Das wird 2009

Trends 2009 - Neue Macs

05.01.2009 von Sebastian Hirsch und Christian Möller
2008 stand ganz im Zeichen von Apples iPhone. Das könnte sich 2009 mit einer neuen Generation von Mac-Prozessoren, einem neuen Betriebssystem und einer weiter wachsenden Anwenderschaft ändern. Unsere Schwesterpublikation MacWelt gibt Prognosen für die kommenden zwölf Monate - die eine oder andere könnte bereits am Dienstag Realität werden.

Wird 2009 wirklich so schrecklich, wie alle voraussagen? Die Prognosen für das neue Jahr sind alles andere als erfreulich, und auch an Apple wird die schlechte Stimmung nicht spurlos vorübergehen. Gut möglich, dass der ein oder andere es sich zweimal überlegt, ob 2009 das richtige Jahr für einen neuen Computer oder ein neues Telefon ist. Unsere Schwesterpublikation MacWelt gibt Prognosen für die kommenden zwölf Monate - die eine oder andere könnte bereits am Dienstag Realität werden.

Immerhin: Sollte er sich entscheiden, dann wird es immer wahrscheinlicher, dass er oder sie sich einen Mac kauft. Schon 2008 war ein extrem gutes Jahr für Apple: Mit iPhone und iPod Touch hat es Apple geschafft, den Marktanteil des Mac weiter zu steigern, ein Ende des Mac-Trends scheint nicht in Sicht. In den USA peilt Apple bereits die 10-Prozent-Marke an, in Deutschland laufen die Geschäfte dem Vernehmen nach bestens.

Herausforderungen 2009

So sieht es derzeit nicht so aus, als würde sich der Höhenflug Apples in diesem Jahr deutlich abschwächen. Dabei wird es die Konkurrenz Apple auch im neuen Jahr nicht leichter machen. Die Invasion der Billig-Laptops könnte den Macbook-Verkäufen zusetzen, Nokia, Samsung und Co werden erstmals ernsthaft dem iPhone Konkurrenz machen und der iPod-Markt ist nach einhelliger Meinung inzwischen weitgehend ausgeschöpft. Doch Apple wäre nicht Apple, wenn man in Cupertino nicht auf die Herausforderungen reagieren würde. Und so könnte, trotz der düsteren Prognosen, das Jahr 2009 ausgesprochen spannend werden. Denn Kampfgeist, das beweisen die letzten Jahre, hat Apple nie gefehlt.

Neue Macs

Im neuen Jahr steht bei Intel ein Plattformwechsel an. Davon profitieren auch die Macs, bis zu 16 Prozessorkerne könnte Apple in Power Macs bald verbauen

Apples Kauf des CPU-Herstellers PA-Semi gab im letzten Jahr noch Anlass für allerlei Spekulationen. Doch dass Apple Intel als Prozessorlieferanten für Macs verlässt, ist kaum zu erwarten, zumal Apple mit der neuen Prozessorplattform Nehalem deutlich schnellere Macs herausbringen kann.

Intel Core i7 in Macs

Mit Nehalem bringt Intel eine stark überarbeitete Mikroarchitektur in seine Prozessoren. Die wirksamste Neuerung wird dabei "Turbo-Boost" sein. Damit übertaktet die CPU gezielt einzelne Kerne, wenn andere Kerne nicht benötigt werden.

Die Taktfrequenz ist bei den Quad-Core-Prozessoren der neuen Core-i7-Serie, die bereits auf Nehalem basiert, nicht mehr länger eine feste Größe. So spricht man bei den neuen Desktop-CPUs am besten von einer Grundtaktfrequenz. Mit diesen Taktraten arbeiten die Core-i7-Prozessoren nur dann, wenn die Turbo-Technologie deaktiviert ist. Ist sie eingeschaltet, schaltet der Chip - je nach Anwendung - einen oder zwei Gänge hoch.

Lastet ein Programm beispielsweise nur einen Prozessorkern aus, erhöht der Turbo-Modus die Taktfrequenz um zwei so genannte "Speed Bins". Ein Speed Bin bringt dabei 133 zusätzliche Megahertz. Nur wenn alle Kerne extrem ausgelastet sind, bleibt es bei der Grundtaktfrequenz.

Eine weitere Neuerung im Core i7 ist eigentlich ein alter Bekannter. Hyperthreading kommt zurück. Die Technologie stammt noch aus alten Pentium-Tagen, wurde aber noch nicht in die Core-Mikroarchitektur übertragen. Hyperthreading gaukelt dem Betriebssystem doppelt so viele CPU-Kerne vor, wie physikalisch vorhanden sind. Dabei werden die tatsächlich vorhandenen Kerne besser ausgelastet, was insgesamt zu einer Geschwindigkeitssteigerung führen soll. In Verbindung mit Mac-OS X 10.6 dürfte das viel bringen.

Mac Pro

Die neue Serverplattform Tylersburg soll besonders in der Speicherbandbreite erheblich mehr Leistung bringen. Apple wird Tylersburg vermutlich im Mac Pro und im Xserve einsetzen.

Derzeit gibt es nur eine Desktop-Reihe des Core i7 mit dem Code-namen "Bloomfield" auf dem Markt. Es ist unwahrscheinlich, dass Apple diesen Chip einsetzen wird, denn traditionell nutzt Apple Server-CPUs für den Mac Pro. Der Grund: Mit Bloomfield lässt sich kein 8-Kern-Mac-Pro entwickeln, da der Chip nicht Multi-CPU-fähig ist. Ein Mac Pro auf Bloomfield-Basis hätte also maximal vier Rechenkerne. Alle Mac-Pro-Modelle arbeiten aber jetzt schon mit acht Kernen. Apple muss also auf die Zwei-Chip-Varianten der neuen CPUs warten, die bereits unter dem Codenamen Gainestown angekündigt sind. Die passende Plattform dazu hat Intel unter dem Codenamen Tylersburg angekündigt. Vermutlich Ende des ersten Quartals 2009 werden Chips und Plattform den Markt erreichen. Im April oder Mai 2009 dürfte man dann mit neuen Mac-Pro-Modellen auf Nehalem-Basis rechnen. Bei der Gelegenheit wird Apple auch die Grafikkarten aktualisieren und schnellere Modelle anbieten, die zudem mit einem Display-Port-Anschluss ausgestattet sind. Dann wird man auch das aktuelle LED-Cinema-Display am Mac Pro betreiben können.

Eventuell wird Apple später im Jahr den ersten Achtkern-Chip von Intel einsetzen (Codename Beckton). Damit wäre ein 16-Kern-Mac im Bereich des Möglichen.

iMac und Mac Mini

Schon im ersten Quartal 2009 könnte der iMac von Intels aktuellen mobilen Core-2-Extrem-Prozessor mit vier Prozessorkernen profitieren.

Als klassischer All-in-One-Desktop wird auch der iMac 2009 eine Überarbeitung erfahren. Neben dem 17-Zoll-Macbook-Pro bietet sich der 24-Zoll-iMac als Kandidat für den mobilen Quad-Core-Chip von Intel an. Damit würde die Lücke zwischen dem besten iMac und dem preisgünstigsten Mac Pro kleiner werden. Zeitgleich und ganz auf den Green-IT-Trend setzend wird Apple im iMac erstmals Displays mit LED-Hintergrundbeleuchtung einführen, nicht nur beim 24-Zoll-Modell, sondern auch beim 20-Zöller. Zu wünschen wäre, dass der Mac-Hersteller dem 20-Zoll-iMac ein besseres TFT-Panel mit IPS- oder PVA-Technologie beschert. Vielleicht hört der Mac-Hersteller auf die vielen Beschwerden der Kunden. Da Apple sicherlich das 17-Zoll-Macbook-Pro vorziehen wird, muss der iMac etwas später erscheinen. Vermutlich Ende des ersten oder Anfang des zweiten Quartals.

Totgesagte leben länger

Oft wurde er tot gesagt, aber Apples kleinster und preisgünstigster Mac wird in verbesserter Form das Jahr 2009 erleben. Der Mac-Hersteller kann es sich nicht erlauben, das Desktop-Preissegment zwischen 400 und 1000 Euro komplett zu ignorieren. Ein neuer Mac Mini, flacher und mit besserer Grafik ausgestattet dürfte noch im ersten Quartal 2009 das Licht der Welt erblicken. Vielleicht wird ihn Steve Jobs schon im Januar auf der Macworld Expo in die Kameras halten.

Auch hier wird Apple auf den neuen Nvidia-Chipsatz mit dem integrierten Grafikchip Geforce 9400M setzen. Das macht den Zwerg zu einem flotten Desktop-Gesellen. Per Display-Port wird man auch das aktuelle LED-Cinema-Display anschließen können.

Mobile Macs

Mit diesem mobilen Vierkern-Chip von Intel könnte Apples nächstes 17-Zoll-Macbook-Pro ausgerüstet sein.

Überfällig ist bereits jetzt ein neues Macbook Pro mit 17-Zoll-Bildschirm. Den neuen Unibody-Fertigungsprozess setzt Apple nur beim 13-Zoll-Macbook und beim 15-Zoll-Macbook-Pro ein. Ein 17-Zoll-Macbook-Pro, ausgerüstet mit dem Quad-Core-Chip von Intel, wird ein echtes Highlight für 2009 Man kann davon ausgehen, dass auch das 17-Zoll-Modell auf das neue Gehäusedesign umgestellt wird. Vermutlich noch im ersten Quartal 2009, damit könnte es schon zur Macworld-Expo im Januar soweit sein. Das große 17-Zoll-Gehäuse hat den Vorteil, mehr Platz für einen leistungsfähigeren Akku und für eine bessere Kühlung zu bieten. Da wird es wahrscheinlich, dass Apple den ersten mobilen Mac mit einem Vierkern-Prozessor bringt. Ein passender Chip existiert bereits, Intel hat ihn im Oktober 2008 gezeigt. Er basiert auf dem Penryn-Design, braucht aber mit 45 Watt etwa 10 Watt mehr als die bisherigen High-End-Notebook-CPUs.

Dennoch wäre ein 17-Zoll-Macbook-Pro, ausgerüstet mit dem Quad-Core-Chip von Intel und dem Nvidia-Chipsatz, wie man ihn schon vom aktuellen Macbook Pro her kennt, ein echtes Highlight für 2009. Mobile Chips auf Nehalem-Basis (Codename Clarksfield und Auburndale) wird es erst später im Jahr geben. Nehalem bringt auch eine komplette Umstellung bei der Speicheranbindung mit sich, weil der Chip den Speichercontroller gleich beinhaltet. Das bedeutete allerdings auch eine ganz neue Plattform für mobile Macs (Codename Calpella). Falls Nvidia keine Plattform für die mobilen Nehalem-Chips anbieten wird, müsste Apple sich wieder Intel zuwenden und die Calpella-Plattform einsetzen.

Das erste Notebook mit vier Prozessorkernen könnte das ausstehende 17-Zoll-Macbook-Pro sein.

Vermutlich ab dem zweiten Halbjahr 2009 wird es soweit sein, dass Intel die Chips in Stückzahlen liefern kann. Bis die mobilen Macs auf Nehalem-Basis fertig entwickelt sind, dürfte es aber August oder September werden.

Macbook Air

Apples leichtester Mac, das Macbook Air wird erst gegen Herbst 2009 eine signifikante Änderung erfahren. Bis dahin sind Intels mobile Nehalem-Chips auf dem Markt fest etabliert und in hohen Stückzahlen verfügbar. Etwa im Oktober 2009 wäre ein günstiger Zeitpunkt, um das Macbook Air mit den neuen Chips auszurüsten. Gleichzeitig wird es das Multitouch-Glas-Trackpad bekommen, das man schon vom aktuellen Macbook her kennt. Ob Apple auch beim Macbook Air eine Glasscheibe vor dem Display einsetzen wird, ist jedoch fraglich. Zu fragil und zu leicht ist das Gerät - allerdings ist Apple immer für eine (Design-) Überraschung zu haben.

Apple Netbook?

Nach wie vor ranken sich Gerüchte um ein Netbook von Apple. Das weltweite Netbook-Geschäft entwickelt sich besser, als Steve Jobs es vermutet hat. Inzwischen werden insgesamt mehr Netbooks als iPhones verkauft. Lange wird sich Apple diese Entwicklung nicht ansehen können ohne da­rauf zu reagieren.

Ein hypothetisches Netbook wird aber sicherlich nicht auf der Mac-Technologie basieren. Das würde das Macbook Air zu sehr in Bedrängnis bringen. Vorstellbar wäre hier eine Art iPhone Extreme mit etwas größerem und höher auflösendem Multi-touch-Display und schnellem ARM-Prozessor. Günstigster Zeitpunkt für die Vorstellung eines solchen Gerätes wäre die WWDC im Sommer 2009.

Xserve

Auch Apples Server wird im Jahre 2009 signifikante Verbesserungen erfahren. Mit der Umstellung des Mac Pro auf Nehalem-CPUs wird auch der Xserve neue Prozessoren bekommen. Allerdings wird sich Apple wie üblich etwas mehr Zeit für die Entwicklung der Server-Reihe nehmen. Der Xserve auf Nehalem-Basis kommt daher nicht vor Mitte des Jahres.

32 Nanometer Ende 2009

Bereits für Ende 2009 hat Intel seine nächste CPU-Generation angekündigt. Aufbauend auf Nehalem kommt dann wieder ein Schrumpfprozess der Strukturbreite zum Einsatz. Die Chips sollen dann im 32-Nanometer-Fertigungsprozess, Codename Westmere, von den Bändern laufen. Damit einhergehend dürften kleinere Verbesserungen in der Mikroarchitektur kommen, sowie höhere Takfrequenzen und ein geringerer Stromverbrauch.

Wenn Intel gut im Zeitplan liegt, könnten beispielsweise neue Macs auf Westmere-Basis noch vor dem Weihnachtsgeschäft auf den Markt kommen. Der iMac oder der Mac Pro wären dafür sicher die am besten geeigneten Kandidaten.

SSD statt Festplatte

Mit dem immer heftiger anlaufenden Trend hin zu Flash-Festplatten wird Apple 2009 Schritt halten müssen. Flash-Festplatten (SSD) kommen bereits im Macbook Air und optional im Macbook Pro zum Einsatz. Über das ganze Jahr hinaus wird Apple die Optionsmöglichkeiten auf SSD-Laufwerke ausdehnen. Zunächst werden alle mobilen Macs davon profitieren, später aber auch der Mac Mini, der iMac und nicht zuletzt auch der Mac Pro. Damit wird das Ende der magnetischen Festplatten eingeläutet. 2009 werden sie zwar noch nicht ganz verschwinden, aber SSD-Festplatten werden in diesem Jahr einen signifikanten Marktanteil erobern.

Rechenpower über Grafikchips

Spätestens mit der Vorstellung von Mac-OS X 10.6 Snow Leopard werden Grafikchips im Mac immer wichtiger. Open CL heißt eine Software-Technologie, mit der man Programme schreiben kann, die automatisch rechenintensive Aufgaben auf alle vorhandenen Ressourcen, also CPUs und Grafikprozessoren verteilen. Open CL wird ein Bestandteil von Snow Leopard werden und erst vor kurzem hat sich der Grafikchip-Lieferant Nvidia dazu bekannt, Open CL zu unterstützen. Grafikchips werden danach mehr als je zuvor Einfluss auf die Arbeitsgeschwindigkeit der Macs nehmen. Das sind ausgesprochen spannende Aussichten.

Trend-Check: Neue Macs

Erstes Quartal 2009 Macbook Pro 17 Zoll mit Vierkern-Chip, Mac Mini mit Penryn-CPU und Nvidia-Chipsatz

Frühjahr 2009 iMac mit Quad-Core-CPU und LED-Display, Mac Pro mit Xeon-Chip auf Nehalem-Basis und schnellerer Grafikkarte mit Display-Port

Sommer 2009 Apple Netbook (iPhone Extreme?) mit schnellerer CPU und höherer Display-Auflösung, Xserve mit Nehalem-CPUs,

Grafikkarten übernehmen dank 10.6 Rechenaufgaben, neue mobile Macs mit Nehalem-CPUs und Calpella-Plattform, Mac Pro mit 16 Kernen (zwei Beckton-CPUs)

Herbst 2009 Macbook Air mit Nehalem-CPU und Calpella-Plattform

Ende 2009 Mac Pro oder iMac mit Westmere-Chips

Kommentar: Generationswechsel

2009 wird Intel den umfangreichsten CPU-Generationswechsel vollziehen, seitdem Apple auf Intel-Chips umgestiegen ist. Erstmals wandert bei Intel der Speicher-Controller direkt in den Chip. Das bedeutet aber auch, dass Chipsatz und Plattform komplett neu entwickelt werden müssen. Und das trifft auf alle Mac-Reihen zu. Apple wird hier viel zu tun haben, aber wir dürfen uns damit auf die schnellsten Macs aller Zeiten freuen. Macwelt (Sebastian Hirsch, Christian Möller) /(bw)