Ratgeber Energiesparen

Tools für das PC-Power-Management senken den Stromverbrauch

08.05.2009 von Martin Bayer
Viele Unternehmen haben das Power-Management ihrer PC-Landschaften nicht im Griff. Lesen Sie, wie Sie die richtigen Tools finden, um den Stromverbrauch zu drücken.

Die meisten IT-Verantwortlichen kümmern sich nicht um das Power-Management ihrer Rechnerumgebungen, kritisieren die Analysten von Forrester Research. Damit würden sie jedoch Chancen vergeben, Stromkosten in ihren Unternehmen zu senken. Forrester hatte 91 IT-Manager aus mittelständischen und großen Firmen befragt. Lediglich 13 Prozent gaben an, flächendeckend den Stromverbrauch der eigenen PCs zu überwachen und zu optimieren. 40 Prozent der Befragten erklärten, ein entsprechendes Power-Management in Teilen eingeführt zu haben beziehungsweise sich gerade in der Pilotphase zu befinden. Mit 48 Prozent kümmert sich knapp die Hälfte der IT-Manager nicht um den Stromverbrauch der eigenen PCs, will das Thema allerdings prüfen. Weitere neun Prozent sagten, auch in Zukunft nicht an dem Thema interessiert zu sein.

Lesen Sie mehr zum Thema Energiesparen am PC:

Der Hauptgrund, warum IT-Verantwortliche den Stromverbrauch nicht im Blick hätten, sei, dass sie nicht für die damit verbundenen Kosten verantwortlich seien, sagt Forrester-Analyst Doug Washburn. Darüber hinaus würden PC-Anwender laut Bekunden der IT-Manager keine Produktivitätseinbußen im Zusammenhang mit Stromsparmaßnahmen tolerieren. Außerdem sei ein Großteil der Verantwortlichen in den IT-Abteilungen nicht darüber im Bilde, welche Strategie und Regeln das eigene Unternehmen in Sachen Energiesparen verfolge. Unklare Vorstellungen, wie viel Strom überhaupt mit einem PC-Power-Management eingespart werden könnten, sind ein weiterer Grund für die zögerliche Haltung. Andere Untersuchungen bestätigen die Forrester-Umfrage. Die US-amerikanische Umweltschutzbehörde Environmental Protection Agency schätzt beispielsweise, dass lediglich zehn Prozent der in den USA betriebenen PCs unter einem aktivierten und funktionierenden Power Management laufen.

Dabei zeigen die Erfahrungen von Anwendern, dass sich mit Hilfe von Power Management der Stromverbrauch in PC-Umgebungen deutlich reduzieren lässt. Forest Miller, der für die Kosten von 11.500 PCs in einem Schulbezirk in Redmond im US-Bundesstaat Washington verantwortlich ist, nutzt dafür ein Tool des Softwareherstellers Verdiem aus Seattle. Damit lassen sich beispielsweise alle PCs nach 20 Minuten Rechenpause automatisch in einen Schlafmodus versetzen. Die Client-Verwaltung funktioniert dabei mit Hilfe einer zentralen Management-Konsole, über die die entsprechenden Regeln festgelegt werden können. Unter dem Strich lohnt sich Miller zufolge das Werkzeug. Im Rahmen eines auf drei Jahre angelegten Nutzungsvertrags zahlt die Schulbehörde 25.000 Dollar jährlich an Verdiem. Auf der anderen Seite der Bilanz konnte der Stromverbrauch um 3,66 Millionen Kilowattstunden gesenkt werden, berichtet der Manager. Die damit verbundenen Kosten hätten sich um über 250.000 Dollar jährlich reduziert.

Die Analysten von Gartner taxieren das Einsparpotenzial in einem Unternehmen mit etwa 2500 Rechnern ohne Power-Management auf über 43.000 Dollar jährlich. Bislang hätten sich die Stromspar-Initiativen der IT-Abteilungen hauptsächlich auf die Rechenzentren konzentriert, berichtet Gartner-Analystin Frederica Troni. Darüber hinaus könnten aber auch Maßnahmen im PC-Umfeld einen signifikanten Beitrag dazu leisten, die Stromkosten des IT-Equipments zu reduzieren. Troni empfiehlt den Anwenderunternehmen Tools für das PC-Power-Management. Verhaltensregeln, was beispielsweise das Abschalten von Rechnern und Monitoren betrifft, seien dagegen kaum praktikabel und deutlich weniger effizient. Wenn sich alle Mitarbeiter daran hielten, könnten Unternehmen ihren Stromverbrauch zwar auch deutlich senken, im Firmenalltag sei dies aber praktisch nicht durchzusetzen. Außerdem könnten Abschaltregeln mit Wartungs- und Patch-Arbeiten kollidieren.

Um das richtige Werkzeug für die PC-Verwaltung zu finden, sollten die Verantwortlichen zunächst die Funktionen der klassischen Lifecycle Management Tools prüfen. Gartner-Analyst Terrence Cosgrove geht davon aus, dass die Anbieter ihre Verwaltungs-Suiten in Zukunft sukzessive um Power-Management-Funktionen erweitern werden. Sollten die Funktionen nicht ausreichen, gilt es, Management-Software von Spezialanbietern unter die Lupe zu nehmen.

Das sollten Power-Management-Tools können

Bei der Auswahl des Software-Tools sollten die Anwenderunternehmen Gartner zufolge auf folgende Punkte achten:

Diese Produkte überwachen und steuern den Stromverbrauch

Gartner hat verschiedene Softwarewerkzeuge untersucht, mit denen Anwenderunternehmen das Energie-Management ihrer PC-Landschaften in den Griff bekommen können:

"Nightwatchman" von 1E: Das Tool ist Teil des "Power and Patch Management Packs", in dem zusätzlich noch das Wake-ob-LAN-Tool (WoL) "WakeUp" integriert ist. Der Hersteller integriert seine Lösung eng in Microsoft-Umgebungen mit dem "Systems Management Server" und dem "System Center Configuration Manager". Die aktuelle Version 5.5 funktioniert jedoch auch Stand-alone. Dafür hat 1E eine eigene Management-Konsole entwickelt.

"LANDesk Power Manager" von Avocent: Der Power-Manager der Avocent-Tochter LANDesk wird als Einzelprodukt und Teil der "LANDesk Management Suite" verkauft. Das Produkt bietet Basisfunktionen für das Energie-Management von PC-Landschaften. Durch die enge Integration in die Management Suite eignet es sich vor allem für LANDesk-Kunden.

"Power Management" von BigFix: Anwender können BigFix Power Management als Einzel-Tool betreiben oder als Teil des "BigFix Systems Lifecycle Management". Sie benötigen allerdings grundsätzlich für den Betrieb die "BigFix Enterprise Suite Architecture". Mit dem Tool lassen sich umfangreiche PC-Umgebungen verwalten. Es bietet eine reichhaltige Palette von Reports und lässt sich detailliert auf spezifische Parameter einstellen.

"Green IT Power Management" von Triumfant: Mit dem Power Management erweitert Triumfant seine PC-Management-Konsole, die bereits aus Werkzeugen für Inventarisierung, Rechnerkonfiguration und Security-Einstellungen besteht. Das Werkzeug profitiert von den bereits bestehenden Management-Funktionen der anderen Triumfant-Module, beispielsweise was die WoL-Möglichkeiten anbelangt.

"Power Save" von Faronics: Auch Faronics bietet neben Power Save mehr Verwaltungs-Tools für PC-Landschaften an ("Deep Freeze", "Anti-Executable", "WINSelect"). Alle Werkzeuge lassen sich über die zentrale Management-Plattform "Core Console" bedienen. Power Save bietet alle notwendigen Funktionen für das Energie-Management, hat aber Lücken beispielsweise, wenn es darum geht, automatisch geöffnete Dateien zu sichern und zu schließen.

"Surveyor" von Verdiem: Verdiem konzentriert sich mit Surveyor allein auf das Power-Management. Das Tool bietet ein übersichtliches User-Interface und flexible Möglichkeiten, spezielle Profile für PC-Gruppen oder Einzel-PCs zu erstellen. Neben Surveyor hat Verdiem mit "Edison" ein Tool im Programm, das sich Anwender kostenlos aus dem Netz herunterladen können und mit dem sie einen Überblick über den Energieverbrauch ihres Rechners erhalten und bestimmte Basisregeln für das Power-Management aufstellen können. Damit will der Softwarehersteller das Bewusstsein der Endanwender für das Energiesparen schärfen und die Akzeptanz für die damit zusammenhängenden Maßnahmen erhöhen.

Neben den kommerziellen Werkzeugen, gibt es auch ein Open-Source-Tool, das Windows-2000- und Windows-XP-Umgebungen um Energiesparfunktionen ergänzt:

Darüber hinaus gibt es mit Dynamic Power Management ein Projekt der weltweiten Open-Source-Gemeinde, das sich zur Aufgabe gemacht hat, Tools und Anwendungen für das Energiesparen auf Open-Source-Plattformen zu entwickeln.