Test

UMPC Gigabyte U60 - Alternative zum EEE PC?

13.02.2008 von Thomas Rau
Der Asus "EEE PC" hat den Markt für Mini-Notebooks kräftig durcheinandergewirbelt. Nützt das aufgefrischte Interesse an mobilen Kleingeräten auch den Ultra-Mobile-PCs (UMPCs)? Ob sie die bessere Wahl für unterwegs sind, testt die PC-Welt anhand des Gigabyte "U60".

Der Asus "EEE PC" hat den Markt für Mini-Notebooks kräftig durcheinandergewirbelt. Nützt das aufgefrischte Interesse an mobilen Kleingeräten auch den Ultra-Mobile-PCs (UMPCs)? Ob sie die bessere Wahl für unterwegs sind, testt die PC-Welt anhand des Gigabyte "U60".

Von Thomas Rau, PC-Welt

Testbericht

Klein und handlich ist der Gigabyte "U60" auf alle Fälle: Er wiegt nur 740 Gramm und unterbietet damit jedes Subnotebook – auch die 920 Gramm des Asus "EEE PC". Für Hemd- und Hosentasche ist er trotzdem zu groß und zu schwer.

Bedienung: Zur Eingabe bietet der Gigabyte U60 außer Touchscreen und Stift auch eine QWERTY-Tastatur: Sie kommt zum Vorschein, wenn man das Display nach oben wegschiebt. Sie besitzt 65 Tasten mit acht Zentimeter Breite, die in zwei Blöcken links und rechts angeordnet sind - eigentlich ideal zur Daumenbedienung, doch Anwender mit kleinen Händen müssen sich kräftig strecken, um alle Tasten ohne Griffänderung erreichen zu können. Die Tasten verfügen über einen deutlichen Druckpunkt, das Schreiben von Mails und kurzen Texten geht damit deutlicher bequemer von der Hand als auf einer Smartphone-Tastatur. Zwischen den Tastaturblöcken liegen vier Shortcut-Tasten, mit denen man WLAN, Bluetooth und die Web-Cam aktiviert sowie den UMPC aus der optionalen Docking-Station lösen kann.

Um das Display herum versammelt Gigabyte weitere Bedienelemente, unter anderem ein Mini-Touchpad rechts unten und zwei Maustasten links oben. Aufgrund der Positionierung neigt man dazu, das Touchpad mit dem Daumen zu bedienen: Doch das zu kleine Touchpad-Feld verhindert präzises Navigieren. Besser steuert man mit dem Zeigefinger – dazu muss man den UMPC aber hinlegen oder –stellen, was ein ausklappbarer Standfuß ermöglicht.

Handschrifterkennung mangelhaft: Ein echter Mehrwert der UMPCs ist ihre Handschrifterkennung – das Mini-Notebook lässt sich so als elektronisches Notizbuch nutzen. Im Gegensatz zu anderen UMPC-Herstellern verzichtet Gigabyte beim U60 auf die Tablet-PC-Edition von Microsoft: Auf dem Testgerät war die Home-Version von XP installiert, zum Erkennen handschriftlicher Eingaben nutzt der U60 die Software "Pensoft Pro". Die kann allerdings dem Konkurrenzprodukt von Microsoft nicht das Wasser reichen: Im Test erkannte die Software praktisch keine Eingaben, nur bei sauberster Druckschrift lag die Erkennungsrate bei einer gerade noch annehmbaren Quote. Da das Gigabyte U60 einen echten Touchscreen besitzt, stürzt man ihn in vollkommene Verwirrung, wenn man beim Schreiben die Hand auf dem Display ablegt: Auch diese unabsichtliche Bildschirmberührung interpretiert er nämlich als Eingabe. Weitere Minuspunkte: Die Displayoberfläche bietet keine gleichmäßigen Widerstand beim Schreiben – an manchen Stellen ist sie extrem glatt, an anderen aufgeraut. Die recht dicke Touch-Oberfläche über dem Panel ist nämlich nicht eben aufgebracht – bei genauerem Hinsehen erscheint sie leicht gewellt. Eine Option zum Umstellen auf Linkshänder-Bedienung sucht man ebenfalls vergeblich.

Multimedia: Als Notizblock ist der Gigabyte U60 also nicht zu gebrauchen – aber vielleicht als mobiler Multimedia-Player? Das Abspielen einer DVD von einem externen USB-Laufwerk funktioniert problemlos – die CPU-Last liegt dabei allerdings schon bei bedenklich hohen 70 Prozent. Auch Divx-Filme machen bis zu einer Auflösung von 800 x 600 Bildpunkten keine Probleme. Maximal kann das 6,5-Zoll-Display des Gigabyte U60 1.280 x 768 Pixel darstellen – Gigabyte nutzt aber 1.024 x 600 Bildpunkte und außerdem eine größere Windows-Schrift: Damit kann man den U60 deutlich besser bedienen als andere UMPCs – doch auch bei dieser Auflösung sind einige Windows-Dialogboxen abgeschnitten.

Display: Trotz der matten Oberfläche spiegelt das Display: Seine Leuchtdichte ist zu gering, um die Reflexionen zu überstrahlen. Das Weißbild wirkt wie mit einem Grauschleier versehen. Farben erscheinen auf dem U60 natürlich, aber nicht leuchtend satt. Im Büro reicht die Helligkeit, draußen erkennt man nur noch wenig auf dem Bildschirm.

Gigabyte U60: Rechenleistung und Stromverbrauch

Bei geringer Systemlast erweist sich der UMPC von Gigabyte als großer Stromsparer – er benötigt dann weniger als acht Watt – das schaffen nicht einmal die sparsamsten Subnotebooks, und auch nicht der Asus eee PC, der im Akkubetrieb rund zwölf Watt braucht. Trotz des kleinen Akkus (29 Wh) hält der U60 knapp vier Stunden ohne Steckdose durch.

Allerdings liegt die Rechenleistung des sparsamen VIA-Prozessors "C7-M" auch deutlich hinter dem, was selbst die günstigsten Notebook-CPUs derzeit liefern: Im CPU-Test Cinebench erreichte er beispielsweise 50 Punkte. Intels Ultra-Low-Voltage-CPUs schaffen ein sechsmal besseres Ergebnis, die günstigsten Doppelkern-Prozessoren sind rund zehnmal so rechenstark. Selbst der Celeron im Asus EEE PC kommt immerhin noch auf 82 Cinebench-Punkte.
Mit rechenintensiven Aufgaben darf man den U60 daher nicht belasten: Typische Office-Tätigkeiten machen ihm aber kaum Probleme – Word-Dokumente öffnen sich beispielsweise in annehmbaren Tempo, auch das Scrollen durch umfangreichere PDFs erledigt der UMPC zufriedenstellend.

Trotz der geringen Leistungsaufnahme des Prozessors lässt sich der UMPC nicht passiv kühlen: Der Lüfter des U60 ist häufig in Betrieb und erzeugt überdies ein hörbares Schleifgeräusch, wenn man das Gerät bewegt. Unter hoher Last erreichte er 0,7 Sone – bei einem Notebook wäre dieser Wert nicht störend. Da man den UMPC aber meist näher am Körper hält als einen Laptop, fällt schon dieses geringe Lüftergeräusch negativ auf.

Netzwerk: Dank WLAN und Bluetooth lässt sich der U60 auch als Surf-Terminal einsetzen. Ein Mobilfunk-Modem fehlt ihm allerdings und lässt sich mangels Schnittstelle auch nicht per PC- oder Expresscard nachrüsten. Einen kabelgebundenen LAN-Anschluss gibt’s nur an der Docking-Station.

Neben der Docking-Station bietet Gigabyte auch ein TV- und ein GPS-Modul (jeweils rund 100 Euro) zum Nachrüsten an. Die Zusatzmodule finden im „Bay-Connector“ auf der rechten Gehäuseseite Platz.

Gigabyte U60: Fazit

Auch der UMPC von Gigabyte hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck – wie die anderen Vertreter dieser Geräteklasse. Er ist viel leichter und stromsparender als ein Notebook, aber deutlich weniger mobil als ein Smartphone. Diese Geräteklasse schlägt er zwar klar in punkto Speicherplatz, Rechenleistung und Displaygröße. Doch in diesen Punkten kann er selbst dem billigsten Notebook nicht das Wasser reichen.

Die Tastatur des U60 überzeugt. Dennoch schneidet der UMPC als mobile Arbeitsmaschine schlecht ab: Die Handschrifterkennung beispielsweise ist nicht zu gebrauchen. Und auch Gigabyte kann kaum verhehlen, dass Windows XP nicht als Betriebssystem für mobile Kleingeräte taugt.

Als mobiles Surf-Terminal eignet sich das Gigabyte U60 aufgrund des großen Displays besser als ein Handy/Smartphone: Doch gerade unterwegs wünscht man sich ein hochwertigeres Display, das unter unterschiedlichen Lichtverhältnissen gut ablesbar ist. Bei der Akkulaufzeit holt der U60 fast das Maximale heraus, was derzeit mit PC-Technik machbar ist – doch bei einem wirklich mobilen Gerät wünscht man sich mehr als vier Stunden.

Nicht zuletzt der Vergleich mit dem Asus eee PC bringt den Gigabyte U60 wie alle anderen UMPCs in Erklärungsnot: Er ist nur 180 Gramm leichter, etwas kompakter, kostet aber mit rund 850 Euro mehr als viermal so viel wie das Mini-Notebook von Asus, dem er in punkto Rechenleistung, Displayqualität sowie Handhabung deutlich unterlegen ist. Wenigstens bietet der U60 mit 30 GB deutlich mehr Festplattenspeicher als der Asus-Winzling.

Produkt

Ultra Mobile PC

Gigabyte U60

Preis

rund 850 Euro

Anbieter:

www.gigabyte.de

Technische Daten

Prozessor

VIA C7-M (1 GHz)

RAM

768 MB DDR2-533

Festplatte

Hitachi Travelstar C4K60; 28,6 GB

Display

6,5 Zoll; 1024 x 600 Bildpunkte

Grafik

S3 Unichrome Pro II (im Chipsatz integriert)

Gewicht

740 Gramm

Testergebnisse

CPU-Leistung (Cinebench)

50 Punkte

Akkulaufzeit

3:44 Stunden

Display, maximale Leuchtdichte

96 cd/m2

Lautheit (idle, Last)

0,1 / 0,7 Sone