ByoD, Docking-Stations und WLAN

Trends bei Business-Laptops, Teil 2

08.07.2013 von Harald Karcher
Wir haben zehn Laptop-Experten von Acer, Asus, Dell, Fujitsu, HP, Intel, Lenovo, Samsung, Sony und Toshiba zu den Trends bei Business-Notebooks befragt. Hier die Antworten zu ByoD, Docking-Stations und WLAN.

Docking-Stationen: Wireless Docking kämpft noch gegen Trägkeitsmassen

Die IBM ThinkPads waren einmal das Symbol der zuverlässigsten Business-Laptops schlechthin. Nun wird das Erbe der glorreichen IBM-Business-Rechner samt robuster Docking-Stationen aus Amerika schon seit Jahren von Lenovo aus China fortgeführt. Der langjährige ThinkPad-Manager Volker Fassbender, damals IBM, heute Lenovo, kennt den Markt wie kaum ein anderer: „Das Interesse an klassischen mechanischen Dockingstationen ist, speziell in Deutschland, ungebrochen.

Eigene Untersuchungen haben ergeben, daß das gespürte Erlebnis des Eindockens gewünscht wird. Darüber hinaus nimmt das Interesse an USB-basierten Lösungen aufgrund ihrer hohen Flexibilität zu. Anfragen nach drahtlosen Lösungen gibt es, jedoch, über alles gesehen, nicht im großen Umfang. Generell erwarten wir für die nächsten Jahre eine Koexistenz klassischer, USB-basierter und Wireless-docking Lösungen. Definitiv kein Sterben klassischer Docking-Stationen“.

Das gespürte Erlebnis des Andockens

Eine hohe Nachfrage nach Dockingstationen bestätigen auch die weniger Business-lastigen Laptop-Anbieter: So etwa Ümüt Erten von Acer: „Docking-Lösungen sind für uns sehr wichtig und werden weiterhin stark nachgefragt - besonders im High-End-Enterprise Segment“. Oder Haris Musemic von Asus: „Docking-Stationen sind weiter eine wichtige Voraussetzung für den Einkauf im Business-Umfeld. Die Anbindung an LAN (nicht WLAN) und Tastaturen oder Sound per festen Docking-Stationen ist ein wichtiger Sicherheitsaspekt, der auch in absehbarer Zeit nicht wegzudenken ist“.

Viele Slimline-Laptops haben aus Platzgründen keinen klassischen Docking-Port-Connector an der Bodenseite. Hier hilft die Plugable USB 3.0 Docking Station von Acer. Sie braucht weniger Stellfläche als eine klassische Docking-Lösung und lässt sich via USB-Kabel an das Mobile Device ankoppeln.
Foto: Harald Karcher

Da wundert es nicht, wenn auch Meinolf Althaus von Fujitsu bestätigt: „Ja, die klassischen Dockinglösungen werden nach wie vor gefragt, mehr als die Hälfte der ausgelieferten mobilen Systeme werden mit einer Dockinglösung gebundelt. Wireless wird zunehmen, aber hier ist natürlich eine erhebliche Trägheitsmasse bei den eingesetzten Betriebssystemen und der vorhandenen Peripherie“.

Will sagen: Es reicht nicht, wenn nur der Laptop ganz schnell Wireless spricht. Peripheriegeräte wie Monitore müssen ja die gleiche Wireless-Highspeed-Sprache verstehen. Bluetooth reicht dafür nicht, das wäre viel zu langsam für einen HD-Monitor. Von 4K-Monitoren mit Ultra-HD-Auflösung ganz zu schweigen.

WiGig für drahtlose Dockinglösungen

Wie das Wireless-Docking konkret aussehen kann, weiß Michael Müller von Dell: „Im Geschäftskundenumfeld spielen Docking-Lösungen nach wie vor eine herausragende Rolle. Technologisch gab es in der Vergangenheit aber Grenzen, die drahtlose Dockinglösungen unpraktikabel und unbezahlbar machten. Das hat sich allerdings geändert. Mit der verfügbaren Wireless Gigabit Lösung, einem offenen Standard, stehen heute auch drahtlose Docking-Lösungen zur Verfügung. Dell war hier Vorreiter und hat bereits in der zweiten Jahreshälfte des vergangenen Jahres das weltweit erste Ultrabook mit dieser WiGig Technologie auf den Markt gebracht. Zukünftige Produkte werden ebenfalls mit dieser Technologie ausgestattet“.

„Mit Wireless Gigabit stehen heute auch drahtlose Docking-Lösungen zur Verfügung." Michael Müller, Manager Commercial Clients & Tablets, Dell Client Product Management EMEA
Foto: Hersteller

Auch bei HP werden Dockingstations nach wie vor wegen der zusätzlichen Anschlussmöglichkeiten nachgefragt“, weiß HP-Managerin Martina Mesin: „Auch unsere Channelpartner bestätigen dies. Nur wenige Unternehmen haben völlig auf Wireless-Lösungen umgestellt. In den meisten Großunternehmen haben die Mitarbeiter immer noch einen festen Arbeitsplatz, auch wenn sie vermehrt mobile Produkte verwenden. Der Einsatz von Dockingstations ist hier die logische Konsequenz, um auch den ergonomischen Arbeitsplatzanforderungen gerecht werden zu können“.

USB- und Funk-Docking für Ultrabooks

Nicht nur dicke, schwere Laptops erfordern Docking-Lösungen, sondern auch die neuen, kleinen, schlanken, eleganten. Problem ist nur: Klassische Portreplikatoren brauchen eine gewisse Bautiefe. Dafür ist im Boden der superschlanken Schönlinge einfach kein Platz mehr. Außerdem sind die neuen Laptops auch am Boden oft schon so elegant, dass man die Optik nicht durch Docking-Konnektoren verschandeln möchte. Dazu Jens Böcking von Samsung: „Der wachsende Trend zu Ultrabooks bedingt auch in Bezug auf Docking-Stations neue Konzepte, zum Beispiel Docking mittels USB oder funkgestützte Docking-Konzepte“.

Klassische Dockingstationen wie diese hier von Acer sind oft so gebaut, dass Laptops verschiedener Größen wie etwa 13, 14 und 15-Zoll-Geräte darin parken können. Sie verbinden den Laptop nach dem Einrasten mit der lokalen ITK-Infrastruktur im Büro.
Foto: Harald Karcher

Diesen Trend kann Henrik Schäfer von Sony durch ganz konkrete Beispiele belegen: „Mit unserem aktuellen VAIO Sortiment setzen wir auf alternative Lösungsmöglichkeiten zu klassischen Docking-Stationen, die vor allem auf Flexibilität und Mobilität ausgerichtet sind, ohne dabei auf Funktionen verzichten zu müssen. Neben den bereits im Notebook vorhandenen Anschlüssen wie HDMI, USB 3.0 und Kopfhörer werden beispielsweise die Modelle des VAIO Pro 11 und Pro 13 mit einem zusätzlichen HDMI zu VGA-Adapter ausgeliefert, mithilfe dessen der Anwender jedes Gerät mühelos direkt an einen Bildschirm anschließen kann. Darüber hinaus kann das mitgelieferte Ladekabel im Handumdrehen als Wi-Fi-Router eingesetzt werden, beziehungsweise über den USB-Anschluss als Aufladegerät für mobile Geräte wie Smartphone und MP3-Player dienen. Die Akkulaufzeit des VAIO Pro 11 und Pro 13 lässt sich außerdem über den als optionales Zubehör erhältlichen Zusatzakku enorm steigern“.

Einheitliches Docking vom Ultrabook bis zur Workstation

Mit dem zunehmenden Einsatz von Tablets und Ultrabooks in Unternehmen werden Dockingstations sogar wichtiger als je zuvor, meint Ulrich Jäger von Toshiba: „Denn gerade User von kleinen Thin & Light-Geräten möchten im stationären Einsatz auf den externen Monitor, Maus, Drucker, Netzwerkanschluss etc. nicht verzichten und ihr Gerät mit einem Handgriff mit der gesamten Peripherie verbinden. Die flexiblen Arbeitsmodelle, das Home Office, der Wegfall eigener Schreibtische im Unternehmen et cetera bedingen auch eine Flexibilität der Hardware. Für Unternehmen ist es wichtig, dass sie den Mitarbeitern vom Ultrabook bis zur Workstation einheitliche Dockingstations zur Verfügung stellen können“.

Bring your own Device ins Office?

Bei ByoD scheiden sich die Geister wie kaum ein anderes Thema: Für die eine Hälfte der Befragten ist ByoD noch gar kein großer Aufreger. Asus und Dell kommentieren das Thema gar nicht. Ist es zu unwichtig? Oder zu komplex? Für Ümüt Erten von Acer ist ByoD zumindest mal „…ein Trend, der sich gerade entwickelt und den wir genau beobachten“.

"Unser Erfahrung nach ist ByoD noch nicht in den Unternehmen angekommen." Ulrich Jäger, Product Marketing Manager, Digital Products & Services, Central Europe, Toshiba Europe GmbH
Foto: Hersteller

Ulrich Jäger von Toshiba zweifelt auch noch ein bisschen an der Mega-Relevanz des Themas: „ByoD ist ohne Frage ein großes Trendthema und in aller Munde, in den Unternehmen angekommen ist es unserer Erfahrung nach noch nicht. Die Integration privater oder nicht standardisierter Hardware stellt die Unternehmen vor große Herausforderungen hinsichtlich Datensicherheit, Administrierbarkeit und Haftungsfragen“.

Aha, da lauert also ein Problem: Laut Martina Mesin von HP möchten nämlich viele Firmen-Mitarbeiter „…nur einen PC für Arbeit und Privatleben nutzen. Was Sicherheit, Verwaltbarkeit und Zuverlässigkeit angeht, stellen Unternehmen jedoch wesentlich höhere Ansprüche an ihre Hardware. Aus diesem Grund entwickelt HP Business-Produkte, die den Ansprüchen der Unternehmen entsprechen und gleichzeitig über das Design und die Features verfügen, die Nutzer aus ihrem privaten Bereich gewohnt sind“.

Windows To Go trennt Business und Privates

Jens Böcking von Samsung sieht den ByoD-Trend optimistisch „…als Chance für höhere Flexibilität und Mitarbeiterzufriedenheit“. Samsung unterstütze ByoD „zum Beispiel mit speziellen Anpassungen für Android Enterprise Mobility sowie Windows Professional Systemen. Mit führenden IT-Herstellern und Systemhäusern bieten wir Mobile-Device-Management-Lösungen an, wie die Funktion „Windows To Go“. Hierbei wird durch Plug-and-Play das private Samsung-Notebook zu einem sicheren Unternehmensrechner gemacht, indem ein verschlüsselter USB-Stick unter Windows 8 die komplette Unternehmensumgebung als Image speichert“.

Volker Fassbender von Lenovo sieht den ByoD-Trend allerdings nicht bei den schweren Laptops, sondern nur „…bis zu den Smartphones, maximal den Tablets“. Die Mitarbeiter seien nämlich nicht bereit, privat auch in das Notebook für die Firma zu investieren. Dagegen sieht der Lenovo-Manager eine zunehmende Flexibilisierung, indem die Unternehmen ihren Mitarbeitern heutzutage immer öfter eine Wahlmöglichkeit lassen, etwa zwischen 12-Zoll- oder 15-Zoll-Geräten, wo in der Vergangenheit nur ein einziges Modell vorgegeben war.

Die Anwender sind nicht bereit, privat auch in das Firmen-Notebook zu investieren. Volker Fassbender, Business Development Manager Notebooks Germany & Austria, Lenovo
Foto: Hersteller

Recht ByoD-affin zeigt sich dagegen Meinolf Althaus von Fujitsu: „ByoD ist sehr oft ein Thema“, weiß der Strategie-Direktor zu berichten: „Auf der Geräteseite sind es mehrheitlich Smartphones und Tablets, die von Anwendern in geschäftliche Umgebungen gebracht werden“. Fujitsu habe sich bereits „…vor mehr als zwei Jahren beginnend sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt“.

ByoD-Multi-Vendor-System-Integration

Die Augsburger lassen ihre Business-Großkunden mit den ByoD-Nöten nicht im Regen stehen, sondern empfehlen ihnen „…je nach Gerätetypen sowohl Managed Services, Virtuelle Desktops und Cloud-basierende Anwendungen. Unsere Bandbreite qualifiziert uns heute, Kunden unabhängig zu beraten, zu Fragen wie Privatsphärenschutz, Compliance, Interessensausgleich zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber und natürlich Sicherheit und Manageability. Fujitsu verfügt bei allen Themen über entsprechende Lösungen und Angebote, die auch Multi-Vendor-fähig sind“, sagt der strategische Portfolio-Planer. Mit solchen Multi-Vendor-Solutions ist Fujitsu schon recht weit weg vom reinen PC-Boxenschieber und schon sehr nah am Charakter eines System-Integrators.

Kein ByoD-Konflikt bei SMB-Chefs

Dagegen sieht Henrik Schäfer von Sony in seinem typischen Mittelstands-Klientel keinen dramatischen ByoD-Konflikt: Die Small-and-Medium-Business-Chefs bestimmen sowieso meist selber, welchen Laptop sie sich gönnen, und müssen sich nicht unbedingt an die Richtlinien ihrer IT-Abteilung halten: „Das VAIO Duo 13 sowie das VAIO Pro 11 und Pro 13 eignen sich sowohl optimal für den Business-Gebrauch als auch für den privaten Einsatz. Dieses Szenario wird vor allem für Business-Kunden im SMB-Bereich weiter an Relevanz gewinnen“. Einziger Wermutstropfen für den Hersteller: Für teure Topgeräte a la Sony gibt es keinen allzu großen Massenmarkt. So viele gut betuchte Firmenchefs gibt es nämlich gar nicht. Damit bleibt Sony, zumindest mit seinen sündteuren Topmodellen, weit oberhalb von Apple in einer kleinen aber feinen Nische von Kennern und Genießern.

Produktivitätsgewinn durch ByoD bei Intel

Frank Kuypers von Intel hat hier das Schlusswort, nicht nur als Technik-Anbieter, sondern auch als ByoD-Anwender: „ByoD dominiert zwar noch nicht die Unternehmenswelt, allerdings steigt der Trend, private Endgeräte für Unternehmenszwecke zu nutzen, stetig und bringt enorme Vorteile mit sich: Mitarbeiter sparen Zeit, sind flexibler und dadurch produktiver. Bei Intel sind beispielsweise 23.500 Mitarbeiter-eigene Endgeräte im Einsatz. Hauptsächlich Smartphones, aber auch Tablets und eigene Notebooks oder Ultrabooks. Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Mitarbeiter möchten ihre Mails auch auf dem Tablet oder Smartphone lesen können und ihr primäres Arbeitsgerät nicht immer mitnehmen müssen. Das ist nicht nur bequem, sondern auch effizient. Bei Intel zum Beispiel führte diese Vorgehensweise im Jahr 2012 zu einem Produktivitätsgewinn von rund fünf Millionen Stunden“, erklärt Kuypers.

WLAN: 802.11a/b/g/n dominiert, Gigabit-WLAN 11ac kaum vor 2014

Der drahtlose Gigabit-WLAN-Standard IEEE 802.11ac verspricht im 5 GHz-Band Brutto-Datenraten bis zu 1,3 Gbps. Die ersten 802.11ac-Router sind schon 2012 von Buffalo und Netgear auf den deutschen Markt gekommen, also schon vor der finalen Verabschiedung des 11ac-Standards. Doch erst wenn genügend Hersteller das neue 11ac-Gigabit-WLAN auch in ihre Laptops, Tablets und Smartphones integrieren, kommt eine kritische Masse zusammen, die den ganzen 11ac-Markt abheben lässt. Bis dahin kann man 11ac-lose Laptops ersatzweise auch schon mit den etwas klobigen 11ac-USB-Sticks in ein drahtloses Gigabit-Netz verkoppeln. Die optische Eleganz eines todschicken Ultrabooks wird dadurch aber sicher nicht gesteigert.

Eigentlich könnte Henrik Schäfer von Sony gleich für die ganze Branche sprechen, denn bei WLAN machen zurzeit alle Laptop-Lieferanten fast das Gleiche: „Wir setzen aktuell auf den bewährten IEEE 802.11a/b/g/n-Standard und beobachten die Entwicklung hinsichtlich einer Zertifizierung des Gigabit-WLAN IEEE 802.11ac sehr aufmerksam“. Das gilt so ähnlich auch für Acer, Asus, Dell, HP, Lenovo oder Samsung.

Haris Musemic von Asus grenzt die Bedeutung des zweifelsfrei bewährten IEEE 802.11a/b/g/n-Standards sogar noch enger ein, und zwar auf Intel: „Natürlich sind die Intel WLAN Chips gern gesehen, wenn nicht sogar als mögliches Ausschlusskriterium ausgeschrieben. Aufgrund ihrer bewährten Qualitäten, Stabilität, aber auch anderen Sicherheitsaspekten stellen Intel WLAN Chips oft ein Muss im Business-Umfeld dar. Der ac-Standard wird sicherlich aufgrund der höheren Reichweite kommen, ist aktuell aber noch nicht das wichtigste Kriterium bei der Auswahl von passenden Business-Geräten“.

Konkretere Pläne zum Gigabit-WLAN IEEE 802.11ac äußern derzeit nur Fujitsu und Toshiba: Dazu Meinolf Althaus von Fujitsu: „Derzeit dominieren WLAN-Module des Standards 802.11 abgn den Business Markt. Wir erwarten, dass die Nachfrage nach 802.11ac erst im Laufe des Jahres 2014 steigen wird. In 2014 planen wir die Integration von 802.11ac-Modulen in unsere Produkte“.

Ulrich Jäger von Toshiba ist offenbar schon einen halben Schritt weiter: „Momentan dominieren die WLAN Standards 802.11agn und bgn das Toshiba Produktportfolio. Mit den Tablet-Modellen der Toshiba Excite-Serie kommen aber auch Konfigurationen mit dem WLAN Standard 802.11ac in den Markt. Im Projektgeschäft ist derzeit aber noch keine große Nachfrage nach Notebooks mit 802.11ac Standard zu verzeichnen“. (mb)