Highend-Smartphones kommen stets mit der aktuellsten und besten Technik auf den Markt. So statten beispielsweise Hersteller wie HTC, Samsung und Huawei ihre teuersten Handys mit einer Quad-Core-CPU aus und versprechen durch die vier Prozessorkerne einen ordentlichen Leistungsschub gegenüber Smartphones mit weniger Kernen. Die Frage ist nur: Macht sich der Unterschied in der Praxis überhaupt bemerkbar? Und gibt es auch Nachteile?
Kurz gesagt: Ja, der Unterschied eines Prozessors mit vier Kernen gegenüber einer CPU mit weniger Kernen macht sich bemerkbar. Mit dem HTC One X (--> zum Testbericht) kam im April 2012 das erste Smartphone mit Quad-Core-CPU in Deutschland auf den Markt. Die Benchmark-Ergebnisse waren eindeutig, und auch der subjektive Praxiseindruck belegte, dass die CPU ordentlich Leistung bringt. Denn eine CPU mit vier Kernen hat den Vorteil, dass sie sich die Arbeit beim Ausführen bestimmter Befehle teilen kann.
Ein Beispiel: Sie führen ein Programm aus, dass die Taktrate von 1 GHz eines Single-Cores voll ausreizt. Starten Sie nun ein weiteres Programm, müssen Sie von starkem Leistungsverlust ausgehen, da die CPU schon mit der ersten Applikation genug zu tun hat. Eine Zweikern-CPU teilt sich die Arbeit, indem jeder Kern – vereinfach ausgedrückt – 500 MHz übernimmt. Demnach kann ein Dual-Core-Prozessor viel schneller arbeiten und mehrere Dinge gleichzeitig erledigen, ohne voll ausgelastet zu sein. Bei einer Quad-Core-CPU sieht es ähnlich aus, nur dass sich hier vier Kerne die Arbeit aufteilen.
Nachteile einer starken CPU
Eine mobile CPU kann nicht wie ein Prozessor im PC gekühlt werden. Oder können Sie sich einen kleinen Lüfter in Ihrem Smartphone vorstellen? Unter Volllast kann es also passieren, dass Ihr Smartphone recht warm wird, weil die CPU hart arbeiten muss, ohne dabei stark gekühlt zu werden.
Bestes Beispiel dafür ist das HTC One X, das auf der Rückseite im Bereich der Kamera sehr schnell heiß wird. Zwar besteht dabei keine Verbrennungsgefahr, und auch das Smartphone kommt nicht zu Schaden. Unangenehm ist die starke Wärmeentwicklung aber trotzdem.
Weshalb Quad- und Dual-Core-CPUs gleich schnell sein können
Es stimmt: Quad-Core-Prozessoren sind schnell, leistungsstark und können mehrere Programme gleichzeitig betreiben. Doch nicht immer unterstützt eine Software den Einsatz von Mehrkern-CPUs. Also kann es passieren, dass trotz vorhandener vier Kerne nur einer arbeitet, während die anderen Pause machen.
Demnach macht es in Einzelfällen kaum einen Unterschied, mit welcher Taktrate und mit wie vielen Kernen Ihre CPU ausgestattet ist. Das bedeutet auch, dass in bestimmten Situationen eine Dual-Core-CPU leistungsmäßig mit einer Vierkern-CPU mithalten kann.
Vergleich der Benchmark-Egebnisse
Um die Leistung der einzelnen Smartphones mit den verschiedenen Prozessoren in einen Vergleich zu setzen, wurden mehrere Benchmark-Tests durchgeführt. Aus jeder Kategorie, also Single-, Dual- und Quad-Core-CPU, traten dabei je zwei Smartphones an.
Die Smartphones müssen insgesamt vier Benchmarks über sich ergehen lassen: Beim Antutu- und Quadrant- Benchmark können neben der Gesamtpunktzahl die einzelnen CPU-Werte ausgegeben werden. Der Schnell-Benchmark misst die Zeit in Millisekunden, also wie lange die Geräte brauchen, um 2.000.000 Ziffern zu sortieren – hier wird nur die CPU angesprochen. Beim Smartbench 2012 ist das Gesamtergebnis aufgelistet, das unter anderem aus Prüfungen für die CPU, den RAM-Speicher und die Grafik besteht.
Smartbench |
Antutu |
Quadrant |
Schnell-Benchmark (in ms) |
|
---|---|---|---|---|
Samsung Galaxy S3 |
4.094 |
7.176 |
13.176 |
1.663 |
HTC One X |
4.935 |
6.046 |
12.730 |
1.993 |
Samsung Galaxy S2 |
2.732 |
3.033 |
4.708 |
2.028 |
Sony Xperia P |
2.317 |
2.515 |
3.926 |
2.662 |
HTC One V |
756 |
852 |
2.088 |
2.846 |
Samsung Galaxy S |
497 |
756 |
1.427 |
2.882 |
Fazit und Empfehlung
Das Ergebnis ist eindeutig: Die beiden Quad-Core-Smartphones Samsung Galaxy S3 (--> zum Testbericht) und HTC One X liegen deutlich vor den Smartphones Samsung Galaxy S2 und Sony Xperia P mit jeweils einer Dual-Core-CPU – und zwar in jedem Benchmark-Test! Weit abgeschlagen dahinter bilden die Single-Core-Smartphones Samsung Galaxy S und HTC One V das Schlusslicht. Die iPhone-Modelle sind hier nicht aufgelistet, weil die verwendeten Benchmarks nicht für iOS zur Verfügung stehen.
Die Ergebnisse der Tabelle auf der Seite vorher zeigen ganz klar, dass mehr CPU-Kerne auch für mehr Leistung stehen. Doch wie oben erwähnt, kommt es letztendlich darauf an, ob eine Software Mehrkern-Prozessoren unterstützt. Ist dies nicht der Fall, liegen die meisten CPUs auf einer Höhe – ganz gleich, wie viele Kerne sie besitzen. Aktuelle Smartphone-Betriebssysteme unterstützen mittlerweile Mehrkern-Prozessoren. Und auch die Apps sind größtenteils so ausgelegt, dass sie von mehr als einem Kern betrieben werden können.
Wer also ein besonders kraftvolles Smartphone benötigt, weil er beispielsweise aufwändige und grafisch anspruchsvolle Games spielen will, dem empfiehlt sich der Griff zum Quad-Core-Smartphone. Wem eine durchschnittliche Performance ohne ständige Verzögerungen reicht, sollte sich ein Smartphone mit zwei Kernen anschaffen. Eine solche steckt übrigens in den meisten aktuellen Mittelklasse-Smartphones. Wer jedoch wenig Geld für sein neues Handy ausgeben will, weil ihm auch kleine Denkpausen nichts ausmachen, dem reicht auf jeden Fall ein Single-Core aus. Denn diese Smartphones sind mittlerweile sehr günstig in der Anschaffung.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation
PC-Welt. Autor: Dennis Steimels (tö)
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