Quartalszahlen: Benq schwächelt, Siemensianer zittern

19.08.2005
Einen Monat vor der offiziellen Übernahme der Handysparte von Siemens hat Benq Quartalszahlen vorgelegt, die zeigen, dass es mit dem eigenen Mobilfunkgeschäft auch nicht mehr zum Besten steht. Aber auch andere Bereiche erlebten Einbußen.

Einen Monat vor der offiziellen Übernahme der Handysparte von Siemens hat Benq Quartalszahlen vorgelegt, die zeigen, dass es mit dem eigenen Mobilfunkgeschäft auch nicht mehr zum Besten steht. Aber auch andere Bereiche erlebten Einbußen.

Benq ist einer der größten OEM-Hersteller für Mobiltelefone in Taiwan. Doch nach Bekanntwerden der geplanten Übernahme der Siemens-Handy-Sparte sind dem Unternehmen etliche Großkunden abgesprungen, was Absatzeinbußen zur Folge hatte. So ist denn auch kein Wunder, dass das Mobilfunkgeschäft maßgeblich daran schuld war, dass es Benq das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres (bis Ende März 2006) verhagelt hat. Der Umsatz mit Handys ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 84 Prozent auf umgerechnet 12,2 Millionen Euro eingebrochen, der Anteil der Handysparte am Gesamtumsatz von 22 auf acht Prozent.

Aber nicht nur das Handygeschäft erlebte Einbrüche. Denn insgesamt ist der Umsatz im zweiten Quartal 2005 gegenüber dem Vorjahresquartal um 26 Prozent von 1,02 Milliarden auf 759 Millionen Euro zurückgegangen. Allein 15 Millionen Euro musste Benq für nicht verkaufte oder veraltete Produkte abschreiben. Schwer zu schaffen macht dem taiwanesischen Hersteller auch der starke Preisverfall bei LCD-Bildschirmen, der Benq als Mutter des drittgrößten Panel-Herstellers AU Optronics doppelt trifft.

Das Eigenmarken- und Handygeschäft stärken, lautet die Strategie von Firmenchef Lee Kuen-yao. Und die Rechnung hätte mit der Übernahme der Handysparte von Siemens zum 1. Oktober 2005 so schön aufgehen können, wenn ehemalige OEM-Kunden wie Kyocera und Nokia nicht abgesprungen wären.

Für die Belegschaft der Siemens-Handysparte stellen die schlechten Zahlen bei Benq ein besonderes Problem dar. Nach deutschem Arbeitsrecht haben die rund 6.000 Mitarbeiter beim Verkauf des Unternehmens die Wahl, ob sie zu Benq wechseln oder bei Siemens bleiben möchten. "Die Entscheidung wird ganz wesentlich davon beeinflusst, welche Perspektiven Benq bietet", zitiert die Financial Times Deutschland einen der betroffenen Siemensianer.

Besonders viel auf dem Spiel steht für die rund 2.000 Mitarbeiter des Siemens-Handywerks in Kamp-Linfort, Westfalen. Gegen insgesamt 44 Millionen Euro Lohnverzicht hatten sie im Sommer 2006 eine Arbeitsplatzgarantie bis 2006 herausgeschlagen. Ein Anschlussvertrag soll bis Ende September zwischen Siemens und der IG Metall ausgehandelt werden. Gespräche zwischen Clemens Joos, dem künftigen Chef des Benq-Handygeschäfts, und Oliver Burkhard, Chef der Tarifabteilung der Gewerkschaft, soll am Donnerstag letzter Woche positiv verlaufen sein.

Siemens hatte mit Handys wohl auf die falschen Produkte gesetzt und in den letzten zwei Jahren 800 Millionen Euro Verlust geschrieben, der Weltmarktanteil ist von acht auf etwas mehr als fünf Prozent gefallen. Insofern ist die Übernahme durch Benq auch für viele Mitarbeiter der Handysparte bei Siemens auch ein Hoffnungsträger. Benq selbst lässt sich durch die schlechten Quartalsergebnisse nicht beirren und schreibt sich für das dritte Quartal auf die Fahne, um zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal zu wachsen. Was Mobiltelefone angeht, sind die Aussichten laut Konzernchef Lee jedoch etwas konservativer zu sehen. (kh)