Rackable will Server-Geschäft kaufen

SGI geht den Weg alles Irdischen

02.04.2009 von Thomas Cloer
Silicon Graphics Inc. (SGI), eine frühere Ikone des Silicon Valley, löst sich in Wohlgefallen auf - dieses Mal wohl endgültig.

SGI hat zum zweiten Mal in der Unternehmensgeschichte Gläubigerschutz nach Paragraph 11 des US-Konkursrechts ("Chapter 11") beantragt und verkauft sein Server-Geschäft für schlappe 25 Millionen Dollar an den Mitbewerber Rackable Systems. Der, selbst auch in letzter Zeit ziemlich gebeutelt, möchte mit der Hardware und den Services von SGI sein Business im HPC (High-Performance Computing) und in anderen Bereichen ausbauen.

Das Angebot von Rackable könnte aber theoretisch in einer Auktion unter Aufsicht des Konkursgerichts überboten werden. Betroffen von der Transaktion sind in jedem Falle verschiedene Regierungsbehörden und Unternehmen, die Systeme von SGI nutzen. Die NASA beispielsweise hatte in ihrem Ames Research Center erst kürzlich einen Supercomputer von SGI in Betrieb genommen, der auf der Top-500-Liste vom vergangenen November auf Platz drei der schnellsten Numbercruncher weltweit rangiert.

Eine Workstation 'Octane 2' aus besseren SGI-Zeiten
Foto: SGI

SGI war im Jahr 1982 von dem Informatiker James Clark gegründet worden und wurde vor allem durch Workstations und Server bekannt, mit denen Wissenschaftler und Ingenieure dreidimensionale Bilder bearbeiten. Mit SGI-Maschinen wurden etwa viele Autos entworfen, aber auch Filme wie "Jurassic Park" und "Terminator 2" realisiert.

Im Jahr 1995 war SGI einmal an der Börse mehr als sieben Milliarden Dollar wert. Dann aber ging es zunehmend bergab mit dem Hersteller, nachdem Firmen wie Nvidia begannen, leistungsfähige Grafikkarten zu verkaufen, mit denen PCs und billige Server die gleichen Aufgaben wie SGIs Edel-Hardware für deutlich weniger Geld erledigen konnten.

Historische Fehlentscheidungen und Kreditkrise

SGI traf aber auch selbst verschiedene Fehlentscheidungen. So übernahm die Company im Jahr 1996 für 740 Millionen Dollar den Supercomputer-Hersteller Cray Research (den es später wieder abstieß) und wählte später für seine Server Intels reine 64-Bit-Architektur "Itanium", die sich (trotz zehn Milliarden Dollar gemeinsamem Entwicklungsaufwand mit HP) nie auf breiter Front etablieren konnte.

Die heutige SGI-Zentrale in Sunnyvale, Kalifornien
Foto: SGI

Am Ende eines langen Niedergangs verließt SGI seine Büros in Mountain View - heute sitzt dort Google - und zog um ins nahegelegene Sunnyvale. 2006 flüchtete sich die Firma erstmals unter Chapter 11, verließ den Gläubigerschutz nach einer Restrukturierung aber noch im gleichen Jahr.

Als Gründe für den neuen Antrag führt SGI jetzt seinen Schuldenberg, Wettbewerb durch größere Konkurrenten, Technikverzögerungen und andere Probleme an. CEO Robert Ewald erklärte, SGI sei zwar bei der Umstellung seiner Server auf die x64-Xeon-Prozessoren erfolgreich, könne sich aber nach dem Zusammenbruch der Kreditmärkte im vergangenen Jahr nicht mehr refinanzieren.

Rackable Systems, das jetzt gern SGIs Server-Business übernehmen würde, wurde 1999 gegründet und wuchs anfänglich kometenhaft mit dem Verkauf einfacher Server an Internet-Unternehmen. Inzwischen kämpft die Firma mit dem harten Wettbewerb und hat in den vergangenen fünf Quartalen rote Zahlen geschrieben. Rackable beschäftigt rund 300 Mitarbeiter, SGI noch an die 1200.

Der Rackable-Chef Mark Barrenchea möchte den geplanten SGI-Deal laut "Wall Street Journal" denn auch eher als Fusion denn als Übernahme verstanden wissen. "Wir wollen das Beste aus beiden Geschäften nehmen", so der Rackable-CEO. Das Angebot seiner Firma entspricht übrigens 47 Cent pro SGI Aktie, ein 15-prozentiges Aufgeld auf den SGI-Schlusskurs vom Dienstag.