Arbeitsrechtliche Folgen

Rauswurf wegen Steuerhinterziehung

18.06.2015 von Renate Oettinger
Selbst wenn der Vorgesetzte davon wusste: Arbeitnehmer, die ihr Nettoeinkommen durch illegale Abrechnungsmethoden steigern, verstoßen gegen vertragliche Rücksichtnahmepflichten und können ohne vorherige Abmahnung ordentlich gekündigt werden, sagen die Arag-Experten.

Im konkreten Fall hatte eine Reinigungskraft, die bei dem beklagten Reinigungsunternehmen aufgrund ihrer langjährigen Beschäftigung als Vorarbeiterin und Objektleiterin eingesetzt wurde, dafür gesorgt, dass ihre Arbeit über zwei Minijobberinnen abgerechnet wurde, die ihr das Geld dann auszahlten. Der Geschäftsführer kündigte ihr Arbeitsverhältnis ordentlich, als er davon erfuhr.

Wer mit seiner Lohnabrechnung geltende Gesetze verletzt, muss mit der Entlassung rechnen.
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Die Klägerin hielt die Kündigung für unwirksam, weil die Abrechnung auf Vorschlag des Betriebsleiters erfolgt sei, der diese Methode auch seit längerem im Betrieb anwende. Ihre Kündigungsschutzklage wurde vom Arbeitsgericht (ArbG) Kiel abgewiesen. Die Klägerin habe gewusst, dass mit der praktizierten Abrechnung Gesetz umgangen würden. Ihre Verfehlung wog laut Gericht so schwer, dass auch die langjährige beanstandungsfreie Betriebszugehörigkeit nichts daran änderte, dass die Kündigung wirksam war (Az.: 2 Ca 1793 a/13).

Download des Originaltextes: www.arag.de/rund-ums-recht/rechtstipps-und-urteile/job-und-finanzen

Gerichtsurteile (und Analysen) – Teil 16
Wer am Arbeitsplatz Daten löscht, riskiert den Job
Entfernt ein Arbeitnehmer eigenmächtig Daten wie Kontakte, E-Mails, Aufgaben und Termine vom Account seines Arbeitgebers, riskiert er die fristlose Kündigung.
Arbeitsschutz und Betriebsrat
In bestimmten Fällen ist die Arbeitnehmervertretung berechtigt, bei der Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes in einem Unternehmen mitzubestimmen.
Gestaffelte Kündigungsfristen und das AGG
Gemäß § 622 BGB verlängern sich für eine arbeitgeberseitige Kündigung die Kündigungsfristen mit der zunehmenden Dauer des Arbeitsverhältnisses. Selbst wenn darin eine Ungleichbehandlung zwischen älteren und jüngeren Arbeitnehmern gesehen werden könnte, wäre diese gerechtfertigt.
Mit 70 Jahren noch im Job?
In bestimmten Fällen kann die befristete Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses nach Erreichen des Renteneintrittsalters rechtens sein.
Anrechnung von Ansprüchen
Ein Arbeitgeber gewährt durch die Freistellungserklärung in einem Kündigungsschreiben nur dann wirksam Urlaub, wenn er dem Arbeitnehmer die Urlaubsvergütung vor Antritt des Urlaubs zahlt oder vorbehaltlos zusagt.
Wie weit haftet ein Portalbetreiber?
Die Haftung eines Diensteanbieters im Sinne des Telemediengesetzes, der als Portalbetreiber eine neutrale Rolle einnimmt, für unwahre Tatsachenbehauptungen eines Nutzers ist eingeschränkt, es sei denn, er hat besondere Prüfungspflichten verletzt.
Händler muss 117.000 Euro zurückzahlen
Die Verpflichtung zur Rücknahme eines Pkws und die Rückabwicklung des Kaufvertrages sind rechtlich zulässig, denn das Fehlen eines Aschenbechers ist keine Bagatelle.
Was passiert mit dem Urlaub?
Kann ein vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer vor seinem Wechsel in eine Teilzeittätigkeit mit weniger Wochenarbeitstagen seinen Urlaub nicht nehmen, darf dem EuGH zufolge die Zahl der Tage des bezahlten Jahresurlaubs wegen des Übergangs nicht verhältnismäßig gekürzt werden.
Keine Bankgebühren für Fehlbuchung
Voriges Jahr waren es die Bearbeitungsentgelte für Verbraucherkredite, kürzlich ging es um Girokonto-Gebühren "pro Buchungsposten": Erneut hat der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe auf eine Klage von Verbraucherschützern hin die AGB-Klausel einer Bank gekippt.
Arbeitsunfall – Arbeitgeber muss zahlen
Das bewusste Absehen von Sicherungsmaßnahmen stellt aus Sicht des OLG Oldenburg ein grobes Verschulden dar.
Kostenloser Firmenparkplatz?
Schafft der Arbeitgeber unter erheblichen Aufwendungen eine neue Parkplatzfläche, so können Arbeitnehmer nicht ohne Weiteres auf die künftige kostenlose Nutzung eines Betriebsplatzes bestehen.
"Zeugnisrabatt" als Werbeaktion erlaubt?
Ein Elektronikfachmarkt hatte Schülern Rabatte für bestimmte Schulnoten versprochen. Ob diese Werbeaktion erlaubt ist, hat der BGH entschieden. Manfred Wagner und Alexander Wolf erläutern das Urteil.
Urteil zum Aufhebungsvertrag
Ein Klageverzicht in einem vom Arbeitgeber vorformulierten Aufhebungsvertrag unterliegt als Nebenabrede einer Inhaltskontrolle nach § 307 BGB.
Wann kriegt der Handelsvertreter Geld?
Alexander Rilling stellt ein Gerichtsurteil zur örtlichen Zuständigkeit bei Streitigkeiten über den Ausgleichsanspruch des international tätigen Handelsvertreters vor.
Ein Fall für die Versicherung?
Der Bundesgerichtshof hat sich zu den Rechten des Mieters nach einem Wohnungsbrand geäußert.