Sparwut in deutschen IT-Abteilungen wird zum Risiko

08.09.2006
Accenture-Studie: Deutschen CIOs fehlt Mut zur Innovation

Deutsche IT-Manager sehen IT nur bedingt als Treiber für Innovation und kennen im Wesentlichen nur eine Priorität: Kostensenkung bei der IT-Infrastruktur. Und: Mit dieser Haltung sind sie inzwischen allein auf weiter Flur. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage, die der Management-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleister Accenture in Zusammenarbeit mit IDC durchgeführt hat.

Reine Kosteneinsparung bezeichnen 60 Prozent der deutschen IT-Manager als größte Herausforderung. Es folgen - in unmittelbarem Zusammenhang mit der ersten Priorität - Konsolidierung und Standardisierung der Infrastruktur (51 Prozent). An dritter Stelle stehen mit jeweils knapp 40 Prozent das Modernisieren und bessere Nutzen der vorhandenen IT-Umgebung sowie die richtigen Entscheidungen in Sachen neuer Technologie zu treffen.

"Deutsche IT-Verantwortliche laufen Gefahr, ihre IT-Infrastruktur weitestgehend bewahren und den Status Quo allenfalls in kleinen Stufen verbessern zu wollen", sagt Toennies von Donop, Leiter des Bereichs Technology & Delivery und Mitglied der Geschäftsführung bei Accenture. "Sie investieren viel Zeit in Benchmarking und das Verbessern einzelner Prozesse aus Kostensicht anstatt Wege zu finden, IT als Treiber für Innovation und geschäftliches Wachstum strategisch einzusetzen."

In anderen europäischen Ländern, die in den vergangenen Jahren von der konjunkturellen Entwicklung ebenfalls nicht verwöhnt waren, sieht das ganz anders aus. Italiener und Franzosen konzentrieren sich vor allem auf die Einführung und Verbesserung der IT Service-Level die strategische Positionierung der Unternehmens-IT zur Verbesserung der Wertschöpfung für das gesamte Unternehmensgeschäft sowie die Optimierung der IT Governance-Strukturen. Auch die grundsätzliche Bewertung neuer Technologien und der damit verbundene Prozess der Entscheidungsfindung über die Einführung genießt einen höheren Stellenwert als hierzulande.

Der Studie zufolge besteht in Deutschland ein gefährlicher Teufelskreis zwischen den allgegenwärtigen Einsparzielen und der gleichzeitigen Notwendigkeit, den Wert der IT für das Business zu erhöhen. Mehr als die Hälfte der Befragten bekundete zwar, die Performance der IT verbessern zu wollen. Noch größer ist aber die Menge derjenigen, bei denen schlichtweg die Kostensenkung im Mittelpunkt steht: Insgesamt geben 23 Prozent der Befragten an, dass ihr Budget für Infrastruktur (Rechenzentrum, Netzwerke, Hardware, Sicherheit, einschlägige Services) sinken wird, 27 Prozent rechnen mit einer Steigerung, und die Hälfte will die Ausgaben einfrieren.

Weltweit planen dagegen 40 Prozent der Unternehmen, ihre Budgets für IT-Infrastruktur anzuheben. In Frankreich hegen sogar 70 Prozent der Befragten etwaige Pläne.

"Zwar ist es ist richtig, den laufenden Betrieb optimal zu unterstützen", sagt Toennies von Donop. "Wenn man dabei aber die Chancen, die sich durch grundsätzliche Modernisierungsmaßnahmen ergeben, außer Acht lässt, stellt dies ein hohes Risiko für das Unternehmen dar. Ideal ist es, eine Infrastruktur zu haben, die flexibel genug für Veränderungen ist, aber stabil genug, um die Betriebskosten gering zu halten."

Der Studie zufolge ist dies zurzeit fast nirgendwo der Fall. Die meisten IT-Manager reiben sich an kurzfristigen Aufgaben auf und investieren kaum Zeit, um sich mit strategischen IT-Angelegenheiten zu beschäftigen.

"In Deutschland sind viele CIOs im Unternehmen falsch positioniert", so von Donop weiter. "Solange sie nicht als Businesspartner akzeptiert, sondern als Hilfsfunktion im Backoffice und oftmals als reiner Kostenverursacher betrachtet werden, verhalten sie sich auch entsprechend. Wollen sie diesem Teufelskreis entkommen, müssen sie sich auf Augenhöhe des Vorstands positionieren und verständlich machen, wie sich für die Kerngeschäftsprozesse eines Unternehmens durch IT-Innovationen nachhaltige Wettbewerbsvorteile erzielen lassen."

Während die Accenture-Untersuchung auf internationaler Ebene weiterhin ergab, dass Unternehmen in großem Stil Virtualisierungstechniken einsetzen, um auf diese Weise ihre Rationalisierungsziele zu erreichen, schrecken die Deutschen davor zurück. Entsprechende Initiativen im Server-, Speicher- oder Netzwerkumfeld sind weitaus seltener geplant als in anderen Ländern.

"In der deutschen Industrie besteht erheblicher Aufklärungsbedarf, welche Vorteile Virtualisierung der IT-Infrastruktur bietet", sagt Toennies von Donop. "Vor dem Hintergrund, dass die Unternehmen konsolidieren und ihre Ressourcen besser nutzen wollen, um die Kosten zu senken, sollte Virtualisierung in Deutschland weitaus mehr Verbreitung finden." (mf)