SCO gibt SMP-Unix-Version frei

15.04.1999

BAD HOMBURG: Den heißersehnten Zutritt zu den Rechenzentren will der kalifornische Unix-Spezialist SCO endlich schaffen. Erfolgsgarant soll das jetzt vorgestellte Betriebssystem "Unixware 7.1 Data Center Edition" sein.Ein vollwertiges Unix-System für Intel-Plattformen ist unmittelbar von der verfügbaren Prozessorleistung abhängig. Insofern konnte Unix-Anbieter Santa Cruz Operation (SCO) bislang seine Software zwar auf Abteilungsservern als Administrations- und Applikationsserver plazieren, zudem für die X-Verknüpfung von Terminals sorgen oder in Web-Umgebungen als Host dienen. Doch mangels geeigneter Intel-Prozessoren blieben SCO die Rechenzentren der Firmen bis heute verschlossen.

Da Intel aber eigenen Angaben zufolge derzeit Referenzchips der "IA-64"-CPU namens "Merced" an ISPs (Independent Software Vendors) verschickt und ab Mitte nächsten Jahres den Risc-Konkurrenten ausliefern will, rechnet sich SCO gute Chancen aus, mit der auf der Cebit vorgestellten Unixware 7.1 Data Center Edition ein Betriebssystem anbieten zu können, das in Rechenzentren als mächtige Serverplattform Erfolg haben könnte.

Der Grund für den Optimismus der Kalifornier, die erstmals außerhalb der USA eine Produktvorstellung bewerkstelligten: Die "Datacenter Edition" unterstützt bis jetzt bis zu acht Prozessoren, und ihr Hauptspeicher kann auf 64 GB aufgebohrt werden, die zu belegen für größere Datenbanken kein Kunststück ist.

Ferner bietet sie Cluster für bis zu sechs Rechner, soll auch durch die für Server unabdingbare Ausfallsicherheit glänzen - "bis zu 10.000 Stunden", so SCO, was immerhin 416 Tagen entspricht - und ist standardgemäß über eine webbasierte Konsole administrierbar.

Doch da die Güte eines Produktes allein noch nicht dafür sorgt, in Unternehmen eingesetzt zu werden, will und muß SCO Deutschland den in den letzten Monaten meist vernachlässigten Unixware-Funken über seine zirka 600 Partner schüren - verstärktes Marketing und Werbung inklusive. "Wir werden einiges tun", verspricht Vertriebsleiter Hans Beyer und verweist auf drei neu eingestellte Vertriebsleute.

"Das muß SCO auch tun", bekräftigt ein Partner. Ihm zufolge hat SCO beim Marketing kräftigen Nachholbedarf: "Wer weiß schon, daß große Unternehmen SCO-Software einsetzen?" Mit seiner Kritik rennt er bei einem weiteren Partner offene Türen ein: "Wer Unix-PC-Systeme im High-End-Markt verkaufen will, sollte sich im Markt auch zeigen!", fordert er. (wl)

Premiere für SCO: Die Erstankündigung des Unixsystems "Datacenter Edition" erfolgte außerhalb der USA.