T-Systems schließt über 30 Standorte

30.11.2006
Die betroffenen Niederlassungen des IT-Dienstleisters sollen in elf so genannte Regionalzentren integriert werden. Damit dürfte T-Systems eine Menge kompetente Mitarbeiter verlieren, die nicht umziehen oder pendeln wollen.

Die Telekom-Tochter T-Systems will ihre bundesweit rund 50 System-Integrations-(SI)-Standorte auf 17 eindampfen. Die Verhandlungen sind bereits abgeschlossen, nur die Zustimmung des Gesamtbetriebsrats steht noch aus.

Einem Schreiben an die Belegschaft zufolge, das die "Computerwoche" von einem T-Systems-Mitarbeiter erhalten hat, will das Unternehmen alle SI-Standorte in drei Kategorien unterteilen: Aachen, Berlin, Bonn, Chemnitz, Darmstadt, Essen/Mülheim, Hamburg, Leinfelden-Echterdingen, München, Saarbrücken und Wolfsburg sind künftig "Regionalzentren". Als so genannte Nebenstandorte gelten künftig Bielefeld, Bremen, Netphen, Ulm, Weingarten und Weinheim. Auf die dritte Kategorie entfallen die übrigen 33 Standorte, die geschlossen und in die entsprechenden Regionalzentren eingegliedert werden.

Die Zusammenlegungen sollen in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres in den Regionen Essen, München (außer Bamberg), Saarbrücken und Hamburg beginnen. Im ersten Halbjahr 2008 sollen Darmstadt, Chemnitz (außer Erfurt) und Wolfsburg folgen. Für die zweite Jahreshälfte 2008 ist dann die Konsolidierung der Regionen Bonn und Leinfelden-Echterdingen sowie die Schließung der Standorte Erfurt, Bamberg und Bad-Kreuznach geplant.

Nach Angaben der Geschäftsführung ist die Standortkonsolidierung notwendig, um die Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit von T-Systems zu verbessern. Darüber hinaus seien wenige große Einheiten besser in der Lage, flexibel auf Marktanforderungen zu reagieren, heißt es in dem internen Papier, das von Mitgliedern der Geschäftsführung und des Gesamtbetriebsrats unterzeichnet ist. Primäres Ziel der Betriebsräte sei es, die sozialen Härten abzumildern, "die sich aus der Reduzierung von Standorten zwangsläufig ergeben werden".

Eine sozialverträgliche Lösung dürfte jedoch schwierig werden. "Insgesamt sollen im Zuge der Umstrukturierung etwa 2600 Mitarbeiter umziehen oder pendeln", erklärt Jürgen Mäurer, Mitglied des Betriebsrats in Karlsruhe sowie des Gesamtbetriebsrats von T-Systems Enterprise Services, gegenüber der "Computerwoche". Seiner Ansicht nach ist die Standortkonsolidierung daher auch "ein Instrument, um Mitarbeiter billiger loszuwerden." Von dem im Oktober beschlossenen Personalabbau seien in der System-Integration bis Ende 2008 über 2000 Mitarbeiter betroffen. "Und wir vermuten stark, dass ein Teil der Stellenstreichungen im Zuge der Standortkonsolidierung erfolgen wird", so Mäurer. In Karlsruhe zeichne sich bereits ab, dass das Gros der Belegschaft nicht nach Leinfelden-Echterdingen mitziehen werde: "Wir haben derzeit sehr viele Anfragen zu Abfindungen und dergleichen, die darauf abzielen, das Unternehmen zu verlassen."

Viele Standortschließungen sind aus Sicht des Betriebsrats "nicht nachvollziehbar", so Mäurer weiter. Bei der Niederlassung in Karlsruhe etwa, in der rund 160 Mitarbeiter beschäftigt sind, handele es sich um einen wirtschaftlich erfolgreichen Standort mit hoher Auslastung und sehr motivierten Mitarbeitern. So betreue T-Systems Karlsruhe den im nahe gelegenen Germersheim ansässigen Großkunden Daimler-Chrysler. Diese Kundennähe sei "einer der Hauptvorteile", der mit der Eingliederung der Niederlassung in den Regionalstandort Leinfelden-Echterdingen aufgegeben werde, kritisierte Mäurer. "Wir haben wirklich Bedenken, dass sich unser jetziges Geschäft in Zukunft nicht mehr abwickeln lässt, wenn so viele Leute mit fundiertem Know-how gehen." Der Betriebsrat in Karlsruhe werde sich dafür einsetzen, dass der Gesamtbetriebsrat dem jetzigen Verhandlungsergebnis nicht zustimmt.

Die angeschlagene Telekom-Tochter T-Systems hat in den vergangenen Wochen immer wieder Schlagzeilen gemacht. Das Unternehmen verzeichnet schon seit geraumer Zeit stagnierende Umsätze und schrumpfende Gewinne. Für Aufregung sorgte vor allem der Bericht vor zwei Wochen über einen Teilverkauf des IT-Dienstleisters. (sp)