Technik & Know-how: den Internet Explorer aufpolieren - so geht's

20.04.2006 von Moritz Jäger
Neidisch schauen viele IE-Nutzer auf das Multitalent Firefox. In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen, dass auch der IE noch dazulernen kann.

Der ursprüngliche Internet Explorer (IE), wie ihn Windows mitbringt, ist inzwischen hoffnungslos veraltet. Microsoft stellt zwar die Version 7 bereits in Aussicht, aber bis diese allgemein erhältlich ist, kann es noch dauern. Falls man auf keinen anderen Browser umsteigen will, gibt es zwei Möglichkeiten, den Internet Explorer für das aktuelle Web fit zu machen.

Zum einen kann man eine Modifikation wie den "Slimbrowser" oder "Maxthon" installieren. Diese Programme klinken sich in den Internet Explorer ein, sind aber komplett eigenständig. Im Endeffekt erhält man also einen neuen Browser, der die Webseiten mit der Engine des Internet Explorers rendert. Diese Browser sind bequem zu bedienen und bieten einige neue Funktionen. Allerdings weist der neue Browser dann nicht nur die Sicherheitslücken des IE auf, sondern kann zudem selbst Fehler im Code enthalten.

Die andere Möglichkeit möchten wir Ihnen in diesem Beitrag vorstellen. Wie für den Firefox gibt es auch für den IE 6 zahlreiche Plug-ins. Das Problem liegt oftmals einfach nur darin, sie zu finden. Zu beachten ist aber: Die Plug-ins lassen sich meistens nicht ohne weiteres entfernen bzw. rückgängig machen. Daher ist es oft sinnvoll, vor der Installation eines Plug-ins Sicherungsmaßnahmen durchzuführen.

i-nav - Internationalisierte Domänen im IE

Seit dem 1. März 2004 sind Internet-Domänen offiziell auch mit Umlauten möglich. Browser wie Firefox, Mozilla oder Opera unterstützen die Internationalen Domänennamen (IDN) von Haus aus, IE-Nutzer haben hier das Nachsehen. Laut Microsoft soll zwar der Internet Explorer 7 IDN unterstützen, ein Update der bestehenden Version 6 ist derzeit jedoch nicht geplant.

Das bedeutet, dass ein Großteil der Internet-Nutzer mit den neuen Adressen nichts anfangen kann. Genau diesem Problem widmet sich das "i-nav"-Plug-in der Sicherheitsfirma Verisign. Einmal installiert, entschlüsselt i-nav die Umlaute in den Domain-Namen. Danach kann der IE auch Domänen wie www.ökotest.de oder www.trüffelschwein.de problemlos darstellen.

Fazit
Klein, hilfreich und unbemerkt, so arbeitet i-nav. In der Standardversion produziert der IE bei Umlautdomänen nur Seitenfehler, nach der Installation des Plug-ins lassen sich diese Seiten problemlos anzeigen. Die wichtigsten Websites sind zwar derzeit auch noch ohne das Plug-in erreichbar, zumindest aber ist man mit dem digitalen Helfer für das kommende Internet gerüstet.

Adobe SVG Viewer - Skalierbare Vektorgrafiken für den IE

Die neue Spezifikation "Skalierbare Vektorgrafiken (SVG)" wurde vom W3C beschlossen, um zweidimensionale Vektorgrafiken mittels der plattformunabhängigen Sprache XML zu beschreiben. Neben normalen Bildern sind auch bewegte Animationen möglich. Ein Beispiel für SVG ist diese Tetris-Variante.

Da der Internet Explorer von Haus aus keine Unterstützung für SVG mitbringt, muss auch hier eine Drittfirma helfen. Adobe, bekannt für Grafik- und DTP-Tools, stellt den SVG Viewer für die verschiedensten Betriebssysteme bereit. Sobald die etwa 2,3 MB große Erweiterung installiert ist, stellen SVG-Dateien für den IE kein Hindernis mehr dar.

Fazit
Ganz klar, man ist auch ohne SVG-Unterstützung gut im Internet unterwegs. Wer aber auch abseits der ausgetretenen Pfade wandelt oder sich für die wachsende Anzahl an Web-2.0-Seiten interessiert, der profitiert vom SVG Viewer. Immerhin eröffnet das Format interessante Möglichkeiten, wie beispielsweise den animierten Wankelmotor von http://www.about-svg.de.

Pluck - Praktische Sidebar für Favoriten und RSS

Die beiden zuvor vorgestellten Add-ons i-nav und SVG Viewer erweitern den Internet Explorer nur unter der Haube mit grundlegenden Funktionen. Pluck dagegen bringt sofort sichtbare Änderungen. Das kleine Programm klinkt sich in die Sidebar des Internet Explorers ein und zeigt dort RSS-Feeds und Lesezeichen an.

Die Installation des kleinen Helfer-Tools ist schnell erledigt, den Download finden Sie hier. Zusätzlich benötigen Sie noch einen kostenlosen Benutzer-Account bei Pluck. Nach Abschluss der Installation melden Sie sich an dem erstellten Benutzerkonto an und haben damit Zugriff auf sämtliche Funktionen.

Pluck erweitert den Internet Explorer um eine intuitive RSS-Funktion. Sobald Sie sich auf einer Webseite befinden, die einen entsprechenden XML-Feed anbietet, leuchtet der RSS-Button in Orange auf. Ein Klick auf den Button listet Ihnen sämtliche RSS-Feeds der Seite auf. Nach der Auswahl können Sie den Feed in einem beliebigen Ordner speichern.

Ein Klick auf einen der hinterlegten RSS-Feeds zeigt Ihnen die letzten Nachrichten in ansprechender Optik im Browser-Fenster an. Zusätzlich gibt Ihnen Pluck weitere Tools an die Hand. Interessante Nachrichten können Sie so beispielsweise direkt in Ihre Bookmark-Sammlung aufnehmen. Zudem lassen sich einzelne News oder alle Einträge als gelesen markieren. In der Kopfzeile können Sie einstellen, in welchem Zeitraum (heute, letzte Woche oder letzter Monat) die News angezeigt werden sollen.

Fazit
RSS-Feeds gehören inzwischen zu jeder News-Seite. Während alternative Browser wie Firefox die Feeds bereits problemlos direkt integrieren, sind IE-Nutzer noch auf Drittprogramme angewiesen. Pluck bietet dabei eine sehr elegante Art, um RSS direkt in den Internet Explorer einzubinden. Das Programm ist Freeware, finanziert sich aber über Sponsor-Einblendungen.

MSN Toolbar - Tabs, Pop-up-Blocker und Anti-Phishing von Microsoft

Toolbars gibt es inzwischen von fast jeder Firma. Skype, Google, Yahoo - alle buhlen um Ihre Zuneigung und einem Platz in Ihrem Browser. Auch Microsoft hat den Trend erkannt und liefert mit der MSN Toolbar eine eigene Variante. Mit diesem Plug-in bietet der Internet Explorer endlich die im Firefox geschätzten Tabs. Microsoft nennt sie in der deutschen Version Registerkarten, die Funktion ist dennoch dieselbe. Anstatt für neue Webseiten eine neue Instanz des Browsers zu starten, öffnet sich die angeforderte Seite in einem neuen Reiter. Die verschiedenen Registerkarten können Sie dann per Mausklick durchwechseln.

Neben der Tab-Funktion wartet die MSN Toolbar mit weiteren Zusatzfunktionen auf. So wurde beispielsweise ein besserer Pop-up-Blocker implementiert, der vor unerwünschten Werbeinhalten schützt. Ein Klick auf das Icon erlaubt sämtliche Pop-ups für die aktuelle Seite. Zudem enthalten die Optionen des Blockers eine Whitelist mit Seiten, die neue Fenster öffnen dürfen. Die Liste lässt sich beliebig erweitern.

Zusätzlich zu der Toolbar installiert Microsoft auch gleich die MSN Desktop Search. Dabei handelt es sich um eine verbesserte Suchfunktion für lokale Daten, die einen anderen Algorithmus verwendet als die Standard-Windows-Suche. Dadurch sollen sich Dateien leichter finden und besser sortieren lassen. Eine ähnliche Suche bieten beispielsweise auch Google und Yahoo!.

Phishing ist eine der größten Gefahren für Ihre sensiblen Daten. Das Kunstwort aus Passwort und Fishing steht für Internet-Kriminelle, die mittels gefälschter Seiten an die PIN-Nummern ihrer Opfer kommen wollen. Microsoft bietet für die MSN Toolbar ein spezielles Anti-Phishing-Tool an, das solche Webseiten erkennt und den Anwender warnt. Weitere Erweiterungen für die Toolbar finden Sie hier.

Fazit
Endlich. Die MSN Toolbar erweitert den IE um die Tabbed-Browsing-Funktion, die sich besonders dann bezahlt macht, wenn Sie auf mehreren Seiten unterwegs sind. Das kann die Konkurrenz von Google, Skype oder Yahoo noch nicht bieten. Die anderen Zusatzfunktionen sind Geschmackssache. Anti-Phishing-Filter und Pop-up-Blocker machen durchaus Sinn, ob man die MSN Desktop Search jedoch unbedingt braucht, sei dahingestellt.

Google Toolbar - Direkter Konkurrent zu MSN

Die zweite, weit verbreitete Toolbar kommt vom Suchmaschinengiganten Google. Die Google-Bar bietet ebenfalls mehrere sinnvolle Zusatzfunktionen.

So sehen Sie beispielsweise auf einen Blick, welchen Pagerank die aktuelle Website hat. Ein weiterer Vorteil ist, dass Sie in Zukunft eine Rechtschreibprüfung für verschiedene Formulare wie webbasierte E-Mails oder Foren haben. Besonders bei eiligen Schreibern sinkt so die Rate der Rechtschreibfehler. Fast schon Standard ist die Google-Suchbox. Diese sorgt dafür, dass Sie nicht mehr auf www.google.de wechseln müssen, sondern den Suchbegriff von jeder beliebigen Seite aus eintragen können. In den Optionen können Sie einstellen, dass die Suchergebnisse in einem neuen Fenster aufgezeigt werden. Eine Zusammenarbeit mit der Tab-Funktion der MSN Toolbar ist nicht vorgesehen.

Netter Effekt am Rande: Haben Sie andere Google-Programme wie Google Earth oder die Desktop-Suche installiert, lassen sich diese über einen Button direkt aus der Toolbar starten.

Fazit
Die Google Toolbar liegt zwar immer wieder unter dem Beschuss der Datenschützer, da Google fast sämtliche Daten sammelt. Wer damit leben kann, erhält sinnvolle Zusatzfunktionen wie den Direktzugriff auf die Suchmaschine, einen Pop-up-Blocker oder die Anzeige des aktuellen Google Pageranks. Im Internet Explorer lassen sich problemlos mehrere Toolbars installieren, die einzelnen Funktionen können sich dabei gut ergänzen.

FirefoxView - Schneller Browser-Wechsel

Viele Anwender setzen inzwischen Firefox ein, da sie den Browser direkt auf ihre Bedürfnisse maßschneidern können. Besonders ärgerlich ist es da, wenn zentrale Vorgaben den IE zwangsweise als Browser vorschreiben. So kann es beispielsweise vorkommen, dass Sie eine E-Mail erhalten und Sie auf den Link klicken. Dieser startet dann den Internet Explorer, da die globale Direktive den IE als Standard-Browser sieht.

Normalerweise muss dann erst die URL kopiert und im Firefox eingefügt werden. Die Erweiterung FirefoxView macht damit Schluss. Einmal im Firefox installiert, klinkt sie sich in das Kontextmenü des IE ein und erweitert es um die Option "Diese Seite in Firefox anzeigen". Ein Klick auf das Auswahlfeld übergibt die aktuelle URL an den neuen Firefox-Tab.

Fazit
Wer Firefox als Standard-Browser einsetzt und den IE von bestimmten Programmen "aufgezwungen" bekommt, für den ist diese Erweiterung genau richtig. Statt nervendem Copy&Paste genügt ein Rechtsklick und die Seite reiht sich in die Tabs des Mozilla-Browsers ein. Die Erweiterung funktioniert nur zusammen mit Firefox.

Gesamtfazit

Manch einer hält den IE für ein überflüssiges Stück Software, das die besten Zeiten hinter sich hat. Zugegeben, in der Grundausstattung kann der Browser nicht mehr mit den Konkurrenten von Mozilla oder Opera mithalten. Nichtsdestotrotz schlummern auch im IE noch Reserven, die sich mit cleveren Plug-ins nutzen lassen. Der Nachteil besteht darin, dass es keine so aktive Entwickler-Community gibt wie bei den Mozilla-basierten Browsern und die Erweiterungen schwerer zu finden sind.

Wenn Sie noch mehr Funktionen benötigen, auf die Render-Engine des Internet Explorers aber nicht verzichten wollen, sollten Sie einen Blick auf die Komplettmodifikationen werfen. Programme wie der Slimbrowser, Maxthon oder der Avant Browser bieten deutlich mehr Funktionen, können auf ActiveX zugreifen und machen keinerlei Probleme bei IE-optimierten Webseiten. (Moritz Jäger, tecChannel.de/)