Den Fuß in die Tür bekommen

Tipps zum telefonischen Erstkontakt

18.03.2014 von Renate Oettinger
Wer erfolgreich am Telefon verkaufen will, darf die Grundsätze des beratenden Verkaufens nicht außer Acht lassen. Eine Checkliste von Walter Kapp.
Wer in Zeiten harter Konkurrenz und wachsender Massenhaftigkeit und Ununterscheidbarkeit von Produkten überhaupt noch als Anbieter wahrgenommen werden will, geht persönlich und direkt auf potentielle Kunden zu, wie und wo es nur geht.
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Richtig ist: Sich heutzutage für die Kaltakquise per Telefon statt für Empfehlungsmarketing, Internet oder Mund-zu-Mund-Propaganda zu entscheiden passt gut zu dem Mantra, das Vertriebsberater heute zu Recht rezitieren: Wer in Zeiten harter Konkurrenz und wachsender Massenhaftigkeit und Ununterscheidbarkeit von Produkten überhaupt noch als Anbieter wahrgenommen werden will, geht persönlich und direkt auf potentielle Kunden zu, wie und wo es nur geht. Orientierungslosigkeit ab- und Vertrauen aufzubauen - das verspricht Wettbewerbsvorteile. Sympathie, Sachkenntnis, Erfahrung und Empathie sind notwendig, um sich langfristig von der Masse der Mitbewerber abzuheben und vom Kunden wahrgenommen zu werden.

Aber Vorsicht: Nur weil mit der guten Absicht der direkten Kundenansprache zum Telefonhörer gegriffen wird, ist an einem mühevoll einstudierten, monoton heruntergeratterten Elevator Pitch, womöglich unmittelbar gefolgt von einer wahllosen Aufzählung von Produktvorteilen und vermeintlichen Nutzenargumenten noch lange nichts persönlich. Vielleicht nur ungefähr so viel wie an Spam-Mails mit Gewinnbenachrichtigung. Und in den meisten Fällen wird sich auch prompt eine damit vergleichbare Reaktion einstellen: "Brauche ich nicht!", "Will ich nicht!" oder "Nerv mich nicht!"

Checkliste zur Wirkung auf andere

Besser, wenn in allen Phasen des Kontakts - also vorher, währenddessen und nachher - gleich weitere Grundsätze und Vorgehensweisen des beratenden Verkaufens berücksichtigt werden. Hier eine kleine Checkliste:

- vorbereitet und informiert:

Befassen Sie sich vorab intensiv mit folgenden Fragen: Wer ist der Kunde, was weiß ich eigentlich über ihn und seine Branche? Welche Marktfaktoren beeinflussen ihn, und seine Kunden? Was sind möglicherweise Themen, die ihn "nachts nicht schlafen lassen"? Auf welchen Bedarf lässt sich welches unserer Angebote möglichst "spitz" und passend formulieren und zuschneiden? Können Sie den Nutzen klar darstellen und zeigen, welches Problem Sie mit Ihrer Idee beim Kunden lösen können? Verfügen Sie ergänzend zu Ihren eigenen Interessen auch über objektive Informationen, die den Kunden interessieren könnten? Zum Beispiel über aktuelle Studienergebnisse zu einem Thema, das ihn betrifft? Haben Sie bei der Planung Ihrer Kaltakquisekampagne Ihren Verkaufstrichter und den Zeitfaktor berücksichtigt (also: Wie viele Adressen muss ich anrufen, damit wie viele Interessenten und wie viele Leads dabei herauskommen?)?

Wie gut kennen Sie das Buying Center des Kunden? Sind Sie sicher, dass Sie von Anfang an mit den richtigen Personen sprechen? Wer sind mögliche Entscheider, Unterstützer und Stakeholder für aktuelle und zukünftige Entwicklungen? Manchmal lohnt es sich, hier zweimal hinzusehen. Gerade IT-Entscheidungen sind immer häufiger Business-Entscheidungen, sodass auch andere Ansprechpartner in anderen Unternehmensbereichen in den Blick rücken.

Und nicht zu vergessen: Die Nachbereitung. Idealerweise pflegen Sie die Ergebnisse nach dem Gespräch in ein CRM-System ein. Ohnehin sollten Ihre Anrufe in andere Kundenentwicklungsaktivitäten eingebunden, z.B. ein umfassendes Kommunikationskonzept eingebunden sein, in dem alle in Ihrem Unternehmen Beteiligten an einem Strang ziehen.

- persönlich und sympathisch:

Zeigen Sie gute Laune, Humor, vor allem aber Empathie. Das heißt: Hören Sie von Anfang an gut zu und gehen Sie auf Ihren Gesprächspartner und das ein, was er Ihnen, auch "zwischen den Zeilen" übermittelt. Nehmen Sie Einwände oder negative Reaktionen nicht persönlich, sondern leiten Sie daraus neue Fragestellungen ab, die Sie im Kontakt mit dem Kunden weiterbringen könnten. Wenn Sie z.B. merken, dass der Zeitpunkt Ihres Anrufs gerade ungünstig ist, spulen Sie nicht noch schneller ab, was sie zu sagen haben, sondern reagieren Sie proaktiv auf dieses Signal ("Ich merke, ich rufe gerade ungünstig an") und schlagen dann von sich aus eine Lösung vor ("Wann würde es Ihnen besser passen?").

Gezielt Pausen einsetzen

Hier liegt eine erste Chance, zu zeigen, dass Sie sich in den Kunden hineinversetzen können. Pausen, gerade nach Ihrem ersten Satz, in dem Sie sich mit Name und Firma vorgestellt haben, ermöglichen es Ihnen und Ihrem Gesprächspartner sich innerlich zu sammeln und zu reagieren. Und sie sind Ausdruck von Anerkennung und Respekt gegenüber der zentralen Rolle, die Ihr Gegenüber im Gespräch innehaben sollte.

- ehrlich und authentisch:

Wenn Sie für das stehen, was Sie vermitteln möchten und sich mit Ihrem Unternehmen und Ihrer Rolle als Vertriebsmitarbeiter identifizieren, haben Sie schon gute Karten dafür, dass man Ihnen Gehör und Glauben schenkt. Innere Distanz und Unzufriedenheit dagegen sind durch den Telefonhörer spürbar und beeinflussen, wie Sie wirken, egal wie gut Sie vorbereitet sind. Stehen Sie dagegen auch persönlich hinter dem, was Sie tun und erreichen möchten, fällt es Ihnen leichter, bei Einwänden oder Unsicherheiten, gelassen zu bleiben und nicht in die Defensive zu rutschen. Kompetenz zeigen Sie mit der Haltung: "Ich bin willens und in der Lage, Ihre Fragen und Zweifel aufzulösen." Und möglicherweise haben Sie ja damit auch schon einen willkommenen Aufhänger für ein Folgegespräch! Vorausgesetzt natürlich, Sie haben ein gutes Gespräch hinbekommen - und damit schon die kleine Zehe in der Tür.

Weitere Informationen: Walter Kapp ist Geschäftsführer der upDATE Gesellschaft für Beratung und Training mbH. Er ist Mitautor des im Signum Verlag erschienenen Ratgebers "Strategisch Verkaufen im Team". www.update-training.com

Großaufträge unter Dach und Fach bringen -
Der Kunde ist "reif" zum Abschluss
Bei "Big Deals" treffen sich vor dem endgültigen Vertragsabschluss oft die Chefs, um die letzten Details zu verhandeln. Es gilt, den Lieferumfang und die Lieferkonditionen vertraglich zu fixieren. Doch die Chefs waren meist nicht in alle Vorgespräche involviert. Umso wichtiger ist eine gezielte Vorbereitung. Ein paar Regeln auf den folgenden Seiten sollten Verkaufsleiter dabei beachten.<br><br> (Quelle: Peter Schreiber, Inhaber des auf den Vertrieb von Industriegütern und -dienstleistungen spezialisierten Trainings- und Beratungsunternehmens Peter Schreiber & Partner)
1. Sich vorab systematisch informieren
Ein Kurz-Briefing während der Fahrt zum Kunden lässt nur ungenügend Zeit für eine kundenorientierte Einstimmung und strategische Überlegungen. Lassen Sie sich vom Kundenverantwortlichen spätestens zwei Tage vor dem Termin schriftlich und (eventuell mittels eines Formblatts) strukturiert informieren über:<br> - den Kunden (Was machen die? Wovon leben die?)<br> - die Gesprächspartner (Verantwortungsbereich, informeller Status in der Kundenorganisation, Entscheidungskompetenz, persönliches Interesse in diesem Bedarfsfall)<br> - die Historie des Kunden und des aktuellen Bedarfs<br> - das Potenzial (aktueller/künftiger Bedarf?)<br> - die Chance (Hat der Kunde die Grundsatzentscheidung getroffen? Welche Alternativen hat er? Wie stehen unsere Chancen?)<br> - die Entscheidungssituation (Wer entscheidet? Was sind die Entscheidungskriterien? Wie läuft der Entscheidungsprozess ab?)<br> - die Verhandlungspunkte (Welche Punkte des Angebots will der Kunde verhandeln?)<br> - die Preisfindung (Wie sieht unsere Kalkulation aus?)
2. Alle kundenrelevanten Möglichkeiten für die Preisargumentation nutzen
Stellen Sie sich und Ihre Vertriebsmitarbeiter auf ein offensives Verhandeln ein. Bestätigen Sie dem Kunden Ihren höheren Preis und zeigen Sie ihm die Angemessenheit des Preis-Leistungs-Verhältnisses auf, indem Sie alle kundenrelevanten Leistungen Ihres Unternehmens in die Waagschale werfen.<br> Verdeutlichen Sie ihm den besonderen Nutzen Ihres Angebots aufgrund Ihrer<br> Produktpolitik<br> Sortimentspolitik<br> Servicepolitik<br> Informations- und Kommunikationspolitik<br> Preispolitik<br> Distributionspolitik
3. Rational und emotional verhandeln
Lassen Sie sich von Ihrem Mitarbeiter sachliche (Kauf-)Argumente wie Produktvorteile und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen notieren. Argumentieren Sie aber auch emotional. Sprechen Sie über Partnerschaft und längerfristige Zusammenarbeit. Zeigen Sie Freude und Zuversicht, Betroffenheit und Bedauern. Und signalisieren Sie: Ich will den Auftrag nicht um jeden Preis.
4. Mit den Mitarbeitern die taktische Rollenverteilung klären
Übernehmen Sie in der Verhandlung als Verkaufsleiter eher die Rolle des "Bad Guy", überlassen Sie die Rolle des "Good Guy" Ihrem Vertriebsmitarbeiter, denn er muss danach mit dem Kunden zusammenarbeiten. Erstellen Sie einen Gesprächsleitfaden (Welches Ziel wollen wir erreichen? Worüber wollen wir in welcher Reihenfolge sprechen?) und klären Sie die Rollenverteilung (Wer nimmt welche Haltung ein? Wer sagt zu welchem Thema was?). Entwerfen Sie zudem eine Gesprächstaktik (Wenn diese Situation..., dann folgende Vorgehensweise... / Wann unterbrechen wir die Verhandlung taktisch wie?).
5. Sich nochmals die Grundregeln von Preisverhandlungen in Erinnerung rufen
Prüfen Sie vor dem Nennen von Konditionen<br> - das Wertbewusstsein des Kunden gegenüber Ihrem Haus und Ihrer Lösung ("Entspricht unsere Lösung grundsätzlich Ihren Vorstellungen?")<br> - das Auftragsvolumen ("Es geht jetzt also gemäß unserem Angebot um folgenden Auftragsumfang ...?") und<br> - die Entscheidungsbereitschaft ("Das heißt, wenn wir uns über die Konditionen einigen, dann können Sie uns heute den Auftrag zusagen?")
6. Die richtigen Rabatte gewähren
Gewähren Sie keine glatten Nachlässe (nicht fünf Prozent, sondern 4,86 Prozent – nicht 500 Euro, sondern 486 Euro). Denn wenn Sie nicht um jeden Euro und jedes hundertstel Prozent Preisnachlass feilschen, haben Ihre Gesprächspartner das Gefühl: Da ist noch was zu holen. Und sie haben nach dem Gespräch nicht das Gefühl: Wir haben hart und erfolgreich verhandelt.