Ihr Kunde muss dringend seine Arbeit zu Ende bringen. Doch nichts geht mehr, sein Computer verabschiedet sich ständig mit einem blauen Bildschirm und kryptischen Fehlermeldungen. Jetzt heißt es: Detektiv spielen und dem Übel Schritt für Schritt auf den Grund gehen.
Denn Ursachen gibt es verschiedene – von veralteten Treibern über einen defekten Arbeitsspeicher bis zu einer neu montierten Grafikkarte. Wir erklären Ihnen auf den nächsten Seiten anhand fünf konkreter Beispiele, wie Sie die Auslöser für einen Bluescreen aufspüren und beseitigen. Zudem finden Sie unter "Generelle Tipps" nützliche Ratschläge, wie Sie ein System vor der blauen Gefahr schützen.
Vorbereitung
Ein Bluescreen oder sogenannter Stop Error ist an sich nichts Schlechtes, sondern ein Schutz. Er bewahrt Hardware sowie das Betriebssystem vor Schäden, indem er diese in kritischen Situationen stoppt. Dabei erscheinen vor blauem Hintergrund kryptisch aussehende Fehlermeldungen, die Ihnen aber beim genauen Hinsehen die Schwachstellen des Systems deutlich aufzeigen. Worauf Sie in Bluescreens genau achten müssen, erkennen Sie in diesem Screenshot.
Wenn ein PC bei einem Bluescreen sofort neu startet, ohne dass Sie die Meldung entziffern können, schalten Sie den automatischen Windows-Neustart ab. Die Option dazu finden Sie via Start/Systemsteuerung/Leistung und Wartung/System/Erweitert. Wählen Sie dort unter "Starten und Wiederherstellen" die Einstellungen. Es öffnet sich ein Fenster, in dem Sie "Automatisch Neustart durchführen" deaktivieren. In Windows Vista steckt die Option unter Systemsteuerung/System und Wartung/System/Erweiterte Systemeinstellungen. Verhindert der Bluescreen, dass Windows überhaupt aufstartet, fahren Sie den Computer im abgesicherten Modus hoch. Drücken Sie dazu nach einem PC-Neustart die Taste F8, um die erweiterten Startoptionen von Windows aufzurufen.
Bevor Sie sich nun an die Ursache für den Bluuescreen machen, sollten Sie alle wichtigen Daten Ihres Kunden auf eine DVD oder externe Harddisk sichern.
Bluescreen analysieren
Mit etwas Glück finden Sie die Lösung zu Ihrem Problem unter den fünf häufigsten Gründen für einen PC-Absturz. Diese sind im Folgenden beschrieben. Außerdem geben wir Ihnen allgemeine Ratschläge, um einem Absturz vorzubeugen und die Ursache zu beseitigen.
0x0000002E: DATA_BUS_ERROR
Dieser Fehlermeldung liegt in der Regel ein Defekt des Arbeitsspeichers zugrunde. Doch bevor Sie den Computer aufschrauben und die Hardware austauschen, laden Sie das Programm MemTest herunter. Schließen Sie nun alle geöffneten Anwendungen, öffnen Sie MemTest per Doppelklick und beginnen Sie die Prüfung via Start Testing.
Der Vorgang dauert sehr lange. Am besten lassen Sie den Test über Nacht laufen. Meldet Ihnen das Programm einen Fehler, bleibt nichts anderes übrig, als den defekten RAM-Baustein auszutauschen. Stellt MemTest hingegen keine Probleme mit dem RAM-Riegel fest, hilft Ihnen eventuell einer unserer allgemeinen Ratschläge unter "Generelle Tipps" weiter.
0x0000007B: INACCESSIBLE_BOOT_DEVICE
Als Ursache für diesen Fehlercode kommen verschiedene Probleme in Frage. Das System könnte sich zum Beispiel einen Boot-Sektor-Virus eingefangen haben. Aber auch ein fehlender Treiber ist ein möglicher Grund. Prüfen Sie das System nach dem Windows-Start – allenfalls im abgesicherten Modus – auf Virenbefall. Ist die Festplatte sauber, hilft eventuell ein BIOS-Update.
Am häufigsten tritt der Fehler allerdings bei einer Neuinstallation von Windows XP auf. Der Grund: Auf der Installations-CD fehlen die Treiber für die neueren SATA-Festplatten. Drücken Sie, gleich nachdem der Rechner aufstartet, die Taste F1, F2 oder F10 (abhängig vom Computerhersteller), um ins BIOS zu gelangen. Suchen Sie dort den Punkt "SATA-Gerätemodus" oder "SATA Mode Selection" und wählen Sie anschließend die Option IDE statt AHCI.
Hinweis: Bei einigen PCs heißen diese Funktionen "Native" und "Compatible". Nehmen Sie in diesem Fall Letztere oder deaktivieren Sie Erstere (Disable). Falls das nicht hilft, erstellen Sie eine Windows-CD mit integriertem Service Pack 3 und den passenden SATA-Treibern. Diese laden Sie von der Webseite des Mainboard-Herstellers herunter.
0x0000007F: UNEXPECTED_KERNEL_MODE_TRAP
Bei dieser Meldung liegt ein Problem mit der Hardware vor. Mögliche Gründe sind neu installierte Geräte, defekte Komponenten oder eine zu große Wärmeentwicklung im PC. Wurde kürzlich neue Hardware installiert, kann diese den Fehler verursachen. Entfernen Sie den dazugehörigen Treiber: Öffnen Sie den Geräte- Manager mittels Rechtsklick auf den Arbeitsplatz unter Eigenschaften/Hardware. Wählen Sie die Hardware per Doppelklick und gehen Sie zum Reiter Treiber, wo Sie ihn deinstallieren, (Vista: Systemsteuerung/System und Wartung/System).
Nach einem PC-Neustart wird die Hardware automatisch neu installiert. Wurden auf dem PC kürzlich keine neuen Geräte installiert, trägt eventuell die Wärmeentwicklung im Gehäuse die Schuld. Ursache ist ein übertakteter Prozessor oder defekter Lüfter. Machen Sie Änderungen am Prozessortakt wieder rückgängig und prüfen Sie, ob die Lüfter richtig laufen. Hilft das alles nichts, ist wahrscheinlich ein RAM-Baustein oder die Festplatte defekt. Wie Sie das feststellen, ist im Abschnitt "Hardware testen" beschrieben.
0x00000024: NTFS_FILE_SYSTEM
Häufige Ursache für diesen Fehler ist eine fragmentierte Festplatte, eine kaputte Harddisk oder eine Software, die zu viele Ressourcen frisst. Öffnen Sie als Erstes den "Task-Manager". Gehen Sie zur Registerkarte Prozesse und wählen Sie die Spalte CPU-Auslastung (%). Jetzt erkennen Sie anhand des Namens, welches Programm den Prozessor zu stark beansprucht. Systemprozesse wie etwa den Leerlaufprozess ignorieren Sie. Deinstallieren Sie Programme, die über 50 Prozent der CPU-Leistung fressen, und starten Sie den PC neu.
Falls keine Software verantwortlich ist, öffnen Sie den Arbeitsplatz und überprüfen dort die Eigenschaften der aufgeführten Festplatten. Gehen Sie zur Registerkarte Extras. Greifen Sie dort zu "Jetzt Prüfen". Markieren Sie die beiden Optionen im Dialogfenster und starten Sie den Vorgang. Im Reiter Extras finden Sie zusätzlich die Option Jetzt defragmentieren, die Sie ebenfalls ausführen sollten. Vielleicht ruft auch die defekte Datei ntfs.sys den Fehler hervor. Dies ist jeweils im Bluescreen ersichtlich. Um den Fehler zu beheben, öffnen Sie via Start/Programme/Zubehör/Systemprogramme die Systemwiederherstellung und setzen das Betriebssystem auf einen früheren, funktionierenden Zeitpunkt zurück.
Ox0000000A: IRQL_NOT_LESS_OR_EQUAL
Dieser Fehlercode wird in der Regel durch inkompatible Gerätetreiber ausgelöst. Deaktivieren Sie die Treiber kürzlich installierter Hardware wie zuvor beschrieben und starten Sie den PC neu. Führen Sie diesen Vorgang mit allen neuen Treibern durch und testen Sie, ob der Rechner wieder richtig hochfährt. Haben Sie den Übeltäter gefunden, suchen Sie auf der Hersteller-Webseite des Störenfrieds nach dem aktuellsten Treiber und installieren diesen.
Haben Sie vor Kurzem keine Hardware und Treiber installiert, prüfen Sie das System am besten mit dem Programm Everest Home Edition auf Fehler. Klicken Sie anschließend die verschiedenen Gerätekategorien an und kontrollieren Sie, ob diese korrekt arbeiten. Falls nicht, wählen Sie den blau eingefärbten Wert mit Links aus und entscheiden sich für Treiberdownload.
Eine andere Möglichkeit bietet das Starten des PCs mit der letzten als funktionierend bekannten Konfiguration. Drücken Sie dazu während des PC-Starts F8 und wählen Sie die entsprechende Option. Windows versucht nun, mögliche Treiberprobleme automatisch zu beheben.
Achtung: Geänderte Einstellungen, die Sie seit dem letzten erfolgreichen Start vorgenommen haben, gehen dadurch verloren.
Generelle Tipps gegen Bluescreens
Falls Ihnen die bisherigen Lösungen nicht geholfen haben, probieren Sie unsere allgemeinen Tipps aus. Mit ihnen können Sie auch Systemabstürzen vorbeugen.
Ereignisanzeige
Ein Blick in die Ereignisanzeige von Windows hilft oft, Fehlern auf die Schliche zu kommen. Öffnen Sie die Ereignisanzeige via Rechtsklick auf den Arbeitsplatz (in Vista) und wählen Sie Verwalten. Gehen Sie zu Ereignisanzeige. Klicken Sie das Pluszeichen auf der linken Seite an, um die komplette Menüstruktur anzuzeigen, und navigieren Sie durch die Untermenüs. Fehler und Warnungen lassen sich dank Datumsangabe relativ genau einem Absturz zuordnen. Ein Doppelklick auf den Eintrag liefert weitere Infos.
Hardware-Probleme lösen
BIOS aktualisieren
Mit einem BIOS-Update lassen sich ebenfalls Systemkonflikte beseitigen. Vor allem bei neu eingebauten Prozessoren, Festplatten oder RAM-Riegeln kann sich die Stabilität nach einer BIOS-Aktualisierung immens verbessern. Allerdings sollten Sie dabei höchste Vorsicht walten lassen. Geht etwas schief, ist der PC im schlimmsten Fall komplett unbrauchbar und Sie müssen den BIOS-Baustein oder sogar das Mainboard austauschen. Wie Sie bei einem Mainboard ein BIOS-Update durchführen, ist im Computerhandbuch genau beschrieben. Achtung: Belassen Sie bei einer BIOS-Aktualisierung niemals Tuning-Einstellungen wie zum Beispiel ein übertakteter Prozessor. Das kann ein System während des Updates zerstören.
Sitzt die Hardware richtig?
Wenn die Hardware im Innern des Gehäuses nicht richtig befestigt ist, kann das einen Bluescreen auslösen. Kontrollieren Sie, ob alle Hardware- Komponenten wie Grafik- und Soundkarte, RAM-Riegel, Festplatten, CD-Laufwerke etc. richtig fest sitzen und angeschlossen sind.
Hardware testen
Häufiger Auslöser für einen Bluescreen ist defekte Hardware. Testen Sie zuerst, ob der RAM-Speicher noch funktioniert. Wie Sie das machen, steht im vorigen Abschnitt "0x0000002E: DATA_BUS_ERROR".
Ist alles in Ordnung, nehmen Sie sich die Festplatte vor. Dies tun Sie am besten mit einem Diagnose-Tool Ihres Harddisk-Herstellers. Unter www.hdd-guide.de/hersteller finden Sie die passende Anwendung. Auch Windows bietet wie bereits beschrieben eine Harddisk-Prüfung. Wie Sie diese genau durchführen, lesen Sie im Abschnitt "0x00000024: NTFS_FILE_SYSTEM".
Hardware-Probleme lösen Teil II
Alte Treiberversion zurückholen
Ist bei einem Treiber-Update etwas schief gelaufen, holen Sie am besten die vorherige Version zurück. Öffnen Sie dazu den Geräte-Manager von Windows. Achten Sie dort auf Hardware, die mit einem gelben Ausrufezeichen gekennzeichnet ist. Klicken Sie diese doppelt an und gehen Sie zur Registerkarte Treiber. Dort wählen Sie Installierter Treiber und bestätigen mit OK. Damit installieren Sie den alten funktionierenden Treiber.
Betriebssystem reparieren
Starten Sie den Computer von der Windows-CD. Drücken Sie eine beliebige Taste, sobald Sie dazu aufgefordert werden. Wenn nach wenigen Sekunden der Willkommensbildschirm zur Installation von Windows erscheint, drücken Sie die Taste R, um Ihr Betriebssystem zu reparieren.
Immer noch Probleme?
Surfen Sie zur Microsoft-Webseite, welche die häufigsten Stop Errors auflistet. Suchen Sie nach dem entsprechenden Fehlercode und klicken Sie diesen an. Microsoft erklärt den Grund für den Absturz und bietet Hilfe dazu. Allerdings sind diese Informationen nur in Englisch. Für eine deutschsprachige Lösung surfen Sie zu http://support.microsoft.com und suchen nach dem Fehlercode. Hat dies nicht geholfen, geben Sie den Fehlercode in der Google-Suche ein. Wenn Sie auch dort nicht fündig werden, beschreiben Sie Ihr Problem am besten im Troubleshooting-Bereich im CP forum. (bw)
Der Beitrag stammt von unserer Schweizer Schwesterpublikation PCtipp.