UPDATE: Gildemeister stellt sich nach Rekordjahr auf Krise ein

12.02.2009
(NEU: Analysten, Aktienkurs, Einzelheiten, VDMA und VDW)

(NEU: Analysten, Aktienkurs, Einzelheiten, VDMA und VDW)

BIELEFELD (Dow Jones)--Der Werkzeugmaschinenbauer Gildemeister hat 2008 trotz eines Einbruchs bei den Bestellungen im vierten Quartal erneut das beste Geschäftsjahr in der Unternehmensgeschichte erzielt und will seine Aktionären mit einer höheren Dividende von 0,40 (0,35) EUR/Aktie daran beteiligen. Dank der positiven Entwicklung vor allem im Zeitraum Januar bis September schaffte Gildemeister die eigenen Zielvorgaben 2008 bei den Gewinnkennziffern, blieb aber bei den Auftragseingängen hinter den eigenen Erwartungen zurück. Grund dafür sei die Wirtschaftskrise und die Investitionszurückhaltung der Kunden, was nun auch bei Gildemeister zunehmend Spuren hinterlässt.

Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr gab Gildemeister am Donnerstag eine kleine Entwarnung: Die Umsatzentwicklung werde im ersten Quartal "zufriedenstellend" verlaufen, das Ergebnis positiv ausfallen. Den Auftragseingang in den ersten Wochen bezeichneten die Bielefelder als "verhalten". Angesichts der pessimistischen Prognosen für die Branche von den Verbänden VDW und VDMA verzichtet Gildemeister auf einen konkreten Ausblick für 2009.

Bereits im Schlussquartal hat der Konjunkturabschwung bei Gildemeister zu einem Rückgang bei den Auftragseingängen auf 289,2 Mio EUR von 461,1 Mio EUR geführt. Als Konsequenz stiegen die Bestellungen 2008 lediglich um 1% auf 1,882 (1,865) Mrd EUR. Ursprünglich wollte Gildemeister erstmals die Marke von 2 Mrd EUR überspringen, musste dann aber im November wegen der Konjunktureintrübung und den Auftragsstornierungen davon Abstand nehmen.

Rüdiger Kapitza, Vorstandsvorsitzender bei Gildemeister, sagte im November Dow Jones Newswires, für 2008 rechne man nun mit einem Auftragseingang von "sicher über" 1,9 Mrd EUR, vielleicht sogar 1,95 Mrd EUR. Die Spanne der Analystenschätzungen für den Auftragseingang bei Gildemeister im vierten Quartal reichten von 270 Mio EUR bis 304 Mio EUR. Überraschend kam der Nachfrageeinbruch allerdings nicht, denn die Daten der Branchenverbände deuteten dies bereits an.

Branchenweit waren die Bestellungen nach Angaben des Vereins Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW) im Oktober 2008 um 42% und im November um 51% gefallen. Nach Berechnungen des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) ergab sich im Dreimonatszeitraum Oktober bis Dezember 2008 ein Auftragsminus von 29%. Alleine im Dezember sind die Bestellungen um 40% zurück gegangen und bescherten den Maschinenbauern laut VDMA "das schlechteste Quartalsergebnis seit 1958".

Für 2009 sind die Branchenverbände skeptisch eingestellt und rechnen mit einem deutlichen Produktionsrückgang. Der VDW sieht ein Minus der deutschen Werkzeugmaschinenproduktion um 15%. "Nach einem beispiellosen fünfjährigen Aufschwung schlagen sich nun die Produktionskürzungen der Abnehmer im In- und Ausland bei uns massiv nieder", hieß es vom VDW, denn 30% der deutschen Werkzeugmaschinenproduktion gehen in die Automobil- und die Automobilzulieferindustrie. Zudem schrecken auch andere mittelständische Kundenkreise für Universal- und Standardmaschinen derzeit vor Investitionen zurück.

Der Werkzeugmaschinenbau gilt als Schlüsseltechnologie für die Industrieproduktion ohnehin als eine stark zyklische Branche. Ein allgemeiner Nachfragerückgang in den Anwenderindustrien mündet schnell in Anpassungen dort ge-planter Beschaffungsmaßnahmen.

Für Gildemeister steht lediglich fest, dass 2009 das Werkzeugmaschinengeschäft rückläufig sein werde. Das Servicegeschäft soll dagegen "stabil" verlaufen. Für das Solargeschäft erwartet Gildemeister "eine positive Entwicklung".

Die Analysten der WestLB meinen, "die Party ist für Gildemeister vorbei". Unter der Rezession werde das Kerngeschäft von Gildemeister leiden. Die LBBW sieht Gildemeister "in einer Wachstumspause".

Für 2008 berichteten die Bielfelder allerdings noch mal Bestmarken. Der Jahresüberschuss kletterte um 62% auf 81,1 Mio EUR und das Ergebnis vor Steuern erhöhte sich um 52% auf 126,7 Mio EUR. Gildemeister hatte für 2008 ein Wachstum beim Vorsteuerergebnis und beim Jahresüberschuss um 50% zum Vorjahr in Aussicht gestellt. Der Umsatz kletterte 2008 um 22% auf 1,904 Mrd EUR. Das Segment "Werkzeugmaschinen" erreichte eine Steigerung von 109,6 Mio EUR (+10%).

Das Segment "Services" trug mit 232,4 Mio EUR (+49%) zur Umsatzsteigerung bei; die Sparte "Solartechnik" hatte daran einen Anteil von 199,5 Mio EUR.

Der Aktienkurs von Gildemeister zeigt sich am Mittag bis gegen 11.35 Uhr MEZ mit einem Plus von 2,5% auf 6,20 EUR. Der MDAX-Wert ist seit Juni 2008 um rund 70% gefallen, im Sommer notierten Gildemeister bei 22,50 EUR.

Webseite: http://www.gildemeister.com Von Christine Benders-Rüger, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 102, unternehmen.de@dowjones.com DJG/cbr/smh Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de

Copyright (c) 2009 Dow Jones & Company, Inc.