Siemens Plus: vom Hoflieferanten zum unabhängigen Distributor

09.07.2000
Eigentlich ist es eine solide Basis, ein gutes Stück des Zubehörbestellwesens für alle Siemens-Divisionen in Deutschland abzuwickeln. Siemens Plus will aber mehr und sucht den Weg zum unabhängigen Nischendistributor.

Betrachtet man sich die Internet-Seite von Siemens Plus, so finden sich dort bislang hauptsächlich Zubehörprodukte aus dem Bereich Datenträger und Drucker-Verbrauchsmaterial. Das wird sich nach Angeben von Geschäftsleiter Siegfried Laufer jedoch schon bald ändern. Er plant den Aufstieg zum Distributor mit Vollsortiment, inklusive PCs und Monitoren. Unternehmen wie Palm, Canon, Oki, Xerox, Hewlett-Packard und natürlich Fujitsu Siemens Computers sind bereits mit von der Partie. Besonders letztgenannter dürfte anderen FSC-Distributoren, allen voran Computer 2000, ein Dorn im Auge sein. Schließlich ist Siemens Plus ein Teil des Dienstleiters SPLS (Siemens Procurement and Logistics Services - siehe Kasten), verfügt durch die Konzernverbundenheit über ausgezeichnete Kontakte und wird auch als offizieller Distributionspartner geführt. "C 2000 ist sicher nicht unser bester Freund", sagt Laufer augenzwinkernd, betont dabei jedoch, dass FSC-Chef Achim Berg trotz der strategischen Partnerschaft auf Gleichbehandlung Wert legt. Bessere Konditionen oder Liefervorteile gibt es demzufolge nicht. "Ich denke, wir sind für Achim Berg ein gutes Mittel, um sich nicht zu stark in die Abhängigkeit der Großen zu begeben."

Mit Mehrwert Partner gewinnen

"Wir sind kein Broadliner und wollen auch keiner werden. Vielmehr sehen wir uns als Spezialdistributor für VARs. Wir adressieren kleine und mittlere Handelspartner, denen wir einen Mehrwert bieten wollen. Dazu gehören individuelle Lösungen und eine Betreuung, die auch über den Verkaufsabschluss hinausgeht", beschreibt der Siemens-Plus-Leiter die Firmenphilosophie. Dazu gehört beispielsweise auch der Know-how-Aufbau bei den einzelnen Mitarbeitern, um bei Anfragen fachlich fundiert Auskunft geben zu können.

Das Kerngeschäft unterteilt sich bei Siemens Plus in zwei Hauptbereiche: Zum einen gibt es den Bereich "Telesales", der aus der früheren Siemens-Händlerbetreuung "Telecare" entstanden ist. Hier werden derzeit rund 800 Vertriebspartner, vornehmlich VARs, in Deutschland zentral per Telefon betreut. Dieses soll nach Angaben von Laufer auch in Zukunft das Kerngeschäft des Distributors bleiben. Der zweite Bereich ist die aus der Vergangenheit erwachsene Struktur als Direktlieferant von Siemens-Abteilungen oder auch öffentlichen Einrichtungen. Die Zahl beziffert der Manager auf etwa 3.000. Nach seinen Angaben machen die Lieferungen an Siemens-Kostenstellen derzeit jedoch nur etwa fünf bis zehn Prozent des Gesamtumsatzes aus. "Sicher könnten wir intern eine wesentlich größere Beute einfangen, ich halte es jedoch für wichtig, dass wir am externen Markt bestehen." Die Herausforderung besteht für ihn darin, aus der personellen und produkttechnischen Vielfalt des Siemens-Konzerns ein schlagkräftiges Unternehmen entstehen zu lassen. "Man kann aus bereits vorhandenen Siemens-Einheiten einen wunderbaren Distributor zusammenstellen. Die Kunst dabei ist, die besten auszusortieren und die schlechten liegen zu lassen."

Für das Geschäftsjahr 2000/01 visiert Laufer einen Umsatz von 180 Millionen Mark an (1999/2000: 65 Millionen). Planungen, die über diesen Zeitraum hinausgehen, will er aber nicht verraten. (akl)

www.siemensplus.de

SIEMENS PLUS

Facts & Figures

Siemens Plus versteht sich zwar als unabhängiger Distributor, ist jedoch nach wie vor Teil des Siemens-Konzerns. Hervorgegangen ist die Unternehmung aus dem ehemaligen Nixdorf-Zubehörgeschäft, der damaligen Siemens Nixdorf Plus, deren Kerngeschäft im Zubehörvertrieb für Kassensysteme sowohl für Händler als auch an Endkunden lag.

Die nicht eigenständige Division gehört nun zum Einkauf- und Logistik-Dienstleister Siemens Procurement and Logistics Services (SPLS), die wiederum ein Teil der Siemens AG ist. Die Geschäftsführung besteht aus Theo Kowalski und Klaus Schlichting. Im Kassengeschäft ist man für die heutige Wincor Nixdorf nach wie vor tätig.

Nach Aufnahme der Geschäftstätigkeit am 1. August 1999 erwirtschaftete Siemens Plus im Geschäftsjahr 1998/99 an den Standorten Augsburg (Zentrale), Berlin, Düsseldorf, Frankfurt und Hannover mit zirka 30 Mitarbeitern einen Umsatz von etwa 40 Millionen Mark. Im laufenden Geschäftsjahr wird mit inzwischen 60 Mitarbeitern ein Umsatz von etwa 65 Millionen Mark anvisiert. (akl)

www.spls.de; www.wincor.de

www.siemens.de