Partnerschaft mit NetBase

SAP forciert Social Analytics

14.12.2011
Salesforce kauft Radian6, Oracle übernimmt Rightnow. SAPs Antwort im trendigen Social-Analytics-Geschäft fällt bescheiden aus: eine Partnerschaft mit NetBase.
Foto: SAP

Salesforce kauft Radian6, Oracle übernimmt Rightnow. SAPs Antwort im trendigen Social-Analytics-Geschäft fällt bescheiden aus: eine Partnerschaft mit NetBase.
NetBase gehört zur Gruppe der Unternehmen, die zurzeit für Aufsehen sorgen, weil sie mit ihren Lösungen große Mengen unstrukturierter Daten aus sozialen Netzen wie Facebook und Twitter aufsaugen und analysieren. Ziel ist es, Anwendern ein Gefühl dafür zu geben, was Kunden von ihren Produkten, Firmen und Marken halten. SAP wird im Rahmen der angekündigten Kooperation Software und Support-Leistungen für die Analyse von Social-Media-Inhalten des frischgebackenen Partnerunternehmens verkaufen.

SAPs Schwenk in den Social-Media-Analytics-Markt werten Beobachter als Reaktion auf die Aktivitäten der Konkurrenten in diesem Segment. Salesforce.com hatte im März 2011 mit Radian6 den wohl etabliertesten Anbieter von Lösungen für das Social Media Monitoring geschluckt und dafür rund 330 Millionen Dollar gezahlt. Auch Oracles Akquisition von Rightnow fügt sich in das Bild ein. Der Datenbank-Riese bot im Oktober 2011 etwa 1,5 Milliarden Dollar für eine Komplettübernahme, um unter anderem Lösungen für das Social Media Monitoring ins eigene Portfolio zu integrieren.

SAP-Berate
Die zehn größten SAP-Berater in Deutschland
SAPs ERP-Lösungen sind erste Wahl in den Unternehmen. Entsprechend boomen Services rund um SAP-Systeme und -Anwendungen. Wir nennen Ihnen Stärken und Schwächen der größten SAP-Beratungshäuser.
Platz 10: MSG
Name: msg systems AG<br> Hauptsitz: Ismaning bei München<br> Umsatz 2010 in Deutschland: 314 Millionen Euro<br> Umsatzanteil am deutschen SAP-Consulting-Markt: 3 Prozent<br> Mitarbeiter in Deutschland: 2.925<br> Standorte: Mehrere deutsche Städte darunter Berlin, Braunschweig, Chemnitz, Frankfurt, Köln und Passau<br> Portfolio: Software, Beratung
Platz 9: Software AG
Name: Software AG<br> Hauptsitz: Darmstadt<br> Umsatz in Deutschland: 229 Millionen Euro<br> Umsatzanteil am deutschen SAP-Consulting-Markt: 3 Prozent<br> Mitarbeiter in Deutschland : 2.051<br> Standorte: in zwölf deutschen Städten<br> Portfolio: Software, Beratung
Platz 8: BearingPoint
Name: BearingPoint GmbH<br> Hauptsitz: Frankfurt / Main<br> Umsatz 2010 in Deutschland: 207 Millionen Euro<br> Umsatzanteil am deutschen SAP-Consulting-Markt: 3 Prozent<br> Mitarbeiter in Deutschland: 1.200<br> Standorte: Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Leipzig, München, Stuttgart und Walldorf (SAP Solution Center).<br> Portfolio: Reine Beratung.<br>
Platz 7: T-Systems
Name: T-Systems International GmbH<br> Hauptsitz: Frankfurt / Main<br> Umsatz 2010 in Deutschland: 1.390 Millionen Euro<br> Umsatzanteil am deutschen SAP-Consulting-Markt: 3 Prozent<br> Mitarbeiter in Deutschland: 5.000<br> Niederlassungen: über 20 deutsche Städte<br> Portfolio: Reine Beratung
Platz 6: HP
Name: Hewlett-Packard Enterprise Services<br> Hauptsitz: Böblingen<br> Gesamtumsatz 2010 in Deutschland: Etwa 300 Millionen Euro.<br> Umsatzanteil am deutschen SAP-Consulting-Markt: 3 Prozent<br> Mitarbeiter in Deutschland: 630<br> Niederlassungen: 13 deutsche Städte<br> Portfolio: Hardware, Software, Beratung
Platz 5: Atos (vormals SIS)
Name: Atos, früher Siemens IT Solutions and Services GmbH<br> Hauptsitz: München<br> Gesamtumsatz 2010 in Deutschland: 1620 Millionen Euro (geschätzt)<br> Umsatzanteil am deutschen SAP-Consulting-Markt: 4 Prozent<br> Mitarbeiter in Deutschland: 8.790<br> Niederlassungen: in allen größeren deutschen Städten<br> Portfolio: Beratung, Software-Entwicklung
Platz 4: CSC
Name: CSC GmbH<br> Hauptsitz: Wiesbaden<br> Umsatz 2010 in Deutschland: 372 Millionen Euro<br> Umsatzanteil am deutschen SAP-Consulting-Markt: 4 Prozent<br> Mitarbeiter in Deutschland: 2.632<br> Niederlassungen: 15 Standorte in allen großen deutschen Städten<br> Portfolio: Reine Beratung
Platz 3: IBM
Name: IBM Global Business Services<br> Hauptsitz: Ehningen<br> Umsatz 2010 in Deutschland: 1.180 Millionen Euro<br> Umsatzanteil am deutschen SAP-Consulting-Markt: 5 Prozent<br> Mitarbeiter in Deutschland: 7.760<br> Niederlassungen: Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München<br> Portfolio: Hardware, Software, Beratung
Platz 2: Accenture
Name: Accenture GmbH<br> Hauptsitz: Kronberg / Taunus<br> Umsatz 2010 in Deutschland: 720 Millionen Euro<br> Umsatzanteil am deutschen SAP-Consulting-Markt: 5 Prozent<br> Mitarbeiter in Deutschland: 4.500<br> Niederlassungen: Berlin, Düsseldorf, München, Hof, Heidelberg, Kaiserslautern<br> Portfolio: Reine Beratung
Platz 1: SAP
Name: SAP Consulting<br> Hauptsitz: Walldorf (Baden)<br> Gesamtumsatz in Deutschland 2010: 2.195 Millionen Euro<br> Umsatzanteil am deutschen SAP-Consulting-Markt: 14 Prozent<br> Mitarbeiter in Deutschland: 14.491<br> Niederlassungen: Bensheim, Berlin, St.Ingbert, Dresden, Hamburg, Hannover, München, Düsseldorf<br> Portfolio: Software, Beratung

Man hätte entsprechende Software auch selbst entwickeln können, sagte SAP-Manager Byron Banks, verantwortlich für das Marketing der Information-Management-Produkte, doch mit der nun angekündigten Partnerschaft sei man einfach schneller startklar. Auf die Frage, warum NetBase angesichts der Bedeutung von Social-Media-Analyse für die SAP-Kunden nicht übernommen worden sei, antwortete der Manager schmallippig: Man diskutierte die Vor- und Nachteile von Kauf- oder Partner-Strategien nicht in der Öffentlichkeit.

Zum Start gibt es noch keine Schnittstellen

So soll die Integration von SAP und NetBase einmal aussehen.
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Die NetBase-Software wird ab Januar 2012 unter dem Produktnamen "SAP Social Media Analytics" verkauft, kündigte Banks an. Die Preise orientieren sich an der Zahl der Nutzer-Seats sowie der Themen, die ein Unternehmen analysieren möchte, ergänzte Lisa Joy Rosner, Marketing-Chefin von NetBase. Nähere Angaben zu den anfallenden Kosten für die Anwender machte sie nicht.

Das Cloud-basierende System von NetBase gründet auf einer Datenbank, in der Inhalte aus sozialen Netzen mit einem Gesamtvolumen von rund 30 Terabyte gespeichert sind. Und der Daten-Pool wird ständig größer, weil das Unternehmen die Informationen kontinuierlich auffrischt. Laut Hersteller fließen rund 90 Millionen neue Postings pro Tag in die Datenbank ein.

Herzstück der Lösung ist eine Technik namens "Natural Language Processing" (NLP), die angeblich Web-Einträge inhaltlich bewerten kann. Hier sei man der Konkurrenz enteilt, warb Rosner für das eigene Produkt: "Wenn jemand schreibt, ´Ich liebe das iPhone, es ist echt cool´, dann wissen wir, dass mit ´es´ das iPhone gemeint ist", schilderte sie die Arbeitsweise der Lösung. NetBase könne zudem den Grad der Empfindung analysieren, "Es ist ein Unterschied, wenn jemand schreibt ´Ich liebe das iPhone´ oder ´Ich vergöttere das iPhone´", betonte Rosner.

SAP hat verschiedene Andockmöglichkeiten an die eigene Produktpalette identifiziert, passende Schnittstellen bieten etwa verschiedene CRM-Module sowie einige Lösungen aus dem BI-Portfolio (Business Intelligence). Zum Produktstart unter SAP-Label wird es aber noch keinen funktionierenden Übergabepunkt zur SAP-Familie geben, Nutzer müssen sich vorerst mit einer Export- und Import-Funktion auf Basis einer Web-services-API (Application Programming Interface) bescheiden.

Analyse-Funktionen für Verkauf und Entwicklung

Das NetBase-Produkt soll nicht nur die üblichen Verdächtigen in den Marketing-Organisationen überzeugen. SAP hat auch die Verkaufsabteilungen im Visier, die mit dem Tool die Preisgestaltung besser austarieren und näher an die Kundenwünsche heranrücken können. Zudem wirbt SAP mit den NetBase-Funktionen um die Produktentwickler. Ihnen stellt der Softwarehersteller in Aussicht, dass sie die Bedürfnisse potenzieller Käufer besser kennen lernen und ihre Planungsprozesse entsprechend gestalten können. "Wie sieht die Mode im kommenden Frühjahr aus? Wenn die Kleider in Fernost produziert werden, müssen sie diese Frage frühzeitig beantworten können", schilderte Banks ein mögliches Szenario.

Grundsätzlich bestätigen die Marktbobachter die ausführlichen Möglichkeiten, die eine Analyse von Social-Media-Inhalten theoretisch bietet. Doch ganz so überschwänglich bewerten sie die aktuellen Lösungen noch nicht: Social Analytics stecke in den Kinderschuhen, warnte etwa Susan Etlinger, Industry Analyst bei der Altimeter Group, die unter anderem NetBase und diverse Konkurrenten beraten hat. "Der Markt entsteht gerade erst und hat noch keine Struktur", sagte sie in einem Interview. "Hier werden viele unterschiedliche Anbieter in einen Topf geworfen." Radian6 sei mit seinen Social-Media-Dashboards eine Art allumfassender Vorreiter in diesem Segment. Firmen wie NetBase und Crimson Hexagon bieten dagegen ausgeprägte Fähigkeiten zur Textanalyse. Zudem grenze sich NetBase mit einem sehr großen Content-Archiv von der Konkurrenz ab.

Die Partnerschaft zwischen SAP und NetBase benötige aber zunächst eine ausführlichen Bewertung und Planung, weil die jeweiligen Lösungen inhaltlich weit auseinander liegen, erläuterte Etlinger. "Radian6 und Salesforce.com sind in ihrer Struktur nicht so verschieden", sagte die Analystin; die Lösungen seien jeweils auf CRM und Marketing ausgerichtet. SAP habe ein sehr viel breiteres Portfolio und biete damit ein ungleich größeres Potenzial, NetBase-Funktionen anzudocken. "Hier geht es nicht nur um das Marketing, sondern auch um die Produktentwicklung und das Lieferketten-Management - überhaupt um alle Bereiche in einem Unternehmen, in denen Social Media relevant sein könnte."

(Der Beitrag wurde von der ChannelPartner-Schwesterpublikation Computerwoche übernommen / jha / rb)