.

Wer viele Freunde, Bekannte, Kollegen oder Geschäftspartner hat, wird beim Handykauf überlegen, ob er sich ein ausgewachsenes Smartphone zulegt oder sich mit den erweiterten Kontaktverwaltungsfeatures eines Sony Ericsson-Handys begnügt. Große Abstriche muss man nicht hinnehmen: neben maximal 5 Rufnummern lassen sich auch zwei Post-, mehrere EMail- und Web-Adressen pro Eintrag verwalten. Der Hersteller teilt den zur Verfügung stehenden, für PIM-Daten fest adressierten Speicher allerdings auf: so lassen sich bei 1000 maximal speicherbaren Kontakten insgesamt höchstens 2500 Telefonnummern verwalten. Interessant wird es bei den Zusatzfunktionen. Für jede Telefonnummer kann ein Sprachkommando angelernt werden, jeder Kontakt kann ein individuelles Anruferbild oder -video erhalten und notierte Geburtstage werden auf Nachfrage automatisch samt Erinnerung in den Organizer übertragen. Nach wie vor ein potenzielles Ärgernis beim lokalen Abgleich mit einer Outlook-Installation: das W880i macht keine offensichtliche Unterscheidung zwischen Vor- und Nachnamen.

Telefonfunktionen / Ausdauer

Wenn sich etwas so flüssig bewegt wie die Menüführung eines aktuellen Sony Ericsson-Handys, festigt das beim Nutzer den Eindruck, ein solides Stück Technik mit ordentlicher Leistung erworben zu haben. Das W880i treibt die durch Flash-Technologie ermöglichte Personalisierbarkeit von Haupt- und Untermenüs auf die Spitze: 4 unterschiedliche Designs stehen ab Werk zur Auswahl, von denen drei zwar allesamt ziemlich dunkel aussehen, dafür aber nicht mit optischen Reizen geizen. Beim Wechsel in den Standby-Modus dimmt die Tastaturbeleuchtung sanft heraus, Musiktitel faden langsam herein - alles fließt und hinterlässt den träumerischen Eindruck eines perfekten Mobiltelefonkonzepts. Auf dem StandBy-Screen findet man auf einen Blick Icons, die neu eingegangene Mail-, SMS- oder RSS-Nachrichten signalisieren, Bluetooth-Aktivität protokollieren oder einfach nur Lade- und Verbindungsstatus darstellen. Auch wenn man die Parallelitverarbeitung beim W880i nicht mit den Multitasking-Qualitäten eines Symbian-Smartphones gleichsetzen kann, lassen sich mit dem Handy mehrere "Aufgaben" simultan erledigen, beispielsweise Musik hören und SMS tippen. Der Standby-Screen zeigt mit äußerst schick animierten Vektoranimationen Informationen zum gerade laufenden Titel an.

Die Sprachqualität wurde beim W880i im Vergleich zu den Vorgängern entscheidend verbessert. Zwar untermalte in vielen E-Netzgesprächen ein permanent wahrnehmbares Grundrauschen die Konversation, dafür klang der Gesprächspartner wesentlich natürlicher als bei den Vorgängern. Und trotz der geringen Bautiefe gelingt es Sony Ericsson, das W880i mit einer souveränen Empfangsleistung auszurüsten. Die Balkenanzeige wirkte weit weniger nervös als noch beim W850i und hielt auch in bekanntermaßen schlecht abgedeckten Regionen die Netzverbindung aufrecht. Nichts zu meckern gibts auch bei der Akkuausdauer: 950mAh schlummern bei voller Ladung im Li-Ionen-Akku des W880i. Das reicht aus, um das Telefon auch unter massiver Beanspruchung über zwei Tage am Leben zu erhalten. Hält man sich mit Multimedia-, Online- und Bluetooth-Funktionen etwas zurück, sollten die vom Hersteller angegebenen Ausdauerwerte problemlos erreicht werden.

Fazit

Nach den Handyvorstellungen von Sony Ericsson kann man sich fast schon den Kalender stellen: im Frühjahr vor drei Jahren erschien das K700i, vor zwei Jahren das K750i, vor einem Jahr das K800i und jetzt folgt das W880i. Doch der technologische Wow-Effekt reduziert sich angesichts der technischen Nähe zum W850i auf Design und Außenmaß des ultraflachen Neulings. Zweifellos handelt es sich bei Sony Ericssons erstem superdünnen Handy um einen optischen wie technischen Leckerbissen - das stählerne Monoblockdesign wird zwar nicht jeden Kunden begeistern können, macht aber nicht zuletzt wegen der ausgeklügelten Materialwahl eine Menge her. In der Gesamtheit bleibt der Eindruck eines in jeder Hemd- und Jackentasche nahezu unsichtbar versenkbaren Walkman-Handys mit nahezu bedeutungslosen Kamera-Funktionen aber ausgereifter und grundsolider Connectivity. Deutliche Fortschritte bei Sprachqualität und Akkuausdauer lassen das W880i auch dort wildern, wo Südkoreaner und Nordamerikaner ihre Claims abstecken: in den Taschen musikalischer Business-People.

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(pc-welt/bb)