Auch mit Blick auf OLED-TVs

Sony und LG Display suchen Annäherung

31.10.2011
Sony muss Kosten sparen, will aber gleichzeitig vorn bei OLED-Fernsehern sein. Medienberichten zufolge zwei Gründe, welche die Japaner aus dem Joint-Venture mit Samsung in die Arme von LG Display treiben.

Nachdem Sony aus Kostengründen mehr oder weniger offen über ein Ende der gemeinsamen Panel-Produktion mit Samsung und Ausstieg aus dem S-LCD genannten Gemeinschaftsunternehmen nachdenkt, bahnt sich jetzt laut 'The Korea Times' eine Partnerschaft mit LG Display an, die auch OLED-Displays umfassen soll.

LG Display, nach Samsung Nummer 2 bei großen LCD-Panels, ist für Sony dem koreanischen Magazin zufolge unter anderem interessant, weil der Hersteller über eine fortschrittliche Produktion für günstigere OLED-Panels verfügt.

Miss IFA 2008 hat auch den OLED-TV-Fernseher von Sony hochgehalten.

Sony war auf der IFA 2008 der erste Hersteller, der einen serienreisen OLED-Fernseher vorgestellt hat, auch wenn der XEL-1 zum Einstiegspreis von über 4.000 Euro nur 11 Zoll groß war. Anfang 2011 folgte für die Filmproduktion ein OLED-Studiomonitor mit 24 Zoll, der allerdings 30.000 Dollar kosten sollte.

Der erste OLED-Fernseher von LG war 15 Zoll groß. Ende 2012 soll ein 55-Zöller folgen.

LG hat derweil auch schon größere OLED-Fernseher präsentiert, so dieses schicke Gerät links.

LG Display habe Interesse daran, seine OLED-Displays an den japanischen TV-Hersteller zu verkaufen, ein Deal, der dem Unternehmen nach Abspringen von Kunden oder weniger Aufträgen (unter anderem Apple, Anm. d. Red.) und massiven Verlusten helfen könnte, wieder in die Gewinnzone zu kommen, zitiert ‚The Korea Times‘ einen hochrangigen Manager, der nicht genannt werden wollte.

Zu den wichtigsten LCD-Panel-Kunden von LG Display gehören LG Electronics, Toshiba, Philips und einige chinesische Hersteller. Sony als neuer Kunde könnte dem Ganzen aber die Krone aufsetzen, da das japanische Unternehmen, je nach Quartal Nummer zwei oder drei bei Fernsehern, im TV-Bereich immer noch einen sehr guten Markenruf genießt.

Im dritten Quartal 2011 hat LG Display bereits über 700.000 Panels an Sony verkauft, das sind mehr als doppelt so viele wie die 340.000 Stück in den drei vorangegangenen Monaten.

Im zweiten Quartal machten die Lieferungen von LG Display schon 6,8 Prozent des Panel-Bedarfs von Sony aus, im vierten Quartal 2010 waren es gerade mal 3,1 Prozent. Ende 2011 soll der Anteil auf 10 Prozent steigen, heißt es in dem von Sony nicht bestätigten Bericht. Der Anteil der Samsung-Panels soll dagegen im zweiten Quartal von 64,6 auf 55,1 Prozent deutlich geschrumpft sein.

Wie eine mit der Sache eng vertraute andere Quelle zitiert wird, ist Sony verzweifelt darum bemüht, zur Kostensenkung den Outsourcing-Anteil zu erhöhen. Wie alle japanischen Hersteller leidet die Topmarke auch unter der ständigen Aufwertung der eigenen Landeswährung (Yen).

Analysten halten es angesichts der fragilen Partnerschaft mit Samsung für sehr möglich, dass Sony für ultradünne OLED-Panels einen Vertrag mit LG Display eingehen wird.

LG hat für Ende 2012 bereits 55 Zoll große AMOLED-Fernseher angekündigt. Es gibt aber auch Zweifel, dass der Hersteller die Produktion so großer Aktivmatrox-OLED-Displays in der kurzen Zeit überhaupt in den Griff bekommt. Schließlich wartet die Branche seit Anfang der 1990er Jahre auf den verheißenen Durchbruch als Display-Technik der Zukunft, die den TV-Markt revolutionieren soll.

Während AMOLEDs mehr und mehr Smartphones, Tablet-PCs und Autokonsolen erobern, hapert es bei großen Panels immer noch an der nötigen Stabilität. Ein hoher Produktionsausschuss tut sein Übriges, die Kosten in die Höhe zu treiben, weshalb OLED- oder AMOLED-TVs nach Expertenmeinung noch auf Jahre nicht massenmarkttauglich sein werden. Denn die unbestritten verblüffend gute Bildqualität in allen in Ehren, wird die Zahl der Kunden, die bereit wären, dafür ein Vielfaches auszugeben, anfangs noch relativ klein sein.

Andererseits hat TV-Weltmarktführer Samsung, wohl auch angestachelt von LG Display, seine OLED-Entwicklungsarbeit verstärkt und will auch der CES in Las Vegas Anfang 2012 ebenfalls einen 55 Zoll großen AMOLED-Fernseher präsentieren. Zuvor hatte Samsung in verschiedenen Entwicklungsstufen immer nur OLED-Prototypen gezeigt. (kh)