Speichertrends

09.03.1998

Der Markt für Speicherchips hat sich weiter erholt. Die Preise haben die Verluste seit Mai 1998 aufgeholt und und zeigen einen kräftigen Aufwärtstrend. Knapp bleiben 100-MHz-SDRam-Chips. Es bleibt abzuwarten, wann die Hersteller ihre angekündigte Produktion für diesen Speichertyp aufnehmen können.Die Erholung kann dennoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß alle Chiphersteller noch immer deutlich von der Gewinnzone entfernt sind. Die Produktionskosten für einen 64-Mbit-Chip liegen geschätzt bei rund zehn Dollar. Selbst wenn im dritten und vierten Quartal wieder Gewinne eingefahren würden, wiese die Jahresbilanz wohl durchweg rote Zahlen aus.

Es ist deshalb nicht gewagt zu prognostizieren, daß die Krise unter den Herstellern noch weitere Opfer fordern wird. Die Auguren sagen voraus, daß am Ende nur drei Hersteller den Preiskampf am Speichermarkt überleben werden: Samsung, NEC und Micron.

Sehr weit auseinander gehen die Meinungen darüber, ob der derzeitige Aufwärtstrend nur ein Zwischenhoch oder tatsächlich schon die ersehnte Trendwende ist. Analysten schätzen, daß die Produktionskapazitäten immer noch um 20 Prozent über der Nachfrage liegen und noch weitere fünf oder sechs Chip-Fabriken dichtmachen müßten, um ein Gleichgewicht zu erreichen. Im Augenblick versuchen alle Chiphersteller, mit zeitweiligen Produktionsstillegungen und dem Verzicht auf den Bau neuer Fabriken über die Runden zu kommen. Die Koreaner haben Ende August erneut eine einwöchige Pause eingelegt und - falls nötig - weitere Unterbrechungen angekündigt. Auch die Japaner haben sich - wie berichtet - zu Produktionsstops entschlossen, auch wenn diese noch als die üblichen jährlichen Betriebsferien bezeichnet wurden. Mittlerweile rücken auch die ersten japanischen Hersteller von ihren Produktionszielen bis Jahresende ab, an denen sie bislang eisern festhielten. NEC will seinen Ausstoß bei 64-Mbit-Chips von 15 auf zehn Millionen Einheiten pro Monat reduzieren, bei 16-Mbit-Chips gar von sechs auf zwei Millionen. Weitere Hersteller dürften folgen. Es ist aber zweifelhaft, ob die Kürzungen ausreichen. Pessimisten gehen davon aus, daß der Markt erst im Jahr 2000 wieder ins Gleichgewicht kommt.

Auch die Entwicklung auf der Nachfrageseite ist sehr unsicher. PC-Hersteller stocken in Erwartung eines Booms im Herbst und Winter ihre reduzierten Lagerbestände wieder auf, während einige Speichermodulhersteller mit einem Nachfrageschub durch die Migration auf Windows NT rechnen. Erfüllen sich diese Erwartungen nicht, wird die Erholung am Speichermarkt von kurzer Dauer sein. Aber selbst im günstigsten Fall ist auf absehbare Zeit nicht mit großen Preissprüngen oder gar Allokation zu rechnen. Marina Sajitz, Kingston Technology