Unter Druck: 400.000 Printer weniger verkauft - und es wird nicht besser

17.04.2003
In Deutschland werden immer weniger Drucker verkauft: 2002 ging der Gesamtmarkt trotz Farb- und Multi-Trends um neun Prozent zurück. Das Segment der monochromen Laserdrucker stürzte sogar um zwölf Prozent ab.

Die Zahlen des Druckermarktes verheißen nichts Gutes: Auch im vergangenen Jahr erlebte die Branche wieder einen deutlichen Einbruch. Trotz weiterhin fallender Preise und Trendthemen wie Farbe, Fotodruck und Multifunktionalität wurden in Deutschland 400.000 Geräte weniger verkauft als im Vorjahr.

Gesamtmarkt verliert neun, Lasersegment zwölf Prozent

Am härtesten scheint es die monochromen Laserdrucker erwischt zu haben: Für das klassische Segment melden die Marktforscher von Dataquest ein Minus von zwölf Prozent. Demnach gingen hier im vergangenen Jahr knapp 1,02 Millionen Stück über den Ladentisch, 2001 waren es 1,16 Millionen. Nur zwei Hersteller konnten in dem stark rückläufigen Markt noch punkten: Hewlett-Packard und Kyocera Mita.

So hält HP hier nach wie vor die Spitzenposition. Der Hersteller konnte sich im Vergleich zum Vorjahr sogar noch um 0,5 Prozent verbessern. Auf dem zweiten Platz folgt laut Dataquest der Konkurrent Kyocera Mita. Auf den dritten Rang setzen die Analysten Brother, gefolgt von Lexmark und Canon. Die Top Five beherrschen den Markt.

Hewlett-Packard und Kyocera Mita dürfen sich über Zuwächse freuen. Aber auch der Drittplatzierte Brother zeigt sich trotz kleiner Einbuße zufrieden mit dem Ergebnis: "Wir hatten im vergangenen Jahr aufgrund von SAP-Einführung und Logistikwechsel ein paar Schwierigkeiten", erklärt Unternehmenssprecher Jörg-Stefan Schmitt. Man habe damit gerechnet, dass sich die auf die Marktanteile auswirken könnten: "Wir hatten eigentlich Schlimmeres befürchtet."

Bezüglich der künftigen Entwicklung sei man jedenfalls sehr zuversichtlich: "Das Ergebnis ist ein Ausreißer, eine Ausnahme. Das wird sich in diesem Jahr wieder ändern." Tatsächlich ging es für Brother bis 2002 stetig nach oben, der Hersteller hat seinen Marktanteil innerhalb weniger Jahre vervierfacht. Schmitt: "Dataquest sieht uns bei 10,9 Prozent, andere Analysten bescheinigen uns 12. Wir streben 13 oder 14 an - da gehören wir hin."

Markt in Deutschland extrem klamm

Tatsächlich sind sich die Marktforschungsinstitute in diesem Jahr bei ihren Ergebnissen zum Druckermark relativ einig. Das ist insofern ungewöhnlich, als jedes Institut für seine Analyse andere Basiszahlen abfragt. In diesem Fall unterscheiden sich die Ergebnisse zwar auch an einigen Stellen um ein oder zwei Prozent, doch die Platzierungen der Hersteller sind identisch, und die Tendenz ist ebenfalls klar: 2002 ging es nicht nur im monochromen Bereich, sondern im gesamten Druckermarkt abwärts. So beläuft sich das Minus im Gesamtmarkt laut dem Marktforschungsinstitut GfK, das die vom Handel tatsächlich ausgelieferten Geräte zählt, auf neun Prozent.

Das bedeutet, dass 2002 rund 400.000 Geräte weniger verkauft wurden als im Vorjahr. "Technologisch gesehen war das Jahr 2002 für unser Imaging- und Printing-Geschäft ein echter Durchbruch", meint dazu Gerhard Pfäff- le, Vertriebsdirektor der Imaging- und Printing-Group bei HP. "Wir hatten ab Mitte des Jahres in unserer bislang größten Produkteinführungs-Aktion nahezu 50 neue Drucker und Imaging-Produkte vorgestellt."

Doch der Hewlett-Packard-Manager räumt ein: "Vom Markt her gesehen verlief das Jahr 2002 sehr viel weniger bemerkenswert. Während viele unserer europäischen Kollegen noch ordentliche Zuwächse einfahren konnten, war der Markt in Deutschland extrem klamm."

Zwar sorgten vor allem die Neuvorstellungen rund um die Themen Fotodruck, Multifunktionalität und Farbe durchaus für Absatz-Highlights, dafür drückte der Schuh an anderer Stelle: "Die Preise waren in allen Segmenten anhaltend unter Druck", so Pfäff-le. "Und für 2003 sehen wir noch keine grundsätzliche Veränderung. Auch für dieses Jahr rechnen wir realistischerweise noch nicht mit einem Gesamtwachstum des Marktes."

Fast jeder zweite Drucker kam von Hewlett-Packard

Positive Entwicklungen erwartet HP hingegen wieder für einige der - bereits im vergangenem Jahr erfolgreichen - Teilsegmente: Der Lowend-Bereich, Colordruck, das MFP-Segment und das Thema mobiles Drucken werden den Markt in Bewegung bringen, ist sich Pfäffle sicher: "Das eröffnet auch für unsere Lösungspartner attraktive neue Absatzmöglichkeiten." So sehen das auch die Wettbewerber und setzen durchgehend ebenfalls auf Multis, Farbe und Fotodruck. Der Kampf um die Marktanteile verspricht also noch härter zu werden als im vergangenen Jahr.

Dem Marktführer müsste dabei ein stabiles Ergebnis eigentlich reichen. Pfäffle: "2002 konnten wir über das ganze Jahr gesehen einen Marktanteil von 47 Prozent halten. Das heißt: Praktisch jeder zweite ausgelieferte Drucker kam von HP."

www.brother.de

www.canon.de; www.gartner.com

www.gfk.de; www.hewlett-packard.de

www.kyocera.de; www.lexmark.de

ComputerPartner-Meinung

Der Druckermarkt erlebt dramatische Einbrüche. Dennoch spricht kein Hersteller aus, was längst alle wissen: Dieser Markt ist gesättigt, die Technik ist im Grunde ausgereizt, echte Innovationen sind nicht zu erwarten. Vielmehr kann man damit rechnen, dass auch in diesem Markt einige der kleineren Anbieter bald von der Bildfläche verschwinden werden. Der Eintritt von Dell wird die Entwicklung vermutlich beschleunigen. (mf)