Test

Tablet-Mac Axiotron Modbook

23.02.2009 von Christian Möller
Die Firma Axiotron modifiziert normale Macbooks zu Tablet-Macs. Unsere Schwesterpublikation Macwelt wirft einen ersten Blick auf das "Modbook".

Die Firma Axiotron modifiziert normale Macbooks zu Tablet-Macs. Unsere Schwesterpublikation Macwelt wirft einen ersten Blick auf das "Modbook".

Technisch gesehen handelt es sich bei dem Modbook um ein Apple Macbook aus der weißen Kunststoff-Serie. Unser Testgerät, das wir nur für wenige Stunden in die Redaktion bekommen, basiert dabei bereits aus dem aktuellen Macbook-Modell mit Nvidia-Chipsatz, das wir vor einigen Tagen ausführlich testen konnten.

Axiotron entfernt das Display, die Tastatur und das Trackpad und montiert statt dessen ein Display mit Touchscreen-Funktion fest auf der Oberseite. Auf eine Tastatur und das Trackpad muss man fortan verzichten.

Bei dem Touchscreen handelt es sich um Technologie von Wacom, die bereits in viele Grafiktabletts zum Einsatz kommt, die allerdings nicht Multitouch-fähig ist. Um den Mauszeiger zu bewegen, benötigt man einen speziellen Stift. Der eigene Finger oder andere Gegenstände funktionieren nicht.

Ein stabiler Metallrahmen hält das Display fest im Griff. Allerdings trägt der Rahmen dem Gerät einiges an zusätzlichem Gewicht auf.

Die Display-Oberfläche ist - anders als beim Original-Display des Macbook - leicht aufgeraut und spiegelt daher nicht so stark wie der Hochglanz-Monitor des Originals. Dennoch: liegt das Modbook flach auf dem Tisch, erkennt man kaum etwas auf dem Display, denn die in Büros weit verbreitete Deckenbeleuchtung spiegelt sich stark. Man muss sich schon weit über das Gerät beugen, damit man den Bildschirminhalt einwandfrei ablesen kann oder es in die Hand nehmen. Aufgrund des Gewichts von knapp drei Kilogramm hält man das Modbook aber nicht lange mit einer Hand fest.

Hinzukommt, dass das Display mit den von uns gemessenen 160 cd/qm etwa 20 cd/qm dunkler leuchtet, als das Original-Display. Auch der Kontrast ist etwas geringer.

Probleme bei der Stiftbedienung

Wer die Bedienung per Stift nicht gewöhnt ist, wird sich am Anfang schwer tun, das Modbook zu steuern. Oft versperrt die eigene Hand Informationen auf dem Bildschirm, doch nach einiger Zeit gewöhnt man sich daran. Leider erreicht der Mauszeiger per Stift gesteuert nicht immer exakt die Ränder des Displays, was in unserem Test dazu führt, dass wir das ausgeblendete Dock nicht einblenden können. Dies lässt sich aber durch eine Kalibrierung des Touchscreens weit gehend beheben.

Allerdings weist unser Testgerät eine ärgerliche Eigenart auf. Der Touchscreen wird nach einem Neustart nicht immer erkannt. Wir müssen das Gerät zwei- bis dreimal durchstarten, bis der Stift endlich auf Eingaben reagiert. Dieses Problem sollte der Hersteller dringend beheben.

Texteingabe

Text gibt man per virtueller Tastatur ein, die sich automatisch einblendet, sobald man mit dem Stift darüberfährt. Andernfalls erscheint die Tastatur transparent, liegt aber nicht im Hintergrund. In der Praxis funktioniert das Verfahren recht gut, allerdings muss man die Taststur oft verschieben, da sie gerne mal andere Bedienelemente auf dem Bildschirm überdeckt. Die Geschwindigkeit der Texteingabe per Stift ist naturgemäß deutlich langsamer als mit einer echten Tastatur.

Die zweite Möglichkeit der Texteingabe funktioniert über die Handschrifterkennung Inkwell, die in Mac-OS X eingebaut ist. Dabei erkennt das Modbook handgeschriebenen Text, sofern man in Druckbuchstaben schreibt. Die Erkennungsrate hängt stark von der Handschrift ab, funktioniert aber grundsätzlich zufrieden stellend.

Auch Grafiker sollen mit dem Modbook angesprochen werden. Der Touchscreen ist drucksensitiv, wie man es von professionellen Grafiktabletts her kennt. Zeichensoftware kann die Druckintensität auswerten und so beispielsweise die Linienbreite anpassen. Positiv: Die Grafiksoftware Sketchbook Express liegt dem Modbook bereits bei.

GPS eingebaut

Als zusätzliches Gimmick spendiert Axiotron dem Modbook ein GPS-Modul. Eine spezielle Software nimmt Verbindung zu dem Modul auf und leitet die Ortsinformationen an andere Programme, beispielsweise Google Earth weiter. Aus Zeitgründen können wir diese Funktion leider nicht ausführlich testen. Allerdings dürfte klar sein: als Navigationssystem im Auto, auf dem Fahrrad oder zu Fuß ist das Modbook zu groß und zu schwer. Allenfalls in der Schifffahrt ließe sich das System praktikabel verwenden.

Modbook in Deutschland

Inzwischen bekommt man das Modbook auch in Deutschland. Gravis und M&M-Trading vertreiben es zu Preisen ab 2250 Euro für ein Komplettsystem. Wer bereits ein weißes Macbook besitzt, kann es zu einem Modbook umbauen lassen. Dann zahlt man 1300 Euro für die Umrüstung.

Empfehlung

Auch wenn viele Kunden seit Jahren nach einem Tablet-Mac schreien, die Anwendung in der Praxis scheint bis heute unklar. Als mobiles Internetgerät a la iPhone ist das Gerät zu groß, zu schwer und außerdem fehlt ein integriertes UMTS-Modul. Ebenso scheitert das Modbook als mobiles Navigationssystem. Da nimmt man doch besser gleich ein iPhone 3G. Grafiker werden mit dem zu dunklen und kontrastarmen Display auch nicht wirklich glücklich werden. Vielleicht gibt es einige Anwendungen in den so genannten vertikalen Märkten also in Branchenlösungen. Der Ottonormalverbraucher sollte sich das Gerät vor dem Kauf aber auf jeden Fall ansehen und ausprobieren - beispielsweise in einer der Gravis-Filialen. (Christian Möller, Macwelt/ haf)