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So stellen Sie ab, was an Windows nervt!

13.10.2023 von Christoph Hoffmann
Windows weist auch nach fast 40 Jahren und zig Versionen zahlreiche Funktionsdefizite auf. Die aber lassen sich einfach beheben, ebenso nervende Einstellungen, Werbung und Benachrichtigungen.
Foto: sdx15 - shutterstock.com

Fragt man die Nutzer von Windows 11, was sie an Microsofts aktuellem Betriebssystem am meisten stört, kommen meist ähnliche Antworten. Nur die Reihenfolge unterscheidet sich etwas.

Sämtliche aufgeführten Kritikpunkte und Nervereien werden Sie mit unseren Anleitungen und Tools schnell los.

Das Windows-Design und die Taskleiste anpassen

Mit Windows 11 hat Microsoft die Taskleiste des Vorgängersystems grundlegend verändert, doch nicht jeder Nutzer findet Gefallen an dieser kompletten Neuausrichtung. Das Startmenü ist nun mittig statt wie bisher links unten platziert. Dazu sieht es völlig anders aus. Hinzu kommen neue Symbole, ein neues Farb- und Schriftdesign, moderne Hintergründe, abgerundete Fensterecken und ein leichter Transparenzeffekt, der Erinnerungen an "Aero Glass" von Windows Vista weckt. Die bisherigen, noch aus Windows 8 übernommenen Live-Kacheln hat Microsoft völlig verbannt.

Konnte man bei früheren Windows-Versionen mit entsprechenden Tools leicht das Design der Taskleiste und den Funktionsumfang anpassen, so hat Microsoft im neuen System einige Hürden eingebaut. Sie machen das Ändern und Anpassen der Taskleiste und des Startmenüs fast unmöglich.

So schreibt beispielsweise der Entwickler von Taskbar11:

Andere Tools wie 7+ Taskbar Tweaker sind nicht kompatibel zu Windows 11, die Entwickler haben sich also gar nicht erst daran versucht. Der Explorer Patcher funktioniert mal, mal nicht. Im Grunde bleiben nur die Freeware Start All Back und Winaero Tweaker sowie die zwei kostenpflichtigen Tools von Stardock: Window Blinds 11 für gut 20 Euro und Start 11 für knapp sieben Euro.

Unter Windows 11 funktionieren einige Tweaker gar nicht oder nur eingeschränkt. Die Ursache sind tiefgreifende Änderungen von Microsoft, die das einfache Patchen der Einstellungen via Registry-Hack unterbinden.

Für einfache Änderungen ist Winaero Tweaker ideal - allerdings nur unter der Bedingung, dass auf dem Rechner noch Version Windows 11 21H2 und nicht 22H2 läuft: In diesem Fall lässt sich im Freeware-Tool unter "Windows 11 -› Classic Taskbar" die Option "Enable Classic Taskbar" einschalten. Zumindest kann auch in 22H2 das alte (vollständige) Kontextmenü aktiviert werden.

Das Tool Start All Back bringt das klassische Windows-Startmenü zurück und erweitert es mit zusätzlichen Funktionen. Zudem lassen sich das Aussehen der Taskleiste, die Kontextmenüs und der Benachrichtigungsbereich anpassen.

Übrigens: Mit den Insider-Versionen und Windows 12 rudert Microsoft zumindest teilweise wieder zurück und plant offenbar ein völlig neues Design: Die Taskleiste scheint auf der Arbeitsoberfläche zu schweben. Eventuell lässt sich die Windows-12-Taskleiste sogar beliebig auf dem Desktop verschieben. Mit dem Tool Rounded TB können Sie die Form und das Aussehen der Windows-Taskleiste anpassen, ohne Systemdateien zu modifizieren oder dauerhafte Systemänderungen vorzunehmen.

Die deutschsprachige Freeware Start All Back ist zum Redaktionsschluss eines der wenigen Programme, das Änderungen an den Taskleisteneinstellungen von Windows 11 (22H2) ermöglicht.

Windows-Updates planen und Programme aktualisieren

Mit Windows 11 hat Microsoft die Funktion Windows Update umgebaut. Verbessert hat sich, dass schon vor dem Anklicken von "Optionale Updates" sichtbar wird, ob und falls ja wie viele Updates dort verfügbar sind. Bei Windows 10 liefen die optionalen Updates bei vielen Anwendern unter dem Radar, was teilweise dazu führte, dass wesentliche Funktionen damit gar nicht zur Verfügung standen.

Einen Schritt weiter geht die neue Option "Erhalten Sie die neuesten Updates, sobald sie verfügbar sind". Diese finden Sie in den Windows-Einstellungen unter "Windows Update". Das behebt das Problem, dass Microsoft nicht sicherheitsrelevante Updates, Patches und Erweiterungen über verschiedene Servicetechnologien bereitstellt und Windows-Geräte neue Funktionen zu unterschiedlichen Zeitpunkten erhalten haben.

Doch das möchte nicht jeder Windows-Nutzer: Mit dem Tool Stop Updates 10 lassen sich die automatischen Updates von Windows verhindern oder vorübergehend pausieren. Dabei werden keine Systemdateien oder Registry-Einträge manipuliert, sondern nur die Ausführung der Update-Prozesse blockiert. Dies können Sie jederzeit wieder aufheben oder für einen bestimmten Zeitraum aktivieren.

Stop Updates 10: Verhindern Sie mit dieser einfachen und unkomplizierten Anwendung, dass sich Windows 10 zwangsweise ohne Ihre Zustimmung aktualisiert.

Sie sollten aber nicht nur Windows selbst und installierte Apps im Microsoft Store auf den neuesten Stand halten. Für Anwendungen, die nicht von Microsoft stammen, existieren Tools, die die installierten Programme auf Ihrem Rechner mit umfangreichen Datenbanken abgleichen und auf veraltete Versionen hinweisen.

Der Update-Checker Sumo überprüft die auf dem Windows-PC installierte Software. Ist ein Update verfügbar, zeigt Sumo das in der Liste mit "Update vorhanden" an. Nach einem Klick auf "Update holen" öffnet sich eine Webseite des Sumo-Herstellers. Ein direkter Download ist mit der kostenlosen Version nicht möglich, die Suche über Google oder beim Download-Portal Majorgeeks helfen aber weiter. Die kostenpflichtige Pro-Version (ab 19,99 Euro) ermöglicht auch direkte Downloads.

Etwas Ähnliches existiert auch für Treiber: Driver Max unterstützt automatische Installationen, zeitgesteuerte Scans und vollständige Sicherungen von Gerätetreibern. Es kann so eingestellt werden, dass es zu jeder Tages-, Wochen- oder Monatszeit nach Treiber-Updates sucht und diese für Sie herunterlädt.

Fehlende Funktionen mit Gratis-Software nachrüsten

Auch das aktuelle Windows 11 weist diverse Funktionsdefizite auf, wenngleich Microsoft immer wieder neue Funktionen nachschiebt. So hat die Fotoanzeige jüngst ein größeres Update erhalten und der in Windows integrierte Packer wird bald auch zusätzliche Archivtypen wie RAR unterstützen.

Dennoch bleiben einige Lücken. Einige erprobte Gratis-Tool-Empfehlungen sind etwa Double Commander, Lockhunter, Notepad ++, Peazip, Teracopy, Tweakpower und WSCC.

Microsoft Powertoys: Diese kostenlose Profi-Tools sollte jeder Windows-Nutzer installieren. Dabei sind praktische Helfer, die etwa das Explorer-Kontextmenü um eine Funktion zur Größenänderung von Fotos erweitern.

Eine erstklassige Sammlung brauchbarer Tools kommt von Microsoft selbst: Die Powertoys bestehen aus praktischen Helfern, die etwa über das Kontextmenü von Dateien und Ordnern verfügbar sind. Mit wenigen Mausklicks lassen sich etwa die Bildgrößen von Fotos ändern, Dateien umbenennen, die Hotkey-Belegung anpassen sowie Bildschirmlineale und Farbwähler nutzen. Die Powertoys-Sammlung umfasst mittlerweile mehr als 20 Tools.

Die Installation neuer Programme kann nervig sein: Anstatt die Software-Grundausstattung von Hand zu laden, sollten Sie den Onlinedienst Ninite verwenden. Auf der Webseite setzen Sie Häkchen vor die Programme, die Sie einrichten möchten. Klicken Sie auf "Get Your Ninite", und laden Sie den Installer herunter. Damit richten Sie alle Anwendungen und Tools ohne weitere Nachfragen ein. Für eventuell vorhandene Updates starten Sie den Installer nach einiger Zeit erneut.

Wussten Sie, dass Windows 11 einen Paketmanager nach Linux-Vorbild besitzt? Mit dem Winget-Befehl lassen Programme frisch installieren und auch aktualisieren. Allerdings ist die Handhabung auf der Kommandozeile recht mühsam.

ProgrammWinget UI ist eine grafische Oberfläche für die Windows-Paketmanager Winget, Chocolatey und Scoop. Mit wenigen Klicks laden und aktualisieren Sie Software.

Mehr Komfort verspricht Winget UI - eine Oberfläche für Winget. Nach dem ersten Start wählen und aktivieren Sie die Download-Kanäle, anschließend spielen Sie vorhandene Updates ein oder wählen aus der Liste der Programme Ihre Favoriten zur Installation aus. Auf unserem Testsystem stehen insgesamt 14.610 Pakete zur Installation mit Winget UI bereit - wobei es einige Dubletten gibt.

Dazu ein Tipp: Mit Windows 11 Debloater und Bloaty Nosy lassen sich vorinstallierte Apps ganz einfach entfernen, auch wenn Microsoft dafür sonst keine Funktion bietet.

Aufgaben automatisieren

Mit Power Automate Desktop lassen sich unter wiederkehrende Arbeitsvorgänge am PC mit wenigen Mausklicks automatisieren, ohne dafür Programmierkenntnisse besitzen zu müssen.

Oft wiederkehrende Aufgaben können Sie weitgehend automatisieren. Das spart Zeit und schont Ihre Nerven. Mit Power Automate Desktop von Microsoft, der Nutzern von Windows 10 und 11 kostenlos zur Verfügung steht, lassen sich Automatisierungsschritte einfach zusammenklicken oder Maus- und Tastaturaktionen aufzeichnen. Einen guten Einstieg in die Möglichkeiten von Power Automate vermittelt Microsoft. Einige Beispiele für Flows lassen sich direkt übernehmen und anpassen. Ein weiterer praktischer Helfer ist Autohotkey, eine kostenlose Open-Source-Script-Sprache, mit der Sie ganz einfach Ihre eigenen Makros programmieren können.

Das Beenden und (Neu-)Starten von Windows organisieren Sie mit dem Autoshutdown Manager. Damit fährt der PC beispielsweise herunter, wenn über einen festgesetzten Zeitraum keine Mausoder Tastatureingaben erkannt werden. Mit Phrase Express verwalten Sie beliebige Textbausteine und fügen diese ganz nach Bedarf auf Mausklick oder per Hotkey am Rechner beispielsweise in Mails oder Dokumente ein. Auch das macht Sie im Alltag produktiver.

Unerwünschte Werbung und Benachrichtigungen abschalten

Ob im Startmenü oder Sperrbildschirm: Immer wieder zeigen Windows 10 und 11 Werbebotschaften für neue Apps und Spiele an. Vor allem Windows 11 kann dabei richtig penetrant sein, sogar das Startmenü und der Sperrbildschirm bleiben nicht verschont. Es gibt zwar eine in der Einstellungen-App unter "Personalisierung -› Start" die Option "Empfehlungen für Tipps, Verknüpfungen, neue Apps und mehr anzeigen", ganz frei von Werbung wird das System damit aber nicht.

Mehr Möglichkeiten bieten die Tools Tweakpower und O&O Shutup 10++. Hier können Sie die Werbeeinblendungen und Benachrichtigungen von Windows unterbinden. In den Insider-Versionen von Windows experimentiert Microsoft selbst mit einer entsprechenden Einstellung: Sie heißt "Gelegentlich kontobezogene Benachrichtigungen im Startmenü anzeigen."

Mit der Freeware O&O Shutup 10 können Sie festlegen, welche Daten Windows sammeln und welche Werbung eingeblendet werden darf.

Der Benachrichtigungsassistent von Windows ist an sich keine schlechte Sache. Bei vielen aktiven Anwendungen ist die Zahl der Einblendungen jedoch inflationär hoch: Eingehende Mails und Chat-Nachrichten, abgeschlossene Datei- und Programmaktionen und der erfolgreiche Datenabgleich mit Clouddiensten - das wird mit der Zeit zu viel und dann auch störend.

Zum Ändern der Einstellungen klicken Sie in der Taskleiste mit der rechten Taste auf das Benachrichtigungs-Icon und dann auf den Eintrag "Benachrichtigungsassistent". Im folgenden Dialog können Sie aus drei Optionen auswählen:

Standardmäßig zeigt Windows alle Meldungen von Apps oder Kontakten an. Weitere Optionen finden Sie in den "Einstellungen" unter "System -› Benachrichtigungen". Die Option "Bitte nicht stören" schaltet alle Benachrichtigungen des Betriebssystems stumm. Die Einstellung lässt sich auch zeitgesteuert nutzen oder an bestimmte Regeln knüpfen.

Gut gelöst und wichtig: Die blockierten Benachrichtigungen gehen nicht verloren. Sie lassen sich jederzeit im Info-Center ansehen.

In den Einstellungen zu den Benachrichtigungen können Sie störungsfreie Zeiten und Ausnahmen festlegen. Das verschafft zumindest etwas Ruhe bei der Arbeit.

Diese Tools ändern Einstellungen ganz einfach

Die Einstellungen-App von Windows 10 und 11 (Shortcut Win-I) ist die zentrale Auflaufstelle, um das System zu konfigurieren und Funktionen ein- beziehungsweise auszuschalten. Mit zusätzlichen Tools klappt das nicht nur komfortabler, Sie erhalten auch Zugriff auf versteckte Einstellungen.

Defender UI: Der Microsoft Defender ist das Bordmittel von Windows gegen Viren und andere Angriffe. Sie finden den Defender unter „Windows Sicherheit“ im Startmenü. Was sich am Defender vor allem noch verbessern lässt, das ist seine Bedienerführung. Das Tool DefenderUI fasst die verstreuten Security-Optionen des Betriebssystem übersichtlich zusammen und bietet vier wählbare Sicherheitsprofile.

Die Freeware Defender UI liefert eine neue Bedienerführung für die Sicherheitseinstellungen von Windows. Aber nicht nur das: Defender UI bietet vier einfache Sicherheitsprofile zur direkten Auswahl.

O&O Shutup 10: Die Einstellungen für den Schutz der Privatsphäre sind verteilt und nicht immer leicht zu finden. Alternativ zeigt das Tool O&O Shutup 10++ alle Windows-Einstellungen für Privatsphäre und Sicherheit in einer Liste. Ein Klick auf die jeweilige Einstellung liefert Details. Ein roter Schalter bedeutet, dass die Windows-Standardeinstellungen gelten. Ist der Schalter grün, wurde die Funktion deaktiviert.

Eartrumpet: Das Tool erweitert die Lautstärkeregelung von Windows 11. Nach der Installation können Sie die Lautstärke von einzelnen Anwendungen und Geräten anpassen, ohne dazu die Systemeinstellungen zu öffnen. Zudem ermöglicht Eartrumpet den schnellen Wechseln zwischen Kopfhörern, Lautsprecher oder Bluetooth-Geräten.

Autoruns: Unnötige Programme lassen sich aus dem Autostart entfernen, damit Windows schneller startet und die aktiven Prozesse keine Systemressourcen verbrauchen. Recht komfortabel geht das mit dem Microsoft Tool Autoruns. Per Mausklick schalten Sie den Autostart von Programmen und Diensten ein und aus.

Regcool: Deutlich besser als der Windows eingebaute Registry-Editor ist das Tool Regcool. Damit durchsuchen Sie die Registrierungsdatenbank und nutzen die Funktionen zum Vergleichen, Kopieren, Exportieren, Importieren, Sichern und Wiederherstellen von Inhalten. Sie können auch mehrere Schlüssel und Werte gleichzeitig ändern oder löschen.

(PC-Welt)