Statt LCD-TV wieder viele 15-Zöller

14.10.2004
In Deutschland haben LCD-Monitore die klobigen CRT-Boliden längst abgehängt. Neue LCD-Panel-Werke haben nicht den erhofften Absatz mit LCD-Fernsehern gebracht. Die Überkapazitäten machen Luft für Preissenkungen bei den Flachen, und auch 15-Zöller gelangen wieder verstärkt in den Handel. Von ComputerPartner-Redakteur Klaus Hauptfleisch

Schweinisch, der Schweinezyklus, der gerade mal wieder die Monitorbranche heimsucht. Mit Blick auf hohe Profite mit LCD-Fernsehern haben die Panel-Hersteller in Korea, Taiwan und Japan viele Milliarden in den Bau neuer Fabriken investiert und überschlagen sich mit immer größeren Bildschirmdiagonalen. Mit 65 Zoll hat unlängst Sharp den weltweit größten LCD-Fernseher vorgestellt. Doch trotz sinkender Preise will das Geschäft mit den Riesenboliden nicht so anlaufen, wie ursprünglich erwartet. Und auch der Absatz mit TFT-Monitoren und Notebook-Displays verlief in letzter Zeit eher schleppend. Folglich füllen sich seit Monaten die Lager und haben einige Anbieter wie Benq bereits Preissenkungen von bis zu mehr als zehn Prozent für LCD-Monitore angekündigt. Und auch 15-Zoll-Flachbildschirme gelangen - oh Wunder, oh Wunder - zu attraktiven Einkaufspreisen wieder verstärkt in den Handel, nachdem die entsprechenden Panels lange Zeit vornehmlich von den Notebook-Herstellern aufgekauft wurden und daher knapp waren.

CRT-Monitore spielen in Entwicklungsländern noch eine größere Rolle, wandern in den Industrienationen aber immer mehr aufs Abstellgleis. Lag das Verhältnis in Deutschland zu Gunsten der Kathodenstrahlröhre August 2001 noch bei etwa 3:1, war Ende 2002 schon der Gleichstand erreicht und wurden im Juli 2004 laut ComputerPartner-Recherche schon zweieinhalb Mal so viele LCD- wie CRT-Monitore verkauft. Hat sich der Absatz innerhalb eines Jahres mit etwas mehr als sechs Prozent noch vergleichsweise moderat erhöht, ist der Marktwert mit einem Plus von fast 40 Prozent geradezu explodiert. Die angekündigten Preissenkungen und das neuerliche Überschütten des Marktes mit 15-Zoll-TFT-Monitoren dürften aber in den kommenden Monaten sicherlich auf die Umsätze drücken. Denn im wichtigen Corporate-Segment sind 15-Zöller bei bestimmten Anwendungen wie zum Beispiel Adresseingabe völlig ausreichend. Gleiches gilt auch für SoHo- und SMB-Kunden, von denen viele ein eigenes Preisbewusstsein entwickelt haben und sich daher auch nicht scheuen, sich bei Media Markt, Aldi und Co. einzudecken. Und Otto Normalverbraucher wartet lieber noch ein Weilchen, bis 17- oder 19-Zöller günstiger werden oder lenkt seine Kaufgelüste auf andere Produkte mit mehr Sexappeal, auf Digitalkameras oder PDAs etwa.

Meinung des Redakteurs

Im Auf und Ab der Verfügbarkeit von Panels befindet sich der LCD-Monitor-Markt in einem ständigen Schweinezyklus. LCD-Fernseher, die Hoffnung der Panel-Industrie, sind für viele Endkunden noch zu teuer. Doch wenn die Panel-Produktion mit Inbetriebnahme neuer Werke der sechsten oder gar siebten Generation erst so richtig anläuft, sind auch hier drastische Preissenkungen absehbar. Zur Zeit bleibt den Produzenten nur, ihre massiven Kapazitätsüberschüsse zu stückeln. Und das wird weitere Auswirkungen auf die Monitor- und Notebook-Preise nach sich ziehen.