Surroundsound aus einer Box

09.10.2006

Von Hans-Jürgen Humbert

Mit einem Flachbildschirm oder einem Beamer bekommt der Anwender zwar ein großes Bild ins Wohnzimmer gezaubert - echtes Heimkino-Feeling kommt aber erst mit einer großen Soundanlage auf. Dazu sind allerdings sechs Lautsprecher an den richtigen Stellen im Wohnzimmer unterzubringen - einschließlich der zugehörigen Kabel.

Yamaha will das mit seinem Soundprozessorsystem "YSP-800" ändern. Mit einer einzigen Lautsprecherbox, direkt unterhalb des Fernsehers oder in einer Ecke platziert, wird der Schall so im Raum verteilt, dass er aus allen Richtungen zu kommen scheint. Räume bis zu einer Größe von 33 Quadratmetern lassen sich mit dem Gerät beschallen. Für guten Klang sollen 21 Breitbandlautsprecher mit jeweils vier Zentimetern und zwei Mittel-Tieftöner mit jeweils acht Zentimetern Durchmesser sorgen. Und das System funktioniert, ein einziger Lautsprecher sorgt für Rundum-Sound in guter Qualität. Warum also fünf Lautsprecher im Raum verteilen, wenn es auch mit einem geht?

So arbeitet das System

In der einen Lautsprecherbox sind 21 einzelne Lautsprecher vorhanden, die jeweils separat von Verstärkern angesteuert werden. Um nun eine virtuelle Schallquelle mitten im Raum zu simulieren, bedient man sich der Eigenschaft des Schalls "stehende Wellen" im Raum zu erzeugen. Durch Reflexionen am Boden, den Wänden und an der Decke bilden sich Resonanzmuster des Schalls im Raum aus. Durch geschickte Ansteuerung der einzelnen Lautsprecher werden nun künstliche Resonanzmuster erzeugt, die virtuelle Lautsprecherpositionen bilden. Dadurch nimmt der Hörer den Klang sowohl direkt als auch indirekt über Reflexionen wahr, sodass eine realistische 5.1-Raumklang-Atmosphäre ohne separate Lautsprecher entsteht. Für den Zuhörer entsteht der Eindruck, als wenn beispielsweise hinter ihm ein realer Lautsprecher stehen würde.

Das hört sich einfach an, ist in der Realität aber recht aufwändig und verlangt nach einer hohen Rechenleistung. Deshalb ist in dem YSP 800 auch ein Digitaler Signalprozessor (DSP) verbaut, der die Signale so aufbereitet, dass sie in der richtigen Phasenlage und Lautstärke von den richtigen der 21 Lautsprecher abgestrahlt werden. Aber woher weiß der DSP, welche Lautsprecher er wann und wie anzusteuern hat?

Nach dem Aufstellen des Gerätes muss die Anlage zunächst eingemessen werden. Das erledigt das Gerät dank Messmikrofon und einem kurzen Testprogramm automatisch. Mit der Messung "erkundet" der DSP quasi die akustischen Eigenschaften des Raumes und speichert sie in einem Baustein ab. Anhand des nun vorhandenen "Raumprotokolls" kann das System die ankommenden Audiodaten so umwandeln, dass sie von den einzelnen Lautsprechern als Resonanzmuster im Raum wiedergegeben werden.

Ein Nachteil des Systems soll aber nicht verschwiegen werden: Ein virtueller Lautsprecher kann zwar den Schall aus der richtigen Richtung kommen lassen, er hat aber nicht die Kraft und Leistung eines realen Lautsprechers.

In der nächsten Ausgabe lesen Sie:

Was ist eigentlich THX?