Medion Erazor X6816

Spiele-Notebook von Aldi (ausführlicher Test)

27.07.2011
Kein Pardon: Das Aldi-Gerät verspricht hohes Tempo. Doch bleiben dafür andere Qualitäten auf der Strecke?
Tempo-Bolzerei zum unschlagbar günstigen Preis: das Spiele-Notebook "Erazor X6816" von Medion bei Aldi-Nord.

Die Aldi-Notebooks von Medion sind für ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis bekannt. Doch diesmal will Medion sich selbst übertreffen: Das Notebook "Erazor X6816", das Aldi-Nord verkauft, bietet die Vierkern-CPU Intel Core i7-2630QM, eine starke Nvidia-Grafikkarte, 6 GB Arbeitsspeicher und eine 750 GB große Festplatte – zum Kampfpreis von 699 Euro. Doch im Test zeigte das konsequent auf Tempo und Ausstattung getrimmt Notebook auch ein paar Schwächen

Mit dem Erazor X6816 hat Medion vor allem die Spieler im Blick – und die werden nicht enttäuscht. Die Grafikkarte Nvidia Geforce GT 555M mit 2 GB Speicher macht mächtig Dampf. Sie spielt nicht in der obersten 3D-Liga, doch ihre Leistung passt perfekt zur Bildschirmauflösung: Bei 1.366 x 768 Bildpunkten schulterte sie DirectX10-Spiele lässig – Far Cry 2 lief in hoher Detailstufe mit 61 Bildern pro Sekunde. Ebenso problemlos bewältigte die Grafikkarte DX11-Spiele: Dirt 2 blieb selbst in der Detailstufe "Sehr hoch" bei aktivierten achtfacher Kantenglättung mit knapp 35 Bildern pro Sekunde spielbar.

Ebenfalls für hohe Rechenleistung sorgt der Vierkerner Core i7-2630QM aus Intels aktueller Sandy-Bridge-Familie. Er kann Turbo Boost und damit in Einzelfällen seine Taktrate von 2 auf 2,9 GHz schrauben. Durch Hyper-Threading stehen dem Betriebssystem sogar acht Rechenkerne zur Verfügung. Diese Kernmasse bringt aber nur in Ausnahmefällen mehr Geschwindigkeit: Im CPU-Benchmark Cinebench arbeitet der Prozessor tatsächlich fast doppelt so schnell wie der Zweikerner Core i5-2410M. Doch in der Praxis wird man alle Kerne nur selten auslasten, etwa wenn man HD-Videos bearbeitet und nebenher ein anderes HD-Video anschauen will. Viele Standard-Anwendungen können aber höchstens zwei Kerne voll beschäftigen, daher hat die Vierkern-CPU keine Vorteile, zumal sie mit einer niedrigeren Taktrate als aktuelle Zweikerner arbeitet.

Im Test lag das Medion Erazor X6816 bei üblicher Multimedia- oder Büro-Software nur rund drei bis acht Prozent vor Notebooks mit dem Core i5-2410M, die es schon ab rund 600 Euro gibt. Auch die 6 GB Arbeitsspeicher bringen nur in wenigen Szenarien klare Vorteile, etwa beim Bearbeitung großer Fotos. Deutlich mehr Tempo im Arbeitsalltag verspricht nur eine SSD – eine Flash-Festplatte ist für ein Aldi-Notebook aber zu teuer.

Geschwindigkeit

Startzeit

132 Sekunden

Geschwindigkeit bei Büro-Programmen

122 Punkte

Geschwindigkeit bei Multimedia-Programmen

154 Punkte

Geschwindigkeit bei 3D-Spielen

6.029 Punkte

Brenndauer CD / DVD / Blu-ray (Minuten)

10:03 / 5:04 /

Kopie von DVD auf Festplatte (Minuten)

10:33

USB-Anschlüsse: Lese- / Schreibrate

154,7 / 103,8 MB/s

Notebooks im Test
Medion Erazor X6816
Samsung Serie 7 Chronos 700Z5A
+ stabiles, schickes Alu-Gehäuse<br> + sehr gute Tastatur<br> + hohe Displayauflösung<br> – langsame Festplatte<br>
Acer Aspire One D270
+ HDMI-Anschluss<br> + spielt Full-HD-Videos ab<br> + gute Akkulaufzeit bei Video-Wiedergabe<br> – kein USB 3.0<br>
Medion Akoya E6323
Asus Zenbook UX31E
Medion Akoya E6224
Acer Aspire S3-951-2634G24iss
Dell Vostro 3350
HP Pavilion DV6-6005sg
+ Blu-ray-Laufwerk<br> + 2 USB-3.0-Anschlüsse<br> – Tasten im Ziffernblock verkleinert<br> – Lüfter unter Last hörbar<br>
Medion Akoya P6812
Acer Iconia
Toshiba Satellite L670-170
Sony VPC-EC3L1E/WI

Langsamer Start, viele Anschlüsse

Am Anfang bekommt man vom hohen Rechentempo des Aldi-Notebooks gar nichts mit: Das Medion Erazor X6816 braucht über zwei Minuten, um Windows hochzufahren, weil neben dem Betriebssystem ein ganzer Sack voll Programme startet. Für ein schnelles System sollte man daher als erstes die Autostarts ausmisten.

Auch sonst kann man bei der Software Hand anlegen. Medion installiert zwar viele Programme auf dem Gerät, doch für die meisten Anwender dürfte es mehr sein, als sie tatsächlich brauchen. Als Virenscanner ist eine 90-Tage-Version von Kaspersky Internet Security 2011 aufgespielt.

Als Alternative zum lahmen Windows-Start hat Medion die Funktion Fast Boot installiert. Damit startet in zehn Sekunden eine Ubuntu-Linux-Umgebung mit Browser, E-Mail-Programm, Datei-Manager, Messenger und Multimedia-Player.

Die große Festplatte hat Medion in zwei Partitionen aufgeteilt: Auf der ersten sind das Betriebssystem und die Programme installiert. Auf einer zweiten 38 GB großen Partition findet man die vorinstallierten Software-Tools und Treiber sowie das Wiederherstellungsabbild, das sich beim Notebook-Start per F11-Taste wieder einspielen lässt.

Einen DVD-Brenner hat das Medion Erazor X6816 eingebaut, links am Gehäuse finden sich zwei USB-2.0-Anschlüsse, rechts zwei mit der neueren USB-3.0-Technik: Sie erreichten im Test entsprechend schnelle Lese- und Schreibraten. Selten bei Notebooks für Privatkunden: Das Gerät besitzt einen Fingerabdruck-Leser, der für eine sichere Anmeldung die Eingabe eines Passworts ersetzen soll. Er ist links oben über der Tastatur angebracht – für Rechtsfinger-Anmelder ungeschickt.

Medion hat auch an Anwender gedacht, die das Erazor X6816 nicht nur zum Spielen, sondern auch unterwegs einsetzen wollen: Im Aldi-Notebook steckt ein großer 8-Zellen-Akku mit 60 Wattstunden. Damit hielt das Notebook im Akkutest sehr gute 6,5 Stunden durch. Allerdings wiegt es mit 2,8 Kilogramm nicht wenig, und auch das Netzteil bringt üppige 740 Gramm auf die Waage – als Reisenotebook sollte man das Medion.Modell daher nur in Ausnahmefällen einplanen.

Akku

Akkulaufzeit

6:29 Stunden

Gewicht: Notebook (mit Akku) / Netzteil

2,80 / 0,74 Kilogramm

Die Schwächen

Bisher hörte sich das alles überzeugend an – doch eine runde Eins verdient sich das neue Aldi-Notebook trotzdem nicht. Zum Beispiel passt die Bildqualität des 15,6-Zoll-Displays nicht zu einem echten Gaming-Notebook. Der Bildschirm war nicht besonders hell, nicht sehr kontraststark und hatte außerdem eine spiegelnde Oberfläche – darauf reagieren echte Gamer allergisch. Bei der Messung der Reaktionszeit war es außerdem nicht übermäßig schnell. Im Sichttest bei Spielen und bei der Videowiedergabe hatten wir aber nichts zu bestanden.

Bildschirm

Helligkeit

194 cd/m²

Helligkeitsverteilung

75 %

Kontrast

304:1

Entspiegelung

gering

Auch beim Gehäuse-Design ist man von Spiele-Notebooks Aufregenderes gewohnt: Deckel, Handballenablage und Display-Rahmen sind schwarz und glanzlackiert, Fingerabdrücke sammeln sich schnell und sichtbar an. Auch wenn Medion ein Mikrofaserputztuch als Abhilfe beilegt – die meisten Notebook-Hersteller sind von diesem Glanz-Design schon wieder abgekommen.

Weniger ungewöhnlich für ein Spiele-Notebook: Unter Last zieht das Aldi-Notebook viel Leistung, wenn es an der Steckdose hängt – knapp 100 Watt. Doch beim Lüfter machen es selbst hochmotorisierten Spiele-Notebooks besser: Unter Last lärmte das Notebook mit knapp vier Sone – schwer erträglich. Zwar erwärmte sich das Medion-Notebook unter Last kaum, doch ein kühles Gehäuse kriegen andere Hersteller mit weniger Lüfterlärm hin.

Sonstiges

Betriebsgeräusch: geringe/hohe Last

0,6 / 3,8 Sone

Stromverbrauch: Ruhe / Last / Bereitschafts-Modus / Aus

18,2 / 98,4 / 1,4 / 0,7 Watt

Letzter Kritikpunkt: Die Tastatur konnte nicht überzeugen. Beim Tippen störten ein schwammiger, unklarer Druckpunkt und die wackeligen Funktionstasten. Auch wegen des recht glatten Touchpad mit laut knackenden Tasten sollte man zu externen Eingabegeräten wie USB-Tastatur und -Maus greifen.

Fazit, Bewertung, technische Daten

Mehr denn je steht beim aktuellen Aldi-Notebook Medion Erazor X6816 (UVP: 699 Euro) hohes Tempo und üppige Ausstattung im Vordergrund. Mit Erfolg – diese Kombination bekommt man derzeit für 700 Euro nirgendwo sonst. Selbst anspruchsvolle Spieler werden zufrieden sein. Zum perfekten Spiele-Notebook fehlt aber ein schnittigeres Design und ein besserer Bildschirm. Enttäuscht wird von Aldis Tempo-Boliden allerdings, wer vor allem eine leise Arbeitsweise und eine schreibfreundliche Tastatur schätzt. (PC-Welt/tö)

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Bewertung (Schulnoten 1 - 6)

Geschwindigkeit (25 %)

2,3

Ausstattung (20 %)

3,0

Bildschirm (17 %)

4,1

Mobilität (17 %)

2,9

Tastatur (8 %)

1,9

Umwelt und Gesundheit (5 %)

3,7

Audioqualität (3 %)

4,5

Service (5 %)

1,1

Testnote

befriedigend (2,9)

Preis-Leistung

günstig

Technische Daten

Prozessor (Taktrate)

Intel Core i7-2630QM (2,00 GHz)

verfügbarer Arbeitsspeicher (eingebauter Arbeitsspeicher), Typ

6.055 MB (6.144 MB), DDR3-1333

Grafikchip (Grafikspeicher)

Nvidia Geforce GT 555M (2.048 MB )

Bildschirm: Diagonale, Auflösung, Typ

15,6 Zoll (39,6 Zentimeter), 1.366 x 768, spiegelnd

Festplatte

Hitachi Travelstar 5K750; 695,0 GB (nutzbar)

optisches Laufwerk

HL-DT-ST GT40N (DVD-Brenner)

Betriebssystem

Windows 7 Home Premium SP1

LAN

Gigabit

WLAN

802.11n

Bluetooth

3.0+HS

Schnittstellen Peripherie

2x USB 3.0 (rechts), 2x USB 2.0 (links), Kartenleser (vorne; SD, MS/Pro), 1 LAN(links), Fingerabdruck-Leser

Schnittstellen Video

VGA (rechts), HDMI (rechts), Internetkamera

Schnittstellen Audio

Audioeingang, Audioausgang (analog/digital)