Kunden stellen an Notebook-Fachhändler oft folgende Frage: Kann ich Spiele und insbesondere Direct-X-10-Spiele auf dem Notebook spielen? Zumindest Direct-X-10-Titel waren bisher unspielbar - egal, was die Hersteller behaupten. Mit dem "Geforce 8800M GTX" wird alles anders - verspricht zumindest Nvidia. Und hat erstaunlicherweise sogar Recht.
Von Thomas Rau
Testbericht
Der Geforce 8800M GTX und sein kleiner Bruder, der Geforce 8800M GTS, sind die ersten beiden High-End-Grafikchips aus Nvidias 8800er-Familie. Die beiden lösen den Geforce 8700M GT als Spitzenreiter bei den mobilen Grafikchips ab.
Der 8700M GT und der Geforce 8600M GT als Vertreter der oberen Mittelklasse brachten zwar bei aktuellen Spielen unter DirectX 9 (DX9) ordentliche Ergebnisse. Für DX10 - der neuen Königsdiziplin bei Spielen - reichte es aber nicht wirklich. Denn DX10-Spiele fordern nicht nur grundsätzlich mehr Leistung vom Grafikchip. Die neuen Effekte kommen auch nur dann ordentlich zur Geltung, wenn man in hoher Bildqualität spielt. Bei Notebooks sollte man idealerweise auch in der maximalen Displayauflösung spielen, denn die schwache Interpolation der meisten Notebook-Displays reduziert wiederum die Bildqualität. Und unter diesen Vorgaben waren selbst die bisher leistungsstärksten Grafikchips zu langsam.
Ausreichend DX10-Power verspricht dagegen der Geforce 8800M GTX: Er besitzt 96 Shaderprozessoren - drei Mal mehr als der Geforce 8700M GT. Der Grafikchip läuft mit 500 MHz, der Speicher (512 MB) mit 800 MHz (effektiv: 1,6 GHz). Über 64 Shadereinheiten verfügt der Geforce 8800M GTS - er arbeitet mit den gleichen Chip- und Speichertaktraten wie der 8800M GTX. Beide neuen Chips basieren auf dem G92-Kern, der in 65-Nanometer-Architektur gefertigt wird - die bisherigen DX10-Chips von Nvidia gingen in 80-Nanometer-Bauweise vom Band. Gegenüber den Vorgängern bieten die beiden Neulinge mit 256 Bit auch eine doppelt so breite Speicherschnittstelle.
Im Überblick: Mobile DX10-Grafikchips von Nvidia
Shader- einheiten |
Shader- Takt |
Chip- Takt |
Speicher |
Speicher- takt |
Speicher- interface |
Architektur | |
Geforce 8800M GTX |
96 |
1250 MHz |
500 MHz |
512 MB |
800 MHz |
256 Bit |
65 nm |
Geforce 8800M GTS |
64 |
1250 MHz |
500 MHz |
512 MB |
800 MHz |
256 Bit |
65 nm |
Geforce 8700M GT |
32 |
1250 MHz |
625 MHz |
512 MB |
800 MHz |
128 Bit |
80 nm |
Geforce 8600 M GT |
32 |
950 MHz |
475 MHz |
256 MB |
700 MHz |
128 Bit |
80 nm |
Geforce 8600 M GS |
16 |
1200 MHz |
600 MHz |
256 MB |
700 MHz |
128 Bit |
80 nm |
Geforce 8400 M GT |
16 |
900 MHz |
450 MHz |
128 MB |
600 MHz |
128 Bit |
80 nm |
Geforce 8400 M GS |
16 |
800 MHz |
400 MHz |
128 MB |
600 MHz |
64 Bit |
80 nm |
Geforce 8400 M G |
8 |
800 MHz |
400 MHz |
128 MB |
600 MHz |
64 Bit |
80 nm |
Technisch also die besten Vorraussetzungen für neue Temporekorde. Den PC-Welt-Benchmark-Parcours von DX9- und DX10-Spielen stellte sich der Geforce 8800M GTX in einem Notebook von Nexoc: Das "Osiris E705 III" basiert ebenso auf dem Clevo-Barabone "M570RU" wie das Osiris E705 II - das bisher schnellste Spiele-Notebook. Auch andere Hersteller wie Alienware und Cybersystem wollen Mobilrechner mit dem Geforce 8800M GTX auf den Markt bringen.
Test: 3D Mark 06
Sein Potential deutet der Geforce 8800M GTX schon im synthetischen Benchmark 3DMark 06 an: Er ist doppelt so schnell wie der Geforce 8700M GT und bringt mehr als die dreifache Leistung des Geforce 8600M GT. Selbst den Geforce Go 7900GTX in der SLI-Konfiguration lässt er locker hinter sich.
3D Mark 06 (Gesamt / SM 2.0 / SM 3.0)
3D Mark 06 |
SM 2.0 |
SM 3.0 | |
Geforce 8800GTX |
9.112 |
4.165 |
3.967 |
Geforce Go 7950GTX SLI |
6.243 |
2.670 |
3.238 |
Geforce 8700M GT |
4.804 |
2.070 |
1.844 |
Geforce Go 7900GS |
3.766 |
1.476 |
1.479 |
Geforce 8600M GT |
3.113 |
1.244 |
1.083 |
Test: DirectX 9
Ältere Spiele wie "Far Cry" stellen den Geforce 8800M GTX natürlich vor keinerlei Probleme. Es beeindruckt aber schon, wie er auch hier den bisherigen Spitzenreiter Geforce 8700M GT an die Wand drückt: Bei 1.920 x 1.200 ist er mehr als doppelt so schnell - natürlich auch dank der stärkeren CPU in unserem Testnotebook. Aber selbst bei 16facher Kantenglättung und 16facher anisotropischer Filterung schafft er spielend ruckelfreie Bildraten. Erst wenn man alles ausreizt, was der Treiber hergibt - 16Q AA plus 16fach aniso - geht er etwas in die Knie und sinkt unter 30 Bilder pro Sekunde.
Far Cry (Bilder pro Sekunde)
1.920 x 1.200 |
1.920 x 1.200 | |
Geforce 8800M GTX |
118 |
47 |
Geforce 8700M GT |
53 |
20 |
Der Grusel-Shooter "F.E.A.R." bringt den Geforce 8800M GTX etwas mehr ins Schwitzen - aber auch nur bei 1.920 x 1.200 und der maximalen Qualitätsstufe, die 4fache Kantenglättung und Soft Shadows beinhaltet. Die Kantenglättung kann man sich bei einer Auflösung von 1.920 x 1.200 aber auch sparen: Dann bringt der Geforce 8800M GTX locker spielbare Bildraten.
F.E.A.R. (Bilder pro Sekunde)
1.920 x 1.200, max. |
1.920 x 1.200, hoch | |
Geforce 8800M GTX |
29 |
54 |
Geforce 8700M GT |
20 |
39 |
Die beiden aktuellen Spiele "Company of Heroes" und "World in Conflict" gehören ins Genre "Echtzeit-Strategie": Extrem hohe Bildraten sind hier normalerweise nicht erforderlich. Aber die Spiele glänzen mit vielen Details und grandiosen Effekten, sodass sie auch aktuelle Grafikkarten fordern. Wir testeten den Geforce 8800M GTX zunächst unter Direct X 9.
Bei Company of Heroes bringt es der Geforce 8800M GTX bei maximaler Auflösung (1.920 x 1.200) sowie Detailstufe "High" auf 88 Bilder pro Sekunde - sagenhaft. Da sind dann sogar noch Reserven für die Kantenglättung drin: Bei aktivem 4fach-Antialiasing bleiben 67 Bilder pro Sekunde.
Company of Heroes, DX9 (Bilder pro Sekunde)
1.920 x1.200, hoch |
1.920 x 1.200, hoch, 4xAA | |
Geforce 8800M GTX |
88 |
67 |
Geforce 8700M GT |
25 |
nicht getestet |
Auch den Test von World in Conflict bewältigt der Geforce 8800M GTX in der DX9-Variante spielend: Bei 1.920 x 1.200 und Detailstufe "Mittel" (der höchsten für DX9) erzielte er 45 Bilder pro Sekunde.
World in Conflict, DX9 (Bilder pro Sekunde)
1.920 x 1.200 | |
Geforce 8800M GTX |
45 |
Test: DirectX 10
DX9 kostet den Geforce 8800M GTX also nur ein müdes Lächeln - doch reicht es auch für DX10 in hoher Detailstufe und maximaler Auflösung? An dieser Aufgabenstellung scheiterten bisher alle Notebook-Grafikchips.
Bei Company of Heroes bewältigt der neue Tempo-König die Maximalanforderungen: Der Geforce 8800M GTX bringt 36 Bilder pro Sekunde bei 1.920 x 1.200 und Detailstufe "High".
Erst bei der Einstellung "Ultra", die man bei Texture Detail, Terrain Detail, Effects Fidelity und Effects Density zusätzlich anwählen kann - also dem grafischen Nonplusultra - muss er kapitulieren und kommt nicht über 23 Bilder pro Sekunde hinaus. Wenn man aber auf 1.600 x 1.200 zurückgeht, bleibt es selbst in dieser Einstellung mit 35 Bildern pro Sekunde ruckelfrei.
Company of Heroes, DX10 (Bilder pro Sekunde)
1.920 x 1.200, hoch |
1.600 x 1.200, hoch |
1.280 x 800, hoch | |
Geforce 8800M GTX |
36 |
44 |
56 |
Auch bei World in Conflict kann der Geforce 8800M GTX nicht alles stemmen: Bei 1.920 x 1.200 und Detailstufe "Hoch" schafft er 24 Bilder pro Sekunde. Doch ab 1.400 x 1.050 erreicht der Nvidia-Grafikchip schon 30 Bilder pro Sekunde.
World in Conflict, DX10 (Bilder pro Sekunde)
1.920 x 1.200, hoch |
1.400 x 1.050, hoch |
1.280 x 800, hoch | |
Geforce 8800M GTX |
24 |
30 |
33 |
Fazit
Lange hat's gedauert - aber der Geforce 8800M GTX löst das DX10-Versprechen endlich ein. Mit Nvidias neuem High-End-Chip lassen sich (fast) alle aktuellen Spiele in höchster Auflösung und bester Bildqualität genießen. Spieler dürfen eigentlich keinen anderen Grafikchip in ihren Laptop lassen, denn mit dem Geforce 8800M GTX müssen nun auch am Notebook keine Kompromisse mehr eingehen. Doch Top-Leistung kostet auch viel Geld: Entsprechende Laptops dürften je nach Ausstattung für rund 2.000 Euro und mehr den Besitzer wechseln.