Tipps von Ingram Micro Europa-Chef für Reseller.

27.07.2007
Mit 8,19 Milliarden Dollar Umsatz hat Ingram Micro das beste zweite Quartal seit Bestehen hingelegt. ChannelPartner sprach mit Europoa-Chef Hans Koppen über die Gründe und fragte ihn nach Tipps für Reseller.
Ingram Micro Europa-Chef Hans Koppen rät Resellern, sich zu spezialisieren.

Mit 8,19 Milliarden Dollar Umsatz liegt Ingram Micro für das zweite Quartal 2007 elf Prozent über dem Vorjahreszeitraum (7,4 Milliarden). Der Broadliner weist damit das beste Q2-Ergebnis seit Bestehen aus. Die EMEA-Region war daran mit 34 Prozent (2,78 Milliarden) beteiligt, was gegenüber 2,39 Milliarden Dollar im Vergleichsquartal einen Anstieg um 16 Prozent bedeutet.

Der Reinerlös im Berichtszeitraum betrug 52,4 Millionen Dollar gegenüber 53,8 Millionen Dollar im Vergleichsquartal. Zu Buche schlägt hier ein Betrag in Höhe von 15 Millionen Dollar. Dazu meldete Ingram Micro im Mai 2007, dass sie von der US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) eine sogenannte Wells Notice für Untersuchungen im Zusammenhang mit MacAfee Inc. erhalten hat. Bei der Untersuchung ging es um Geschäftsbeziehungen zwischen den beiden Unternehmen zwischen 1998 und 2000. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, Transaktionen nicht richtig verbucht zu haben. Ingram Micro hat noch die Chance auf die Wells Notice vor der offizeillen SEC-Untersuchung zu reagieren.

ChannelPartner sprach kurz nach Veröffentlichung der Quartalszahlen mit Ingram Micro Europa-Chef Hans Koppen über die Aktivitäten, die zu den Ergebnissen geführt haben und holte sich außerdem ein paar Tipps für Reseller aus der Sicht des Ingram-Managers ab:

In der Pressemitteilung zu den Quartalsergebnissen steht, dass die deutsche Niederlassung den Großteil der verlorenen Marktanteile im Juni wieder zurückgewonnen hat. Das heißt, es hat rund ein halbes Jahr gedauert, um diese Marktanteile zurückzugewinnen. Was war die Strategie dahinter?

Koppen: Für mich ist es nicht überraschend, dass es ein halbes Jahr gedauert hat. In der Distribution verliert man sehr schnell Marktanteile. Um sie wieder zurückzugewinnen, dauert es aber umso länger. Die Kunden sind sehr vorsichtig und wollen Sicherheiten, dass man in der Lage ist, den Service wieder wie gewohnt zu bringen. Gerhard Schulz wird nun mit dem neuen Warenwirtschaftssystem in der Lage sein, auf jeden Fall alle Marktanteile zurückzugewinnen.

Das heißt, Ingram Micro Deutschland ist, was die Marktanteile betrifft noch nicht wieder auf dem alten Level?

Koppen: Lassen Sie es mich so sagen: Die Rückgewinnung der Marktanteile wurde von Monat zu Monat besser. Juni und Juli war Deutschland bereits nahe dem Level von vor einem Jahr.

Ingram Micro bereichtet das beste zweite Quartal seit Firmenbestehen. Welche Produktlinien wurden in diesen drei Monaten am besten verkauft und waren das in allen Ländern die gleichen Produkte?

Koppen: Wir verkaufen nie in allen Ländern alle Produkte gleich gut, da wir auch von Land zu Land verschiedene Produktauswahlen haben. Aber speziell in Deutschland haben wir gute PC- und Notebook-Stückzahlen verkauft. Außerdem legen wir großen Wert darauf, mehr im Server-Business in Verbindung mit Storage, Security und Software Fuß zu fassen. Wir sehen bereits die ersten Anzeichen, dass unsere Strategie hier funktioniert.

Sehen Sie in diesem Marktsegment für Ingram Deutschland noch Wachstumschancen?

Koppen: Definitiv. Es gibt noch viel Platz für uns, dort zu wachsen. Wir investieren viel in dieses Marktsegment und holen die richtigen Leute an Board.

Für das kommende dritte Quartal erwartet Ingram Micro CEO Greg Spierkel ein Wachstum zwischen 11 und 13 Prozent. Bereits aktuell sehe das Unternehmen gute Ergebnisse in den meisten Regionen. Gehört auch Deutschland zu diesen Ländern?

Koppen: Ja. Wenn wir Juni und July als Indikator nehmen, sehen wir in Deutschland ein Wachstum, was auch mit der sich erholenden Konjunktur zusammenhängt.

Wie wird Ingram Micro künftig auf die immer weiter fallenden Verkaufspreise reagieren? Und welche Produktkategorien sind Ihrer Meinung am stärksten davon betroffen?

Koppen: Das ist eine gute Frage. Wir verfolgen diese Entwicklung natürlich seit Jahren. In den vergangenen fünf Jahren gingen die Preise im Durchschnitt um sechs Prozent pro Jahr zurück. Insgesamt ergibt sich in dieser Zeit ein Preisverfall von 33 Prozent. In einzelnen Bereichen, wie Peripherieprodukten liegt dieser Wert sogar bei bis zu 60 Prozent.

Tja, und wie wirken Sie diesem Preisverfall im Bezug auf Ihre Ergebnisse entgegen?

Koppen: Eine Vielzahl von Dingen. Eines der Beispiele ist das neue bessere Warenwirtschaftssystem. Außerdem sprechen wir laufend mit den Herstellern, um deren Konditionen in Einklang mit den Preisen zu bringen.

Außerdem müssen wir uns noch mehr mit den Transportkosten beschäftigen, die wir unseren Kunden berechnen. Ein Rechenbeispiel: Auf einem verkauften Drucker für 100 Euro liegt beispielsweise eine Marge von fünf Prozent und die Transportkosten lieben bei 8 Euro.

Herr Koppen, wenn Sie ein Reseller wären, was würden Sie machen, um trotz der stetig fallenden Preise und Margen Ihr Geschäft nach vorne zu bringen?

Koppen: Ich würde zwei Dinge tun: Erstens würde ich versuchen, mein regionales Kundengebiet zu erweitern, eventuell auch durch Akquisitionen. Außerdem würde versuchen, meinen Kunden beispielsweise Remote-Support anzubieten, um das Personal nicht dauernd auf die Straße schicken zu müssen.
Außerdem würde ich mich im Bereich Software-Lizenzen spezialisieren und den Kunden Backup-Services anbieten. Wichtig ist auf jeden Fall, sich nicht auf den reinen Verkauf von Hardware zu spezialisieren, sondern sich zu differenzieren. (bw)