Speichertrends

23.07.1998

Der Speichermarkt hat sich in den ersten Juli-Wochen auf sehr niedrigem Niveau stabilisiert. Die Tagespreise schwanken innerhalb einer geringen Bandbreite. Lediglich bei 64 Mbit SDRam bröckeln die Preise noch stärker ab. Hersteller, die den Übergang zur 64-Mbit-Technologie schon vollzogen haben, sind gezwungen, sich preislich nach unten zu orientieren, um gegen die immer noch in hohen Stückzahlen angebotenen 16-Mbit-Chips konkurrenzfähig zu bleiben.Insgesamt aber scheint die Abwärtsspirale am Speichermarkt an ihrem Ende angelangt zu sein. Bedeutet dies, daß nun endgültig mit einer Stabilisierung des Marktes gerechnet werden kann? Vieles spricht dafür.

Die Speicherhersteller können auf dem gegenwärtigen Preisniveau längst nicht mehr profitabel produzieren. Die letzten Quartalsergebnisse von Halbleiterherstellern wie National Semiconductor (fast 70 Millionen Dollar Verlust) oder von Micron (106 Millionen Dollar Verlust) sprechen eine deutliche Sprache.

Die Strategien, die Krise zu bewältigen, könnten allerdings unterschiedlicher kaum sein. Während Texas Instruments sich mit dem Verkauf des Speicherchip-Bereichs an Micron vollständig aus dem DRam-Geschäft zurückziehen und die Koreaner mit nicht ganz freiwilligen Produktionskürzungen das Überangebot verringern wollen, setzen andere Hersteller eher auf Diversifikation. Die Übernahme des Grafikchip-Herstellers Rendition durch Micron etwa wird von Analysten einhellig als Versuch des Chipgiganten gewertet, sich vom DRam-Geschäft unabhängiger zu machen. LG Semicon setzt offenbar verstärkt auf Rambus-Speicher, dem hervorragende Marktperspektiven nachgesagt werden und der sich zunehmend als De-facto-Standard etabliert.

Gegen den Trend, den Angebotsdruck auf dem Speichermarkt zu reduzieren, steht die Ankündigung der japanischen Konzerne, die an ihren im Mai nur leicht korrigierten Produktionszielen bis Jahresende festhalten wollen. Hintergrund dürfte die von den meisten Analysten geteilte Erwartung sein, daß die in der ersten Jahreshälfte rund elf Prozent geringere Nachfrage nach Speicherchips (gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres) in der zweiten Jahreshälte wieder anziehen wird. Es ist allerdings fraglich, woher dieser Optimismus kommt. Zumindest im dritten Quartal dürfte die Durststrecke noch anhalten, zumal keine Produktinnovationen auszumachen sind, die einen deutlichen Nachfrageschub, vor allem im Consumer-Bereich, auslösen könnten.

Marina Sajitz, Kingston Technology