Getestet

Test: Die besten Soundkarten für Spieler

28.11.2007
Ohne mitreißende Sounduntermalung schafft auch die stimmigste Grafik keine fesselnde Spieleatmosphäre. In diesem Test erfahren Fachhändler, welche verschiedenen Soundtechniken für Spieler relevant sind und ob Onboard-Sound ausreicht. Außerdem werden die momentan drei wichtigsten Soundkarten auf Herz und Nieren getestet.

Ohne mitreißende Sounduntermalung schafft auch die stimmigste Grafik keine fesselnde Spieleatmosphäre. In diesem Test erfahren Fachhändler, welche verschiedenen Soundtechniken für Spieler relevant sind und ob Onboard-Sound ausreicht. Außerdem werden die momentan drei wichtigsten Soundkarten auf Herz und Nieren getestet.

Von Daniel Visarius, Gamestar

Testbericht

Visuell sind alle Spiele längst in der dritten Dimension angekommen. Auch klanglich tun sich Räume auf - obgleich weit weniger beachtet als Grafik, Physik & Co. Schließlich lässt sich guter Surround-Sound nur unzureichend mit Screenshots zeigen.

Trotzdem Fakt: Wer in Stereo und mit müdem Onboard-Sound spielt, dem entgeht sehr häufig ein dicker Brocken Atmosphäre. Die Gamestar entschlüsselt die wichtigsten Sound-Techniken und testet mit der brandneuen Asus "Xonar D2" (Straßenpreis zirka 180 Euro), Creatives "X-Fi Xtreme Gamer Fatal1ty Professional Series" (120 Euro) sowie Razers "AC-1 Barracuda" (200 Euro) drei aktuelle Soundkarten auf Spieletauglichkeit.

EAX

EAX ist eine Entwicklung von Creative und beschreibt ein Verfahren, dass Spielesounds passend zur Umgebung im Spiel verändert: So hallen Schritte in weitläufigen Höhlen fast lebensgetreu nach, oder Geräusche werden von im Weg stehenden Wänden je nach Anordnung im Spiel annähernd realistisch gedämpft.

Die aktuelle Version EAX 5.0 Advanced HD beherrscht allerdings nur die X-Fi-Serie. Für Soundkarten der Konkurrenz wie etwa die Xonar D2, die AC-1 Barracuda oder auch viele Onboard-Soundchips hat Creative lediglich das veraltete EAX 2.0 freigegeben, das nur wenige, nicht sehr überzeugende Effekte beherrscht. Allerdings müssen Spiele EAX 5.0 explizit unterstützen, was immer noch längst nicht alle Titel machen, die neu auf den Markt kommen.

Dafür profitieren einige Blockbuster wie "Unreal Tournament 3", "Bioshock" oder die aktuellen "Battlefield"-Teile deutlich von EAX 5.0. Zwangsläufig baut die X-Fi in diesen EAX-5.0-Spielen die mit Abstand beeindruckendste Soundkulisse in den Vergleichstest auf.

Die meisten Spiele liefern heute bereits ein Surroundsignal, das räumliche Informationen über die abgespielten Klänge an den Soundchip liefert. Musik oder ältere Filme besitzen dagegen häufig nur ein Stereosignal mit Informationen für je einen Kanal links und rechts. Auf der Empfängerseite gibt es aber von Stereo- bis hin zu 5.1- oder 7.1-Lautsprechern eine Vielzahl an Wiedergabegeräten.

Daher beherrschen alle getesteten Soundkarten das sogenannte Upmixing, also das Verteilen eines Klangsignals auf das jeweils passende Lautsprechersystem. Damit können Sie etwa Ihre Musikstücke (Stereo) problemlos auf allen Lautsprechern eines 5.1-Systems wiedergeben, oder den 5.1-Sound eines Spiels auf einer 7.1-Anlage. Die Techniken heißen Dolby Pro Logic IIx und DTS NeoPC bei Xonar D2 und AC-1 Barracuda sowie CMSS-3D bei Creatives X-Fi.

Klanglich fehlen deutlich hörbare Unterschiede: Alle Verfahren erledigen die gestellte Aufgabe je nach Ausgangsmaterial mehr oder weniger gleich gut.

Surround trotz Stereo / Analog oder Digital

Wer aus Platzgründen keine Surround-Anlage anschließen kann oder wem aus familiären Gründen nur ein Headset bleibt, der muss keineswegs auf Raumklang verzichten. Alle drei Karten beherrschen den sogenannten virtuellen Raumklang. Dabei werden einzelne Sounds, die mit Richtungsinformationen versehen von der Spieleengine an die Soundkarte geliefert werden, mithilfe komplizierter Algorithmen akustisch verändert. So entsteht der teils verblüffend realistische Eindruck,
der jeweilige Klang käme tatsächlich aus einer bestimmten Richtung - obwohl bei einem Stereoheadset im Gegensatz zu 5.1-Systemen ja nur zwei Lautsprecher Schallwellen aussenden (Dolby Headphone, Virtual Speaker und DTS NeoPC bei Xonar D2 und Barracuda, CMSS-3D bei der X-Fi).

Im Spieletest glänzt hier vor allem die X-Fi mit überraschend überzeugendem Raumklang und einwandfreier Ortbarkeit des Spielgeschehens auf einem herkömmlichen Stereo-Headset. Xonar D2 und AC-1 Barracuda erzeugen per Dolby Headphone auf dem gleichen Headset ebenfalls einen passablen räumlichen Eindruck, allerdings bleiben sowohl Ortbarkeit als auch Raumgefühl hinter der X-Fi zurück. Tauschen Sie das Headset gegen gewöhnliche Stereolautsprecher, enttäuscht die virtuelle Raumsimulation aller drei Karten jedoch - weder scheinen Geräusche überzeugend von hinten zu kommen, noch von oben oder unten.

Besonderheit der Razer AC-1 Barracuda: Auf Wunsch macht eine ESP genannte Option in Spielen weit entfernte Geräusche deutlich hörbar. Das soll sicherstellen, dass dem Spieler auch kleinste akustische Anzeichen eines Gegners nicht entgehen. Im Prinzip ist das ein Mogel-Feature, aber es verändert die Audiowiedergabe zu Gunsten des Anwenders.

Im Praxiseinsatz überzeugt ESP jedefalls nicht: Zum einen gehen jegliche Entfernungsinformationen verloren, sodass der Spieler zwar die Richtung eines Gegners bestimmen kann, aber nicht weiß, wie weit er weg ist. Zum anderen entsteht durch die Vielzahl an Geräuschen schnell ein Klangbrei, der eher desorientiert, statt für bessere akustische Übersicht zu sorgen.

Beim Anschluss einer Surround-Anlage haben Sie die Wahl zwischen analoger oder digitaler Verbindung. Digitale Verbindungen haben den Vorteil, dass nur ein schmales Kabel statt drei oder vier (5.1- beziehungsweise 7.1- Anlage) von der Soundkarte zum PC muss. Zudem läuft die digitale Übertragung verlustfrei ab, während analog immer etwas Klangqualität verloren geht - zumindest in der Theorie, denn mit bloßem Ohr lässt sich bei ordentlichen Kabeln kaum akustische Verschlechterung feststellen.

Wenn Sie Ihren PC digital mit einem passenden Boxensystem verbinden wollen, benötigen Sie zwei Dinge: Erstens eine Soundkarte, die den Spieleklang digital vorbereiten kann (enkodieren), und zweitens einen Surround-Verstärker mit eingebautem Dekoder, der das Digitalsignal an die Lautsprecher verteilt. Hier punkten sowohl die Xonar D2 von Asus als auch Razers AC-1 Barracuda mit der entsprechenden Technik:

Beide beherrschen Dolby Digital Live sowie DTS Interactive. Das sind konkurrierende Verfahren, um den Surround-Sound von Spielen oder anderen Quellen im laufenden Betrieb in ein Digitalsignal umzurechnen. Die X-Fi kann das nicht: Wenn Sie diese digital an Ihre Lautsprecher anschließen, bekommen Sie in Spielen nur schnödes Stereo. Bei DVDs funktioniert der digitale Surround-Sound dagegen auch mit der X-Fi, weil die Tonspur bereits abspielbereit auf der DVD liegt. Bis auf den größeren Kabelsalat bei analoger Verbindung ist das aber kein großer Verlust, denn Dolby Digital Live und DTS Interactive müssen die Surroundsignale verlustbehaftet komprimieren, damit sie durch die eigentlich für Stereo-Übertragung gedachte Digitalschnittstelle passen.

Die X-Fi dagegen überträgt Spielesound ohne Kompression über den Analog-Weg, was Xonar D2 und AC-1 Barracuda ebenso beherrschen. Unterm Strich konnten wir in den zahlreichen Tests hier keinen hörbaren Unterschied feststellen - egal ob analog oder digital.

Das Vista-Problem / Bewertungen

Mit Windows Vista hat Microsoft einen entscheidenden Teil der hauseigenen Audio-Engine geändert. Bei Windows XP konnten Spiele noch per DirectSound (Audio-Teil von DirectX) direkt auf die Hardware zugreifen, um Raumklang und EAX-Effekte zu beschleunigen.

Vista erlaubt das (angeblich) aus Stabilitätsgründen nicht mehr. Stattdessen werden alle Zugriffe per Software simuliert. Spiele, die Hardware-Zugriff per DirectSound für EAX voraussetzen (wie unter XP üblich), erklingen unter Windows Vista folglich ohne EAX-Effekte.

Einige Spiele fallen mit Vista sogar ganz auf Stereosound zurück. Einen Ausweg aus dieser Situation ebnet die offene Sound-Schnittstelle OpenAL, die bereits seit Jahren in populären Spielen eingesetzt wird. Beispiele sind etwa die Battlefield- und UT-Serie sowie aktuell Bioshock. OpenAL bietet ungestörten Zugriff auf die Sound-Hardware und ermöglicht so auch unter Vista die gewohnten EAX-Effekte samt Raumklang. Besitzer von Creatives X-Fi- und Audigy-Serie können können sogar ältere Titel ohne OpenAL- Unterstützung zu EAX unter Vista überreden.

Mithilfe des Alchemy-Tools werdn die DirectSound-Aufrufe im laufenden Betrieb in OpenAL übersetzt, sodass diese Spiele dann mit EAX und Raumklang laufen. Nachteil: ALchemy unterstützt lediglich ein paar Dutzend Spiele. Zudem knöpft Creative Besitzern der älteren Audigy-Karten zehn Dollar für das ALchemy-Tool ab.

Die Spieleperformance der Soundkarten hat die Gamestar mit "Battlefield 2" sowie "F.E.A.R." gemessen, beide in 1.280x1.024 und hohen Grafikdetails sowie maximaler Klangqualität. Ebenso dabei: der Onboard- Soundchip unseres Testmainboards Evga "Nforce 680i", ein Realtek "ALC882D". Der Rest des Systems besteht aus einem "Core 2 Duo E6600" von Intel, zwei Gigabyte RAM sowie einer "Geforce 8800 GTX" von Nvidia. Wenig überraschend führt die XFi Xtreme Gamer Fatal1ty Professional Series das Testfeld an, weil sie als einzige den Sound prozessorgestützt auf der Platine berechnet, während die gesamte Konkurrenz auf den Hauptprozessor zurückgreift und entsprechend belastet.

Der Abstand zur Zweitplatzierten AC-1 Barracuda ist mit 90,6 zu 85,6 fps in Battlefield 2 sowie 141,0 zu 132,0 in F. E.A.R. zwar spürbar, aber nicht weltbewegend. Allerdings berechnet die X-Fi als einzige Karte im Testfeld praktisch nebenbei die hochwertigen EAX-5.0-Effekte und zudem teils deutlich mehr Stimmen als die Konkurrenz. Auch vom Performance-Standpunkt her ist die X-Fi somit die beste Soundkarte für Spieler.

Unterm Strich liefert die X-Fi Xtreme Gamer Fatal1ty Professional Series für 120 Euro das beste Klangerlebnis in Spielen. Sie beherrscht als einzige das überzeugende EAX 5.0 sowie die beste Surround-Simulation auf Stereo-Headsets. Mit Windows Vista hat sie dank ALchemy zudem die wenigsten Probleme. Der starke X-Fi-Chip entlastet die CPU in Spielen,obwohl er die im Vergleich aufwändigsten Effekte aller Kandidaten berechnet. Asus Xonar D2 und Razer AC-1 Barracuda glänzen dagegen vor allem mit der Unterstützung zahlreicher Multimedia-Formate wie Dolby Digital Live und DTS Interactive, allerdings beherrschen das teilweise auch wesentlich günstigere Onboard-Soundchips.

Die 180 Euro teure Xonar D2 kann zudem DRM-geschützte Musikstücke praktisch verlustfrei intern wiederaufnehmen und so die Kopierbeschränkungen legal aufheben. Das gilt zum Beispiel für bei iTunes gekaufte Tracks. Außerdem hat sie dank zahlreicher Software-Beigaben und Kabeln die beste Ausstattung im Testfeld.

Als teuerste Karte enttäuscht uns die AC-1 Barracuda (200 Euro) besonders - in Spielen klingt sie nicht besser als die Xonar D2, und die magere Ausstattung kann ebenfalls nicht mithalten.

(gamestar/bb)