Technik & Know-how: der "MDA Pro" von T-Mobile im Test

15.12.2005
Der "MDA Pro" weckt hohe Erwartungen. Handelt es sich dabei um einen Pflichtkauf für den mobilen Geschäftsmann, oder machen Software-Probleme das Gerät zu einem Ladenhüter?

In einem Vorabtest hatten wir uns die Verkaufsversion des "MDA Pro" genauer angesehen. Allein hinsichtlich der technischen Daten beeindruckt der neue T-Mobile-Hybrid aus PDA und Smartphone. Neben Bluetooth und WLAN verfügt das Gerät auch über ein UMTS-Funkmodul.

Als Betriebssystem kommt Windows Mobile 5 zum Einsatz. Die aktuellste Redmonder Entwicklung für PDAs und Smartphones wurde gründlich überarbeitet und bietet jetzt endlich lang vermisste Features. Eine der wichtigsten Neuerungen ist ein dauerhafter Speicher. Dieser sichert Daten auch dann, wenn die Stromversorgung ausfällt. Die mobilen Office-Anwendungen aus dem Hause Microsoft haben ebenfalls ein Update erfahren und arbeiten jetzt besser mit der Desktop-Variante zusammen.

Wir haben den MDA Pro im Alltag verwendet und sind zweigeteilter Meinung. Zum einen lässt sich dank WLAN, UMTS und einer verbesserten Office-Suite unterwegs wunderbar arbeiten, zum anderen hat die Software teilweise noch große Macken.

Vertrieb

T-Mobile

Hersteller

HTC

CPU

Intel Bulverde, Taktfrequenz 520 MHz

Speicher

ROM: 128 MB, RAM: 64 MB

Betriebssystem

Windows Mobile 5.0

Features

UMTS, WLAN, Bluetooth, drehbarer Touchscreen mit 9,1 cm Diagonale, Zwei Kameras, SIDO- und MMC-Einschub, QWERTZ-Tastatur mit 62 Tasten

Preis (Herstellerempfehlung)

899,00 Euro ohne Vertrag

Der erste Eindruck

Im Praxistest fallen zunächst Größe und Gewicht des MDA Pro auf. Die Abmessungen betragen 127,7 mm x 81 mm x 25 mm, der Hybrid wiegt 285 Gramm. Zum Vergleich: Der Vorgänger MDA III hat ein Gewicht von 210 Gramm. Ein Argument für die Größe ist sicher der berührungsempfindliche TFT-Bildschirm, der immerhin eine Auflösung von 640 x 480 Bildpunkten besitzt.

Der Nachteil des Formats ist, dass sich der MDA Pro nicht mehr bequem in einer Sakko- oder Jackentasche unterbringen lässt, dazu trägt er zu sehr auf. Leider legt T-Mobile lediglich eine Schutzhülle bei, eine Tasche mit Gürtelclip wäre deutlich sinnvoller gewesen.

Beim ersten Start erscheint der von früheren Pocket PCs bekannte Wizard, dieser richtet Touchscreen, Zeitzone und ein Kennwort ein. Zusätzlich erläutert der Helfer den Gebrauch des Stylus, indem er den Benutzer einen Termin ausschneiden und wieder einfügen lässt.

Anschließend steht es dem Nutzer frei, ein Kennwort zu vergeben. Nach dieser Grundkonfiguration ist der MDA Pro einsatzbereit.

Wo viel Licht ist ...

Im täglichen Einsatz ergibt sich ein zweigeteilter Eindruck vom MDA Pro. Solange das Gerät als Stand-alone-PDA mit Telefon genutzt wird, ist es top, die Features überzeugen. Surfen und E-Mailen gehen per UMTS deutlich schneller als über GPRS. Der UMTS-Datentransfer erreicht einen Durchsatz von 160,3 Kbit pro Sekunde und damit immerhin die Hälfte der theoretischen Höchstgeschwindigkeit. Im WLAN schafft der PDA 320,6 Kbit/s.

Die größten Vorteile erhalten Nutzer, die im mobilen Office arbeiten. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit schreibt man mit der Volltastatur fast so schnell wie am Rechner im Büro. Gewöhnungsbedürftig sind auf der Tastatur allerdings zwei Dinge: Die Umlaute erreichen Sie nur, wenn Sie die Taste "Sym" drücken, für ä, ü, ö und so weiter war einfach kein Platz mehr.

Außerdem befindet sich auf dem Gerät nur rechts eine Shift-Taste, wodurch ein großes A anfangs sehr in eine Dehnübung ausartet. Die Tastatur verfügt übrigens über einen Lichtsensor. Ist das Umgebungslicht zu schwach, aktiviert sich die Hintergrundbeleuchtung, die Tasten leuchten dann rot.

Gut gelöst hat T-Mobile das Roaming zwischen den verschiedenen Netzwerken. In erster Linie verwendet das Gerät WLAN, soweit vorhanden. Sobald die Verbindung abreißt, wechselt die Verbindung auf UMTS, danach auf GPRS. Kommt ein bekannter WLAN-Hotspot wieder in Reichweite, springt der MDA Pro zurück auf das kabellose Netzwerk.

Mobile Office ist integriert

Microsoft hat es außerdem endlich geschafft, dass Formatierungen von Dokumenten und Excel-Tabellen auch nach der Übertragung auf den Desktop erhalten bleiben. Mit an Bord sind zusätzlich Mobile Powerpoint und Clearvalue PDF. Damit sollte der MDA Pro mit einem Großteil der Dateien zurechtkommen.

Wenig geändert hat sich bei der Verwaltung von Terminen und dem Senden von E-Mails oder SMS-Nachrichten. Wie schon bei den Vorgängermodellen verwaltet der Nutzer sämtliche Nachrichten in einem Menü, in einer Baumansicht wechselt man durch die verschiedenen Konten.

Bei der Akkulaufzeit befindet sich der MDA Pro der Hybridarchitektur entsprechend im Mittelfeld. Bei normaler WLAN-Nutzung muss der MDA Pro etwa alle 1,5 Tage an die Steckdose. In der Praxis ist das aber eher Nebensache, meist ist der PDA via USB mit einem Rechner verbunden.

... ist auch viel Schatten

Nicht alles an dem Gerät ist schnell, schön und problemlos. Eine der Schattenseiten liegt in der Architektur von Windows Mobile 5.0 begründet. Geschlossene Programme beendet das Betriebssystem nicht komplett, sondern hält sie weiter im Speicher. Dadurch verlangsamt sich der MDA Pro spürbar, sobald mehrere Anwendungen geöffnet wurden. Teilweise kommt es vor, dass neue Programme erst starten, wenn ältere, nicht mehr benötigte Tools per Task-Manager beendet wurden.

Warum Microsoft an diesem Modell festhält, ist ein Rätsel. Am schnellen Weiterarbeiten liegt es nicht, Nutzer können die Programme immer zum Zeitpunkt des Verlassens fortsetzen, auch wenn der Task-Manager die Anwendung schließt.

Ein zweites Problemkind ist Active Sync 4.0. Windows Mobile 5.0 synchronisiert sich nur noch mit dieser Version, eine Unterstützung für ältere Ausführungen fehlt. Im Test kam es allerdings an mehreren PCs vor, dass Active Sync schlichtweg keine Verbindung zum PDA herstellt. Außerdem brach die Verbindung, wenn sie einmal da war, häufig ab. Weder ein Update noch diverse Neuinstallationen konnten den Active Sync zu einem dauerhaften, zuverlässigen Betrieb bewegen. In der Presseabteilung von T-Mobile und Microsoft sind die Probleme bekannt, eine Lösung steht derzeit noch aus. (Mittlerweile hat Microsoft die Version Active Sync 4.1 zum Download ins Netz gestellt, mit der es keine Probleme mehr geben soll; Anm. d. Red.)

Das Synchronisierungstool trägt sich außerdem als virtuelle Netzwerkverbindung ein. Sollte auf dem Desktop eine Firewall aktiv sein, muss der Anwender die Dienste freischalten, damit der Datenabgleich funktioniert.

Ebenfalls Probleme macht der Mobile Internet Explorer in Verbindung mit Outlook Web Access (OWA) und Exchange 5.5. Der Browser weigerte sich beharrlich, die Frames zu wechseln. Damit steckt man in einem Menü fest. Ein Wechsel, um beispielsweise E-Mails zu lesen oder zu verfassen, war im Test nicht möglich.

Probleme Speicher und Softwarekompatibilität

Ist die Grundkonfiguration abgeschlossen, lädt das Gerät automatisch das T-Mobile-Branding mit verschiedenen Einstellungen. Diese enthalten neben einem angepassten Grafiklayout beispielsweise auch die Zugangsdaten für das mobile Internet sowie Informationen zur Videotelefonie. Allerdings erweist sich das Branding als massiver Ressourcenfresser. Es belegt etwa 9 MB des Programmspeichers und 2,3 MB des Datenspeichers. Durch einen Trick können Sie zwar verhindern, dass der MDA Pro die Daten lädt, im Test waren danach aber keine Videogespräche mehr möglich.

Microsoft hat mit Windows Mobile 5.0 verschiedene Änderungen in der Architektur des Betriebssystems vorgenommen. Das führt dazu, dass Programme von Drittherstellern teilweise nicht mehr funktionieren. Ein Beispiel ist das bekannte Handango in der aktuellen Version, der Installer erkennt Active Sync 4.0 nicht und verlangt nach einer Synchronisationssoftware.

Fazit: gemischte Gefühle

Selten hat ein Testgerät einen so zwiespältigen Eindruck hinterlassen wie der MDA Pro. Zum einen ist das Gerät von der Ausstattung wie geschaffen für den "Mobile Warrior". Per UMTS und WLAN ist der Zugriff auf Internet und Netzwerkdaten problemlos möglich, VPN sorgt für eine gesicherte Verbindung ins Firmennetz. Mobile Word und Mobile Excel profitieren von der Volltastatur, Nutzer können Dokumente bereits unterwegs vorbereiten und anschließend richtig formatiert auf dem Desktop weiterverwenden. Die Videotelefonie funktioniert auch tadellos, ist aber eher ein nettes Feature als eine Killerapplikation.

Zum anderen enthält die Software teilweise massive Fehler. Active Sync, eine der meistgenutzten Applikationen, arbeitet nur sporadisch, der Datenabgleich ähnelt einem Glücksspiel. Durch die fehlende Synchronisation verliert der MDA Pro einen Großteil seines Werts als PDA. Sicher lassen sich Adressen auch manuell eingeben und Daten über Speicherkarte austauschen, aber das ist nicht der Sinn der Sache.

Die Software auf dem Gerät lastet den Speicher mit der Zeit massiv aus, nur ein manuelles Beenden der aktiven Programme schafft hier Abhilfe.

Als weiteres Problem kommt hinzu, dass die meisten Hersteller von Dritt-Software ihre Programme nicht an das neue Windows Mobile 5.0 angepasst haben. Deswegen kommt es vor, dass sich Programme, an die man sich im Laufe der Zeit gewöhnt hat, gar nicht starten. Prüfen Sie deshalb unbedingt vor dem Kauf, ob die Entwickler Ihrer Programme die Software für Windows Mobile 5.0 freigeben. Ein guter Anlaufpunkt bei Problemen rund um MDA Pro ist die Internetseite "www.mdatreff.de". Im Forum finden sich diverse Hilfen bei Problemen und Informationen zu nicht kompatibler Software.

Kaufen oder nicht?

Diese Frage sollte jeder Nutzer erst nach einem ausführlichen Test entscheiden. Prüfen Sie in jedem Fall die Active-Sync-Funktion. Ohne Vertrag kostet das Gerät bei T-Mobile immerhin 899 Euro, fast so viel wie ein Notebook. Als nächsten Konkurrenten gibt es den Nokia Communicator 9500 schon für knapp 100 Euro billiger bei D2. Allerdings verzichtet man dann auch auf UMTS und einen großen Touchscreen. (Moritz Jäger, tecChannel.de/)