Herr Geus, Sie führen seit 2011 die Cloud-Lösungen von Microsoft. Was waren die Gründe für den Einstieg?
Geus: Wir waren immer schon lösungs- und paketorientiert und haben in Services gedacht. Uns war bewusst, dass Cloud-Lösungen die Zukunft gehören wird und haben Office 365 und Azure als eine Riesenchance gesehen, unser Portfolio zu ergänzen. Veränderungen sehen wir als Herausforderung und nicht als Bedrohung.
Aber geht Ihnen nicht auch eigenes Geschäft verloren?
Geus: Die Lizenzen waren schon damals nur Mittel zum Zweck, unsere eigenen Produkte zu verkaufen. Heute betreiben wir auf unseren Rechenzentrumsflächen spezielle Lösungen mit Services, die exakt auf den Kunden zugeschnitten sind. Entscheidend ist dabei oft die regionale Nähe. Dafür ist der Kunde auch bereit, mehr zu bezahlen als für eine Public-Cloud-Lösung. Für viele Kunden wiederum ist es aus eigener Kostenbetrachtung unsinnig, eine Lösung aus unserem Rechenzentrum anzubieten. Das machen wir mit den Microsoft-Cloud-Produkten. Die Umsätze verschieben sich und wir haben dazugewonnen.
Wie weit haben Sie die Cloud-Lösungen in Ihr Portfolio integriert?
Geus: Seit einem Jahr prüfen wir immer, ob wir eine neue Anforderung eines Kunden nicht auch in der Cloud abbilden können. Dann überlegen wir uns Alternativen dazu - von On Premise über Privat Cloud und hybrider Installation bis hin zur Public Cloud. Dann kann der Kunde entscheiden.
Nutzen Sie selbst die Cloud-Produkte?
Geus: Klar, sonst können sie sie auch nicht verkaufen. Wir nutzen heute selber Office 365 und Azure über die internen Use Rights, die Microsoft seinen Partnern bietet. Dadurch treten wir viel klarer beim Kunden auf. Zudem kommen die Cloud-Lösungen mit der Praxis ganz anders bei den Mitarbeitern an. Ich kann nur jeden Partner empfehlen, die Lösungen zu nutzen.
Wie haben Sie ihre Mitarbeiter geschult?
Foto: bestserv
Geus: Wir haben zunächst einem Mitarbeiter mit innovativer Denke den Hut aufgesetzt. Er hat sich als erster mit den Cloud-Produkten auseinander gesetzt. Dann haben wir fünf von unseren zwölf Mitarbeitern an den Programmen von Microsoft teilnehmen lassen. Dabei hat uns Microsoft massiv unterstützt mit Schulungen. Wir hatten auch über das SureStep-Programm einen Betreuer bekommen, der speziellen Support bereitgestellt hat. So etwas erleichtert gerade die ersten Cloud-Projekte enorm. Mittlerweile sind alle fünf Mitarbeiter Office 365-zertifiziert und Azure-affin und wir verfügen über weitreichende Cloud- und Data Center-Kompetenzen.
Dennoch: Die Hälfte der Mannschaft schulen, das ist ein ganz schönes Invest.
Geus: Natürlich muss sich das rechnen, das dauert seine Zeit. Aber was wir jetzt schon merken: Mit Cloud-Lösungen gibt es wesentlich weniger Support-Anfragen und der Aufwand für Troubleshooting sinkt, es ist ruhiger geworden im Unternehmen. Uns bleibt mehr Zeit, uns auf Kunden und Projekte zu konzentrieren. Wir bekommen eine ganz andere Schlagzahl.
Dem Mittelstand eine Enterprise-IT zu guten Konditionen anbieten
Sind auch alle Mitarbeiter mitgezogen? Gab es keinen Widerstand?
Geus: Menschen sind nicht alle gleich, sie müssen auch Blockaden bei Mitarbeitern auflösen. Aber bei uns ist die Einsicht gewachsen, dass unser Geschäft mit Cloud-Services so Sinn macht. Mittlerweile haben wir mehr als 20 Kunden in die Cloud mitgenommen - aus neuen Regionen und auch größere Unternehmen, an die wir früher gar nicht gedacht haben.
Cloud-Produkte ändern sich schnell. Wie gehen Sie damit um?
Geus: Wir haben inzwischen je einen Beauftragten für Office 365 und für Azure. Die arbeiten heraus, welche Veränderungen es gibt und was wir testen müssen. Die beiden stellen dann in Workshops die Neuheiten vor und entwerfen Testszenarien für die andern Kollegen. Mit diesem Prozess halten wir alle fit.
Digitalisierung ist in aller Munde. Verändert sich die IT-Nachfrage bei ihren Kunden?
Geus: Ja, vor allem im produzierenden Gewerbe. Einer unserer Kunden stellt Heizungs- und Wärmesysteme her und will nun Smarthome-Komponenten integrieren. Diese sollen melden, wenn die Heizung ausfällt oder eine Steuerung nicht mehr richtig funktioniert. Er kann aber keine eigene Infrastruktur aufbauen, um die Daten einzusammeln, zu aggregieren und auszuwerten. Gemeinsam denken wir jetzt über einen Cloud-Service nach, den wir dann bereitstellen.
Geben Sie solche Ideen für den Einsatz von IT auch schon an ihre Kunden weiter?
Geus: Wir sprechen immer wieder darüber und manche Kunden verstehen auch, wie bestimmte Funktionen von Cloud-Lösungen ihre Produkte aufwerten könnten. Solche Gespräche setzen schon eine gedankliche Kettenreaktion in Gang. Und wir können das ja alles liefern.
Damit könnte man ja die These wagen, dass die Cloud-Lösungen Sie noch näher an ihre Kunden bringen.
Geus: Genau, das ist so. IT wird immer wichtiger und bestserv stellt das bereit. Wir können nur gewinnen.