Tiefststände am "Neuen Markt"

27.06.2001
Für Anleger ein Gruselszenario: Der Nemax taumelt Richtung 1400 Punkte, und wer sich dem Nemax-50 nähert, muss ihn mittlerweile ungefähr in Kniehöhe suchen, um die Kurse auf Augenhöhe betrachten zu können.So fiel der Nemax 50 auf ein Tief von 1308 Punkte und ist damit vom alten Minusrekord mit 1250 Punkte nicht mehr weit entfernt. Der Nemax-All-Share fiel auf den Tiefststand von 1413 Punkten ab. Das bisherige Jahrestief lag bei 1428. Dennoch schwankten die Händlerbewertungen: Ein Händler sagte, noch herrsche keine richtige Panikstimmung. Seiner Logik zufolge könnte man vielleicht auch wieder eine Wende sehen, wenn die Panik endlich da wäre und massive Verkäufe stattfänden. "Bis jetzt ist es nicht so, dass man sagen könnte, wir wären jetzt unten gewesen", kommentierte ein anderer Beteiligter das trostlose Geschehen auf der Börse. "Die Stimmung ist katastrophal. Hier will jeder nur noch raus." Von positiven Signalen sei man weiter denn je entfernt; im Gegenteil: Händler und Anleger warten auf die Entsche der US-Notenbank, die Zinsen zu senken oder beim gegenwärtigen Stand von vier Prozent zu belassen. "Bleibt die Zinssenkung aus, dann Gute Nacht", hieß es in Frankfurt, aber auch mit abgrundtiefem Pessimismus: "Letztendlich ist der Markt ziemlich tot."Auslöser für die ungebremste Talfahrt war nicht nur der offensichtlich ungebrochene Vertrauensverlust von Anlegern in fast alle derzeit 343 notierten Unternehmen, sondern auch konkrete Anlässe. So wurde Softwerker Parsytec am Montag abgestraft, nachdem er die Stornierung eines Großauftrags bekannt gegeben hatte. Dass dessen Unternehmensprosa das Ihre beigetragen hätte, wurde nicht bestätigt. Allerdings, Sätze wie "Nach den Abschreibungen in Q2 erwartet die Gesellschaft ein ausgeglichenes Nettoergebnis für Q3 und Q4, so dass Parsytec in 2001 ihre Profitabilitäts-Historie temporär unterbricht", verdienen in jedem Fall ein Punktabzug. Auch Netzwerkchip-Anbieter Aixtron verlor deutlich; der Zusammenhang mit den Meldungen aus den USA, denen zufolge der Netzwerkmarkt übersättigt ist und Netzwerkausrüster dieses Jahr nur mehr darauf hoffen können, ihre Verluste deutlich unterhalb der neuen "Nortel-Grenze" von 19,2 Milliarden Dollar Verlust zu halten, war ebenso deutlich wie der mit Infineon. Der Chip-Hersteller hatte einen Verlust von bis zu 1,2 Milliarden Mark für das dritte Quartal angekündigt. Auch Softwerker Brokat trug das Seine zur legalen Geldverbrennung bei, nachdem die Hauptversammlung mit Kritik am Kurs des ehemaligen Börsenlieblings nicht gespart hatte. Die Liste ließe sich verlängern, doch nachdem Analysten sogar von einem Käuferstreik sprachen, wendet sich der Betrachter an dieser Stelle vom Nemax ab.Wäre da nicht die kleine Hoffnung, das sich vielleicht stabilisierende US-Wirtschaftswachstum könne dem Nemax wieder auf die Sprünge helfen - man könnte ihn für dieses Jahr glatt vergessen. (wl)

Für Anleger ein Gruselszenario: Der Nemax taumelt Richtung 1400 Punkte, und wer sich dem Nemax-50 nähert, muss ihn mittlerweile ungefähr in Kniehöhe suchen, um die Kurse auf Augenhöhe betrachten zu können.So fiel der Nemax 50 auf ein Tief von 1308 Punkte und ist damit vom alten Minusrekord mit 1250 Punkte nicht mehr weit entfernt. Der Nemax-All-Share fiel auf den Tiefststand von 1413 Punkten ab. Das bisherige Jahrestief lag bei 1428. Dennoch schwankten die Händlerbewertungen: Ein Händler sagte, noch herrsche keine richtige Panikstimmung. Seiner Logik zufolge könnte man vielleicht auch wieder eine Wende sehen, wenn die Panik endlich da wäre und massive Verkäufe stattfänden. "Bis jetzt ist es nicht so, dass man sagen könnte, wir wären jetzt unten gewesen", kommentierte ein anderer Beteiligter das trostlose Geschehen auf der Börse. "Die Stimmung ist katastrophal. Hier will jeder nur noch raus." Von positiven Signalen sei man weiter denn je entfernt; im Gegenteil: Händler und Anleger warten auf die Entsche der US-Notenbank, die Zinsen zu senken oder beim gegenwärtigen Stand von vier Prozent zu belassen. "Bleibt die Zinssenkung aus, dann Gute Nacht", hieß es in Frankfurt, aber auch mit abgrundtiefem Pessimismus: "Letztendlich ist der Markt ziemlich tot."Auslöser für die ungebremste Talfahrt war nicht nur der offensichtlich ungebrochene Vertrauensverlust von Anlegern in fast alle derzeit 343 notierten Unternehmen, sondern auch konkrete Anlässe. So wurde Softwerker Parsytec am Montag abgestraft, nachdem er die Stornierung eines Großauftrags bekannt gegeben hatte. Dass dessen Unternehmensprosa das Ihre beigetragen hätte, wurde nicht bestätigt. Allerdings, Sätze wie "Nach den Abschreibungen in Q2 erwartet die Gesellschaft ein ausgeglichenes Nettoergebnis für Q3 und Q4, so dass Parsytec in 2001 ihre Profitabilitäts-Historie temporär unterbricht", verdienen in jedem Fall ein Punktabzug. Auch Netzwerkchip-Anbieter Aixtron verlor deutlich; der Zusammenhang mit den Meldungen aus den USA, denen zufolge der Netzwerkmarkt übersättigt ist und Netzwerkausrüster dieses Jahr nur mehr darauf hoffen können, ihre Verluste deutlich unterhalb der neuen "Nortel-Grenze" von 19,2 Milliarden Dollar Verlust zu halten, war ebenso deutlich wie der mit Infineon. Der Chip-Hersteller hatte einen Verlust von bis zu 1,2 Milliarden Mark für das dritte Quartal angekündigt. Auch Softwerker Brokat trug das Seine zur legalen Geldverbrennung bei, nachdem die Hauptversammlung mit Kritik am Kurs des ehemaligen Börsenlieblings nicht gespart hatte. Die Liste ließe sich verlängern, doch nachdem Analysten sogar von einem Käuferstreik sprachen, wendet sich der Betrachter an dieser Stelle vom Nemax ab.Wäre da nicht die kleine Hoffnung, das sich vielleicht stabilisierende US-Wirtschaftswachstum könne dem Nemax wieder auf die Sprünge helfen - man könnte ihn für dieses Jahr glatt vergessen. (wl)