Druckerpatronen im Test

Stiftung Warentest lobt kompatible Tintenpatronen

09.08.2018 von Peter Marwan
Sie wurden an MFPs von Brother, Canon, Epson und HP erprobt. Im Vergleich zu einer früheren Testreihe gab es deutlich weniger technische Probleme.

In der aktuellen Ausgabe ihres Heftes (8/2018) berichtet die Stiftung Warentest auch über kompatible Druckerpatronen. Die Tester haben die vier nicht mehr ganz taufrischen Multifunktionsgeräte von Brother (MFC-J5720DW), Canon (Pixma MG5750), Epson (XP-432) und HP (Officejet 3830 All-in-One) mit Patronen von Drittanbietern bestückt. Warum durchweg ältere Modelle getestet wurden - der Brother-Drucker etwa kam schon Ende 2015 auf den Markt - ist nicht klar. Geprüft wurden Druckqualität, Handhabung, Wisch-, Wasser- und Lichtbeständigkeit, Verpackung sowie der Preis. Dabei schnitten drei der insgesamt 14 getesteten Fremdpatronen mit dem Gesamturteil "gut" ab, zehn mit "befriedigend". Eine von KMP für Canon-Drucker erhielt die Gesamtnote "ausreichend".

Nicht immer sind kompatible Suplies wirklich günstiger. Laut Stiftung Warentest liegen die Kosten bei der schwarzen KMP-Patrone für den Brother-MFP MFCJ5720DW doppelt so hoch, wie beim Druck mit Original-Brother-Verbrauchsmaterial.
Foto: Brother

Der Tenor des Artikels im Heft fällt insgesamt sehr positiv für die Drittanbieter aus. Im Vergleich zum letzten Test vor drei Jahren seien deutlich weniger technische Probleme aufgetreten. Auch die Qualität der Ausdrucke wird mindesten mit "befriedigend" bewertet. Die getesteten kompatiblen Patronen von Peach für den Brother-Drucker sowie das Verbrauchsmaterial von KMP und Tonerdumping für das Epson-Druckgerät erhielten bei der Qualität des Ausdrucks sogar die Note "gut". Die detaillierten Testergebnisse finden Interessierte im Heft, ein PDF lässt sich nach Zahlung von 2,50 Euro auf der Website der Stiftung Warentest abrufen.

"Gute Fremdtinte, die wenig kostet, gibt es durchaus. Doch wer sparen will, muss genau hinsehen. Nicht immer sind Druckerpatronen von Drittanbietern günstig", heißt es im Testbericht. Beispielsweise zahlen mit der getesteten KMP-Patrone für den Brother-Drucker Anwender pro gedruckter Textseite doppelt so viel, wie bei der Verwendung des Original-Brother-Verbrauchsmaterials. Auch die im Test für den HP-Drucker genutzte Patrone von Agfaphoto ist teurer als das Original von HP. Sie liefert zudem noch schlechtere Qualität.

Keine Pauschalempfehlung für einen Anbieter kompatibler Supplies

Eine Empfehlung für einen bestimmten Anbieter kompatibler Patronen wollen die Tester nicht aussprechen. Die Druckqualität mit deren Erzeugnissen falle je nach Drucker recht unterschiedlich aus. Getestet wurden Produkte von Agfaphoto, Armor, Edding, Ink Swiss, KMP, Peach, Pearl/iColor, Prindo und Tonerdumping.

Lesetipp: Peach umgeht HP-Fremdtintenblockade

Für Fachhändler, die bereit sind, sich mit der Vielfalt der Anbieter auseinanderzusetzen und die die tendenziell eher günstigeren, kompatiblen Patronen vermarkten, bietet sich also ein weites Feld für Beratung. Ob sich die potenziell langwierigen Diskussionen mit den Kunden allerdings auch finanziell lohnen, ist fraglich. Dem sollte auf alle Fälle eine Prüfung der Marge für die jeweiligen Produkte vorausgehen. Danach mag es in einigen Fällen opportun sein, ein billigeres Produkt zu empfehlen, in anderen kann es dagegen durchaus lohnend sein, nicht jeden möglichen Verkauf abzuschließen, dafür mit den getätigten Abschlüssen auch die Kosten zu decken.

Ein Ansatz könnte es sein, sich bei den Originalprodukten, die mit dem Gesamturteil "gut" bewertet wurden, darauf zu konzentrieren und darzulegen, welche kompatiblen Supplies lediglich mit "befriedigend" und damit schlechter bewertet wurden. Oder umgekehrt in den Fällen, in denen der Kunde nicht bereit ist, die hohen Preise für das Originalprodukt zu bezahlen, genau eine Empfehlung für ein Alternativprodukt zu geben.

Da die Hersteller die Rezeptur ihrer Tinte streng geheim halten, kann ein anderer Anbieter sich dem Original immer nur annähern. Tendenziell ist aber auch für ihn der Aufwand höher, je näher er dem Original kommen will. Mit dem Aufwand steigen auch die Kosten. Daraus lässt sich ableiten, dass bei besonders billigem Verbrauchsmaterial wenig Aufwand betrieben wurde und das Ergebnis weiter von der Originalrezeptur entfernt ist.

Lesetipp: Einsatzgebiete für Arbeitsplatzdrucker

Ein weiterer Ansatzpunkt für den Fachhandel ist das Papier. "Die Qualität des Papiers beeinflusst die Brillanz der Farben erheblich", verkauft die Stiftung Warentest nämlich eine altbekannte Weisheit als neue Erkenntnis. Ihr Fazit: "Die hochwertigen Papiere aller Anbieter beeindrucken durchweg mit deutlich besserer Druckqualität."

Beim "hochwertigen Papier" handelt es sich nicht um das noch einmal teurere und bessere Fotopapier, sondern um die Markenprodukte der Druckerhersteller. Bei Brother ist es das "Matte Inkjetpapier", bei Canon das "hochauflösende Papier", bei Epson das "Photo Quality Inkjet Paper" und bei HP das "Professional Inkjet Paper".

Argumente der Hersteller für Original-Tinte

HP weist auf Anfrage von ChannelPartner darauf hin, dass im Rahmen einer parallel zum Test durchgeführten Online-Befragung der Stiftung Warentest zur Nutzung von Tintenpatronen von Drittanbietern nur ein Drittel der 2.800 Teilnehmer angegeben haben, dass die Probleme mit kompatiblen Patronen "eher abgenommen haben". Im Umkehrschluss bedeute dies, "dass zwei Drittel der Kunden Probleme mit Drittanbieter-Patronen hatten, die von der Erkennung der Patronen bis hin zu schlechterer Druckqualität reichen", wie ein Firmensprecher gegenüber ChannelPartner betont.

Zudem ist HP auch wichtig, dass die "Messungen der Stiftung Warentest bestätigen, dass – im Vergleich zu den alternativen Tinten – HP von allen getesteten Tinten die beste Druckqualität für Grafiken, Text und Fotos hat." HP erhielt hier jeweils die Note "gut". Bei der Lichtbeständigkeit erhielt die Original-HP-Tinte als einzige ein "sehr gut".

Die reichweitenstärksten Tintenstrahldrucker (Auswahl)
Epson WF-R8590DTWF
Mit dem Replaceable Ink Pack System (RIPS) bietet Epson die reichweitenstärksten Tintenstrahldrucker im Office-Umfeld.
Epson WF-R5690DTWF
Die Geräte WF-R8590DTWF, WF-R5690DTWF sowie WF-5190DTW kommen laut Epson auf 75.000 Schwarzweiß-Seiten.
Epson WF-5190DTW
Die Füllmenge der entsprechenden Schwarzpatrone beträgt 1.520,2 Milliliter. Über den Preis macht Epson keine Angaben, die Geräte werden nur in einem MPS-Modell vertrieben.
Brother HL-S7000DN
Der HL-S7000DN von Brother ist ein reines Schwarzweiß-Gerät. Mit einer Tintenfüllung schafft der Drucker 30.000 Seiten.
HP PageWide Enterprise Color 556dn
Mit der HP 981Y Schwarz-Patrone mit sehr hoher Reichweite für 178,49 Euro kommt der HP PageWide Enterprise Color 556dn auf bis zu 20.000 Seiten. Die entsprechenden Farbpatronen schaffen bis zu 16.000 Seiten, kosten aber auch über 220 Euro.
HP PageWide Enterprise Color Flow MFP 586z
Auch der HP PageWide Enterprise Color Flow MFP 586z lässt sich mit der HP 981-Patronen für 20.000 Seiten in Schwarzweiß oder 16.000 Seiten in Farbe bestücken.
Ricoh Aficio SG K3100DN
Ricoh gibt die Reichweite des Schwarzweiß-Druckers Aficio SG K3100DN mit 10.000 Seiten an. Anstelle von Tinte kommt ein Gel zum Einsatz, das Druckverfahren ist jedoch vergleichbar.
HP PageWide Pro 452dw
Für 136,99 Euro kann der HP PageWide Pro 452dw mit der HP 973X Schwarz-Patrone für 10.000 Seiten ausgestattet werden. Die Farbpatronen sind auf 7.000 Seiten ausgelegt.
HP PageWide Pro 477dw
Die Multifunktionsvariante HP PageWide Pro 477dw arbeitet mit denselben Patronen wie der HP PageWide Pro 452dw und kann daher auch bis zu 10.000 Seiten mit der Schwarzpatrone für hohe Reichweite drucken.
HP PageWide 377dw
HP gibt die Reichweite der 913A-Schwarz-Patrone für den PageWide 377dw mit 3.500 Seiten an. Sie kostet 92,99 Euro.
Brother MFC-J6930DW
Brandneu auf dem Markt ist das Multifunktionsgerät MFC-J6930DW von Brother. Mit der Schwarzpatrone LC-3219XLBK für 42,99 Euro druckt das Gerät 3.000 Seiten.
Canon Maxify MB5350
Die Geräte der Maxify MB5350-Reihe können mit einer Schwarzpatrone mit bis 2.500 Seiten Reichweite bestückt werden. Im Multipack kostet sie unter 30 Euro.
Canon Maxify MB5050
Der Canon Maxify MB5050 schluckt dieselben Patronen wie der MB5350. Neben der Reichweite von 2.500 SW-Seiten kommen die Geräte auf rund 1.500 Seiten im Farbdruck.
Ricoh SG 3120B SFNw
Das SG 3120B SFNw von Ricoh leistet 2.500 Seiten im Schwarzweiß-Druck und lässt sich sogar unabhängig vom Stromnetz per Akku betreiben.
Brother MFC-J6920DW
Die Schwarzpatrone des MFC-J6920DW von Brother hat eine Reichweite von 2.400 Seiten zum Stückpreis von 36,99 Euro (UVP). Die Farbpatronen kommen auf 1.200 Seiten und kosten jeweils 22,99 Euro. Mittelfristig wird das Produkt durch den neuen MFC-J6930DW abgelöst.
Brother MFC-J5720DW
Das 4-in-1-Business-Ink-Multifuntkionsgerät MFC-J5720DW lässt sich mit einer Schwarpatrone für rund 2.400 Seiten zum UVP von 35,99 Euro bestücken.

Auch bezüglich der im Testbericht genannten Einsparungen beim Kaufpreis verteidigt sich HP mit einem Hinweis auf die begleitende Verbraucherumfrage der Stiftung Warentest. Erfahrungsgemäß glichen demnach erforderliche Wiederholungen beim Ausdruck aufgrund anderer Probleme den bei der Anschaffung erzielten Kostenvorteil wieder aus.

Gerade bei gewerblichen Kunden sind Dokumentenechtheit und Umweltaspekte sehr wichtig. Die als Standard anerkannte PTS-Zertifizierung kann von einer Prüfstelle allerdings immer nur für eine bestimmte Kombination aus Drucker, Toner beziehungsweise Tinte sowie Papier erteilt werden.

Ist Dokumentenechtheit eine Anforderung, führt also so lange kein Weg an Original-Tinte vorbei, bis die Drittanbieter sich eine Kombination mit ihren Produkten zertifizieren lassen. Ähnlich sieht es beim Umweltzeichen der "Blaue Engel" aus. Auch er bezieht sich auf die Verwendung von Original-Verbrauchsmaterial. Details dazu nennt zum Beispiel Brother auf seiner Website.

Mögliche Unzulänglichkeiten des Tests

Die schlechte Bewertung der getesteten HP Tinte (Patronen 302XL Schwarz und 302XL Dreifarbig) bei der Wischbeständigkeit ist für HP "aktuell noch nicht nachvollziehbar". Das Unternehmen prüfe derzeit die Gründe dafür. Es verweist darauf, dass viele seiner "modernen Tinten" sogar zertifiziert dokumentenecht sind. Damit sei für sie die Wischbeständigkeit von unabhängiger Stelle bestätigt.

Gegenüber ChannelPartner weist Brother zudem darauf hin, dass die Ergebnisse der Stiftung Warentest auf einer Testdauer von circa drei Monaten beruhen. In der Praxis würden Druckgeräte jedoch meist drei Jahre und länger genutzt. Schäden durch ungeeignete Tinten entstünden meist schleichend. Sie traten bei der kurzen Testdauer daher möglicherweise noch nicht auf.

Brother Toner-Recycling-Werk in Krupina / Slowakei

Im slowakischen Krupina hat Brother ein Werk zum Recycling von Tonerkartuschen aufgebaut.

Manažérske parkovisko! Zum Glück auch auf Englisch - damit ausländische Führungskräfte ihren Parkplatz finden.

Hier kommen die leeren Kartuschen an, die von Verbrauchern über das Rücknahmesystem zurückgeschickt werden.

Craig McCubbin, Managing Director der Brother-Tonerwerke in England und der Slowakei, erläutert den Arbeitsprozess.

Jede Kartusche wird erfasst...

... und mit einer Schutzleiste versehen.

Dann warten die leeren Tonerbehälter...

... auf die Sortierung.

Hier werden die Kartuschen...

... nach Typ sortiert.

Nach Möglichkeit werden fast alle Bestandteile wiederverwertet.

Nur wenn die Kartusche beschädigt ist, wird sie geschreddert. Das Granulat wird dann zu neuen Kartuschen verschmolzen.

Die Tonerbehälter werden zerlegt und grob gereinigt.

Dabei wird das restliche Tonerpulver abgesaugt.

In verschiedenen Produktionsstraßen können unterschiedliche Toner produziert oder wiederverwertet werden.

Ein Großteil der Fertigung geschieht im Reinraum.

Wer in den Reinraum rein will, muss entsprechende Kleidung tragen!

Bevor die Kartuschen wiederbefüllt werden, werden sie gründlich geputzt.

Hier wird beispielsweise die Developer-Walze gereinigt.

Die Wiederaufbereitung ist sehr aufwändig.

Fehlende oder defekte Teile werden ersetzt.

Wer an der Farbtoner-Straße arbeitet, erkennt man an den Fingernägeln.

Neben wiederaufbereiteten Kartuschen werden auch neue Tonerbehälter assembliert.

Wieder aufbereitete und neu assemblierte Kartuschen werden wie bei einem "Y" zur Befüllung zusammengeführt.

So kommt das neue Tonerpulver in die Behälter.

Genug aufgefüllt? Die Waage gibt Aufschluss.

Ob Schwarzweiß-...

... oder Farbkartusche, ...

... jedes Produkt wird akribisch auf Funktionstüchtigkeit überprüft.

In Langzeittest werden haltbarkeit und Reichweite der Kartuschen untersucht.

Dazu werden tausende von Testbögen bedruckt.

Die fertig befüllten und getesteten Kartuschen werden verschweißt...

... und warten auf die Verpackung.

Hier kommt die Ware in die Kartons.

In der Sowakei legen die Hennen keine eckigen Eier - das ist die Umverpackung für die Kartuschen.

Die Packungen werden dann auf Paletten gestapelt...

... und mit Transportfolie umwickelt.

Hier warten die fertig gepackten Paletten auf die Abholung.

Vorsicht Gabelstapler!

Mit der Verladung auf LKWs verlassen die Kartuschen das Werk um in ganz Europa Brother-Druckern das Drucken zu ermöglichen.

Hier betonen Mitarbeiter, wie gerne sie für Brother in Krupina arbeiten.

Das sieht man auch an den Taschen im Umkleideraum.

Schließlich warnen sowohl Brother als auch HP davor, dass bei der Nutzung von Fremdtinte im Störungsfall oder bei einem Defekt die Garantie des Druckers erlöschen könne. Die Stiftung Warentest sieht das anders. Sie erklärt: "Die Wahl der Tinte beeinträchtigt weder Sachmängelhaftung noch Garantie. Nur wenn der Druckeranbieter nachweisen kann, dass Fremdtinte das Gerät beschädigt hat, muss er die Reparatur nicht übernehmen. Dann aber haftet der Tintenanbieter." Allerdings dürften nur wenige Betroffene die Zeit und die Nerven haben, diesen Streit wirklich bis zum Ende auszufechten.