Steigende Nachfrage nach Factoring im Mittelstand

22.03.2007
Auch 2007 zweistelliges Wachstum erwartet.

Immer mehr mittelständische Unternehmen nutzen Factoring als Alternative zur Bankenfinanzierung. "Das Ankaufvolumen aus kleinen und mittleren Betrieben lag 2006 bei rund 1,7 Milliarden Euro, das war ein Plus von circa 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für 2007 ist zu erwarten, dass es erstmals die 2-Milliarden-Marke übersteigt", fasst Volker Ernst, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Factoring für den Mittelstand (BFM), die Bilanzen seiner Mitglieder zusammen. In dem Verband haben sich Factoring-Gesellschaften organisiert, die vor allem KMUs mit Jahresumsätzen von 250.000 Euro bis 10 Millionen Euro anbieten, ihre Forderungen zu kaufen. Sie betreuten nach eigenen Angaben 2006 etwa 2.100 Kunden.

Strategische Vorteile für den Mittelstand
Besonders kleine und mittlere Unternehmen kämpfen mit einem Mangel an Liquidität. Basel II verschärft das Problem, denn die Kreditvergabe gestaltet sich immer restriktiver. Für die strategische Finanzplanung des Mittelstands gewinnen daher Alternativen zur klassischen Kreditbeschaffung an Bedeutung. Eine Möglichkeit ist das Factoring, bei dem Unternehmen ihre Forderungen an eine Factoring-Gesellschaft abtreten. Volker Ernst fasst die Vorteile zusammen: Weil der Factor in der Regel binnen 24 Stunden mindestens 80 Prozent der Forderungen auf das Konto seines Kunden überweist, hat das Warten auf Zahlungen ebenso ein Ende wie die Diskussionen mit der Hausbank. Sobald die Rechnung beglichen ist, wird der Rest an den Factoringkunden überwiesen - abzüglich einer umsatzabhängigen Factoringgebühr. Mittelständische Unternehmen profitieren mehrfach: Sie werden finanziell beweglicher, können schnell eigene Rechnungen begleichen und Skonti nutzen oder aber wieder investieren. Die Kreditlinie bleibt außerdem frei für neue Geschäfte.

"Neben der unbürokratischen Abwicklung schätzen Factoringkunden auch die Möglichkeit, ihr Debitorenmanagement auszulagern", so Ernst. "Sobald wir eine Forderung kaufen, hat der Kunde volle Sicherheit, denn der Factor tritt mit hundertprozentigem Ausfallschutz ein."

Boomender Markt, Platz fünf im Europavergleich
Obwohl die deutsche Factoring-Branche mit hoher Geschwindigkeit wächst, ist das Marktpotenzial nicht annähernd ausgeschöpft. Im Europavergleich liegt Deutschland hinter Großbritannien, Italien, Frankreich und Spanien erst auf Platz fünf. Weniger als 10 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland nutzen moderne Finanzierungsinstrumente wie das Factoring (EOS Finanzpanel, Oktober 2006, in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf), obwohl sich 55 Prozent der KMUs durch Zahlungsausfälle schon einmal in ihrer Liquidität gefährdet sahen. Von den Unternehmen, die bereits mit Factoring arbeiten, sind laut der Umfrage knapp 90 Prozent zufrieden, und 70 Prozent von ihnen schätzen die höhere Unabhängigkeit von Banken, ergab eine Untersuchung von Finance-Research.

Auch ein Mix der Instrumente kann strategisch sinnvoll sein: Nach einer Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young erzielen Firmen, die klassische und innovative Finanzierungsinstrumente kombinieren, eine deutlich bessere Umsatzentwicklung als Wettbewerber, die allein auf herkömmliche Instrumente wie Bankkredite setzen.

Mittelständische Factors als Partner für KMUs
Der Bundesverband Factoring für den Mittelstand (BFM) empfiehlt kleinen und mittleren Betrieben, Factoring als bankenunabhängige Finanzierungsalternative zu prüfen. Bei der Auswahl des Factoringpartners sollte nicht allein die Factoringgebühr entscheiden, so der BFM, sondern individuelle Beratungs- und Serviceangebote sowie eine transparente Kostenpolitik. "Mit unseren Kunden sprechen wir auf gleicher Augenhöhe, denn viele mittelständische Factoringgesellschaften sind selbst inhabergeführt", erklärt Volker Ernst.

Informationen rund um das Thema Mittelstandsfactoring finden sich im Internet unter www.bundesverband-factoring.de. Per E-Mail ist der Verband unter info@bundesverband-factoring.de erreichbar, telefonisch unter 0 64 30 / 92 64 34. (mf)