Werkstätten im Test

Techniker schnüffeln heimlich in PCs

05.11.2010
Viel häufiger als man denkt werden kaputte PCs in Werkstätten ausspioniert. Zu diesem Ergebnis kommt ein großer Test …
Repariert und ausspioniert: Kein PC-Besitzer weiß, was in den PC-Werkstätten wirklich vor sich geht.
Foto: Christian Töpfer

In einem groß angelegten Test hat die "Computer Bild" Erschreckendes zu Tage gebracht: Wer seinen PC zur Reparatur abgibt, muss damit rechnen, dass der Techniker in seinen persönlichen Daten wühlt.

Bei der Abgabe der Rechner an acht Unternehmen (Asus, Fujitsu, Hewlett-Packard, Medion, Targa und Toshiba sowie Conrad und PC-Feuerwehr) und drei Filialen von Media Markt/Saturn gaben die Tester regelmäßige Abstürze als Defekt an. Ein tatsächliches Problem hatte allerdings keiner der PCs. Die Tester baten darum, bei der Reparatur keine Daten von der Festplatte zu löschen.

Vorher hatten die Computer-Bild-Experten auf allen PCs die gleichen Daten gespeichert: Urlaubsbilder, Dokumente, E-Mails – und erotische Bilder und Videos als "Köder" aufgespielt.

Ebenfalls an Bord der Test-Computer: die Überwachungssoftware "Spector Pro". Mit diesem Tool kann jeder Mausklick und jede geöffnete Datei mit Uhrzeit und Datum genau protokolliert werden. Inklusive Beweisfoto vom Bildschirm bei jedem Klick

Nach der Rückkehr analysierte Computer Bild die Beweisfotos, die das Überwachungsprogramm während der Werkstattaufenthalte geschossen hatte. Ergebnis: Bei über der Hälfte der Computer schnüffelten PC-Techniker durch die privaten Datenschätze, was für eine Reparatur generell nicht erforderlich ist. Sie betrachteten Urlaubsbilder, sichteten Dokumente, schauten sich Videos an und kopierten Daten.

Die Tabelle auf der nächsten Seite gibt an, wie sich welche Firma verhalten hat.

"Highlights" der Reparaturen und Fazit

Die "Highlights" der Reparaturen (Quelle: Computer Bild):
a) Bei Targa durchforstete der Techniker die privaten Verzeichnisse und kopierte Bilder auf seine angeschlossene USB-Festplatte.

b) Obwohl Medion schriftlich gebeten worden war, keine Daten auf der Festplatte zu löschen, war genau dies geschehen. Ob es zuvor Zugriffe auf private Daten gegeben hat, ließ sich deshalb nicht feststellen.

c) Bei Asus machte sich der Techniker gar nicht erst die Mühe, den Grund für die Abstürze zu finden: Kein einziges Mal öffnete er die Systemsteuerung. Stattdessen klickte er emsig durch private Urlaubsbilder und Videos. Danach sah er sich mehrere Erotik-Filmchen an.

d) Toshiba schickte den Rechner an einen Vertragspartner zur Reparatur. Der PC-Techniker dort führte zunächst einige Systemtests durch, klickte sich dann aber durch private Dateien wie Urlaubsbilder und die Musiksammlung auf der Festplatte.

e) Bei dem von Hewlett-Packard reparierten PC ließ sich nicht feststellen, ob auf private Daten zugegriffen wurde. Denn obwohl der PC gar keinen Defekt hatte, tauschten Techniker die Festplatte aus. Infolgedessen waren alle Daten, auch die Beweisfotos, futsch. (tö)

PCs bei der Reparatur: Gefahr für private Daten

Unternehmen

Zugriff auf Bilder/Videos

Zugriff auf Dokumente

Daten entwendet

Zustand nach Reparatur

Asus

ja

nein

nein

einwandfrei

Fujitsu

nein

nein

nein

PC beschädigt, nichts startfähig

Hewlett-Packard

nicht feststellbar

nicht feststellbar

nicht feststellbar

alle Daten gelöscht

Medion

nicht feststellbar

nicht feststellbar

nicht feststellbar

alle Daten gelöscht

Targa

ja

ja

ja

einwandfrei

Toshiba

ja

ja

nein

einwandfrei

Conrad

nein

nein

nein

einwandfrei

PC-Feuerwehr

ja

nein

nein

einwandfrei

Media Markt/Saturn

2x nein, 1x ja

3x nein

3x nein

einwandfrei

Quelle: Computer Bild