Wettbewerbsverdrängung

Samsung will gegen Schweinezyklus ankämpfen

04.08.2010
Mit prall gefüllten Kassen und expansiver Wettbewerbsverdrängung versucht Samsung, gegen den Schweinezyklus anzukämpfen, ein Versuch, der bisher kaum je gewagt wurde, berichtet "The Korea Times".

Mit prall gefüllten Kassen und expansiver Wettbewerbsverdrängung versucht Samsung, gegen den Schweinezyklus des ständigen Aufs und Abs anzukämpfen, ein Versuch, der bisher kaum je gewagt wurde, berichtet "The Korea Times".

Die Logik, die dahinter stecke, sei es, erneut auftretende Überkapazitäten selbst zu kontrollieren und sich damit weiter Wachstum zu sicher. Dafür müsse das Unternehmen aber weiter wachsen, so die koreanische Tageszeitung.

Als führender Chip und Flat-Screen-Hersteller habe Samsung offenbar seine Lektion aus früheren Schweinezyklen gelernt und falle doch wieder in die alte Strategie der Marktverdrängung zurück, analysiert das Blatt.

Im vierten Quartal 2008 hat das Unternehmen umgerechnet über 586,8 Millionen Euro Verlust gemacht, 361,1 Millionen davon allein aus dem Speicherchip-Geschäft, was angesichts der allgemeinen Weltwirtschaftskrise als gar nicht so schlimm erachtet wurde.

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Frühere Versuche, Industriedominanz zu erlangen, haben nicht gerade zur Popularität Samsungs beigetragen. So wurde dem koreanischen Konzern maßgeblich die Schuld gegeben, dass die deutsche Infineon-Tochter Qimonda Insolvenz anmelden musste, doch das war in der Vergangenheit, argumentiert "The Korea Times" weiter.

Doch ein Management-Meeting vor einer Woche legt nun nahe, dass der koreanische Riese wieder in die alte Strategie der Marktverdrängung zurückfällt. Da wurde nämlich über die Möglichkeit nachgedacht, mit massiven Investitionen mehr Kapazitäten für die Chip- und Flat-Screen-Produktion zu schaffen.

Und das inmitten von Anzeichen neuer Überkapazitäten im Chip- und im LCD-Sektor nach monatelangen weltweiten Kapazitätserweiterungen und neuen wirtschaftlichen Unsicherheiten.

Abgesehen davon, dass Chinas und Nordamerikas LCD-TV-Markt nicht so ziehen wie erwartet, könnte Europas Schuldenkrise dazu führen, dass sich aufgrund einer schwachen Nachfrage Ende 2010 und Anfang 2011 massive Lagerbestände bei Chips wie bei LCDs anhäufen.

Nachdem Samsungs DRAM-Speicherchip-Weltmarkt im Juni 2010 schon 36 Prozent genähert habe, peile man bis Ende 2010 über 40 Prozent an, erklärte Cho Nam-seong, einer der Vizepräsidenten aus Samsungs Memory Division. Bei NAND-Flash-Speicher versuche man, sich bei einem Marktanteil von 41 bis 42 Prozent zu halten.

Der Anteil von Fertigungstechnologien mit Strukturen feiner als 30 Nanometer soll bis Jahresende auf 10 Prozent gesteigert werden, um profitabel zu bleiben, wenn der Markt wieder einknickt.

"Es ist nicht mehr dasselbe Kräftemessen (game of chicken), das die Industrie vor ein paar Jahren noch erlebt hat. Dank neuer Technologien ist Samsung in der Lage, sich unabhängig von der Marktsituation einen Grundstock zu sichern. Das ist allerdings schlecht für die gesamte Industrie und Samsungs Mitbewerber", zitiert das Blatt Jin Sung-hye, Analyst von Hyundai Securities.

3D- und LED-TVs gegen LCD-Überkapazitäten

Mit dem Fokus auf LED- und 3D-TVs muss sich Samsung auch nicht so sehr sorgen, dass sich bei LCD-Panels bereits neue Überkapazitäten abzeichnen.

Samsung sehen auf die Industrie zwar auch Probleme zusteuern, werde diese aber durch ein verstärktes Angebot an Panels für die neuen TV-Kategorien auffangen, erklärt Robert Yi, Kommunikationschef für Samsungs Investoren.

Samsung-Sprecher Kim Choon-gon zufolge gebe es keine Pläne, die Produktion zurückzufahren. Führende Mitbewerber wie LG Display, AU Optronics (AUO) und Chimei Innolux (CMI) haben entsprechende Maßnahmen angekündigt, nachdem die TV-Nachfrage in China enttäuscht hat und sich auch in Europa wachsende Panel-Vorräte anhäufen.

"Einer von Samsungs wichtigsten Kunden für LCD-Panels ist Sony. Aller Vorraussicht nach wird Sony dieses Jahr 25 Millionen LCD-Fernseher verkaufen, es gibt daher keinen Grund, warum Samsung die Produktion zurückfahren sollte", wird ein Top-Manager zitiert. Die wichtigsten Kunden seien auf einem guten Weg, ihre Jahresziele zu erreichen, fügte er hinzu.

DisplaySearch zufolge wurden in China im zweiten Quartal 2010 nur 7,4 Millionen LCD-Fernseher verkauft, weit weniger als die 9 Millionen in den ersten drei Monaten des Jahres. Die Verkäufe in Europa sollen trotz WM-Fiebers flach geblieben sein. (kh)