IP-Centrex

TK-Anlagen-Service mit satten Margen

01.04.2009
Bei nfon können Kunden Telefonie als Service beziehen, statt in eigene TK-Anlagen zu investieren. Das Konzept ist in Zeiten knapper Kassen nicht nur für den Anwender attraktiv, sondern auch für Partner. Denn die Margen sind ordentlich.
Marcus Otto, Vorstand nfon AG: "Wir setzen langfristig auf Partnergeschäft."
Foto: xyz xyz

Telefonie-Vermittlungsservices, sogenante IP-Centrex-Dienste, konnten sich in Europa bisher nicht durchsetzen. Doch das scheint sich nun zu ändern In Zeiten leerer Kassen und knapper Kreditlinien investieren Kunden nämlich höchst ungern in neue Hardware. Von dieser Entwicklung profitieren Anbieter wie nfon. Das Unternehmen bietet mit "nvoice" einen Service an, der die meisten Leistungsmerkmale einer hochwertigen TK-Anlage aus dem Netz anbietet, ergänzt um Fax-Dienste, Unified-Communications- und Call-Center-Funktionen sowie die Einbindung von mobilen Endgeräten und Heimarbeitsplätzen.

Das Angebot eignet sich für Unternehmen ab circa zehn Mitarbeiter, vor allem aber für Mittelständler mit vielen Standorten und bis zu 200 Nebenstellen. Auch Callcenter und Unternehmen mit saisonal stark schwankendem Gesprächsaufkommen können von der Lösung profitieren, da sie keine Kapazitäten für Lastspitzen vorhalten und sich nicht durch lange Vertragslaufzeiten binden müssen.

Satte Margen für Reseller

Obwohl nfon derzeit sein Hauptgeschäft noch direkt über "Try&Buy"-Aktionen macht, will das Unternehmen künftig mehr und mehr über Partner vertreiben. Der Anbieter setzt auf die Kundenbeziehungen der Reseller: "Wegen der langfristigen Miet- und Leasingverträge im TK-Bereich hat Kaltakquise gar keinen Sinn", sagt Marcus Otto, Vorstand der nfon AG. "Der Fachhändler weiß dagegen ganz genau, wann ein Vertrag ausläuft, und kann gezielt Alternativen anbieten."

Für Wiederverkäufer bietet der Provider drei Modelle der Zusammenarbeit. Als "Vermittler" von Kundenbeziehungen erhält der Partner 75 Prozent der Aufschaltungsgebühren und 26 Prozent der monatlichen Erträge. Zusätzlich kann er am Verkauf der Hardware verdienen. Fakturierung und Support erfolgen direkt über nfon - anders als bei der zweiten Partnerstufe, dem "Reseller". Dieser behält die Kundenbeziehungen, stellt Rechnungen und kann über eigene Support-Leistungen zusätzlichen Umsatz generieren. White-Label-Partner schließlich können den Dienst unter eigener Marke anbieten. Die Aufschlussgebühren bleiben komplett beim Partner, die restliche Provisionierung ist Verhandlungssache. Erste White-Label-Partner sind City Carrier wie HFO Telecom und R-Kom, der Serviceprovider Planet 33 und der Systemintegrator Damovo.

99,99 Prozent Verfügbarkeit

Technisch basiert nvoice auf der Open-Source-TK-Anlagensoftware Asterisk und wird in je einem Rechenzentrum von British Telecom und Telefónica gehostet. Dank redundanter Auslegung innerhalb und zwischen den Standorten garantiert der Anbieter eine Verfügbarkeit von 99,99 Prozent. "Wir könnten auch noch die fünfte Neun garantieren", sagt Otto. Die hohe Verfügbarkeit des Dienstes ist zwar schön, wer allerdings über eine DSL-Leitung mit dem Netz verbunden ist, muss mit deren geringerer garantierter Verfügbarkeit von 98 Prozent leben. Als Notlösung kann der Anwender eine Failover-Nummer definieren, beispielsweise einen Mobilfunkanschluss, über den er beim Ausfall der IP-Verbindung erreichbar bleibt. Alternativ lässt sich die Verfügbarkeit dadurch steigern, dass eine zweite DSL-Leitung von einem anderen Anbieter angemietet wird - vorausgesetzt natürlich, dieser nutzt eine separate Infrastruktur.

Für die Kommunikation zum Netz veranschlagt der Anbieter eine symmetrische Bandbreite von 100 Kbit/s pro Gespräch. Da klassische ADSL-Leitungen zwar bis zu 16 Mbit/s im Download, aber nur 1 Mbit/s im Upload anbieten, eignen sie sich nur für kleine Unternehmen mit maximal fünf bis sechs parallelen Gesprächen. Für weitergehende Ansprüche bietet nfon als Reseller symmetrische SDSL-Leitungen von Telefónica mit zwei und vier Mbits/s Bandbreite an. Diese kosten inklusive Flatrate 99 Euro beziehungsweise 179 Euro netto im Monat.

Zu den Aufwendungen für Infrastruktur kommen eine einmalige Bereitstellungsgebühr von 42 Euro pro Nebenstelle und 99 Euro je 50er-Rufnummerblock für die Einrichtung der Amtsleitungen hinzu. Pro Platz und Monat fallen 6,80 Euro an. Gebühren für Zusatzfunktionen wie den erwähnten Fax-Service sowie Verbindungskosten sind zusätzlich zu entrichten.

Als Endgeräte können neben Softphone-Clients Telefone von Snom, Aastra Detewe, Siemens und Polycom zum Einsatz kommen. Smartphones auf Symbian- und Windows-Mobile-Basis sowie BlackBerry-Handhelds lassen sich ebenfalls integrieren. Ein Client für das iPhone soll in circa zwei Monaten zur Verfügung stehen. Die Endgeräte und Clients werden laut Anbieter automatisch konfiguriert und sind sofort einsatzfähig. Derzeit muss der Kunde die Geräte noch kaufen, nfon plant aber ein Subventionsmodell, bei dem der Kunde für rund zwei Euro im Monat das Telefon hinzumieten kann - dann allerdings mit den branchenüblichen zwei Jahren Vertragslaufzeit. (haf)