Raphael Bossek, Estos

"UCC darf keine Insellösung sein"

17.12.2015 von Thomas Hafen
Raphael Bossek, Head of Product Management bei Estos, erklärt im Interview, wie Channel-Partner vom Wachstumsmarkt Unified Communication & Collaboration (UCC) profitieren können.
 
  • Was UCC von UC unterscheidet
  • Welche Kriterien eine gute UCC-Lösung ausmachen
  • Wo Hindernisse bei der Einführung von UCC auftreten können
  • Wie Channelpartner von UCC profitieren
  • Was Estos für seine Channelpartner im Bereich UCC tut

Herr Bossek: Wie definieren Sie Unified Communication & Collaboration (UCC)?

Raphael Bossek, Estos: UCC-Lösungen ermöglichen eine erfolgreiche Zusammenarbeit über die Unternehmensgrenze hinweg, indem XMPP-/SIP-Federation für Instant Messaging und Präsenzmanagement als sicherer Standard verwendet werden. Gleichzeitig gehört zu einer UCC-Lösung auch die Integration mit verschiedenen Groupware-Lösungen sowie die Geschäftsprozessintegration mit CRM-/ERP- und anderen Branchenanwendungen, die im Unternehmen bereits eingesetzt werden und sinnvoll mit der UCC-Lösung verknüpft werden können.

Gibt es einen Unterschied zu reinen UC-Lösungen?

Raphael Bossek: Vereinfacht gesagt konzentriert sich UC auf die Zusammenführung unterschiedlicher Kommunikationswege, um die Kommunikation eines Unternehmens zu seinen Kunden effektiver zu gestalten und Prozesse zu "vereinfachen". UCC ist die logische Erweiterung um zusätzliche Funktionen, durch welche auch die Zusammenarbeit der Mitarbeiter innerhalb eines Unternehmens verbessert wird, beispielsweise durch Funktionen wie Desktop-Sharing, Unified Messaging oder Web Collaboration.

Was sind Ihrer Ansicht nach die größten Vorteile von UCC?

Bossek: Wir halten die Geschäftsprozessintegration - die Verschränkung der Kommunikationswege in einer führenden Anwendung - für den größten Vorteil von UCC. Hier können Unternehmen durch die Integration von CRM-/ERP- und anderen Branchenanwendungen die Kontaktinformationen nicht nur bei der Zusammenarbeit nutzen, sondern sie auch im Falle einer CRM-Integration jederzeit auf dem aktuellen Stand halten. Das ist ja eine große Herausforderung für alle Unternehmen, die ein CRM einsetzen und produktiv nutzen wollen.

Raphael Bossek, Head of Product Management bei Estos: "Geschäftsprozessintegration größter Vorteil von UCC"
Foto: estos

Und wo liegen die größten Hindernisse und Probleme bei der Einführung und Nutzung?

Bossek: Ein stark diskutiertes Thema im Vorfeld ist der Datenschutz. Gerade bei Entscheidungen, bei denen ein Betriebsrat involviert ist oder eine öffentliche Projektausschreibung realisiert werden soll, steht der Schutz der Mitarbeiterdaten wie auch die Präsenz und Gleichberechtigung aller Parteien - Stichwort: Barrierefreiheit - im Fokus. Neben einem sensiblen und verantwortungsbewussten Umgang mit Daten ist auch die Integration der UCC-Lösung erfolgskritisch. Die UCC-Lösung darf keine weitere "Insellösung" innerhalb des Unternehmens darstellen, deren Umgang sich Mitarbeiter aufgrund einer Unternehmensvorgabe aneignen müssen.

Was können die Verantwortlichen tun, um eine solche Insellösung zu vermeiden?

Bossek: Sie müssen sich zuerst darüber bewusst sein, welche Funktionen sie nutzen wollen und wie sie die UCC-Lösung mit bereits in ihrem Unternehmen existierenden Prozessen verbinden können. Nur dann entsteht ein tatsächlicher Mehrwert für den Anwender.

Welche Unternehmen profitieren am meisten von UCC, für wen ist UCC eher nicht geeignet?

Bossek: Gerade in Zeiten zunehmender Digitalisierung nimmt die persönliche Kommunikation einen besonders hohen Stellenwert ein. Egal ob es ein kleiner Ein-Mann-Betrieb oder ein international agierender Konzern ist: Ein Unternehmen, das sich durch eine besonders effiziente, zuvorkommende Kommunikation zum Kunden und auch intern auszeichnet, wird sowohl Mitarbeiter als auch Kunden begeistern. Folglich ist UCC mit seinen zahlreichen Kommunikationsfunktionen für jedes Unternehmen relevant, das Interesse daran hat seinen langfristigen Unternehmenserfolg zu sichern.

Nach welchen Hauptkriterien sollte ein Unternehmen bei der Wahl einer UCC-Lösung vorgehen?

Bossek: Unternehmen sollten sich für eine UCC-Software entscheiden, die sie unabhängig von der TK-Anlage einsetzen können. Sie können die UCC-Lösung dann auch bei einem Wechsel der TK-Anlage weiter nutzen - Stichwort: Investitionsschutz. Ohne diese Flexibilität werden Unternehmen nicht von der höheren Innovationsgeschwindigkeit in der Softwareentwicklung profitieren können.

"Sichere Protokolle und offene Standards sind Voraussetzung"

Welchen Funktionsumfang sollte eine UCC-Lösung haben?

Bossek: Die UCC-Lösung sollte unterschiedliche Lösungsbausteine wie zum Beispiel eine Fax-Integration unterstützen können und darüber hinaus über sichere Protokolle sowie offene Standards verfügen. Das ist eine Voraussetzung, um eine möglichst hohe Zahl von Kommunikationskanälen zu integrieren. Daneben sollten auch die Vorteile einer möglichen Geschäftsprozessintegration berücksichtigt werden, um eine optimale Verzahnung der unternehmensrelevanten Prozesse mit der täglichen Kommunikation zu gewährleisten.

Sind Zertifizierungen wie Windows Server 2012 R2 Certified, VMware ready, Citrix ready oder Fiducia wichtige Kaufkriterien?

Bossek: Diesen Zertifizierungen wird unterschiedlich hohe Bedeutung beigemessen. Unserer Erfahrung nach sind sie jedoch nicht trivial, denn sie zeugen sie von einem bewussten Umgang des Softwareherstellers mit den Bedürfnissen nach einem sicheren und zuverlässigen Betrieb.

Wie sehen Sie die Chancen des Channels im UCC-Markt und wie sollten sich Reseller aufstellen, um vom UCC-Trend zu profitieren?

Bossek: Der UCC-Markt ist ein Wachstumsmarkt, der auch in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen wird. Die Funktionsweisen und Möglichkeiten des, von vielen bisher lediglich als "Kunstwort" empfundenen Begriffs UCC werden immer mehr Unternehmen bewusst, und der Wunsch, diese UCC-Vorteile in der internen und externen Kommunikation zu nutzen, steigt. Reseller können von dieser steigenden Nachfrage nach UCC profitieren, wenn sie der Software einen höheren Stellenwert als lediglich dem Thema "CTI" einräumen.

Welche Unterstützung bieten Sie Ihren Partnern bei der Vermarktung Ihrer UCC-Lösung?

Bossek: Die Partnerlandschaft spielt bei Estos seit jeher eine wichtige Rolle. Seit 2013 unterstützen wir unsere Partner in einem 2-stufigen Partnerprogramm aktiv beim Know-how-Aufbau rund um die Estos-Produkte sowie die verwendeten Technologien. Dadurch sind unsere Partner in der Lage, komplexe UCC-Projekte erfolgreich zu meistern.

Seit Anfang 2015 bieten wir darüber hinaus ein neues Dienstleistungsangebot an, auf dessen Basis unsere Partner ihren Kunden ein umfassendes Paket aus Produkt und Dienstleistung aus einer Hand offerieren können. Die begleitenden technischen Dienstleistungen umfassen ein Spektrum an Service- und Support-Paketen, die einerseits typische Szenarien, aber andererseits auch individuelle Anforderungen rund um die Estos-Software abdecken. Besonders Partnern, die neu in das Thema einsteigen möchten und bisher nur wenige Projekte im UCC-Bereich hatten, eröffnet sich so ein schneller Einstieg in komplexe Anforderungen. (rw)

UCC und der Channel - Trends für 2016
Ellen Kuder, Vice President, Growth at Door2Door the mobility company
"Während Unified Communications ‚nur‘ die Integration unterschiedlicher Kommunikationsmittel meint, erweitert der Begriff ‚Collaborations‘ das Modell programmatisch."
Regina Dettmer, Marketingmanagerin, Auerswald
"Unified Communications und Collaboration lassen sich nicht wirklich voneinander trennen."
Florian Buzin, Geschäftsführer Starface
"In vielen Branchen ist UCC eine absolute Notwendigkeit."
Thomas Muhr, Country Manager DACH, Shoretel
"UCC vereinfacht den Alltag und erhöht die Arbeits- und Antwortgeschwindigkeit."
"Mit Hilfe von UCC lassen sich Smart-Business-Lösungen realisieren, die die Geschäftsprozesse und den Arbeitsalltag von Mitarbeitern vereinfachen und neue Möglichkeiten der Effizienzsteigerung eröffnen." Stephan Leschke, Vorstandsvorsitzender, Ferrari electronic
"Mit Hilfe von UCC lassen sich Smart-Business-Lösungen realisieren, die die Geschäftsprozesse und den Arbeitsalltag von Mitarbeitern vereinfachen und neue Möglichkeiten der Effizienzsteigerung eröffnen."
Thomas Muschalla, Vice President Sales Germany, Nfon
"Die UCC-Technologie ist flexibel, sie kann somit optimal an die Bedürfnisse von Unternehmen angepasst werden und steigert die Effizienz der Nutzer."
Raphael Bossek, Head of Product Management, Estos
""Die UCC-Lösung darf keine weitere ‚Insellösung‘ innerhalb des Unternehmens darstellen."
Marko Gatzemeier, Marketingleiter C4B
"Der Anspruch, den Anwender an die intuitive Bedienbarkeit stellen, ist heute durch Whatsapp, Skype und Co. höher denn je."
Anton Doeschl, Leiter Collaboration-Architektur, Cisco Deutschland
"Wird dem Endanwender die für seinen Arbeitsplatz und seine Inhalte angepasste Collaboration-Lösung angeboten… steigt die Nutzung automatisch, da er schnell von vielfältigen Vorteilen profitiert."
Jan Hickisch, VP Global Solution Marketing, Unify
"Risiken bestehen dann, wenn das Thema Digitalisierung, zu dem auch der Bereich UCC gehört, und die Auswirkungen auf die Unternehmenskultur nicht auf höchster Managementebene priorisiert werden."
Guido Nickenig, Senior Director PreSales & Education, Westcon
"Je dezentral verteilter die Teammitglieder, desto größer der Mehrwert von UCC."
Steffen Ebner, Vice President Systems & Solutions, Komsa
"Unternehmen sollten die UCC-Lösung wählen, die die vorhandenen und erfolgskritischen Prozesse im Unternehmen bestmöglich unterstützt."