Umfrage unter deutschen Angestellten: Chefs schneiden schlecht ab

28.11.2006
Die meisten Befragten sind grundsätzlich mit ihrem Job zufrieden, halten die Arbeit ihrer Vorgesetzten aber für verbesserungsfähig.
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Rund 63 Prozent der deutschen Angestellten sind mit ihrer momentanen Stelle zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Dagegen lässt die Qualifikation der Chefs ihrer Ansicht nach oft zu wünschen übrig: Von zehn möglichen Punkten geben sie ihren Vorgesetzten im Durchschnitt nur 6,2.

Im Vergleich der Bundesländer kommen die Führungskräfte im Saarland am schlechtesten weg (4,9) Punkte), am zufriedensten mit ihren Chefs sind dagegen Angestellte in Bremen (7,4 Punkte). Das sind die Ergebnisse des Kelly Workforce Index 2006, für den der Personaldienstleister Kelly Services rund 70.000 Angestellte in 28 Ländern befragt hat.

Besonders schlecht steht es aus Sicht der deutschen Studienteilnehmer um die Führungsqualitäten (5,7 Punkte) und den Teamgeist (6 Punkte) der Chefs. Die Fähigkeit zu kommunizieren und verantwortungsvolle Arbeiten zu delegieren bewerteten die Angestellten mit 6,1 beziehungsweise 6,2 Punkten. Im internationalen Vergleich landen die deutschen Chefs damit auf dem viertletzten Platz. Trotz dieser Einschätzung gehören die Deutschen in punkto Arbeitszufriedenheit zum internationalen Mittelfeld: Gemessen an dem Anteil derer, die sich als glücklich oder sehr glücklich bezeichnen, nimmt Deutschland unter den 28 teilnehmenden Ländern Rang 14 ein. Am zufriedensten sind demnach Angestellte in Dänemark, Mexiko und Schweden, am unzufriedensten ihre Kollegen in Ungarn, Russland und der Türkei.

"Grundsätzlich scheint in deutschen Unternehmen ein Arbeitsklima zu herrschen, das die Motivation und Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter fördert", sagt Michael Kirsten, Marketing Manager bei Kelly Services Deutschland. "Allerdings müssen die Führungskräfte an ihren Fähigkeiten arbeiten und die Leistungen ihrer Mitarbeiter stärker honorieren." Nur etwa die Hälfte der Angestellten gab an, für eine gute Leistung von ihrem Chef gelobt oder belohnt zu werden, bei 30 Prozent ist dies nie oder nur selten der Fall. Dabei ist konstruktives Feedback von Vorgesetzten eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Angestellte gute Arbeit leisten und zum Erfolg des Unternehmens beitragen. "Viele Führungskräfte sind zu beschäftigt mit Management-Aufgaben und übersehen dabei ihr wichtigstes Kapital: die Mitarbeiter", sagt Michael Kirsten. "Auch wenn viele die Bedeutung zufriedener Angestellter erkannt haben, herrscht hier in deutschen Unternehmen noch Nachholbedarf." (mf)