Entlassungswelle droht

Roboter werden IT-Mitarbeiter ersetzen

11.08.2015 von Christiane Pütter
In den kommenden fünf bis sieben Jahren werden weltweit Millionen von Menschen ihre Arbeit verlieren, weil sie durch Roboter und smarte Maschinen ersetzt werden. Auch IT-Mitarbeiter sollen ins Hintertreffen geraten, wie der US-Marktforscher Gartner behauptet.

Die virtuelle Assistentin, die den Bankkunden durch die Website führt, der Roboter, der im Bekleidungsgeschäft Pullis wegräumt – sie sind nur die Vorläufer einer kommenden Generation von Robotern und smarten Maschinen. Bis zum Jahr 2020 werden solche Exemplare weltweit Millionen Menschen ersetzen, und zwar nicht nur geringqualifizierte. Das sagt der US-Marktforscher Gartner voraus. Dieser Trend war Thema auf einem Symposium in Orlando Anfang Oktober.

Leut Marktforscher Gartner sind die Zeiten vorbei, in den Roboter und smarte Maschinen lediglich "niedere Dienste" verrichten können.
Foto: obs/Finanz Informatik

Glaubt man Research Director Kenneth Brant, liegen viele Unternehmenslenker im Dornröschenschlaf. Eine Umfrage unter CEOs habe ergeben, dass die Mehrzahl das Kommen einer digital Workforce für "futuristische Phantastereien" halte. Das lässt bei Brant die Alarmglocken läuten.

Insbesondere sieht der Forscher IT-Leiter gefordert, sich auf die kommenden Realitäten einzustellen. Sie müssten rechtzeitig Policies für den Einsatz der digitalen Belegschaft entwickeln. Wer das verpasse, werde irgendwann abgehängt.

Tollkühne Techniktrends
Martin Jetpack
Jetpacks alias Raketenrucksäcke sind bald keine Zukunftsmusik mehr. Der Martin Jetpack soll Mitte 2013 auf den Markt kommen und ungefähr 100.000 Dollar kosten. Er soll sie mit bis zu 100 km/h 50 km weit durch die Lüfte tragen. Allerdings variieren die gesetzlich erlaubten Einsatzgebiete von Land zu Land. Ins Büro pendeln per Jetpack ist also nicht ohne weiteres möglich
Hamburger aus dem 3D-Drucker
Biotinte aus Stammzellen, künstlich gewachsenes Muskelfleisch aus dem 3D-Drucker - der Hamburger von morgen ist vielleicht nicht nach jedermanns Geschmack.
3D-Drucker druckt Waffen
Pistolen und Sturmgewehre aus dem heimischen 3D-Drucker? Die Idee gefällt beileibe nicht jedem - ist aber schon heute umsetzbar.
Hand als Touchscreen
Zusammen mit Microsoft haben Wissenschaftler einen Projektor entwickelt, der von der Schulter des Anwenders Bilder auf beliebige Flächen strahlt. Eine Kamera erkennt die Auswahl des Nutzers. Vielleicht wird die Hardware künftig klein genug für die Brille? Oder die Halskette?
Fotografieren ohne Fokusieren
Bei der Lichtfeld-Fotografie müssen Sie nicht auf den Autofokus warten oder gar manuell fokusieren. Einfach abdrücken - fertig. Erst nach dem Foto entscheiden Sie sich für den Bereich, der scharf dargestellt werden soll. Die Firma Lytro baut dazu in die Objektive sehr viele Mikro-Linsen ein, die mehr Licht einfangen können als klassische Linsen.
Pentagon baut angeblich „Avatar“ ähnlich wie im Kinofilm
Im Kinofilm „Avatar“ von 2009 steuert ein Soldat einen künstlich erzeugten Alien-Körper per Gedankenkraft. Das Pentagon-Projekt „Avatar“ soll in die gleiche Kerbe schlagen.
Smartphone erkennt Gefühle
Samsung arbeitet an einer Technik, die über die Tippgeschwindigkeit und die eingegebenen Befehle den Gemütszustand des Nutzers erkennen soll. Spielt mir mein Smartphone künftig beruhigende Musik vor, wenn ich nervös oder wütend bin?
Dampfbad macht Smartphones wasserdicht
Hersteller Liquipel bedampft Smartphones mit einer Nano-Schicht, die Wasser abhält. Wasser kann zwar in das Gehäuse eindringen, CPU & Co. kommen aber nicht zu Schaden. Das Gerät läuft einfach weiter. Liquipel will die Nanoschicht zusammen mit Samsung, HTC & Co. während der Fertigung auftragen, bietet aber aktuell schon eine Nachbehandlung bereits gekaufter Modelle an.
Computer bringt lange Mails auf den Punkt
Sicher kennen Sie das auch: Ihr Kollege oder Ihr Freund schreiben ellenlange Mails. Aber lange Rede, kurzer Sinn - mit einem Satz wäre es oft auch getan. Ein 16jähriger Australier hat sich das wohl auch gedacht und arbeitet an einem Algorithmus, der lange Texte automatisch kürzen soll. Finanziert wird er übrigens durch einen in Hong Kong lebenden Milliardär namens Li Ka-shing.
Internet aus der Glühbirne
Zumindest aus der LED-Birne - durch extrem schnelles Blinken werden Daten übertragen. Lampe aus bedeutet 0 und Lampe an 1. Daraus lässt sich ein Datenstrom aus Einsen und Nullen generieren. In Testreihen wurden durch diese Technik schon DSL-Geschwindigkeit erreicht. Problem ist noch der Upload von Daten. Direktes Licht sei dagegen nicht unbedingt nötig, da auch über reflektiertes Licht Daten übertragen werden. Spenden Straßenlaternen in einigen Jahren nicht nur Licht, sondern auch Internetzugang?
PC mit den Augen steuern
Das Unternehmen Tobii lässt Sie mit den Augen durch Webseiten scrollen oder im Spiel Asteroids Himmelskörper per Blick vernichten. Tobii werkelt schon länger an der Technik, will sie aber jetzt zur Marktreife bringen.
Biegsame Smartphones
Statt auf Silizium setzen die Wissenschaftler des Laboratory of Nanoscale Electronics and Structures auf Molybdänsulfit. Dessen einzelne Schichten sind nur drei Atome hoch und das Material ist flexibel. Theoretisch wären damit aufrollbare Smartphones und Tablets denkbar - wenn man auch für das Display eine Lösung findet.
Kontaktenlinsen als Display
Amerikanische Forscher haben eine Kontaktlinse entwickelt, die als Display fungiert. Das eingeblendete Bild scheint einen Meter vor dem Betrachter zu schweben. Die Mini-Auflösung und die Stromversorgung bereiten den Forschern derzeit noch Kopfzerbrechen.

Laut Brant sind die Zeiten vorbei, in den Roboter und smarte Maschinen lediglich "niedere Dienste" verrichten konnten. Sowohl in der IT als auch in anderen Bereichen werden sie zunehmend Spezialisten und Facharbeiter ersetzen, so der Forscher. Er rechnet damit, dass viele Angehörige der Mittelschicht vom Jobverlust betroffen sein werden.

Der Gartner-Analyst hält das Kommen der digital Workforce für die größte technologische Veränderung dieses Jahrzehnts. Die Nutzung von Robotern und smarten Maschinen könne Personalkosten von bis zu 40 Prozent des Firmenumsatzes senken.

Stolpersteine auf dem Weg in die Roboter-Zukunft

Dass das geräuschlos von statten geht, glaubt Brant nicht. Sowohl unter technologischen wie unter gesellschaftspolitischen Aspekten sei mit Turbulenzen zu rechnen. Brant gibt IT-Verantwortlichen folgende Denkanstöße mit auf den Weg:

Einen Punkt will der Gartner-Analyst jedoch klargestellt sehen: Das künstliche Gehirn wird es bis 2020 nicht geben. Und das sei auch nicht nötig, fügt er an. (tö)