Produkttest: Thomson Scenium X 3030: 600-Euro-Multimediaplayer im PC-WELT-Labor

13.07.2006 von Christian Helmiss
Unsere Schwesterpublikation PC-WELT hat den Multimedia-Player Thomson Scenium X 3030 getestet. Lesen Sie hier den vollständigen Test:
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Unsere Schwesterpublikation PC-WELT hat den Multimedia-Player Thomson Scenium X 3030 getestet. Lesen Sie hier den vollständigen Test:

von Christian Helmiss (PC-WELT)

Der Scenium von Thomson ist ein echtes Multimedia-Talent. Er spielt Musik und zeigt Videos. Darüber hinaus kann er Audio sowie Video aufnehmen und kommt mit einem großzügigen Lieferumfang.

Der Thomson Scenium X 3030 besitzt ein TFT-Display mit einer Bilddiagonale von 3,6-Zoll, also rund neun Zentimetern. Die Vorderseite des robusten Gehäuses besteht aus Metall, die Rückseite aus Plastik. Insgesamt wiegt der Multimedia-Player 235 Gramm – inklusive Akku. Im Folgenden beschreiben wir die Ausstattung des Geräts und testen die Handhabung. Darüber hinaus geben wir unter anderem Auskunft über die Klangqualität und bewerten die Videowiedergabe sowie -Aufnahme.

Den Preis und die Verfügbarkeit des Scenium X 3030 erfahren Sie im Fazit auf der letzten Seite dieses Tests.

Ausstattung: Einseitige Großzügigkeit

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Beim Auspacken des Thomson Scenium X 3030 staunt man über das ganze Zubehör. Mit dabei ist auch ein Netzteil – bei den Multimedia-Playern beispielsweise von Apple fehlt selbst das. Auf den zweiten Blick fällt einem die Dockingstation auf. Des Weiteren erhält man eine Infrarotfernbedienung und eine Kappe, die zum Schutz für das Display über den Player geschoben wird. Ohrhörer sind ebenfalls mit von der Partie. Dabei auch Kabel zum Aufnehmen und Ausgeben von Videos – ebenso wie der Scart-Adapter. Das Kabel mit dem Infrarotsensor wird an der Dockingstation angebracht, um die Reichweite der Fernbedienung zu erhöhen.

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Sehr dürftig ist dagegen die Dokumentation. Es gibt kein deutschsprachiges Handbuch. Nur eine mehrsprachige Schnellinstallationsanleitung wird mitgeliefert – die englische Variante hilft nur bei wenigen Grundfunktionen. Wenn Sie einigermaßen technisch versiert sind, können Sie die Handhabung des Players zwar erraten, aber beispielsweise zur Videoaufnahme und zur dazu nötigen Verkabelung wäre ein Handbuch unserer Meinung nach hilfreich gewesen. Nicht einmal auf der mitgelieferten CD finden Sie ein Handbuch im PDF-Format. Die CD installiert einem dafür Software zum Komprimieren von Videos via Divx.

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Für den Datenaustausch zum PC stehen ein USB-Adapter und ein USB-Spezialkabel zur Verfügung, das an der Dockingstation angeschlossen wird. Alternativ lassen sich auch SD-Karten zum Datentransfer verwenden, ein entsprechender SD-Karteneinschub ist vorhanden. Schließlich sei noch der Gutschein über 100 MP3-Dateien erwähnt, den man bei Emusic (http://www.emusic.com/lyra/) einlösen kann. Allerdings nur, wenn Sie Name, Adresse und Ihre Kreditkartendaten preisgeben.

Musikwiedergabe: Gute Klangqualität und gute Ohrhörer

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Der Thomson Scenium X 3030 spielt im Menüpunkt "Music" Musikdateien im MP3- und WMA-Format ab. Der Dateitransfer ging übrigens problemlos. Obwohl die Installationsanleitung von Windows Media Player 10 spricht, schaufelten wir die Dateien per Drag & Drop auf den Player. Die Dateien wurden ohne Murren und auf Anhieb erkannt.

Mehrere Testdateien lassen wir vom Player abspielen und über das Messgerät Neutrik A2 – Audio Measurement System laufen. Es erkennt die Differenzen zu Idealwerten. Den Klirrfaktor des Players gab das Messgerät mit 0,039 Prozent an. Das ist ein unterdurchschnittlicher Wert, die besten Player im Test erreichten 0,001 Prozent - der Schnitt liegt bei 0,021 Prozent. Der Frequenzgang sah deutlich besser aus: Im Bassbereich unter 100 Hz fällt das Signal zwar um 1 dB ab, das hören aber nur sehr geübte Ohren bei einem Vergleichsaufbau. Im Hochtonbereich sind keine deutlichen Schwächen zu erkennen. Auch im Praxistest konnten die Tester keine klar benennbaren Schwächen ausmachen.

Der eingebaute Lautsprecher ist nicht zum Musik hören geeignet, denn er arbeitet nur leise. Er ist aber für einen Funktionstest und zum Zeigen eines Spaßvideos gut geeignet. Das eingebaute Mikrofon wandelt den Player zum Diktiergerät – die Klangqualität war noch in Ordnung. Die mitgelieferten Ohrhörer lieferten hingegen sehr gute Ergebnisse.

Photo- und Videofunktionen: Der mobile Videospaß

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Im Fotobereich akzeptiert der Player JPEG-, BMP- und GIF-Dateien. Da das Display nur 320 x 240 Bildpunkte groß ist, werden höher aufgelöste Bilder auf dieses Format verzerrungsfrei herunterskaliert. Die Bildqualität ist für ein tragbares Gerät in Ordnung. Im Videobereich werden vom Player MPEG4-SP-, MPEG4-ASP-, WMV9- und DivX-Vdeos akzeptiert. Auch Videos können bis zu dieser Größe gezeigt werden. Das mitgelieferte DivX-Converter-Tool rechnet Ihre Videos auf Wunsch auf diese Auflösung herunter.

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Wenn Sie mit dem Gerät von externen, analogen Videoquellen aufnehmen (siehe Bild), dann steht Ihnen eine höhere Auflösung zur Verfügung: 640 x 480 Pixel bei 30 Bildern/s ist im Vergleich zu anderen tragbaren Videoplayern sehr gut. Die Kompressionsrate ist in drei Schritten wählbar: 2,5, 2,0 Mbps und 904 Kbps. Das aufgenommene Videosignal kam ohne Artefakte und Ruckler auf den Schirm. Auch lassen sich 14 Timer programmieren. Da es keine vernünftige Gebrauchsanleitung gibt, empfehlen wir, vor der Aufnahme ausgiebige Tests durchzuführen und zum Probieren einige Stunden Zeit einzuplanen.

Handhabung: Fehleingaben verhageln den Multimediaspaß

An sich sind die Tasten sinnvoll belegt und gut zu erreichen. Es gibt an der Oberseite einen eigenen Ein-/Ausschalter und eine Zurück-Taste. Großer Haken - die Bedienlogik ist nicht einheitlich, die Zurücktaste funktioniert beispielsweise in bestimmten Menüs nicht. Dann müssen Sie über den Steuerkranz auf den linken Pfeil drücken. Aber Vorsicht! Der Ring ist berührungsempfindlich, arbeitet wie ein Touchpad oder wie das Clickwheel von Apples Ipod – sie stellen eventuell die Lautstärke hoch, statt nach links zu springen. Der Steuerkranz arbeitet sehr ungenau: So wählen Sie beispielsweise mit dem Kranz einen Titel in der Liste aus, klicken nach rechts um ihn zu starten, berühren dabei logischerweise auch den Kranz und während des Klicks rutscht versehentlich der nächste Titel ins Visier und wird stattdessen gestartet. Das ist überaus nervig, da man auch bestens mit den Pfeiltasten auskommen würde – man sollte diese Funktion deaktivieren können. Als Praktisch haben wir hier die Fernbedienung empfunden (als wir den Player zur Musikwiedergabe und zum Hörtest an die Stereoanlage anschlossen), sie kommt mit normalen Tasten, ohne Clickwheel-Kopie.

Fazit: Es gibt günstige Alternativen

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Der Player sollte im Juli auf den Markt kommen. Wie uns Thomsons Pressestelle mitteilte, verzögert sich die Auslieferung des Players jedoch bis in den August hinein. Der Preis des Player beträgt voraussichtlich 600 Euro. Also etwa so viel wie zwei Video-Ipods mit 30 GB Kapazität. Die Mehrkosten lassen sich durch das größere Display, die Aufnahmemöglichkeiten (Line-In-Aufnahme, Videoaufnahme, Diktiergerät) und die umfangreiche Ausstattung (Dockingstation, Fernbedienung und Netzteil) zum Teil rechtfertigen.

Im Vergleich zu anderen Multimedia-Playern schneidet dieses Modell dennoch unbefriedigend ab. Für 400 Euro bekommen Sie nämlich beispielsweise schon den Grundig Mpixx VP 6200/30GB, der mit ähnlichen Leistungsmerkmalen aufwartet und zudem eine kleine eingebaute Digicam besitzt.

(bb)