Steuerstudie: 2.600 Stunden im Jahr für Abgabebürokratie

23.11.2007 von Gabi Nehls
Ein Unternehmen in Deutschland braucht im Schnitt 196 Stunden zur Bearbeitung seiner Steuerschuld. Auf den Malediven hingegen brauchen Unternehmen mit nicht einmal eine Stunde pro Jahr dafür.

Unternehmen zahlen weit mehr als die nominalen Steuersätze der Staaten verraten. Dies geht aus der jüngsten Weltbankstudie von Pricewaterhouse Cooper hervor. Demnach stammen nur 37 Prozent der Belastung aus der Besteuerung von Gewinnen. Der Rest setzt sich aus Sozialabgaben, Vermögenssteuern, Umweltsteuern und anderen Abgaben zusammen. Hinzu kommen erhebliche Verwaltungsaufwendungen, die mit der Erstellung der Steuererklärung und der Begleichung der Steuerschuld verbunden sind. Im weltweiten Durchschnitt sind die Unternehmen etwa 448 Arbeitsstunden oder 56 Tage im Jahr nur mit der Ermittlung und Begleichung ihrer Abgaben- und Steuerlast beschäftigt.

Deutschland im oberen Mittelfeld

Ein Unternehmen in Deutschland braucht im Schnitt 196 Stunden zur Bearbeitung seiner Steuerschuld. Allein 123 Stunden davon fallen für die Verwaltung der Sozialabgaben an. Der Arbeitaufwand für die Umsatzsteuer - die ja eigentlich nur ein durchlaufender Posten ist - beträgt im Schnitt 43 Stunden. Deutschland liegt dabei weltweit im oberen Mittelfeld.

Gemessen am Zeitaufwand hat Brasilien das aufwändigste Steuer- und Abgabensystem. Dort müssen Unternehmen etwa 2.600 Stunden einplanen, wollen sie ihre gesetzlichen Verpflichtungen korrekt erfüllen. Auf den Malediven hingegen brauchen Unternehmen mit nicht einmal eine Stunde pro Jahr dafür.

Auch innerhalb der EU sind die Unterschiede deutlich. In Luxemburg beträgt der Zeitaufwand im Jahr etwa 60 Stunden, dicht gefolgt von Irland, wo die Unternehmen nach 80 Stunden wieder ihrem Business nachgehen können. Das komplizierteste System hat Tschechien, wo sich die Unternehmen 930 Stunden mit Steuern und Abgaben befassen müssen. Hier entfallen allein auf die Ermittlung und Begleichung der Umsatzsteuer 360 Stunden pro Jahr.

Rahmenbedingungen besser als vor zwei Jahren

Dennoch haben sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen im Jahr 2007 insgesamt verbessert, wie PwC-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Dieter Endres erklärt. "Die meisten Staaten haben verstanden, dass niedrige Steuersätze und einfache Steuergesetze mehr Investitionen und damit letztlich höhere Steuereinnahmen bringen. Im vergangenen Jahr haben immerhin 31 Länder ihre Steuersysteme vereinfacht oder die Steuersätze gesenkt, während lediglich in sieben Staaten Verschlechterungen zu verzeichnen waren", ergänzt er. Vor allem Osteuropa und Zentralasien feilen an ihren Steuersystemen. Seit dem Jahr 2005 gab es dort 31 Reformen. Insgesamt gab es in den letzten zwei Jahren weltweit 90 Steuerreformen in 65 Ländern.

Für die Studie "Paying Taxes 2008" hat Pricewaterhouse Coopers (PwC) zusammen mit der Weltbank die Steuersysteme von 178 Ländern analysiert. Zur Berechnung der "Total Tax Rate" wurden sämtliche Steuern und Abgaben erfasst, die von einem Unternehmen tatsächlich zu zahlen sind. Dabei wurde ein für alle Staaten einheitliches, repräsentatives Modellunternehmen mit einer vorgegebenen Gewinnentwicklung zugrunde gelegt. Zudem wurde erhoben, wie viel Zeit Unternehmen für die Steuererklärung benötigen und wie viele Einzelsteuern sie jährlich zu entrichten haben. (gn)