Unter Bedingungen

Taiwan liftet China-Verbot für einheimische LCD-Industrie vollständig

09.03.2011
Mehr als ein Jahr nach Aufhebung des Verbots für Investitionen einheimischer LCD-Panel-Hersteller in China hat Taiwans Wirtschaftsministerium (MOEA) nun offiziell eine nahezu völlige Lockerung der Bestimmungen bekanntgegeben.

Mehr als ein Jahr nach Aufhebung des Verbots für Investitionen einheimischer LCD-Panel-Hersteller in China hat Taiwans Wirtschaftsministerium (MOEA) nun offiziell eine nahezu völlige Lockerung der Bestimmungen bekanntgegeben.

Die Chinapläne der meisten LCD-Hersteller richten sich heute weniger auf Monitor- als auf große TV-Panels.

Ob es günstigeren Preisen dient, sei angesichts der galloppierenden Inflation im kommunistischen Reich der Mitte dahingestellt. Dieses ist für die LCD-Industrie aber längst nicht mehr nur als verlängerte Werkbank interessant, sondern als größtes Abnehmerland. Bei Monitoren war es das zumindest 2010 schon, bei LCD-TVs soll China 2011 auch die USA ablösen.

Taiwans Wirtschaftsministerium knüpft indes gewisse Bedingungen an die Aufhebung des Verbots von Investitionen auf der anderen Seite der Taiwanstraße. Zum einen dürfen die betreffenden Unternehmen, die China eigene Panel-Werke hochziehen oder sich mit chinesischen LCD-Hersteller zusammentun wollen, in ihrem Engagement auf der Insel nicht nachlassen, ein wichtiger Punkt, warum das Ministerium AU Optronics (AUO) die Genehmigung für den Bau eines 7.5G-Werkes in China 2010 über ein drei Viertel Jahr verweigert hat.

MOEA und andere Offizielle hatten befürchtet, dass AUO seine Investitionspläne für Taiwan zusammenstreichen würde. Nach den neuen Bestimmungen müssen die Investitionen auf der Insel mindestens ebenso hoch sein wie die in China. Auch darf es wegen des neuen Engagements in China in den bestehenden Werken auf Taiwan zu keinen Entlassungen kommen.

Weiter sehen die neuen Bestimmungen vor, dass Investments in chinesische LCD-Panel-Hersteller sich durch Lizenzgebühren an den jeweiligen Hersteller auf Taiwan bezahlt machen müssen. Außerdem müssen die Investitionen auch damit begründet sein, dass die Hersteller der Insel eine marktführende Stellung in der LCD-Panel-Industrie anstreben und diese sich in einer Umsatz- und Ergebnissteigerung niederschlagen werden.

Mit den letzten beiden Punkten will das Ministerium wohl auch sicherstellen, dass für die Investitionen in China in Taiwans Kassen auch Steuern fließen.

Bis in die frühen 1990er Jahre galt in Taiwan ein völliges Verbot für Kontakte von und nach China. Erst haben sich Fischer darüber hinweggesetzt und haben angefangen Handel zu treiben, schließlich auch die Inselindustrie.

Spektakulär 1989 die heimliche Chinareise von Wang Yung-ching, Gründer und Chairman von Formosa Plastics, des damals größten privaten Unternehmen Taiwans, aus dem über die Kinder indirekt First International Computer (FIC) sowie HTC und VIA Technology hervorgegangen sind.

Hintergrund der Reise: Wang hatte schon 1973 den sechsten Naphtacracker auf der Insel beantragt, wurde aber von der regierenden Kuomintang (KMT) auf das staatliche Monopol darauf verwiesen und bekam erst 1986 grünes Licht für den Bau der Anlage. Aufgrund massiver Proteste von Anwohnern und Umweltschützern im nördlichen Kreis Ilan ist der aber verhindert worden.

Deshalb kam Formosa Plastics auf die Idee, die insgesamt rund 650 Milliarden NT Dollar (15,87 Milliarden Euro) teure Anlage stattdessen in China zu bauen. Nach vielem Hin und Her konnte die Fabrik schließlich 1992 in einem ärmeren Kreis Taiwans errichtet werden, wo man sie willkommen hieß.

Seitdem musste Taiwan immer mehr Investitionsbestimmungen für China lockern, so zum Beispiel vor über zehn Jahren auch für die PC- und Notebook-Industrie, die mittlerweile zu fast 100 Prozent auf der anderen Seite der Meerenge produziert. Investitionsrestriktionen für China kennt man allerdings nicht nur aus Taiwan, sondern auch aus den USA und Südkorea.

Intel zum Beispiel musste mehrere Jahre auf grünes Licht aus Washington warten, um in China eine neue 12-Zoll-Fabrik zu bauen. Die koreanischen Panel-Riesen Samsung und LG Display haben ihre Investitionspläne in Seoul auch lange warten müssen, und dann 2010 noch mal in Chinas Hauptstadt Beijing. (kh)