AUO applaudiert

Taiwan will LCD-Fabrik-Bann für China aufheben

11.02.2010
Taiwan hat in den letzten 20 Jahren schon so manche Lockerungen für Fabrikbauten in China zugelassen. Die nächste Bastion, die fallen dürfte, ist das Investitionsverbot für den Bau von LCD-Panel-Fabriken. Die Regierung in Taipei…

Taiwan hat in den letzten 20 Jahren schon so manche Lockerungen für Fabrikbauten in China zugelassen. Die nächste Bastion, die fallen wird, ist das Investitionsverbot für den Bau von LCD-Panel-Werken.

Die Regierung in Taipei hat schon entsprechende Signale ausgesandt, AU Optronics (AUO), Taiwans größter LCD-Panel-Hersteller, applaudiert und unterstützt den Vorstoß, der Branchenkennern zufolge längst überfällig war und für die LCD-Industrie der Insel überlebenswichtig ist.

Wie die Regierung in Taipei am Vortag (10. Februar 2010) mitteilte, werde es Taiwans Panel-Herstellern künftig freistehen, Werke bis zur fünften Generation (5G) in China zu errichten. Für Anlagen ab der sechsten Generation wird aber eine Quote von maximal drei Produktionsstätten in China festgelegt.

In 6G-Werken werden 2,7 qm große Muttergläser verarbeitet, in 7G-Anlagen sind es 4,1 qm große Muttergläser oder Glassubstrate. Sharp ist der erste Hersteller, der schon über ein laufendes 10G-Werk verfügt, in dem rund 8,7 qm große Glassubstrate verarbeitet werden.

AUO zufolge wird die Aufhebung des Verbots für den Bau von Fabriken in China die Weltbewerbsfähigkeit der einheimischen TFT-LCD-Industrie stärken, zumal man so den chinesischen Großabnehmern kürzere Lieferzeiten versprechen könne.

Unternehmenspräsident und CEO LJ Chen zufolge wird AUO bei Aufhebung des Investitionsverbots seine LCD-Fabriken im Osten Chinas errichten, da man in Suzhou schon über eine Produktionsbasis (für LCD-Module) verfüge.

Chi Mei Optoelectronics (CMO) ist, wie von "Digitimes" berichtet, laut eigenen Aussagen zu sehr mit dem geplanten Merger mit Innolux Display und TPO Displays beschäftigt und wolle sich daher von Kommentaren über Ausbaupläne zurückhalten.

Hintergrund, warum Taiwans Regierung seit Mitte 2009 über die Aufhebung des Verbots zur Errichtung von Panel-Fabriken in China laut nachgedacht hat, sind unter anderem gewaltige Baupläne von Südkoreas Riesen Samsung Electronics und LG Display. Außerdem entwickelt sich das Reich der Mitte mehr und mehr zum größten Markt für Monitore und LCD-TVs.

Dass die weltweite Panel-Produktion 2009 unter dem Druck der Weltwirtschaftskrise nicht massiv eingebrochen ist, verdankt sie nicht zuletzt einem von Peking (Beijing) Anfang des Vorjahres angeschobenen ländlichen Subventionsprogramm für Heimelektronikprodukte, von denen die TV-Hersteller am meisten profitieren.

Taiwan, offiziell Republik China, hat sich nach dem verlorenen Kampf der Kuomintang (KMT, gesprochen Guomindang) mit den Kommunisten unter Mao Tsetung (Mao Zedong) 40 Jahre lang abgeschotten vom Festland, musste aber unter anderem auf Druck der einheimischen Industrie Reise- und Investitionsverbote seit 1990 mehr und mehr lockern. Den Anfang machte die Textil- und Regenschirmindustrie.

Investitionsverbote, die bestehen oder bestanden, wurden immer damit begründet, dass es sich um strategisch wichtige Produkte handelt. Lange Zeit durfte auch die PC- und Notebook-Industrie nicht auf der anderen Seite der Taiwan-Straße Fabriken errichten.

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Taiwans OEM/ODM-Hersteller (Original Eauipment/Design Manufacturer), allen voran Quanta und Compal, beherrschen heute ungefähr 90 Prozent der weltweiten Notebook-Produktion. Ihre Fertigungsstätten haben sie nach Aufhaben der Investitionsverbote Ende der 1990er-Jahre zu fast hundert Prozent nach China verlagert. (kh)