Technik & Know-how

Unter der Lupe – die neue FritzBox von AVM

20.02.2008
Die "FritzBox Fon WLAN 7270" von AVM vereint zahlreiche Funktionen in einem Gehäuse. Wir haben ihr auf den Zahn gefühlt.

Seit Dezember ist die auf der CeBit 2007 vorgestellte "FritzBox Fon WLAN 7270" endlich im Markt verfügbar. Kurz vor Weihnachten erreichte uns das Paket bestehend aus 7270 und DECT-Phone MT-C in der Redaktion. Nicht im Paket war leider der 802.11n WLAN-Stick. Dieser war laut AVM zum Testtermin nicht verfügbar.

Schlank und schnell: Die FritzBox Fon WLAN 7270 von AVM funkt nach dem schnellen 802.11n-Draftv2.

Die 7270 kommt im schlanken rot-silbernen Gehäuse, wie schon die Vorgängermodelle. Kleine Veränderungen an der Form lassen es allerdings etwas edler aussehen. Die drei Antennen an der Rückseite sind für WLAN nach 802.11n notwendig. Um die vielen Anschlussmöglichkeiten und das DECT-Modul integrieren zu können, musste das Gehäuse allerdings etwas wachsen: Es ist mit seinen 210 x 155 x 25 mm jetzt 25mm breiter und 15mm tiefer als die Vorgängerversion. In der Höhe haben die Techniker dafür 10mm eingespart, was den eleganten Eindruck der Box verstärkt.

Trotzdem sitzen die vielen Anschlüsse sehr gedrängt auf der Rückseite des Gehäuses. Neben den drei Antennen, finden sich dort:

Wer analoge Geräte mit TAE-Stecker hat, kann diese an der Seite der FritzBox einstecken. In diesem Fall bleiben die RJ-11-Stecker ungenutzt.

Drahtlos lassen sich bis zu fünf DECT-Telefone nach GAP verbinden. Laut AVM ist die FritzBox auch für CAT-iq vorbereitet, womit eine bessere Sprachqualität erreicht werden soll. Last but not least funkt die neue FritzBox per 802.11n-Draft2 mit bis zu 300 MBit/s.

Überblick

Produkt

FritzBox Fon WLAN 7270

Hersteller

AVM

Preis

249 Euro (UVP)

Anschlüsse

4 * Fast Ethernet, ADSL2+, ISDN/analog Festnetz, ISDN-Telefon/-Mehrgeräteanschluss, 2 * analoges Endgerät (RJ11 oder TAE)

Installation

Wie bei AVM üblich ist die Einrichtung der Box vom Auspacken bis zum ersten Aufruf einer Web-Seite sehr gut dokumentiert und gegebenenfalls per Wizard unterstützt. Das funktioniert allerdings nur, wenn man einen ADSL-Anschluss hat und das interne ADSL2+-Modem nutzt. Im Falle eines alternativen DSL-Anschlusses wie beispielsweise über Kabelmodem, das an den ersten LAN-Port angeschlossen wird, funktioniert das nicht mehr. Denn der entsprechende Wizard hat diese Option nicht vorgesehen.

Aussagekräftige Bilder sollen dem Benutzer helfen, Fehler beim Anschluss zu vermeiden.

Um den ersten LAN-Port als WAN-Uplink einrichten zu können, muss man zunächst die Experten-Ansicht in der webbasierten Konfigurationsoberfläche einschalten. Dann erst erscheinen die entsprechenden Optionen, die auch im Handbuch beschrieben sind. An dieser Stelle fehlt jedoch der Hinweis auf die Experten-Optionen.

Das ist aber auch schon die einzige mögliche Hürde, die bei der Einrichtung auftreten kann. Das WLAN ist per Default auf WPA-PSK mit TKIP eingestellt. Der Preshared Key ist auf der Gehäuseunterseite aufgedruckt. Nutzt man den WLAN-USB-Stick von AVM (noch nicht verfügbar), kann man die Einstellungen wie gehabt direkt auf den Stick übertragen, indem man ihn am USB-Port der FritzBox anschließt (Stick & Surf).

USB-Geräte

AVM hat den USB-1.1-Anschluss der Vorgängermodelle durch eine 2.0-Variante ersetzt. Dieser dient nicht nur dazu, den AVM-WLAN-Stick zu konfigurieren, sondern lässt sich beispielsweise auch für USB-Speichermedien (Flash oder Festplatte) und Drucker nutzen. Mehrere Geräte (bis zu drei insgesamt, davon aber nur ein Drucker) sind über einen USB-Hub ansteuerbar.

USB-Massenspeicher stellt die FritzBox im Netzwerk als FTP-Server und/oder als Windows-Freigabe zur Verfügung. Zugriffsschutz per Username und Passwort lässt sich nur global für alle USB-Speicher einstellen. Etwas störend ist es, dass die FritzBox automatisch Namen für die Freigabe erzeugt, die sich nicht verändern lassen. So entsteht beispielsweise für einen USB-Stick folgender Name „DataTravellerII-Partition-0-1“.

Interessant ist in diesem Zusammenhang der so genannte USB-Fernanschluss. Dabei wird das USB-Gerät direkt zu einem Netzwerk-Client durchgereicht, so als wäre es direkt am USB-Port des Rechners angeschlossen. Das ist insbesondere dann sinnvoll, wenn beispielsweise ein USB-Speicher mit NTFS formatiert ist, denn dieses Dateisystem unterstützt die FritzBox nicht. Aber auch Multifunktionsgeräte lassen sich so in vollem Umfang nutzen.

Fernanschluss: An der FritzBox angeschlossene Geräte werden direkt an einen Netzwerk-Client durchgereicht.

Performance-Messungen ergaben beim FTP-Zugriff auf einen USB-Stick durchschnittliche Übertragungsraten von 3,5 MB/s beim Zugriff per LAN und nur knapp 1,3 MB/s bei WLAN-Verbindung. In beiden Fällen läuft der Prozessor der FritzBox lauf Energiemonitor auf Volllast. Hier muss AVM noch an der Firmware feilen, um bessere Ergebnisse zu erzielen.

Netzwerk

Das WLAN-Modul der Fritzbox funkt nach 802.11a/b/g und n-Draft2. Bei 11n ist zu beachten, dass die FritzBox zwingend WPA2 voraussetzt. Schaltet man in der Konfigurations-Oberfläche nur WPA ein, wird ohne Warnung stillschweigend der 11n-Modus abgeschaltet und es kommen nur noch Verbindungen mit a, b oder g zustande. Das wäre dann ein Fall von RTFM, denn dort ist das beschrieben. Praktisch ist Möglichkeit, LAN und WLAN in getrennten IP-Subnetzen zu betreiben.

Die FritzBox lässt sich so einstellen, dass WLAN-Clients sich nur verbinden dürfen, wenn die MAC-Adresse in der FritzBox hinterlegt ist. Per Default werden alle WLAN-Clients (die natürlich den Verschlüsselungskey wissen müssen) zugelassen. Da die FritzBox sich alle bisherigen Clients merkt, kann man das System zunächst offen lassen, jeden gewünschten WLAN-Client einmal verbinden, damit er eingetragen wird, und dann neue Clients verbieten.

Da der AVM-WLAN-Stick noch nicht verfügbar ist, mussten wir den ersten Test mit einer anderen 11n-Karte durchführen. Der erste Versuch mit einem USB-Stick von SMC (SMCWUSB-N) schlug fehl. Dafür konnten wir mittels einer PC-Card von RaLink (RT2860) eine stabile 11n-Verbindung mit 270 Mbit/s aufbauen. Die erzielte Übertragungsrate von knapp 60 Mbit/s ist in Ordnung, aber nicht aussagekräftig. Wir werden die Messungen mit dem AVM-eigenen USB-Stick nachholen und die Ergebnisse nachreichen.

Zwar verfügt die neue Fritzbox nun über schnelles WLAN aber beim LAN ist AVM bei Fast Ethernet geblieben. Gigabit-Ethernet ist zwar nicht unbedingt das zwingend notwendige Killerfeature, wäre aber dennoch wünschenswert gewesen.

Telefonie

Neben ISDN oder analogem Festnetzanschluss bietet die FritzBox auch die Verbindung mit bis zu zehn VoIP-Providern. Damit letzteres störungsfrei funktioniert, ist ein Bandbreitenmanagement vorgesehen, das Telefonieübertragungen bevorzugt. Ist nicht mehr genügend Bandbreite für ein weiteres VoIP-Gespräch vorhanden, liefert die Fritz!Box Anrufern ein „Besetzt“-Zeichen.

Die FritzBox kann zwar mit VoIP-Providern Verbindung aufnehmen, nicht jedoch selber VoIP-Clients bedienen.

Welcher Telefonie-Provider für ausgehende Gespräche zum Einsatz kommt, lässt sich anhand von Wählregeln festlegen. Diese arbeiten allerdings nicht zeitgesteuert, um etwa einen LCR-Router zu implementieren. Inwieweit das in Zeiten von Festnetz-Flatrates allerdings noch zwingend notwendig ist, sei dahin gestellt. Zudem kann der Anrufer beispielsweise beim Wählen durch Voranstellen von *111# die Wählregeln außer Kraft setzen und eine Verbindung über das Festnetz erzwingen.

Zu den implementierten Telefoniefunktionen gehören interne Gespräche, Rundruf an alle Nebenstellen, Gespräch heranholen, Anklopfen, Makeln, Halten und Vermitteln. Mittels der Baby-Fon-Funktion lässt sich eine Raumüberwachung realisieren, die bei Überschreiten eines festgelegten Geräuschpegels eine definierte interne oder externe Rufnummer wählt.

Umleitungen

Rufumleitungen können über die FritzBox oder die Vermittlungsstelle (Anrufweiterschaltung) eingerichtet werden. Hier unterstützt die Software die Varianten „sofort“, „nach dem dritten Klingeln“, „bei Besetzt“, „nach dem dritten Klingeln oder bei Besetzt“ sowie „sofort mit gleichzeitigem Klingeln“. Dreierkonferenzen zwischen internen und externen Teilnehmern sind ebenso möglich, unabhängig davon ob der externe Teilnehmer per ISDN, analog oder VoIP angerufen wird.

An einem ISDN-Anschluss sind zusätzlich „Rückruf bei Besetzt“, „Rückruf bei Nichtmelden“, „Fangen“ und „Parken“ möglich.

Viele Konfigurationsoptionen der FritzBox lassen sich auch per Telefon und Kurzwahl steuern. So schaltet beispielsweise die Rufnummer #96*0* das WLAN-Modul ab. Ebenso können Sie Klingelsperren, Weckfunktionen und Komfortmerkmale konfigurieren.

Anrufbeantworter: Bis zu drei integrierte Anrufbeantworter sind möglich, die auf verschiedene Rufnummern hören.

Bis zu drei Anrufbeantworter lassen sich auf der FritzBox einrichten, die auf verschiedene Rufnummern reagieren. In Zusammenarbeit mit dem DECT-Handset MT-C werden eingegangene Nachrichten auf dem Display des Telefons signalisiert, so dass man sie per Tastendruck abfragen kann. Optional kann die FritzBox Sprachnachrichten auch an eine Email-Adresse weiterleiten. Allerdings unterstützt die Box beim Versand nur SMTP-Server, die keine verschlüsselte Verbindung voraussetzen. Google Mail fällt damit beispielsweise aus.

Strom sparen

Angesichts der Öko-Debatte und ständig steigender Strompreise, sind die Eco-Funktionen der FritzBox nicht nur ein nettes Add-on sondern zunehmend ein wichtiges Feature. Die recht niedrige maximale Leistungsaufnahme von 16 Watt wird ohnehin nur selten erreicht. Die Takfrequenz des Prozessors schaltet das System automatisch herunter.

Zusätzlich senkt die Box die Leistungsaufnahme durch Abschalten nicht benutzter Ports, Verringerung der Sendeleistung und durch konfigurierbare Features wie zeitgesteuertes Abschalten des Funknetzes. So kann man beispielsweise über Nacht das WLAN deaktivieren, was zum einen Strom spart und zum anderen auch die Sicherheit erhöht.

Über den in der Konfigurationsoberfläche integrierten Energiemonitor kann der Benutzer den aktuellen Energieverbrauch einsehen.

Fazit

Die FritzBox überzeugt während der Inbetriebnahme durch eine konsequente Benutzerführung. Damit sollte jeder zurechtkommen, ob nun der Home-User oder der normale Mitarbeiter in einer Außenstelle.

Die zahlreichen Funktionen und Anschlussmöglichkeiten bei der Telefonie lassen nur wenig vermissen. Darunter auf jeden Fall die Möglichkeit, VoIP-Clients zu integrieren. Damit könnte der Außendienstmitarbeiter beispielsweise ständig unter seiner normalen Rufnummer erreichbar sein, egal wo er sich gerade befindet.

Der USB-Port ist zwar nominell als USB2.0 ausgelegt, wird allerdings in der derzeitigen Firmware-Version nur gebremst angesprochen. Die FritzBox bietet zwar schnelles WLAN jedoch leider nur mittelmäßig schnelles LAN. Gigabit-LAN wäre eher auf der Höhe der Zeit gewesen, damit man 802.11n auch wirklich ausnutzen kann.

Normalerweise bietet AVM mit den so genannten Labor-Versionen spezielle Features an, die entweder noch in der Testphase sind oder nur für einen begrenzten Nutzerkreis von Interesse. Dazu gehört beispielsweise die VPN-Funktionalität, die für die 7170 im Labor bereit steht. Derzeit ist eine entsprechende Version für die 7270 noch nicht verfügbar, aber laut AVM schon in Arbeit.

Insgesamt liefert AVM mit der FritzBox Fon WLAN 7270 eine runde Sache – AVM ist der „Rundum-Kommunikations-Box“ schon verdammt nahe. Sowohl für den ambitionierten Home-User wie auch für kleine Büros bietet die FritzBox besonders hinsichtlich Kommunikation fast alles, was das Herz begehrt. Wenn die VPN-Firmware verfügbar ist, kann die FritzBox auch ohne Probleme in Außenstellen eingesetzt werden.